Freiheit Gleichheit Schwesterlichkeit. Die Ehe für Alle!

„Vive la France !“ schallt es aus allen lesbisch-schwulen Communities. Klar, denn mit Frankreich hat – nach Spanien – wieder ein mehrheitlich katholisches Land die Ehe für Lesben und Schwule aufgemacht. Und zwar fulminant. Mit gehörigem Widerstand.

Noch in keinem Land der Welt, in der die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare aufgemacht wurde (und das sind immerhin schon einige, von den Niederlanden bis Spanien, von Island bis Schweden oder von US-Bundesstaaten über Südafrika bis Uruguay), gab es einen derart massiven Widerstand. Zahlreiche Menschen – Religiöse, Rechtsradikale, Konservative – demonstrierten teilweise auch unter Anwendung von Gewalt. Und bewiesen damit, dass nicht nur linke Demonstrationen gewalttätig sein konnten.

Daher kann man der französischen Regierung nur gratulieren, dass sie ihr Konzept „Mariage pour tous“, die Ehe für Alle, durchgezogen haben. Immerhin hatten sie allen Umfragen zur Folge eine deutliche Mehrheit der Franzosen und Französinnen auf ihrer Seite.

Zeit wäre es auch für Österreich. Denn nachdem nahezu alle Eheverbote aufgehoben worden sind, etwa Ehe Verbot für Lehrerinnen, Soldaten oder interkonfessionell, ist das Eheverbot für Menschen, die jemanden des gleichen Geschlechts heiraten möchten, das letzte Eheverbot, das es noch gibt. Warum eigentlich, ÖVP?

Erstklassige Rechte! Warum wir Freitag demonstrieren.

Es ist schon wieder passiert. Ein Gericht verurteilt Österreich, weil gleichgeschlechtliche Partnerschaften ungleich behandelt werden. Im letzten Fall ging es um die Stiefkindadoption. Darüber wurde in den Medien breit diskutiert.

Es ist allerdings nicht das erste Urteil. Auch der Verfassungsgerichtshof hat bereits mehrere Ungleichbehandlungen gerügt: Das Ja-Wort-Verbot, das Bindestrichverbot bei Doppelnamen, das Trauzeug_innen-Verbot: Alles unrecht! Das Standesamtsverbot wird demnächst ebenso geprüft wie das Verbot der künstlichen Befruchtung.

Langsam reicht es wirklich! Es kann doch nicht sein, dass man in Österreich Menschenrechte über Gerichte erzwingen muss, dass Lesben und Schwule viel Geld bei Gerichtsprozessen riskieren müssen, weil die ÖVP nicht in der Lage ist Menschenrechtsstandards umzusetzen und gleichgeschlechtliche Partnerschaften gleichzustellen. Das Rechtskomitee Lambda hat alle (gefundenen!) Unterschiede zwischen Eherecht und Partnerschaftsrecht gelistet. Derzeit sind es 55.

Lesben und Schwule fordern seit Jahren eine vollkommene Gleichstellung. Ein bisschen Gleichstellung gibt es nämlich nicht. Entweder man stellt gleich – oder man diskriminiert. Letzteres tut die ÖVP seit Jahrzehnten, trotz Appelle der SPÖ, so wie zuletzt eindrucksvoll seitens der Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek und trotz der Tatsache, dass die Bevölkerung (inklusive eines Großteils der ÖVP-Wähler_innenschaft) schon viel weiter ist.

Daher haben sich das Rechtskomitee Lambda, der Verein FAmOs – Familien Andersrum Österreich, die Grünen Andersrum und die SoHo zusammengetan, um am 22.3. eine zweite Auflage der Demonstration „Erstklassige Rechte“ durchzuführen. Dieses Mal unter dem Motto „Erstklassige Rechte für erstklassige Eltern“. Aber auch: „Erstklassige Rechte statt homophober Politik“!

Ich lade Euch alle ein – egal ob hetero, schwul, lesbisch, bisexuell oder transsexuell – mitzumachen: Denn diese gesellschaftspolitische Frage ist nicht nur eine Frage der so genannten „Betroffenen“. Es geht um das grundsätzliche Menschenrechtsverständnis in dieser Republik!

