Interview zur Verhaftung von Nadja Benaissa.

Heute habe ich und Elke Schlitz auf vienna.at (Beitrag hier) ein Interview gegeben. Es ging um die Verhaftung von Nadja Benaissa und der Vorwurf, sie hätte bewusst Männer infiziert. Abgesehen von der Tatsache, dass ich nicht glaube, dass die mediale Jagd, die derzeit passiert, einem prominenten Mann passiert wäre (Frauen werden bei Männern schnell von einer Heiligen zu einer Hexe abgestempelt), halte ich vor allem folgende drei grundsätzliche Fragen für wichtig:1. Wer hat Verantwortung für Safer Sex?Es ist doch klar, dass ein HIV positiver Mensch besonders aufpassen muss. Aber trotzdem sind beide Menschen, die miteinander Sex haben, verantwortlich. Auch der_die Negative. Im Video nenne ich ein anderes Beispiel, wo diese beidseitige Verantwortung sehr wohl rechtlich wirkt: nämlich bei einer Schwangerschaft.2. Was sind die folgen der medialen Berichterstattung?Die Stigmatisierung von Zeitungen wie Bild und Co. bedeutet einen herben Rückschlag für die Arbeit vieler Aids-Hilfe Organisationen. Die Therapien sind mittlerweile sehr gut, man kann trotz einer Infektion ein langes und erfülltes Leben haben. Wichtig ist jetzt, Menschen in ihren sozialen Netzwerken und in ihren Jobs zu belassen und zu integrieren. Und dass man auch zu einer Infektion stehen kann.3. Wer wird sich jetzt noch testen lassen?Wenn Nichtwissen vor Strafverfolgung schützt, dann gehen weniger Leute sich testen lassen. Frühdiagnosen sind aber das wichtigste überhaupt, um gute Therapien zu entwickeln. Daher könnte gerade diese Verhaftung eines der kontraproduktivsten Aktionen überhaupt sein.Die tragische Geschichte hat zumindest eine Wirkung: Auch Heterosexuelle können nun begreifen, dass HIV und Aids kein nur „Randgruppen“ betreffende Sache ist. Es gibt keine heterosexuelle sichere Insel. Das wird vielen jetzt wieder bewusst.