Was man von Faymanns und Failmanns Social Media Auftritt lernen kann.

Dass der Social Media-Auftritt des Teams um Bundeskanzler Werner Faymann in die Hose gegangen ist, wurde in zahlreichen Artikeln, Interviews, Blogbeiträge usw. hinlänglich erklärt. Darauf will ich jetzt gar nicht eingehen, außer mit einem Satz: Erstaunlich, dass das Fehlermachen manchmal wie eine Spirale funktioniert, aus der man dann kaum noch rauskommt.

Was mir aber Sorgen macht ist der spöttische Unterton der zahlreichen Kritiker_innen, und es scheint einzig dieser Ton übrig zu bleiben. Spott dominiert. Nicht, dass der Auftritt keinen Spott vertragen würde, denn dieser ist nunmal kläglich gescheitert und – allem voran! – kostet er viel Steuergeld. Und so ist Werner Failmann in den sozialen Medien mittlerweile populärer als der Kanzler selbst. Und das vollkommen zurecht.

Nein, es geht um etwas Anderes:

Dass ein Bundeskanzler, eine Bundesregierung, ein Ministerium, ein Landesrat oder eine Stadträtin Social Media nutzt, ist nämlich prinzipiell richtig. Wie oft haben gerade die Social Media-Aficionados gefordert, die Politiker_innen sollen doch bitte in Dialog mit den Bürger_innen treten! Und wie sehr sich doch Social Media anbieten würden, um Tendenzen zu erspüren, um Entscheidungen mit diskutieren zu lassen, zuzuhören bzw. transparent zu gestalten, usw.

Ja, der Auftritt von Faymann hat grundlegende Spielregeln von Social Media missachtet, das steht außer Frage. Aber jetzt wäre es an der Zeit, dass wir – die Kritiker und Kritikerinnen – nicht mehr nur spötteln, verächtlich machen und grundsätzlich ablehnen. Denn ein funktionierender Auftritt einer Regierung in den neuen sozialen Medien (und anderswo natürlich genau so) sollte uns ein Anliegen sein. Nach der Zeit des Spottes ist jetzt konstruktive Kritik angesagt!

Wie ein Regierungsauftritt gut funktionieren kann, zeigt etwa Deutschland. Die Bundesregierung rund um Kanzlerin Angela Merkel hat einen Regierungssprecher installiert, der nach Außen kommuniziert. Er hat einen Namen (nämlich Steffen Seibert), ist ansprechbar, ist aus Fleisch und Blut und kein abstraktes „Team Kanzler“ usw. Zudem besteht der Auftritt aus einer Person und hat nebenbei auch noch andere Aufgaben als nur Social Media zu betreuen. Der deutsche Regierungssprecher ist somit billiger als ein Team, zumal er wohl ohnehin angestellt worden wäre – ob nun mit oder ohne Social Media-Auftritt. Siebert begann zu twittern und schaute einfach was daraus wurde. Und es wurde in diesem Fall – zumindest kommunikationstechnisch, ob politisch sei dahingestellt – ein Erfolg.

Daraus kann man lernen. Und fordern. Daher sage ich hier laut: Sagen wir dem Kanzler und seinem Team doch, wie wir uns das vorstellen! Sagen wir dem Kanzler und seinem Team, welche Erwartungen wir haben! Ganz konkret.

Stefan Bachleitner hat heute in seinem Blogbeitrag den Rücktritt von Werner Failmann gefordert, der Online-Persiflage auf den Bundeskanzler. Soweit würde ich nun nicht gehen (obwohl ich mir seit Erscheinen des Failmann-Humtata-Songs da auch nicht mehr so sicher bin), aber bei einer Sache hat er recht: Wenn berechtigte Kritik ausschließlich auf Spott ausgerichtet ist, dann fehlt einfach die Konstruktivität.

Warum?

Weil ich nicht will, dass der Spott und die Kritik dazu führt, dass Politiker und Politikerinnen deshalb keinen Social Media-Auftritt mehr machen, weil sie zu sehr Angst haben müssten sich die Finger zu verbrennen.

Werner Failmann soll meiner Meinung nach nicht zurücktreten. Aber Kritik soll eben auch mal konstruktiv sein. Und zu kritisieren gibt es bei dieser Bundesregierung und diesem Bundeskanzler ohnehin genug. Aber veröffentlichen soll er das bitte sehr wohl in Social Media-Kanälen. Und sich die Kritik anhören, wahrnehmen, zuhören und daraus lernen auch. Ob dies dann auch wirklich geschieht, steht freilich auf einem anderen Blatt.
PS: Noch eine kleine Anmerkung, nachdem ich soeben angerufen wurde und zur Klarstellung: Spott und kabarettistische Auseinandersetzung mit dem Korruptionssumpf, dem politisch überholten System, und all das, finde ich vollkommen richtig. Ich bezog mich in diesem Artikel einzig und allein auf den Spott zum Social Media-Auftritt!

Heute abend: Diskussion zur isländischen Verfassung "von unten".

Der Aktionsradius Augarten, eine seit Jahren im 20. Bezirk aktive und engagierte Kulturinitiative, hat in diesem Monat den Schwerpunkt Krise der Dermokratie. In zahlreichen Veranstaltungen wird dieser (realen? vermeintlichen?) Krise nachgegangen.

