Wie die katholische Kirche am Glücksspiel mitverdient.

Es ist nichts Unbekanntes, was ich hier blogge. Aber wenn ich mich in meinem Bekanntenkreis umhöre und frage, ob jemand weiß, dass die österreichische römisch-katholische Kirche an Roulette, Spielautomaten, Black Jack, Poker und Co. mitverdient, dann weiß das erstaunlicherweise kaum jemand. Diese Beteiligung ist aber Tatsache, wenn auch offensichtlich eine wenig bekannte.

Glücksspiel in Österreich

Wenn es um öffentliche und politische Diskussionen rund um das Thema Glücksspiel geht, dann wird meistens über das so genannte „Kleine Glücksspiel“ gesprochen, also die Automaten, an denen man sitzt, Geld einwirft und je nach Zufall etwas gewinnt oder verliert. Die Casinos Austria bieten auch Automatenhallen an. Wie man pathologisches Spielen aus den „Spielhöllen“ entfernt, ist bei allen großen Glücksspielanbietern mittlerweile ein großes Thema, bei den Casinos Austria ebenso, wie bei der (meistens in diesem Zusammenhang genannten) Firma Novomatic. (siehe Website „Spiele mit Verantwortung“ der Casinos Austria, sowie Responsible Gaming der Novomatic).

Die Casinos Austria haben in diesen Debatten einen Vorteil: Noch immer haben sie das Image eines staatlich gelenkten Betriebs, das alleine schon deshalb besonders kontrolliert sei. Was allerdings längst nicht mehr stimmt, denn die Casinos Austria sind eine privatisierte Aktiengesellschaft. Zu einem Drittel ist sie allerdings indirekt noch in staatlichem Besitz, weil die Münze Österreich (die wiederum der Nationalbank gehört), mit diesem Anteil an den Casinos Austria beteiligt ist und somit der zweitgrößte Aktionär ist. Der Rest ist Privatbesitz. Viele Beteiligungen an den Casinos Austria führen übrigens zum Raiffeisen Konzern (wie man hier nachlesen kann, auch welche weiteren Beteiligungen es gibt samt Grafik. Anm.: Ich habe allerdings den Hintergrund und die Glaubwürdigkeit der Betreiber von spiele-info.at noch nicht überprüft, die Beteiligungen sind jedenfalls richtig dargestellt).

Die Beteiligung der Kirche

Eine der Aktionäre der Casinos Austria ist das private Bankhaus Schelhammer & Schattera AG. Diese ist gleich doppelt an den Casinos Austria beteiligt. Zum einen ist die Bank über 10 {6f8c26ad3fabc3ab9e5403d0d68a89bc5a2f8a366172fd8ffa8095b282dbc8a7} an der Medial Beteiligungs Ges. m. b. H. beteiligt, die wiederum zu etwa einem Drittel an den Casinos Austria beteiligt ist – und somit der größte Aktionär der österreichischen Casinos ist. Zum anderen ist das private Bankhaus auch zu mehr als 5 {6f8c26ad3fabc3ab9e5403d0d68a89bc5a2f8a366172fd8ffa8095b282dbc8a7} direkt an den Casinos Austria beteiligt und ist somit der viertgrößte Aktionär.

Das Portfolio und die Produktpalette des Bankhauses Schelhammer & Schattera AG liest sich prinzipiell interessant. Besonders die christlichen Werte werden auf ihrer Website oder in ihrem Geschäftsbericht betont, aber auch die Sorgfalt der ethischen Prinzipien, der Nachhaltigkeit und des sozial und ökologisch verantwortungsbewussten Handelns sind bemerkenswert. Ich würde alles sofort unterschreiben und tatsächlich liest sich vieles im Geschäftsbericht oder auf der Website höchst spannend, interessant und vernünftig.