Erstklassige Rechte II

16:30 Treffpunkt ÖVP-Zentrale, Lichtenfelsgasse 7, 1010 Wien (gegenüber Rathaus)
17:00 Demozug Lichtenfelsgasse – Landesgerichtsstrasse – Justizministerium – Parlament
18:00 Abschlusskundgebung Parlament

Reden von Barbara Schlachter (FAmOs), Helmut Graupner (RKL), Sandra Frauenberger (SPÖ) und Marco Schreuder (Grüne)
Musikbeiträge von Christine Hödl, Mario Mrazek und Milagros Piñera
Soli-Beiträge vieler NGOs
Moderation: Holger Thor

Alle Infos: www.erstklassigerechte.net

Bitte kommt zahlreich und spread the news!

Wenn Gerichtshöfe der Regierung die gelbe Karte zeigen.

Oder: Warum gleichgeschlechtliche Paare nicht gleich gleichstellen?

Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte urteilte heute, Dienstag, dass die fehlende Möglichkeit einer Stiefkindadoption gleichgeschlechtliche Paare in Österreich im Vergleich zu unverheirateten heterosexuellen Paaren diskriminiert. Das ist keine sensationelle, sondern sogar eine erwartbare Entscheidung. Sie bringt die Bundesregierung weiter in die Bredouille.

Es ist nicht das erste Urteil, das zeigt, dass Österreich mit lesbischen und schwulen Paaren schlicht und ergreifend schäbig umgeht. Es fielen bereits mehrere Diskriminierungen: Das Bindestrichverbot bei Doppelnamen wurde ebenso vom VfGH abgeschafft wie das Verbot eines „Ja-Wortes“ (Ja, das war ernsthaft verboten!), oder das Verbot von Trauzeugen. Die durften nämlich auch nur bei heterosexuellen Trauungen Zeuge sein. Eingetragene Paare durften keine haben. Warum auch immer. Dass Partnerschaften nur in Amtsräumen und nicht am Standesamt eingegangen werden dürfen (Ausnahme Statuarstädte, zum Beispiel Wien) wird derzeit ebenfalls vom VfGH noch geprüft.

Die Gerichtsentscheidungen der letzten Monate und Wochen zeigen ganz klar: Es muss endlich Schluss sein mit Ideologie-Debatten auf Kosten von Lesben und Schwulen. Wir kennen es schon zu Genüge: Die SPÖ fordert Gleichstellung wie sie Vermögenssteuern fordert, kann es aber nie umsetzen, obwohl sie mitregiert. Die ÖVP sieht „keinen Handlungsbedarf“ und ignoriert die Regenbogenfamilien und deren Rechtsunsicherheit. Diese gibt es nämlich auch hierzulande, ob die ÖVP nun will oder nicht.

Repariert endlich das Gesetz zur Eingetragenen Partnerschaft! Öffnet die Ehe für alle! Es kann doch nicht Sinn und Zweck eines Rechtsstaates sein, dass eine Gruppe von Menschen ihre Rechte Schritt für Schritt vor Gerichten einklagen muss, nur weil die ÖVP „keinen Handlungsbedarf“ sieht. Das ist einfach lächerlich.

Was die ÖVP von den Tories unterscheidet. Zum Beispiel: Homophobie.

„Ich trete nicht für die gleichgeschlechtliche Ehe ein, obwohl ich ein Konservativer bin. Ich trete für sie ein, gerade weil ich ein Konservativer bin.“ Diese Aussage tätigte nicht irgendein Konservativer, sondern der Premierminister Großbritanniens, David Cameron.

Die österreichischen Konservativen, die ÖVP, schrieben soeben eine Fibel, in der mit apokalyptischen Bedrohungsszenarien ein Rot-Grünes Menetekel an die Wand gemalt wird. Was nicht alles kommt, wenn Rot-Grün kommt. „Chaos und Anarchie“ würde da etwa drohen. Oder „Abtreibung auf Krankenschein“ etc. Wobei ich gegen Letzteres nichts einzuwenden habe, um das hier klar zu sagen.

Wie auch immer: Die Fibel wurde in einer kleinen Auflage gedruckt und ÖVP-Funktionären und -Funktionärinnen in ganz Österreich zugestellt. Die Absicht ist eh klar: Die ÖVP droht 2013 in einer rot-blauen Schlammschlacht unterzugehen, während die Grünen sich in Oberösterreich, Wien, Innsbruck oder Bregenz als konstruktive und erneuernde Kraft beweisen konnten, sich auch trauten auch unpopulärere Maßnahmen zu ergreifen (Parkpickerl!) und sich als korruptionsfrei beweisen konnten, während die ÖVP (und BZÖ und FPÖ) im Korruptionssumpf versinkt.