Heute Abend moderiere ich dazu eine Podiumsdiskussion mit dem Wiener Rechtsanwalt Alfred J. Noll sowie dem deutschen Juristen und Blogger Maximilan Steinbeis (verfassungsblog.de).

Was macht die isländische Verfassung so besonders, dass man darüber diskutieren möchte – zumal wenn es um das Thema „Krise der Demokratie“ geht? Island schrieb sich nach der schweren Krise, die das Land erfasste, eine ganz besondere Verfassung. Sie wurde mithilfe des Internets und Social Media Plattformen in einer einzigartigen Aktion des Crowdsoucings geschrieben. Jede und Jeder durfte und konnte daran teilnehmen. (Siehe dazu diesen und diesen Blogbeitrag.)

Vorbild für den Rest der Welt? Ist das Internet eine der Lösungsvorschläge für unsere Krise der Demokratie? Diese und andere Fragen werden wir heute besprechen.

Übrigens liegt die isländische „Verfassung von unten“ mittlerweile auch englischsprachig vor.

Ein isländisches Experiment: Verfassung von unten
Dienstag 15.11., 19:30 Uhr
Gaußplatz 11, 1200 Wien

World Wide Wahnsinn – meine neue Kolumne

World Wide Wahnsinn – so lautet meine neue Kolumne im Magazin Name it, dem Gay Lifestyle Magazin aus Wien, das sich vor allem – aber nicht nur – an ein queeres Publikum wendet. In der Kolumne werde ich Neues, Absurdes, Spannendes, Komisches manchmal Politisches rund um das Thema Internet mit all seinen sonnigen und schattigen Seiten berichten.

In der Sommerausgabe begann es mit einem kleinen Artikel zum damaligen Start von Google+, woraus die Idee entstand daraus eine fixe Kolumne zu gestalten. In der soeben erschienen Ausgabe, die ab sofort in guten Kiosken und in der Szene zu bekommen ist, beleuchte ich die Diskussion rund um die neuen terms of use bei den bei Schwulen beliebten blauen Seiten Gayromeo. Und frage daher mal provokant:

Wem gehört mein Schwanzpic?

Groß war die Aufregung. GayRomeo veröffentlichte neue Terms of use und prompt wunderten sich viele User: Was? Die wollen, dass ich die Fotorechte abtrete? So zumindest wurde es unter Artikel 5.3 der Nutzungsbedingungen geschrieben:
„The user agrees […] he automatically grants PlanetRomeo a […] right to use, reproduce, circulate and make public content […] for PlanetRomeo’s own marketing and/or promotional purposes“.
Und auch die Weitergabe an Dritte wurde da als möglich erwähnt. Ja, das Nutzerverhalten hat sich in den letzten Jahren verändert – Google und Facebook sei Dank. Dating-Plattformen gab es bereits vor Facebook und können als Vorläufer der großen sozialen Medien gelten. Es sind die User, die den Content und die Attraktivität ausmachen. Die Diskussionen, wem dieser von Usern generierte Content dann eigentlich gehört, sind nicht unbekannt und wurden vor allem über Facebook geführt. Dabei wurde auch viel Nonsens berichtet.

Da gab und gibt es Panikmacher auf der einen Seite, die Philosophie, die Welt möge sich doch bitte auf die neuen Medien einstellen (Alles ist öffentlich! Das ist eine Revolution wie damals bei der Erfindung desBuchdrucks!) auf der anderen Seite. Doch wem gehören die Fotos wirklich? GayRomeo machte mittlerweile einen Rückzieher und die Rechte gehören wieder dem Nutzer.

Man muss aber auch Positives erwähnen: Immerhin hat GayRomeo überhaupt Nutzungsbedingungen und macht sich Gedanken. Ihr Verschlüsselungsdienst ist in Ländern, die Homosexualität kriminalisieren, gratis. Und andere schwule Dating-Sites? Da gibt es teilweise gar keine Terms of use. Also User: Seid aktiv, wachsam und fordert. Denn ohne Euch sind Social Media- und Dating-Seiten gar nichts. Und schlussendlich ist es eine (europa-)politische Frage, denn Firmen dürfen nur das, was ihnen Gesetze erlauben. Oder man klagt. Auch wenn es sich um ein Schwanzpic handelt. Immerhin ist es dein Schwanz.

Außerdem im neuen Name it:

Schwule im Iran – Report aus Teheran
Tschüss Jungs – warum Männer ab 40 begehrt wie nie sind
Rosenstolz – Das Interview zum Comeback
Die besten Reistipps für Paris
und vieles mehr…

Ein Lob den Wiener Linien.

„Der 49er kommt einfach nicht. #wienerlinien #fail“. Oder: „Na super. Da sitze ich in der U-Bahn und muss plötzlich aussteigen. Keiner kennt sich aus.“

Solche oder ähnliche Tweets bzw. Statusmeldungen auf Social Media-Plattformen waren bis vor kurzem alltäglich. Doch seit einiger Zeit gehören diese Meldungen eher der Vergangenheit an, das Bashing und das #fail bezeichnen der Wiener Linien hat stark abgenommen. Was ist da passiert?