Wem gehört aber die Bankhaus Schelhammer & Schattera AG? Sie sagt es selbst und nennt sich auch die Bank der Kirche:
„Als älteste Privatbank in Wien fühlen wir uns der Tradition verpflichtet. Mit einem Anteil von rund 85{6f8c26ad3fabc3ab9e5403d0d68a89bc5a2f8a366172fd8ffa8095b282dbc8a7} des Aktienkapitals bilden Institutionen der römisch-katholischen Kirche Österreichs unsere Kernaktionäre. Die besondere Verantwortung der Kirche in sozialen und ethischen Belangen bestimmt auch unser Handeln. In unserer Geschäftspolitik orientieren wir uns an langfristigen Werten und den Kernprinzipien der Nachhaltigkeit.“
In ihrem Geschäftsbericht 2010 (Download hier) dürfen dann auch viele Geistliche zu Wort kommen und überhaupt hat man den Eindruck ein offizielles Organ der Kirche zu lesen. Am Cover ist ein Kirchenraum zu sehen. Das Vorwort wird vom Präsidenten des Aufsichtsrats, Abt Mag. Ambros Ebhart, geschrieben, der gleichzeitig Abt des Stiftes Kremsmünster ist. Wir erfahren, dass im Aufsichtsrat auch Geistliche zu finden sind, etwa P. Erhard Rauch, Generalsekretär der Superiorenkonferenz. Im Beirat des Bankhauses sind dann bekannte Namen zu finden: Die Diözesanbischöfe Dr. Alois Schwarz, Dr. Paul Iby, Dr. Ludwig Schwarz, Dr. Egon Kapellari, DDr. Klaus Küng, die Weihbischöfe DDr. Helmut Krätzl und Dr. Ferenc Cserháti, der Militärbischof Mag. Christian Werner, die Äbte Bruno Hubl, Wolfgang Peter Wiedermann, Mag. Gregor Henckel Donnersmarck, Columban Luser, usw.

Eines wird jedoch im Geschäftsbericht nicht erwähnt: Die Beteiligung an den Casinos Austria. In einem Interview mit dem FORMAT 2009 war die Antwort des Generaldirektors von Schelhammer & Schattera, Komm.-Rat Helmut Jonas, auf die Frage, wie das denn nun mit den Beteiligungen an den Casinos sei, eine sehr ausweichende Antwort. Eine, die offensichtlich nicht hochspielen will, sondern das in Wahrheit gerne versteckt und nicht weiter beachtet sehen will. Er antwortete:
„Diese Beteiligung ist für uns kein großes Thema mehr.“
Schelhammer & Schattera macht übrigens nichts Illegales. Das Bankhaus darf sich freilich an Casinos oder andere Glücksspielgeschäfte beteiligen. Dass es aber im Hintergrund die römisch-katholische Kirche ist, die an den Gewinnen der Roulette-Tischen, der Automatenzimmer, der Jackpot Casinos, der Black Jack- und Pokerräume beteiligt ist und Geld damit verdient, finde ich jedenfalls höchst bemerkenswert.

16 Gedanken zu „Wie die katholische Kirche am Glücksspiel mitverdient.“

  1. Sehr schön, Marco!

    Siehe dazu auch im Katechismus: http://www.vatican.va/archive/DEU0035/_P8H.HTM

    2413 Glücksspiele (wie Kartenspiele) oder Wetten verstoßen an und für sich nicht gegen die Gerechtigkeit. Sie werden jedoch dann sittlich unzulässig, wenn sie jemand um das bringen, was er zu seinem und anderer Menschen Lebensunterhalt braucht. Die Spielleidenschaft droht den Spieler zu versklaven. Eine ungerechte Wette abzuschließen oder beim Spiel zu betrügen ist schwerwiegend, außer wenn der zugefügte

    Schaden so gering ist, daß der Geschädigte ihn vernünftiger weise nicht ernst nehmen kann.

  2. Sehr schön, Marco!

    Siehe dazu auch im Katechismus: http://www.vatican.va/archive/DEU0035/_P8H.HTM

    2413 Glücksspiele (wie Kartenspiele) oder Wetten verstoßen an und für sich nicht gegen die Gerechtigkeit. Sie werden jedoch dann sittlich unzulässig, wenn sie jemand um das bringen, was er zu seinem und anderer Menschen Lebensunterhalt braucht. Die Spielleidenschaft droht den Spieler zu versklaven. Eine ungerechte Wette abzuschließen oder beim Spiel zu betrügen ist schwerwiegend, außer wenn der zugefügte

    Schaden so gering ist, daß der Geschädigte ihn vernünftiger weise nicht ernst nehmen kann.