Daher kann man das Pamphlet auch ironisch betrachten, wie viele User_innen das gestern auf Twitter mit dem Hashtag #fibel und #antifibel machten. Und auch die Reaktionen der Grünen und der SPÖ waren gelassen, ja fast belustigt. Zu Recht.

Aber eines zeigt die Fibel schon: Die ÖVP hat mit Einführung der Eingetragenen Partnerschaft für gleichgeschlechtliche Paare 2010 versucht das Image einer durch und durch homophoben Partei loszuwerden. Was eh schon schwierig war, nachdem man dem EP-Gesetz zahlreiche Schikanen und unzählige Unterschiede zur Ehe verpasst hat. Man erinnere sich an Bindestrich- und Standesamtsverbot. Trotzdem: Dass ein Partnerschaftsgesetz für Lesben und Schwule überhaupt mit einer ÖVP in der Regierung möglich war, galt eh als Sensation. Das hatte sie den tatsächlich mutigeren ehemaligen Parteichef Josef Pröll zu verdanken. Man denke etwa an die Perspektivengruppe, die es da mal gab. Doch mit Spindelegger kehrte das Ultrakonservative zurück. Und mit ihr blanke Homophobie.

Und man erinnert sich wieder an Spindelegger Aussage 2008, also zwei Jahre bevor es eine Eingetragene Partnerschaft gab. Auf die Frage nämlich, ob Lesben und Schwule denn nicht einfach am Standesamt heiraten sollten, sagte er:
„Nein. Mir wäre eine andere Variante lieber. Weil am Standesamt der Eindruck erweckt wird, es sei eine Ehe. Es ist aber keine Ehe. Und es ist ja so, dass am Standesamt zur schönen Jahreszeit besonders gerne geheiratet wird – das führt automatisch zum Kontakt zwischen heterosexuellen und homosexuellen Paaren. Ob das so gut ist, sei dahingestellt.“
Und die aktuelle Fibel zeichnet wieder das düstere Szenario von lesbischen und schwulen Paaren- ja sogar Familien! Pfui! Auf ggg.at wurden die entsprechenden Fibel-Passagen abgedruckt. Darin heißt es zum Beispiel:
„Zudem würde Rot-Grün sofort die Ehe auch für gleichgeschlechtliche Partnerschaften öffnen und damit die besondere Stellung einer auf Kinder und Familie ausgerichteten Partnerschaft zwischen Mann und Frau untergraben.“
Da haben wir sie wieder: Die homophobe ÖVP, die einerseits ignoriert, dass es längst Familien mit lesbischen und schwulen Eltern oder Elternteilen gibt und die nichts anderes brauchen, als gleiche rechtliche Rahmenbedingungen wie andere Familien auch. Es geht gar nicht darum, ob man nun Regenbogenfamilien gut oder schlecht findet (wir wissen eh alle, dass viele in der ÖVP das schlecht finden), sondern um Fairness und Gerechtigkeit: Heterosexuelle Familien werden priviligienartig beschützt, andere Familienformen wird mitgeteilt: Ihr seid nichts wert. Ihnen wird sogar der Familien-Status aberkannt.

Und nicht nur das! Die ÖVP lügt schamlos in ihrem Anti-Rot-Grün-Pamphlet. Zum Beispiel heißt es:
„Rot-Grün will die Adoption für Homosexuelle ermölichen – so wie es in der Stadt Wien schon gemacht wird“
Die Stadt Wien kann gar keine Adoptionen ermöglichen, denn das ist immer noch Bundesmaterie. Das einzige, das die Stadt Wien machen kann, ist Pflegekindern, die es bitter nötig haben, einen schönen, sicheren, liebevollen Platz zu sichern. Auch bei Lesben und Schwulen. Das ist aber keine Adoption. Die ÖVP lügt schamlos! Sie lügt schamlos, um gegen Lesben und Schwule zu hetzen. Anders ist das nicht interpretierbar.