Die Wiener Linien haben Social Media entdeckt und informieren mittlerweile ausführlich, warum es wo zu Ausfällen kommt. Als Beispiel sei etwa dieser Tweet von heute erwähnt: „Falschparker auf der Linie 60 sorgt derzeit für Verzögerungen in Fahrtrichtung Rodaun.“ Oder kurz davor dieser Tweet: „Wegen stellwerksstörung fährt die U4 dzt. nur bis Schottenring. Bis Heiligenstadt fahren Ersatzbusse. Bitte aber wenn möglich ausweichen!“ Auch auf Facebook werden die Neuigkeiten sofort und in Echtzeit kommuniziert (wobei die aktuelle Info zur Linie 60 auf Facebook fehlt, warum auch immer).

Für die Fahrgäste bleibt das freilich ärgerlich. Aber es macht einen gewaltigen Unterschied, ob man weiß warum es gerade nicht weitergeht, oder eben nicht. In letzterem Fall sind immer die Wiener Linien schuld. Wenn man aber weiß, dass jemand auf Schienen falsch parkt, sieht das eben anders aus. Die Probleme werden transparent nachvollziehbar.

Dieses Beispiel zeigt, wie offensive und transparente Information in sozialen Netzwerken Bewusstsein ändern kann.

Aber damit ich nicht nur lobe: Es wäre gut, wenn die aktuellen Probleme auch auf der Wesbite der Wiener Linien sichtbar werden würden, denn nicht einmal unter „News“ werden diese online gestellt. Ein Twitter-PlugIn würde ja vollkommen reichen, denn nicht jede und jeder benützt Social Media.

Und es fehlt immer noch, dass die Wiener Linien ihre Fahrplandaten auch als Open Data zur Verfügung stellen, damit diese überall genützt werden können, wie etwa in Google Maps. Aber dazu habe ich bereits vor über einem Jahr hier gebloggt.

Update: Auf Facebook wurde mein Blogbeitrag kommentiert und darauf hingewiesen, dass die Meldungen ja auch innerhalb der Verkehrsmittel, etwa auf Screens, angezeigt werden könnten. Ein Anfang wäre bei den Infoscreens ja eigentlich keine schlechte Idee…

Die Daten-Kraken.

Facebook hat es geschafft. Rückte in den letzten Wochen und Monaten Google+ in den Vordergrund der Aufmerksamkeit, wenn es um das Thema Social Media ging, schlägt Facebook zurück. Ein User-Profil auf Facebook wird zunehmend ein Tagebuch des Lebens und nennt sich Timeline. Das ist zumindest die Absicht von Mark Zuckerberg und seiner Plattform, wie er auf der Entwicklerkonferenz f8 in San Francisco bekannt gab. Parallel ziehen derzeit einige österreichische Studenten rund um Max Schrems vor Gericht, um Facebook und die EU-Datenschutzregeln in Einklang zu bringen.

Wie immer, wenn Facebook am Layout bastelt, sind User und Userinnen verunsichert. Die Frage, ob Facebook für oder gegen seine rund 750.000.000 Nutzer und Nutzerinnen agiert, ist Thema seit es Facebook gibt.

In seinem heutigen Kommentar in der Futurezone geht Gerald Reischl unter dem Titel „Grusel-Mark“ will unser Leben mit Facebook hart ins Gericht. Und man erinnert sich an viele Diskussionen um Google, denn auch diese für seine Privacy-Politik bei Google+ gelobte Firma gilt immer noch als Daten-Krake.

Doch sind es tatsächlich Unternehmen wie Facebook und Google, die das Problem darstellen? Oder zeigt nicht Max Schrems, wohin der Weg führen kann? Oder muss? Denn immerhin sind es Gesetze, die Firmen das Datensammeln erlauben! Und auch Behörden und der Staat haben bekanntlich zunehmend das Bedürfnis Daten zu sammeln. Andererseits helfen Verbote, die das Internet nutzen einfach und hilfreich gestalten auch wenig, wie Helge Fahrnberger in einem Tweet mir gegenüber aufmerksam machte.

Vermutlich werden zukünftig beide Strategien von Datenschützern und -schützerinnen begangen werden müssen: Die Kraft der Gesetze einerseits (die aber dann auch nur funktionieren können, wenn sie global gelten). Und andererseits die Macht der Konsumentinnen und Konsumenten.

Was uns die Diskussion aber vor allem zeigt: Social Media ist ein so neues Medium, das wir immer noch in der Beta-Phase stecken und wohin der Weg führen wird, ist noch vollkommen unklar. Aber besser wir gestalten diesen Weg, als dass er einfach nur passiert.

Wie digitale Zertifikate der niederländischen Regierung zum Verhängnis wurden.

Es begann im Iran. Als ein iranischer User ein nicht funktionierendes digitales Zertifikat meldete als er sein Gmail-Konto abrufen wollte, stellte Google fest, dass die Zertifikate der in den Niederlanden ansässigen Firma DigiNotar gefälscht und auf verschiedene Domains angewandt wurden. Google sperrte daraufhin alle DigiNotar-Zertifikate in seinem Browser Chrome, wie Google hier bekannt gab. Mozilla mit seinem Browser Firefox verlautbarte die Sperre daraufhin ebenso hier.

