Zukunft für die Alte Schmiede?

In der Schönlaterngasse 9 im Ersten Wiener Gemeindebezirk befindet sich eines der wichtigsten – wenn nicht die wichtigste – literarische Kulturinstitution Wiens (oder besser: Österreichs, noch besser: des deutschen Sprachraums): Die Alte Schmiede. Das Haus gehörte der Wiener Städtischen, die es zu günstigen Konditionen in den 80-er Jahren erwarb. Davor war das Haus kommunaler Eigentum und gehörte dem Verlag Jugend & Volk. Die SP-nahe Versicherung verkaufte das Haus nun. Und wie geht es mit der Alten Schmiede weiter?

Die Grundfrage, die sich für den zuständigen Kulturstadtrat Dr. Andreas Mailath-Pokorny stellt, ist eine einfache – und eine scheinbar für die derzeitige Kulturpolitik Wiens ach so schwierige: Fördert man in gewachsene Strukturen, in denen sich KünstlerInnen vernetzen können, sich einem interessiertem Publikum präsentieren können, in der Literatur nicht nur dargestellt, sondern gefördert und unterstützt wird, damit die AutorInnen eine Art Heimstätte haben? Oder will Mailath-Pokorny lieber in die Eventkultur investieren? Literatur um die Burg etwa – damit es schön knallt.

Die Kulturpolitik der SPÖ scheint sich in den letzten Monaten und Jahre immer weiter weg von einer konkreten KünstlerInnen-Förderung zu bewegen. An ihrer Stelle tritt die Förderung in Events, die oftmals wesentlich teurer sind, als direkte Förderung zu den Kunstschaffenden benötigen würde.

Im konkreten Fall der Alten Schmiede bedeutet dies: Mit dem neuen Eigentümer muss verhandelt werden, damit der Kunstverein in der Alten Schmiede adäquate Räumlichkeiten betreuen kann und Literatur und AutorInnen (und zusätzlich die Musikwerkstatt) fördert. Dafür muss der Kulturstadtrat zuerst einmal Geld in die Hand nehmen – für die neuen Räumlichkeiten unter den neuen Rahmenbedingungen eines neuen Besitzers. Dann die Zukunft dieser Stätte absichern! Das bringt mehr als jeder Event. Warum?

Ohne geförderte KünstlerInnen und ohne Homebase (um ein modernes Wort zu benutzen) werden Großevents keine KünstlerInnen präsentieren können. Freilich: Events bringen mitunter Aufmerksamkeit und schaffen es, Publikumsschichten anzusprechen, die für kleine Institutionen kaum erreichbar sind. Wenn bei diesen Events aber Wiener KünstlerInnen präsentiert werden sollen, dann müssen diese KünstlerInnen zuerst einmal adäquat gefördert werden. Daher, Herr Stadtrat: Retten Sie die Alte Schmiede“. Die Kultur einer Stadt besteht zuerst aus ihren KünstlerInnen und KunstvermittlerInnen. Die Events sollten auf der Prioritätenskala erst weiter hinten stehen und in einige wenige Veranstaltungen münden. Events können Kunstförderung nämlich nicht ersetzen.

 

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