Obamas Antrittsrede im Wortlaut.

My fellow citizens!
Das ist Web 2.0. The Chicago Tribune hatte nur einige wenige Minuten später die Antrittsrede Barack Obamas online. Wie viele da wohl getippt haben? Oder hatten die den Text davor? Wie auch immer. Auch deshalb liebe ich das Web.
Die komplette Rede Barack Obamas gibt es hier.
UPDATE, 00:23 h. Jemand hat sich die Mühe gemacht und die Rede ins Deutsche übersetzt. Und das ist Rigardi in diesem Blog. Super gemacht!

Ein letztes Mal Bush. Und warum kath.net um ihn trauert.

Alle bloggen, schreiben, denken, hoffen und erwarten viel vom neuen US-Präsidenten Barack Obama. Ich auch, schreibe jetzt aber trotzdem nicht drüber, obwohl auch mich die Obamania erfasst hat. Obama wird wohl die Welt ändern. Das glaube ich wirklich.
Ich widme ich mich in diesen Zeilen ein letztes Mal Georg W. Bush, der das Weiße Haus verlässt. Ich werde ja nie wieder etwas über ihn schreiben können, also:
Ich könnte viel über Bush schreiben. Ich konzentriere mich aber eine – meiner Meinung nach wesentliche – Facette: Sein religiöser Eifer. Was mich in den acht Jahren Bush-Regierung am meisten empörte war der religiöse Fanatismus, der immer zu erkennen war. Der selbsternannte Wiedergeborene glaubte scheinbar wirklich, sein Handeln und Tun wäre in göttlicher Mission, ein Auftrag Gottes.
So verwundert es auch nicht, dass etwa die heimische Website kath.net – der katholische Nachrichtendienst – George W. Bush nachtrauert, wie in diesem Artikel nachzulesen ist. Noch als amtierender US-Präsident rief Bush nämlich am 18.1. den Nationalen Tag für die Heiligkeit des Lebens aus. Heute werden religiöse Fundis eine Demonstration gegen die Selbstbestimmung von Frauen, also gegen Abtreibungen, demonstrieren. Ich hoffe sehr, dass Obama andere Wege geht. Immerhin fußt die Gründung der USA 1776 auf die Errungenschaften der französischen Aufklärung. Die Trennung von Religiösem und Staat ist dabei ein wesentlicher Aspekt. Lasst die Religionen Privatsache sein. Im Handeln für eine vielfältige Öffentlichkeit hat sie nichts verloren, schon gar nicht seitens eines Präsidenten.
Jetzt muss ich aber aufhören zu schreiben, denn ich will die Inaugaration nicht verpassen. Obamas Rede soll ja etwas für die Geschichtsbücher werden…

Obama Pride

Barack Obama hat eine großartige Wahlkampagne gemacht. Das ist bekannt. Er hat auch ein eigenes Video produziert: Obama Pride – gerichtet an die LGBT Community (Lesbian, gay, bisexual and transgendered people). Auf myspace wurde ebenso eine eigene Seite angelegt wie auf facebook. Das finde ich äußerst bemerkenswert!Auffallend auch die Erwähnung von gay and straight auf seiner Rede nach der Wahl und seine Interpretation, was UNITED States of America heißt:If there is anyone out there who still doubts that America is a place where all things are possible; who still wonders if the dream of our founders is alive in our time; who still questions the power of our democracy, tonight is your answer.It’s the answer told by lines that stretched around schools and churches in numbers this nation has never seen; by people who waited three hours and four hours, many for the very first time in their lives, because they believed that this time must be different; that their voice could be that difference.  It’s the answer spoken by young and old, rich and poor, Democrat and Republican, black, white, Latino, Asian, Native American, gay, straight, disabled and not disabled – Americans who sent a message to the world that we have never been a collection of Red States and Blue States: we are, and always will be, the United States of America. – Barack Obama, November 4th, 2008 – Grant Park, Chicago, ILSchon zuvor meinte er:While we have come a long way since the Stonewall riots in 1969, we still have a lot of work to do. Too often, the issue of LGBT rights is exploited by those seeking to divide us. But at its core, this issue is about who we are as Americans. It’s about whether this nation is going to live up to its founding promise of equality by treating all its citizens with dignity and respect.Michelle Obama trat übrigens gerne auf Veranstaltungen von queeren Organisationen auf.Mir ist völlig klar, dass die Tradition in den USA für Antidiskriminierung und Diversität wesentlich stärker ausgeprägt ist. Trotz der traurigen Ergebnisse der so genannten Homo-Ehe-Referenden in vier Bundesstaaten, darunter Kalifornien (was mir übrigens beweist, dass ein Minderheitenrecht keine Mehrheitsentscheidung sein kann. Da müssen andere demokratische Mitteln eingesetzt werden). Aber im Denkansatz Diversität kann Europa noch viel von den USA lernen. Auch und vor allem Österreich. Bei unserem Wahlkampf waren es von den jetzt im Parlament vertretenen Parteien nur die Grünen, die auch den Spitzenkandidaten zu diesem Thema reden ließen. Die anderen schwiegen lieber…

Obama.