Die gefälschten Zertifikate von DigiNotar in Beverwijk, einer Firma im Besitz des amerikanischen Vasco-Konzerns mit Hauptsitz in der Schweiz, wurden ähnlich einer Phishing-Attacke verwendet; einer sogenannten Man-in-the-Middle-Attacke. Man kann sich das etwa so vorstellen: Ein User meldet sich auf einer Website an, beide zertifizieren sich wer sie sind und können vertraulich Informationen austauschen. Man erkennt solche Verbindungen durch das https in der Adresszeile des Browsers. Bei den Zertifikaten der Betrüger setzt sich ein dritter Rechner ein, der entweder die Daten sammelte oder zu falschen Websites umleitete. Dass die gefälschten Zertifikate gerade im Iran auftauchten lässt freilich aufgrund des bekannt verbrecherischen und vor Demonstrationen gleichzeitig verängstigten Mullah-Regimes Schlimmes vermuten. Aber eben nur vermuten. Ein Bekennerschreiben existiert bereits, wie die Futurezone hier berichtet.

Dass die iranischen Probleme Auswirkungen auf die gesamte Internet-Abwicklungen der niederländischen Regierung haben, liegt daran, dass Seiten wie der belastingdienst – einer Seite des Finanzministeriums, in der jeder Niederländer und jede Niederländerin Steuererklärungen machen kann – oder DigiD – einer Seite mit der man eine Authentifizierung beantragen kann, die auf jeder Website der niederländischen Behörden gilt – ausschließlich mit digitalen Zertifikaten der Firma DigiNotar arbeiten. Ohne Backup, d.h. ohne weitere Zertifikatsmöglichkeiten anderer Anbieter.

Die öffentliche Kritik in den Niederlanden ist sehr heftig, die Medien berichten ausführlich. Zum Einen wird die Regierung dafür kritisiert nur auf einen Anbieter gesetzt zu haben. Andererseits und vor allem wird aber die Firma DigiNotar kritisiert. Nicht nur Google und Mozilla ärgern sich darüber, dass ein Hack bei DigiNotar seitens der Firma niemandem gemeldet wurde. Auch der niederländischen Regierung offenbar nicht.

Eine Firma, die auf digitale Zertifikate spezialisiert ist, kann freilich nur überleben, wenn man dieser Firma vertraut und glaubt, dass sie sicher ist. Das wusste DigiNotar freilich auch und entschied sich die Angelegenheit nicht öffentlich zu machen. Denn ein schlechter Ruf ist das Schlimmste, das der Firma passieren konnte. Am Ende ging das freilich nach hinten los, dank eines aufmerksamen Iraners.

Diejenigen, die jetzt in den Niederlanden ihre Steuererklärungen abgeben wollen oder andere Behördenwege online abwickeln wollen, haben vorerst das Nachsehen. Denn im Moment geht eher nichts mehr. Die Regierung hat verlautbaren lassen, dass die Bürger_innen mit dem Einloggen auf Regierungs-Sites erstmal warten sollen. Neue Zertifikate auf allen Websites zu implementieren dauert Zeit. Und kostet Steuergeld.

Gibt es Lehren aus dieser Angelegenheit? Zum Einen wird klar, dass öffentliche Websites von Regierungsstellen immer ein Notszenario brauchen. Werden Zertifikate in einem Browser nicht mehr bewilligt, muss man schnell umschalten können. In den Niederlanden wird zudem die Forderung laut, dass Datenlecks und Hacks prinzipiell gemeldet werden müssen. Und dann gibt es das Problem, dass eine Regierung einer einzigen privaten Firma vertraut und beauftragt und ihr somit eine Monopolstellung gibt. Eine Firma übrigens die, wenn es Probleme gibt, an alles Andere interessiert ist als an einer Aufklärung. Sie kehrt das Problem lieber unter dem Teppich und hofft einfach, dass nichts passiert. Doch wenn dann ein iranischer Bürger stutzt…

In Österreich soll bekanntlich die Bürgerkarte zukünftig stärker eingesetzt werden, vergleichbar mit dem niederländischen Dienst DigiD. Auch hier ist es – soweit mir bekannt – eine einzige Firma, die Zertifikate ausstellt. Es würde sich jedenfalls eine Recherche mal lohnen, egal ob von politischer, von NGO- oder von journalistischer Seite.

super zoom. Oder wenn Afrika das verarmte Europa aufkauft.

Derzeit helfe ich bei der Kommunikation einer Performance, die ab 19. August im Dschungel Wien im Museumsquartier stattfinden wird. super zoom heißt die Produktion. Oder: How I Learned to Feel Good about the African Way!

Mmagkosi Tsogang Kgabi und Awelani Lena Moyo, geboren in Botswana bzw. Zimbabwe, mittlerweile wohnhaft in Südafrika beleuchten globale Kapitalströme, afrikanische Verhältnisse und Genderfragen aus ihrer afrikanischen, feministischen und queeren Sicht.

Ein Teil der Performance ist die Umkehr von Klischees, von Bildern im Kopf. So werden die beiden – zumindest performativ – mit viel Geld und vielen Diamanten anreisen, um das krisengeschüttelte, absteigende und verarmte Europa aufzukaufen. Denn sind die Verhältnisse, wie wir sie kennen – das vom armen Afrika und dem superreiche Europa – wirklich so, wie wir meinen? Genau diese Fragen werden in der Performance super zoom behandelt.

