Der neue Heinz Heger-Park. Oder wie Homosexuelle weiter versteckt werden.

Heute hatte ich die Freude, bei der Eröffnung des neuen Heinz Heger-Parks am Zimmermannplatz im Alsergrund, dabei gewesen zu sein. Entstanden ist diese Sache so: Am Zimmerplatz 1 befindet sich die Ordination von Dr. Horst Schalk, eine Arztpraxis, die sich gezielt an schwule Männer richtet. Mit Dr. Schalk besuchte ich 2005 die Ausstellung geheimsache:leben. Als wir uns die Dokumente von und über Heinz Heger ansahen, sagte ich zu ihm: „Schau mal, der wohnte an deiner Adresse!“
Daraufhin wurde Dr. Schalk sehr aktiv, schaltete die Wiener Antidiskriminierungssstelle ein, dessen Mitarbeiter Wolfgang Wilhelm auch die SP-„Sektion Andersrum“ im 6. Bezirk betreut. In diesem Rahmen kontaktierten die Beiden die Bezirkspolitiker_innen im 9. Bezirk. Nach längerem Hin und Her wurde eine Umbenennung des Zimmermannplatzes zwar nicht erreicht (das macht die Stadt Wien nur sehr selten, da alle Anrainer_innen sonst von Visitenkarten bis Kreditkarten alles ändern müssten), aber eine neu gestaltete Grünfläche wurde – eben heute – nach Heinz Heger benannt. Die Bezirksvorsteherin Martina Malyar enthüllte heute dazu die Tafel mit Wolfgang Wilhelm und Dr. Horst Schalk. Zur Tafel später mehr…
Wer war Heinz Heger?
Heinz Heger überlebte sechs Jahre Konzentrationslager und trug den Rosa Winkel, das Zeichen schwuler Opfer. Seine Erinnerungen sind in seinem Buch „Der Mann mit dem rosa Winkel“ veröffentlicht. Nach dem Krieg versuchte er seine Haftzeiten als Pension anrechnen zu lassen (was ihm schlussendlich gelang) und wollte die Aufnahme des Haftgrunds Homosexualität ins Opferfürsorgegesetz, was ihm zeitlebens verwehrt wurde.
Die Familie von Heinz Heger wollte nie, das sein Name bekannt wurde. Zu sehr scheinen sie sich auch im 21. Jahrhundert noch zu schämen ein schwules NS-Opfer in der Familie zu haben. Deswegen wird auch heute noch das Pseudonym Heinz Heger benutzt, obwohl sein richtiger Name schon längst – von New York Times bis zu diesem Wikipedia-Eintrag – bekannt ist.
Eine tragische Anekdote aus dem Leben des Heinz Heger, war der Umgang mit seinem Rosa Winkel, den letzten der noch weltweit existiert! Kein österreichisches Museum, kein Archiv, niemand hierzulande wollte ihn haben. Deswegen liegt das letzte Exemplar im Holocaust-Museum in Washington. Auch ein Sittenbild Österreichs…
Die Tafel im Heinz Heger-Park
Die Tafel, die heute im Heinz Heger-Park enthüllt wurde, löste bei den Teilnehmer_innen Schock bis Irritationen aus. Mit KEINEM Wort wird auf der Tafel erwähnt, warum Heinz Heger verfolgt wurde, welches Buch er geschrieben hat, rein gar nichts. Die Bezirksvorsteherin merkte die Irritationen dann sehr bald und versprach, dies in den nächsten drei Wochen zu korrigieren.
Wollen wir’s hoffen! Ich werde das jedenfalls genau beobachten. Dass auf der Tafel unten Hundeverbote und andere Verbotshinweise angebracht sind, scheint mir auch mehr als unpassend. Erinnern ist ja offensichtlich keine Stärke der Stadt. Wenn’s um Homosexuelle geht, gilt das erst recht. Die werden auch in der Erinnerung wieder versteckt. Falscher geht’s nicht mehr.