Was für eine Nacht! Ich schaute CNN und ging erst zu Bett als klar war, dass nach Pennsylvania auch Ohio an Obama ging. CNN wurde nicht müde zu betonen, dass es sich um einen historischen Tag handelte. Das sagten sie schon, als die ersten Zahlen überraschend für McCain sprachen. Ist diese Wahl tatsächlich historisch? Ich meine ja.
Unterschätze nie US-AmerikanerInnen!
Was wurde nicht alles über die Zeit der Bush-Administration gesagt. Acht Jahre, die vor allem von den Terrorattacken 2001 geprägt waren. Bush ging grauenhaft damit um und nahm tausende Tote in Kauf, verließ den Grundkonsens von Rechtsstaatlichkeit und verbrauchte Milliarden an Ressourcen um Kriege zu führen, die alles taten, nur nicht den Terror besiegen. Dazu mehr Worte zu verlieren ist sinnlos. Wir sind Bush los und das ist gut so. Europa und die Welt dachte aber, dass die Hegemonie der USA vorbei sei, und nicht wenige sahen in den USA ein Reich des Bösen. Die Wahl dieser Nacht zeigt, dass die US-BürgerInnen viel offener sind, als wir dachten. Dass sie moderne Zeiten anders partizipieren, als viele Länder im Rest der Welt. Das bedeutet aber auch, dass ohne Bush ein Obama kaum möglich gewesen wäre. Denn das ist auch die USA: Das Land der Vielfalt und der Meinungen, der Bewegungen und der Gegenbewegungen. Unterschätze daher nie – nie! – US-AmerikanerInnen!
Die weltpolitische Zukunft
Die USA als die einzige noch existierende Supermacht war in den letzten 20 Jahren sicher Fakt. Das ändert sich gerade dramatisch. China, Russland und Indien positionieren sich wieder als global player und boomen. Die Europäische Union hat gerade in der Zeit der Finanzkrise Leadership bewiesen. Es werden zukünftig mehr Volkswirtschaften und Kräfte geben, und Obama hat gesagt, er will mit allen zusammenarbeiten. Obama ist tatsächlich der Präsident der Zukunft. Ein Präsident für die Welt und nicht nur für sein Land. Das muss er erst beweisen – stimmt! Aber seine Aussagen deuten klar in diese Richtung.
Herkunft, Hautfarbe, Diversität
Dass Obamas Wahl auch wegen seiner Hautfarbe historisch ist, steht eh überall in allen Medien, also brauche ich dazu nicht mehr viel zu sagen. Aber die große Frage ist, ob andere westliche Demokratien – auch Österreich! – daraus etwas lernen kann. Ein österreichischer Obama wäre zum Beispiel ein hier geborener Mann (oder Frau), mit einem türkischen und einem österreichischen Elternteil. Würden wir so wählen?
Das erinnert mich auch an die Zeit, als Österreich so unendlich stolz war, als Schwarzenegger kalifornischer Gouverneur wurde. Wie stolz berichteten doch die Kronenzeitungen dieses Landes. Dass er seine Kultur nie aufgegeben hätte und immer noch eine doppelte Staatsbürgerschaft habe. Und all die Leute, die darauf so stolz waren, behindern diese Möglichkeit hierzulande! In  Österreich ist die doppelte Staatsbürgerschaft nach wie vor unmöglich (Ich weiß das, weil ich bin selber Opfer dieses Denkens geworden). Die immer meinen Integration sei eine totale Assimilation, und man seine alte Kultur aufgeben müsse, sind die Schwarzenegger-Fans.
Die USA hat Diversität als selbstverständlichen Teil ihres Landes wahrgenommen. Das ist nicht immer konfliktfrei – sicher nicht. Aber es ist Teil der amerikanischen Identität. So weit ist es in Europa nie gekommen. Was wir in Europa auch nie gemacht haben: Zuwanderern Möglichkeiten zu schaffen, um sich zu entfalten. Zu hoch sind die Integrationsbarrieren in Fragen wie Bildung, Karriere und Zugang. Die USA und Kanada laden ein, heißen willkommen, öffnen alle Möglichkeiten. Das zu tun, heißt auch zu fordern: Du kannst was werden! Make us better. Das haben wir nie getan. Auch das für mich eine Lehre der heutigen Nacht.
Und nun wünsche ich Obama alles Gute. Es ist kein leichter Job. Hoffen wir, er macht das Beste daraus. Und wünschen wir der USA eine entspannten Umgang mit Diversität nicht nur in ihrem Land, sondern auch auf der Welt.