Vorab darf ich eine Podiumsdiskussion moderieren. Neben den beiden Künstlerinnen werden auch die Autorin und Journalistin Sibylle Hamann sowie Beatrice Acheleke (AFRA International Center for Black Women’s Perspectives) über „Gender Roles in Africa“ diskutieren.

Ich lade Euch herzlich dazu ein:

Gender Roles in Africa – Die Diskussion

11. August, 19 Uhr, Radlager, 1070 Wien, Westbahnstraße 16

In englischer Sprache! Eintritt frei!

super zoom – Die Performance

DSCHUNGEL WIEN / Saal 1, MQ, Museumsplatz 1, 1070 Wien
Europäische Erstaufführung: 19.8.2011; 20:30 Uhr
Weitere Vorstellungen: 20.8./23.8., jeweils 20:30 Uhr

Karten unter +43 (01) 522 07 20 20 oder tickets@dschungelwien.at

touch down & take off – Das Happening

24. August 2011 ab 15:00h
aspern Seestadt, ehemaliges Flugfeld Aspern, alte Rollbahn

Mit „touch down & take off“ wird am 24. August der Abschluss der Aufführungsserie „super zoom“ gefeiert – und gleichzeitig ein Fundament für die Zukunft gelegt. An einem Ort, der sich bestens zum Abheben eignet: auf dem Gelände des ehemaligen Flugfelds Aspern, das gegenwärtig eine zukünftige Baustelle ist. Mit: AIKO / Kazuko Kurosaki, El Diabolero, Vanja Fuchs, peter fuxx, Mmakgosi Kgabi (Botswana/Südafrika), Awelani Moyo (Simbabwe/Südafrika), Porcelain Hip und Gäste (* BLUE, BIRD and KING * u.A.), ‚transformation‘ by Angel …

Mehr Informationen: superzoom.at

Foto: Vanja Fuchs

Islands Verfassung ist fertig.

Es ist geschafft. Eine der interessantesten Demokratie-Projekte der letzten Jahre wurde fertig gestellt. Island hat eine neue Verfassung geschrieben. Geschrieben wurde diese neue Verfassung nicht von Parteienvertreter_innen, die hinter verschlossenen Türen verhandelt haben, sondern konnte von allen Isländern und Isländerinnen mitgeschrieben werden. Dass die neue Verfassung angenommen wird, gilt als wahrscheinlich.

Bisher hatte Island eine Verfassung aus dem Unabhängigkeitsjahr 1944 und war sehr stark an das dänische Grundgesetz (bis dahin Königsmacht über Island) angelehnt. Die Entstehungsgeschichte der neuen isländischen Verfassung – ersehnt nach der ökonomischen Krise 2008 – ist einzigartig und wurde in diesem Blog verfolgt. Schon im Vorfeld ging der Nordatlantik-Staat einen völlig neuen Weg und ließ Bürger und Bürgerinnen in einen Verfassungsrat wählen (siehe diesen Beitrag aus dem November 2010).

Daraufhin wurde die Website Stjórnlagaráð 2011 eingerichtet, inklusive Social Media-Kanäle auf Twitter, YouTube und Facebook (siehe diesen Blogbeitrag). So konnte jede Isländerin und jeder Isländer mitdiskutieren, mitformulieren, vorschlagen, verwerfen usw. Dieser Prozess ist nunmehr beendet und Island schlägt einen neuen Verfassungstext vor. Geschrieben quasi von allen.

Bereits die ersten Zeilen des neuen Grundgesetzes verdeutlichen den Weg, den Island beschreiten will*:
„Bereits die ersten Siedler Islands versuchten eine gerechte Gesellschaft zu erreichen, indem alle an einem Tisch saßen.“
Island stellt sich also in seine eigene Tradition. Kurz nach der Landnahme gründeten die nordischen Zuwanderer im Jahr 930 den Alþingi. So heißt das Parlament Islands heute noch, auch wenn es sich nicht mehr in der berühmten Schlucht im Þingvellir befindet, sondern mittlerweile in der Hauptstadt Reykjavík. Es ist immer noch das älteste heute noch existierende Parlament der Welt.

Den Isländern ist aber bewusst, dass der Tisch im digitalen 21. Jahrhundert nicht mehr aus (dem in Island seltenen Material) Holz bestehen kann, sondern dass sich der moderne runde Tisch im Internet befindet. Denn man will auch heute noch an einem solchen sitzen um
“ gemeinsam Verantwortung zu tragen für das Erbe der Generationen, das Land und Geschichte, Natur, Sprache und Kultur.“
Inwieweit dieser Meilenstein des Crowdsourcings auf zukünftige demokratische Entscheidungen des Inselstaates Auswirkungen haben werden, wird sich noch zeigen. Ebenso wird es spannend sein zu beobachten, ob sich ein anderer Staat mit einem anderen oder ähnlichen demokratischen Projekt traut Crowdsourcing als modernes Element der Mitbestimmung zu verwenden. Denn freilich ist ein solches Projekt mit 320.000 Einwohner_innen leichter zu bewerkstelligen, als etwa mit 8 Millionen. Aber gerade für kleinere gesetzgebende Einheiten, etwa Kommunen oder Länder föderativer Staaten, ergeben sich völlig neue Möglichkeiten der Bürger_innenbeteiligung. Und es wäre einmal den Versuch wert, so etwas auch in einem Staat mit höheren Bevölkerungszahlen zu versuchen.