  3. Ich bin überzeugt, dass es moralisch ebenso verwerflich ist für Opfer des Missbrauchs Spenden zu sammeln, denn der Beschuldigte bzw. die ihn vertretende und mitschuldige Organisation sollte allein aufkommen müssen für den Schadensausgleich.. ich kann ja meine Sünden auch nicht anderen übertragen, damit diese im Beichtstuhl meine und dann auch noch die ihrigen dem Beichtvater offenbaren..

  4. Ich bin überzeugt, dass es moralisch ebenso verwerflich ist für Opfer des Missbrauchs Spenden zu sammeln, denn der Beschuldigte bzw. die ihn vertretende und mitschuldige Organisation sollte allein aufkommen müssen für den Schadensausgleich.. ich kann ja meine Sünden auch nicht anderen übertragen, damit diese im Beichtstuhl meine und dann auch noch die ihrigen dem Beichtvater offenbaren..

  5. naja. wäre Northrop Grumman besser? oder bp? oder vll ein schuhersteller die beschäftigen indische kinder recht umfassend….
    oder eine omv die in Dafur beste geschäfte betreibt?
    oder diverse große handelsketten die ihre mitarbeiter meschenunwürdig anstellen.

    ich denke casinos austria sind im vergleich was sonst so am weltmarkt herumkrebst ein engerl….

  6. naja. wäre Northrop Grumman besser? oder bp? oder vll ein schuhersteller die beschäftigen indische kinder recht umfassend….
    oder eine omv die in Dafur beste geschäfte betreibt?
    oder diverse große handelsketten die ihre mitarbeiter meschenunwürdig anstellen.

    ich denke casinos austria sind im vergleich was sonst so am weltmarkt herumkrebst ein engerl….

  7. danke für den informativen Bericht – wusste bislang nicht, dass Schelhammer ind iesem Ausmaß der Kirche gehört und das mit den Beteiligungen am Abzocken auch nicht.

    Herzlich gelacht habe ich aber über deinen Satz
    „war die Antwort des Generaldirektors von Schelhammer & Schattera (…) auf die Frage, wie das denn nun mit den Beteiligungen an den Casinos sei, eine sehr ausweichende Antwort. Eine, die offensichtlich nicht hochspielen will,…
    lg
    Wolfgang

  8. danke für den informativen Bericht – wusste bislang nicht, dass Schelhammer ind iesem Ausmaß der Kirche gehört und das mit den Beteiligungen am Abzocken auch nicht.

    Herzlich gelacht habe ich aber über deinen Satz
    „war die Antwort des Generaldirektors von Schelhammer & Schattera (…) auf die Frage, wie das denn nun mit den Beteiligungen an den Casinos sei, eine sehr ausweichende Antwort. Eine, die offensichtlich nicht hochspielen will,…
    lg
    Wolfgang

  9. Geld stinkt nicht. Die Kirche hat nicht nur ihre Finger im Glücksspiel. Der Vatikan besitzt Banken, Latifundien und Immobilien im Wert von zig Milliarden Euro. Ob es moralisch ist, mit der Spielsucht von Menschen (Gläubigen) den Reichtum der Kirche zu vermehren? Wie sagte doch Brecht? Zuerst kommt das Fressen und dann die Moral. Also dreht sich das Glücksrad weiter.

  10. Geld stinkt nicht. Die Kirche hat nicht nur ihre Finger im Glücksspiel. Der Vatikan besitzt Banken, Latifundien und Immobilien im Wert von zig Milliarden Euro. Ob es moralisch ist, mit der Spielsucht von Menschen (Gläubigen) den Reichtum der Kirche zu vermehren? Wie sagte doch Brecht? Zuerst kommt das Fressen und dann die Moral. Also dreht sich das Glücksrad weiter.

  11. die kirche ist ein global player und besitzt noch ganz
    andere aktien aus geschäftsbereichen, die sie selbst als sündig bezeichnet (pharmaind. kondome ect). als unternehmerin respektiere ich das kapitalistische engagement der kirche.
    dumm sind für mich diejenigen die die gier der geldjongleure
    sättigen und davon gibts genug.

  12. die kirche ist ein global player und besitzt noch ganz
    andere aktien aus geschäftsbereichen, die sie selbst als sündig bezeichnet (pharmaind. kondome ect). als unternehmerin respektiere ich das kapitalistische engagement der kirche.
    dumm sind für mich diejenigen die die gier der geldjongleure
    sättigen und davon gibts genug.

Schreibe einen Kommentar