Liebe ÖVP, die Ehe für alle ist doch so richtig schön konservativ.

Hallo ÖVP!
Hallo Herr Parteichef!
Hallo Herr Justizminister!

Es ist wieder einmal so weit. Die Ehe für alle wird diskutiert. Also mit anderen Worten: Die Öffnung der Ehe für Lesben und Schwule. Alle paar Monate oder Jahre – ein genaues Intervallmuster gibt es nicht – poppt die Frage nach der Gleichstellung lesbischer und schwuler Paare auf. Aktuell aufgrund des Referendums in Irland. Und immer wieder seht ihr in diesen Debatten ganz schön alt aus. Nicht Fisch, nicht Fleisch. Während die paar übrig gebliebenen urban-liberalen VP-Wähler_innen nur noch den Kopf schütteln glauben andere ÖVP-Granden, dass die Gefahr der an der rechtsextremen Flanke anklopfenden FPÖ zu groß ist.

Wie wäre es mal – und ich helfe ja wirklich gerne – wenn ihr die Debatte über die Ehe für alle (ach ja, noch eine Bitte: Sagt nicht Homo-Ehe!) einfach mal so richtig schön konservativ verteidigen würdet. Das könnt ihr ja eigentlich leichter als ich, der Grüne. Schaut mal:

Die Ehe ist ein hochgradig konservatives Konzept. Seid doch froh, dass es Menschen gibt, die dieses Konzept leben wollen. Werden ja eh immer weniger.
Zwei Menschen wollen Rechte und Pflichten füreinander übernehmen. Was ist das Problem? Wenn das nicht hochgradig bürgerlich ist, was dann?
Das Kindeswohl muss im Vordergrund stehen! Das sagt ihr doch so gerne? STIMMT! Deshalb kann die sexuelle Orientierung der Eltern nie und nimmer dabei eine Rolle spielen. Denkt mal drüber nach. Seid doch wirklich mal Familienpartei!
In eine Demokratie sind alle Menschen vor dem Gesetz gleich. Das sehen doch auch bürgerliche Parteien so, oder? Hoppla, warum ist dem dann nicht so?
Ungleiches darf nicht Gleich behandelt werden, hört ihr aus der klerikalen Ecke, und schon schreit ihr vor Angst und traut euch nicht drüber. Aber jetzt im Ernst: Das ist das dämlichste Argument von allen. Fragt mal euren befreundeten Bischöfen und Pfarrern, ob man denn tatsächlich als Staat einem verschiedengeschlechtlichen Paar über 70 die Ehe verweigern soll oder ob Menschen, die keine Kinder kriegen können, auch ein Eheverbot erhalten sollen? Na also. Von wegen ungleich. It’s all about love.
Die Öffnung der Ehe für Lesben und Schwule kostet dem Steuerzahler und der Steuerzahlerin genau: € 0,-
Liebe ist Liebe. Das gefällt sogar Konservativen und ließe sich toll plakatieren. Nächstenliebe darf kein Wort der FPÖ werden, oder katholische Verbände?

Streiten werden wir weiterhin. Ihr solltet etwa die Ehe für alle ermöglichen, während ich, der (aus Eurer Sicht) Revoluzzer, in diesem Fall auch die Eingetragene Partnerschaft modernisieren und noch schlanker machen würde und – ojegerle – den Heteros als Option zur Verfügung stellen würde.

Aber dahin ist noch ein weiter Weg. Vorab, liebe ÖVP, gebt euch einen Ruck. Euch hat das Building Bridges in den letzten Tagen auch gefallen? Wollt ihr nicht mal über die Brücke gehen? Sonst war der Bau doch völlig sinnlos, oder?

Euer Marco

PS: Ihr werdet das eh alles wieder ignorieren und mit irgendwelchen abstrusen und konstruierten Argumenten heterosexuelle und homosexuelle Paare schön in zwei verschiedene rechtliche Schubladen einordnen. Deswegen gehört ihr dann am Ende des Tages abgewählt und aus der Regierung entfernt. Wenn ihr es nicht anders haben wollt: Bitteschön. Denn die Ehe für alle kommt. Es ist nicht die Frage ob, sondern wann!

 

 

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