Vielleicht zeigt Island ja vor, wohin Demokratie sich im 21. Jahrhundert in einer digitalisierten Zeit, entwickeln kann.

Islands neuer Verfassungsentwurf kann hier nachgelesen werden (über Google Translate schlecht aber doch übersetzbar).
*Übersetzung vermutlich ungenau, da ich einerseits Google Translate verwendete, andererseits diese holprige Übersetzung in ein etwas verständlicheres Deutsch umschreibe. Daher wird es einige Unschärfen geben.

Social Media und Politik – eine Mutprobe (von Feri Thierry)

Gastbeitrag von Feri Thierry, Politikberater in Wien (www.thierry.at)

In der Politikberatung sind Social Media hoch im Kurs. Zumindest verbal. In der Praxis allerdings sieht die Welt des politischen Web 2.0 dann manchmal doch noch etwas anders aus.

Massiv an Bedeutung gewinnen Social Media zweifellos in der Politischen Kommunikation: Ministerien und Parteien z.B. entwickeln eigene Präsenzen auf Facebook und Twitter, um ihre Dialoggruppen über Positionen und Aktivitäten zu informieren und für Reformanliegen zu gewinnen. Für viele Kommunikationsverantwortliche in politischen bzw. öffentlichen Stellen noch immer ein großer Schritt: Denn Web 2.0 braucht Mut. Kein Kommunikationskanal ist so schwer zu steuern, so unberechenbar wie die sozialen Medien. Daher ist das Interesse von politischer Seite oft viel größer als dann die tatsächliche Umsetzungsbereitschaft.

Die größte Hürde aber bildet – noch mehr als in der klassischen Kommunikation – die Glaubwürdigkeit. Diese muss nicht nur inhaltlich gegeben sein, sondern noch vielmehr methodisch. Eine Ministerin oder ein Landeshauptmann mit einem Twitter-Profil, das ausschließlich vom Pressesprecher bedient wird, kann leicht entlarvt werden. Barack Obama hat den Weg der Transparenz gewählt: Statements von seinem persönlichen Twitter-Account werden ganz offiziell von seinen Presseleuten verfasst – außer sie sind mit dem Zusatz „bo“ versehen, dann stammen sie vom Präsidenten himself. Das ist glaubwürdig – und sexy.

Die größte Resonanz haben Social Media-Angebote öffentlicher Stellen, wenn sie dialogisch und nutzenorientiert angelegt sind. Nicht umsonst hat das Bundeskriminalamt mit seinem Facebook-Account eine der erfolgreichsten Web 2.0-Anwendungen einer öffentlichen Institution in Österreich. User/innen können dort sachdienliche Hinweise zu möglicherweise kriminellen Handlungen deponieren. Aktenzeichen XY im Mitmach-Internet.

Aber auch in einer anderen Disziplin der Politikberatung wird das Instrument der Social Media wichtiger: dem Lobbying. NGOs arbeiten seit Jahrzehnten mit Graswurzel-Bewegungen, mit denen Betroffene für ein Anliegen mobilisiert werden. Das Web 2.0 ist dafür ein perfekter Kanal: Seine Stärken sind Dialog, Partizipation und Multiplikation. Das Beispiel der USA zeigt, dass auch immer mehr Unternehmen Grassroots-Lobbying als Instrument identifizieren und einsetzen.

Fazit: Social Media werden in der Politikberatung wichtiger. Entscheidend ist, dass sie richtig und glaubwürdig eingesetzt werden.

Erste Tests von Google+ überzeugen. Sehr sogar.

Es gab immer wieder Social Media-Kanäle, die groß angekündigt wurden, aber die sich nicht durchsetzen konnten. Social Media ist in erheblichem Ausmaß eine Glaubensfrage. Glaubt man nämlich an eine Plattform, nimmt man teil. Glaubt man nicht daran, nimmt man nicht teil, löscht das Profil nach kurzer Zeit wieder oder man bleibt eine inaktive Profilleiche. In den letzten Jahren gab es einige Startversuche. Da gab es etwa Diaspora, auf das viele User und Userinnen warteten, über das viel gebloggt, getwittert, diskutiert und herbeigesehnt wurde. Mittlerweile wird Diaspora aber kaum noch als ernsthafte Konkurrenz zu Facebook wahrgenommen, weil es seit Monaten nur als Betaversion herumdümpelt. Google selbst launchte in den letzten Jahren gleich zwei Flops: Wave und Buzz. Jetzt aber startet Google mit einem neuen Dienst, nennt es Google+. Und diesmal sieht es so aus, als sei Google damit ein richtig großer Wurf gelungen. Ich hatte in den letzten zwei Tagen Gelegenheit die Betaversion von Google+ zu testen.

