Sehr geehrter Herr Weihbischof!

Ich könnte das nicht so schön formulieren, denn ich bin weder katholisch noch besonders spirituell. Aber ein spiritueller schwuler Freund hat diesen offenen Brief an den Weihbischof geschrieben, und ich veröffentliche ihn hier gerne:Sehr geehrter Herr Weihbischof Wagner,auch wenn Sie sich von den aktuellen öffentlichen Diskussionen scheinbar nicht beeindrucken lassen, trete ich dennoch an Sie persönlich heran. Als bekennender Homosexueller ist es sehr schmerzhaft, zu beobachten, dass Sie leider die Konsequenzen solcher Unruhen nicht weiter verfolgen können, da ihr Blick offenbar ausschließlich auf das Wohl der hierarchischen kirchlichen Struktur ausgerichtet ist. Mir ist an dieser Stelle natürlich bewusst, dass mein Schreiben Ihre Haltung kaum verändern kann, dennoch haben Sie als Mann der Kirche das Recht, die Konsequenzen solcher Aktionen neu zu bewerten.Wenn ich Ihnen hier schriftlich gegenübertrete, dann nur deshalb, weil mich das Leben mit den Themata Kirche, Schuld und Sünde, Heilung und Tod und den Folgen der scheinbaren Sünden ausreichend konfrontiert hat.Als Konsequenz dieser Erfahrungen habe ich mit den mir angeborenen Fähigkeiten, die mir vielleicht auch von höherer Stelle zugewiesen worden sind, in der Zwischenzeit mehr als 5000 Menschen unterstützt. Unter diesen Hilfesuchenden waren sowohl Hausfrauen, Manager, Politiker, Menschen von der Straße, als auch Universitäts-professoren, Nonnen, Pater, wie auch Homosexuelle beiderlei Geschlechts, darunter einige Priester, die trotz der ehrlichen Berufung ihre teils gleichgeschlechtliche Sexualität leben, ohne sie als Krankheit, oder Sünde zu empfinden, sondern als weiteres schöpferisches Kommunikationsmittel. Wenn Menschen hingegen durch Umstände und scheinbar von Gott erschaffenen Regelngegen ihre angeborene Natur ankämpfen müssen, dann führt dies häufig zu Handlungen, die nicht nur bei ihnen selbst, sondern auch im sozialen Umfeld zu Not, Schande, Ausgrenzung und zuletzt Krankheit führen. Nicht der Mensch, Mann oder Priester, der sich als bedürftiger Mensch nach Nähe, Wärme und Berührung sehnt, (egal nach welchem Geschlecht) ist krank, sondern die unnatürlichen Bedingungen, die ihn unter Druck setzen, und ihn zuletzt zu Handlungen verleiten, die ihn selbst und andere schädigen.Ich wurde selbst Zeuge einer Begegnung, bei der ein älterer Priester im Krankenhaus versuchte, die Vergebung von einem schwerkranken 25jährigen Mann zu erhalten, den er Jahre davor sexuell verführt hatte, als jener noch ein kindlicher Ministrant und dieser klerikalen Autorität seelisch und intellektuell völlig unterlegen war. Der Priester hatte ihm damals gesagt, dass er in die Hölle käme, würde er jemals von diesen Geschehnissen berichten. Nun, die Seele eines Kindes, das von einem Priester, also einer glaubwürdigen Autorität, zu der es aufsieht, mit der „Hölle“ konfrontiert wird, hat psychologisch kaum noch eine andere Wahl, als diesen satanischen Zustand bereits im eigenen Körper zu manifestieren, da das Kind auf einer subtilen Ebene einen Befehl befolgt, der ihm aber selbst keineswegs bewusst ist. Oder erst bewusst wird, wenn der ganze Körper tagelang im Fieber brennt. Der betreffende junge Mann verstarb mit diesem Geheimnis im Alter von 27 Jahren, glücklicherweise in so viel Liebe und in das Wissen eingebettet, dass er die Hölle für immer hinter sich haben würde. Er verließ uns mit der tiefen Überzeugung, dass es nur eine „Hölle“ gibt, nämlich jene, die wir vor unserem Aufstieg hier selbst erschaffen.Diese und andere Begegnungen mit schönen, mutigen, selbständigen Menschen aus dieser und vielen anderen Kulturen, haben mich damals bewogen, ein Buch zu verfassen, in dem ich neugierigen, gleichgesinnten, liberalen und intelligenten Menschen eine Möglichkeit mehr bieten wollte, diese Mechanismen zu durchschauen, um sich für ein Leben ohne Angst und krank machende Verdammung zu entscheiden.In vielen anderen Kulturen gilt angeborene Homosexualität als die von Gott verschenkte Gabe, mit anderen Bewusstseinsformen und höheren Mächten zu kommunizieren, und die betreffenden Menschen werden wertgeschätzt und erhalten einen Platz voller Würde und Ansehen, an dem sie sich auch diesen verantwortungsvollen Aufgaben, als Heiler und Mittler zwischen spiritueller und menschlicher Welt, kraftvoll stellen können.Unter anderem habe ich dieses Buch verlegt, um Homosexuelle (und alle anderen geneigten LeserInnen) aus der sogenannten spirituellen Verdammung zu befreien. Bisher ist mir keine Textstelle bekannt, in der man Jesus wörtlich zitieren hört, dass er für Homosexuelle Bestrafung von höherer Stelle fordert. Was ich hingegen sicher weiß, ist, dass Menschen geneigt sind, sich lediglich wegen anerzogener Werte und subtil unterschobener Schuldgefühle und der daraus resultierenden sozialen, wie auch spirituellen Isolation, später mittels Krankheit, Leid und Einsamkeit selbst zu bestrafen. Alles, worum ich Sie an dieser Stelle mit Respekt, aber auch innerhalb ihrer öffentlichen Verantwortung als Priester ersuche, ist, sich etwas bewusster mit den Folgen ihrer eigenen Wortwahl zu befassen, denn es könnte ja sein, dass nicht das krank ist, was Sie als solches zu erkennen glauben, sondern, dass eine Seele erst deshalb erkrankt, weil sie unbewusst dem unglückseligen Befehl einer scheinbaren Autorität folgt. Es könnte also auch möglich sein, dass ihre öffentlichen Aussagen völlig gesunde Menschen krank machen. So etwas nennt man im Volksmund auch einen Fluch.Das wäre ja demnach wohl das völlige Gegenteil des Auftrages, den der Menschenfischer Jesus von 2000 Jahren an seine Apostel weitergegeben hat.Ich erlaube mir daher, Ihnen meine damalige Buchschöpfung als alternativen Denkanstoß zu überreichen, und wünsche Ihnen und uns allen tolerante und heilsame Worte, Gedanken, Gefühle und Gespräche.Mit besten GrüßenLothar LehnerSchamane, Lehrer, Homosexueller und gesundes Kind Gottes und seiner Schöpfung

2 Gedanken zu „Sehr geehrter Herr Weihbischof!“

Schreibe einen Kommentar