Gastbeitrag: Don't ask, don't tell – Wie ist das eigentlich im österreichischen Bundesheer?

In den USA wurde vor kurzem die Don’t ask, don’t tell-Regel im Militär abgeschafft. Auch US-Soldaten und -Soldatinnen dürfen nunmehr an ihrem Arbeitsplatz offen ihre sexuelle Orientierung kundtun. In Europa blickt man mitunter skeptisch Richtung USA, Kanada oder Australien. Möglicherweise ist in Europa das Militär ein einfach zu konservativ-national besetztes Thema, als das man sich damit in Menschenrechtsgruppen auseinander setzen will.

Ich wollte es trotzdem wissen und bat Niki Kunrath, Grünes Mitglied der parlamentarischen Bundesheer-Kommission, zu einem Gastbeitrag. Don’t ask, don’t tell auch im österreichischen Bundesheer? Scheinbar schon, wenn auch nicht bewusst. Lesen Sie selbst:

„Du schwule Schwuchtel“

Diese Woche wurde in den Vereinigten Staaten von Amerika die sogenannte Schweigeregel für Soldaten – Don’t ask, don’t tell – von der US-Regierung offiziell aufgehoben. Bislang mussten Lesben und Schwule in der US-Army entweder ihre sexuelle Orientierung verheimlichen oder sie verloren ihren Job. Die Don’t ask, don’t tell-Regel ist übrigens erst Anfang der 1990-er Jahre unter Präsidenten Bill Clinton – einem Demokraten – eingeführt worden. Doch seit dieser Woche dürfen Homosexuelle auch „offiziell“ in der US-Army dienen und sich dazu bekennen. Im US-amerikanischen Parlament wurde diese Forderung im Dezember 2010 beschlossen, und nun kam von Obama das endgültige Go! gegen eine solche diskriminierende Regel. Bedauerlich finde ich lediglich an dieser Entscheidung, dass homosexuelle Paare keineswegs noch die gleichen Rechte wie heterosexuelle Paare haben – so können gleichgeschlechtliche Paare nicht gemeinsam auf der Basis leben, und gibt es auch andere Differenzen und Benachteiligungen.

Typisch amerikanisch übrigens die Aussendung der Homosexuellen-Initiativen in den US: Dem Militär fehlen jetzt keine talentierten SoldatInnen mehr! Es gibt halt doch immer wieder verschiedene Standpunkte und Sichtweisen. Ich würde es für besser halten, wenn es gar keine „talentierten SoldatInnen“ braucht.

Übrigens Standpunkte:

Ich bin nun seit zehn Jahren in der Parlamentarischen Bundesheer-Kommission Mitglied für die Grünen. Und in all den Jahren gab es noch nie (!) einen Beschwerdegrund von einem Soldaten, bzw. von einer Soldatin,der sich auf seine/ihre sexuelle Orientierung und etwaige daraus resultierende Diskriminierungen bezogen hat.

Wohl wurden Menschen mit „Schwule Schwuchtel“, oder Ähnlichem diskriminiert und beschimpft, doch war dies dann leider eine Stereotype von eher „einfachen“ vorgesetzten Ausbildnern gegenüber Grundwehrdienern, die in deren Augen zum Beispiel zu wenig Leistung – in was auch immer – gebracht hatten.

Im Gegensatz zu den Gay Cops Austria, also der Vereinigung der schwulen und lesbischen PolizistInnen in der Bundespolizeibehörde, gibt es analog keinerlei solche Bewegung im Kader des Österreichischen Bundesheers. Wenn auch nicht in Österreich, so ist zumindest in Deutschland die Situation eine Andere: der ehemalige Wehrbeauftragte des deutschen Bundestags, also jener Mann ,der zuständig ist, analog der österreichischen parlamentarischen Beschwerdestelle für Diskriminierung, Übergriffe und andere Fehlleistungen innerhalb des Militärs, Reinhold Robbe hat heuer seinen langjährigen Freund geheiratet.

Vielleicht kommt das „Outing“ der Einen/des Einen auch bald im österreichischen Bundesheer und schauen wir dann, wie wir damit umgehen. Früher glaube ich mich zu erinnern, war das ein Grund vom Wehrdienst befreit zu werden, das hat sich zumindest gesetzlich deutlich verändert, aber deswegen nur verdrängt?

Niki Kunrath, Mitglied der Parlamentarischen Bundesheer-Kommission für die Grünen, Referent für Migrations-und Menschenrechtspolitik, sowie Sicherheit im Grünen Klub im Rathaus

2 Gedanken zu „Gastbeitrag: Don't ask, don't tell – Wie ist das eigentlich im österreichischen Bundesheer?“

  1. Interessanter Kommentar, wobei vielleicht noch anzumerken wäre, dass Clintons DADT, wenn auch äußerst fragwürdig, immerhin eine Verbesserung zum vorherigen Zustand darstellte, wenn er schon so hervorgehoben wird. Davor wurde die sexuelle Orientierung nämlich am Rekrutierungsformular abgefragt und bei „falscher“, also ehrlicher Antwort wurde homosexuellen Menschen jeder Militärdienst verwehrt.

  2. Interessanter Kommentar, wobei vielleicht noch anzumerken wäre, dass Clintons DADT, wenn auch äußerst fragwürdig, immerhin eine Verbesserung zum vorherigen Zustand darstellte, wenn er schon so hervorgehoben wird. Davor wurde die sexuelle Orientierung nämlich am Rekrutierungsformular abgefragt und bei „falscher“, also ehrlicher Antwort wurde homosexuellen Menschen jeder Militärdienst verwehrt.

Schreibe einen Kommentar