Google+ und seine Circles:

Schauen wir uns die zwölf wesentlichsten Features von Google+ an und die Unterschiede zu anderen Netzwerken:

Kreise aka Circles: Die wichtige Neuerung sind die Kreise oder Circles. Ohne diese zu verstehen, kann man die überzeugenden Stärken von Google+ nicht beschreiben. Man fügt nämlich Menschen selbst Kreisen hinzu. Dabei entscheidet man selbst in welche Kreise diese mittels Drag & Drop hinzugefügt werden (Freunde, Familie, Bekannte, usw.) oder man kreiert neue Kreise. Diese Hinzugefügten müssen aber nicht zwangsläufig „retourkreisen“. Hier ähnelt Google+ vielmehr Twitter als Facebook. Auf Facebook geht eine Freundschaft bekanntlich nur wechselweise. Auf Twitter entscheidet jeder User selbst, wem er folgt. Egal ob dieser retour folgt oder nicht. Wegfallen wird bei Googles Dienst wohl auch die 5000-Freunde-Grenze, wie sie wir von Facebook kennen. Gerade für in der Öffentlichkeit stehende Menschen eine äußerst interessante Tatsache.
Beiträge schreiben funktioniert ganz ähnlich wie wir es von Facebook gewöhnt sind. Nur kommen auch hier die Kreise zum Zug! Poste ich eine Meldung kann ich jedes Mal selbst entscheiden für wen diese Meldung sichtbar sein soll: Öffentlich bedeutet, dass jeder im Web den Beitrag lesen kann. Oder aber ich wähle einen, mehrere oder alle Kreise aus (oder auch einzelne Personen). Dann ist der Beitrag nur für diese sichtbar. Hier achtet Google+ wesentlich mehr auf Privatsphäre als Facebook. Es ist aber auch nicht prinzipiell alles öffentlich, wie es auf Twitter der Fall ist (außer man hat seine Tweets geschützt).
Eine Pinnwand à la Facebook gibt es nicht. Das bedeutet, dass ins Profil Anderer schreiben (vorerst?) nicht möglich ist. Dafür sind Beiträge – wie oben beschrieben – für ausgewählte User möglich.
Hangout: Nicht nur mit Facebook und Twitter scheint Google+ in Konkurrenz zu treten, sondern auch mit Skype. Nachdem man ein Plugin installiert hat, kann man Videokonferenzen mit einer oder mehreren Personen durchführen.
Sparks ist ein gutes Beispiel, wie Google seine Stärken ausspielen kann: Abonniert man nämlich Neuigkeiten aus aller Welt zu bestimmten Themen, werden diese im Stream angezeigt. Etwa wenn man alles Neue über einen gewissen Fußballklub abonniert, werden die Nachrichten über den Verein automatisch geliefert.
Benachrichtigungen kommen in Echtzeit. Und rot bleibt die Farbe dafür. Rechts oben erscheint eine Zahl. Darin enthalten Hinzufügungen zu Kreisen anderer User, Kommentare auf eigene Beiträge, usw. Das feine daran: Ich muss nicht draufklicken, um es im Browserfenster anzeigen zu lassen, sondern kann mir gleich im Nachrichtenfenster alles durchlesen und anschauen, und auch Menschen retour in meine Kreise hinzufügen, falls ich das denn möchte. Im Hauptfenster bleibt alles, wie es war.
Den Chat habe ich persönlich noch nicht probiert. Aus Userkommentaren und Onlineberichten war zu vernehmen, dass dieser offenbar noch nicht sehr stabil ist.
Leichter Zugriff und Verquickung zu anderen Google Diensten: Ob Websuche, Google News, Picasa für Fotos, Gmail für Emails, ob Google Kalender oder Google Docs: Mit einfachen Klicks und übersichtlich sind alle Dienste rasch verfügbar und verknüpfbar. Anzunehmen, dass Google hier seine Stärke erst noch so richtig ausspielen wird.
Google+ Mobile: Mit seiner eigenen Smartphone OS Android kann Google besonders punkten und bietet zusätzliche Dienst an: Fotos uploaden etwa oder Huddle, mit der man Gruppenchats und SMS verknüpfen kann und Unterhaltungen bequem durchführen kann. Für iPhone-User steht bereits eine Web-App zur Verfügung. An einer eigenen App wird bereits gebastelt. Besonders Facebook zeigt in diesem Bereich nach wie vor erhebliche Mängel.
+1 ist quasi Googles Antwort auf Facebooks „Like“ und gibt es schon länger. Allerdings kann +1 mehr. Webinhalte, die einem gefallen, können damit markiert werden und jederzeit in eigenen Listen sichtbar bleiben. Sie verschwinden nicht im bald historischen Stream. Beiträge anderer User sowie Kommentare können auch mit +1 markiert werden. Wie diese den Stream beeinflussen werden, bleibt noch abzuwarten. Es steckt jedenfalls viel Potenzial darin. Mal sehen, ob sich Google da noch etwas Spannendes ausdenken wird.
Share Funktionen gibt es freilich auch in Googles neuem Plus. Videos, Links und andere Webinhalte können gestreamed werden. Diese Postings können von anderen Usern wiederum weitergetragen werden. Was übrigens auch auf Kritik stieß, denn Inhalte, die man nur einem kleinen Kreis zur Verfügung stellte, können so möglicherweise Menschen erreichen, die man gar nicht erreichen wollte. Daran wird Google wohl noch arbeiten müssen. UPDATE 2.7.: So schnell geht das bei Google: Man hat darauf reagiert und nicht öffentlich gepostete Meldungen können mittlerweile auch nicht mehr öffentlich weitergereicht werden (siehe öffentliches Posting von Matt Waddell auf Google+ hier).
Das Überzeugendste an Google+ ist wohl das Design, was nicht weiter wundert, wen man weiß, dass niemand geringerer als Andy Hertzfeld, der frühere Apple-Design-Guru, für Google+ verantwortlich ist. Klare Strukturen, übersichtlich und luftig weiß Google+ tatsächlich zu überzeugen.

 

Google+ Circles - einfach durch Drag & Drop zu organisieren!

Fazit

Zuallererst ist Google+ erst eine Betaversion. Es wird sich wohl noch Vieles ändern und noch mit Einigem überraschen. Kinderkrankheiten sind da, aber dafür gibt es ja die Betaversion.

Nichts ist unberechenbarer wie User und Userinnen im Netz. Wird ein Produkt angenommen? Man kann es nicht vorher sagen. Wird es vielen Menschen leicht fallen, Facebook zu verlassen? Leicht ist bestimmt was anderes. Wohin die Reise von Google+ führen wird, bleibt interessant. Manches kann erahnt werden, vieles muss vorerst unbeantwortet bleiben. Aber das Potenzial ist da. Google+ weiß zu überzeugen.

Google+ setzt dort an, wo Facebook vergaß sich weiterzuentwickeln. Fügte man in den frühen Facebook-Zeiten unbedacht die Freunde einfach hinzu, sind viele bislang überfordert diese zahllosen und diversen Menschen – von der Oma bis zum Arbeitskollegen, vom Intimfreund bis zum Nachbarn – in komplizierten Listen zu organisieren. Google+ löst dieses Problem durch seine obligatorischen Circles.

Ob Apps, Einbindungen von anderen Kanälen wie Twitter und Co. erwünscht sind, darauf wird wohl jeder anders antworten. Fakt ist, dass die Freiheit von Farmville und anderen Spiele-Apps, lästige Quizfragen und anderen ungefragten Features vielen gefällt. Dass Google Games aber wohl geplant sind, berichtet Engadged. Ob das die Massen begeistern wird, bleibt vorerst offen. Eine Developer-Seite gibt es jedenfalls schon. Es ist wohl zu erwarten, dass da noch Einiges auf uns zukommt.

Firmenseiten oder Gruppen gibt es (noch) nicht. Ob diese einfach Profile machen werden, oder anders kommunizieren werden (oder auch gar nicht) wird ebenfalls abzuwarten sein. Für Menschen, die in der Öffentlichkeit stehen, bieten die Kreise (und die dadurch obsolete Grenze an Freunde wie bei Facebook) jedenfalls neue Möglichkeiten. UPDATE 2.7.: Google hat mittlerweile bekannt gegeben, dass es demnächst auch Firmenseiten geben wird, allerdings würden sie derzeit in der Testphase nur persönliche Profile erlauben (siehe Artikel hier).

Der Stream hat für alle, die derzeit Google+ testen eine noch nicht ganz nachvollziehbare Reihenfolge. Kürzlich kommentierte Beiträge rücken im Stream wieder  nach oben, beim Neuladen ist es wieder die Reihenfolge der ursprünglichen Postings, die den Stream organisieren. Das ist jetzt auch nur meine Vermutung. Das jedenfalls verwirrt noch sehr.

Direkte Nachrichten zu einer oder einigen wenigen Personen sind nur über die Beiträge möglich. Da gibt es aber keine Garantie, dass diese Personen das dann auch lesen. Möglich, dass Google hier Gmail noch stärker einbauen wird. Ebenfalls sind Events (noch?) nicht eingebaut, wobei sich das mit Google Kalender wohl hervorragend integrieren lassen würde.

Die Intention von Google bleiben abzuwarten. Wird Google+ eine eigene Plattform bleiben, die man ansurft, oder wird sie demnächst auf Websites integriert werden können? Letzteres ist gerade bei Google, das bekanntlich auch YouTube besitzt, eine mehr als denkbare Variante und wäre ein frappante Änderung zu Facebook. Wenn es denn überhaupt so weit kommen wird.

Ein Nachteil ist sicher der Ruf Googles als Datenkrake, wobei Facebook mittlerweile diesem Ruf um nichts mehr nachsteht. Fakt ist aber, dass Google auf Privatsphäre mehr Wert legt und der User tatsächlich mehr darauf achten muss, wem er welche Inhalte zur Verfügung stellt. Über Datenschutz-Fragen müsste aber ohnehin ein eigener Blogbeitrag geschrieben werden, da es sich hier wohl doch vielmehr um eine politisch-legistische Frage handelt.

Und am Ende noch zwei kleine Features, die mir aber sofort auffielen und mir im einen Fall wirklich gefiel und im anderen Fall überraschte:

Beiträge sowie Kommentare sind nachträglich editierbar. Tippfehler oder andere Korrekturen sind also nachträglich möglich. Facebook erlaubte das erst seit kurzem, aber nur wenig überzeugend und zeitlich sehr eingeschränkt.

Und der andere Unterschied?

Facebook duzt. Google+ siezt.