In weiteren Passagen wird auch vor einem rot-grünen Fortpflanzungsmedizinrecht gewarnt. Und der – geradezu ironische – Höhepunkt ist wohl der Satz:
„Während die Familienpartei ÖVP das Wohl des Kindes – das Vater und Mutter braucht – in den Mittelpunkt ihrer Überlegungen rückt, möchte Rot-Grün nur ihre Ideologie durchsetzen“
Also wer möchte hier Ideologien durchsetzen, ÖVP? Das seid ja wohl ihr! Und in eurer homophoben Ideologie unterscheidet ihr euch kaum noch von der Hetze der Freiheitlichen. Das ist einer angeblich staatstragenden Partei schlicht und ergreifend unwürdig, undemokratisch, unmenschlich und verabscheuungswürdig.

Wenn ihr ein Beispiel haben wollt, wie man auch als Konservativer zu Lesben und Schwulen stehen kann, sei euch diese Parteitagsrede (!) von David Cameron ans Herz gelegt. Und im Grunde hat der britische Premier ja recht, denn die Ehe ist an und für sich ein konservatives Thema. Über Familien, Zusammenleben usw. gibt es noch viel auseinanderzusetzen. Es auf den Rücken von Lesben und Schwulen auszutragen ist aber einfach widerlich.

Hallo Heterosexuelle. Ich hätte da eine Bitte.

Kaum eine Rechtsmaterie betrifft so viele Personen und ist zeitgleich so unbekannt, wie das über 200 Jahre alte Eherecht, das freilich die eine oder andere Novelle bekam, aber in der Grunddefinition gleich geblieben ist. Und ich spreche da jetzt übrigens einzig und allein von der staatlichen Zivilehe und nicht von einer kirchlichen Trauung! Leider schaut beim Wort „Ehe“ in Österreich immer noch ein Sakrament um die Ecke, auch wenn man sich „nur“ standesamtlich trauen lässt.

Wenn Frau und Mann heiraten gilt das gemeinhin noch immer als Grund zur Freude und für ordentliches Feiern, man denkt an schöne Kleider, fesche Anzüge, wen man einlädt, Kutsche und Party. Das ist auch okay so, denn sowas soll ja auch gebührend gefeiert werden, wenn mann und frau denn mag. Nur wäre es nicht besser, wenn heiratende Menschen auch ein bisschen mehr darüber erfahren würde, auf was sie sich da eigentlich einlassen? Rechtlich gesehen, natürlich.

Mir persönlich geht es wie viele politisch aktive und interessierte Lesben und Schwule, die sich in den letzten Jahren intensiv mit dem Eherecht auseinandergesetzt haben. Zwangsläufig mussten wir uns damit auseinandersetzen, denn das Partnerschaftsrecht für homosexuelle Paare, das seit vielen Jahren diskutiert wurde – und seit 1.1.2010 auch in Österreich existiert – veranlasste eine ganze Reihe von Aktivist_innen sich die Frage zu stellen: Was passt denn am Eherecht noch und was denn nicht mehr? Immerhin ist das Eingetragene Partnerschaftsgesetz (EPG) ja an das Eherecht angelehnt, wenn auch viele Unterschiede sauer und diskriminierend aufstoßen.

Im Zuge der Diskussionen rund um ein modernes Partnerschaftsrecht für homo- und teilweise auch für heterosexuelle Paare gab es immer wieder grundsätzliche Fragen, die teilweise sehr unterschiedlich beantwortet wurden oder zumindest mit unterschiedlichen Blickwinkeln diskutiert worden sind:

Wenn das Eherecht antiquiert ist, soll man gleichgeschlechtlichen Paaren ein solches antiquiertes Gesetz dann überhaupt zumuten?
Wollen wir diese veralteten Bestimmungen des österreichischen Eherechts überhaupt in einem EPG (oder einem ähnlichen Institut, etwa dem Grünen Konzept eines auch für Heteros offen stehenden Zivilpakts) haben oder soll das EPG eine Avantgarde für ein modernes Partnerschaftsrecht sein? Warum sollen Heterosexuelle das dann eigentlich nicht eingehen können? Und warum sollen dann Lesben und Schwule nicht einfach eine Ehe eingehen können, wenn sie das wollen?
Wollen wir überhaupt, dass es unterschiedliche Rechtsinstitutionen für verschieden- und gleichgeschlechtliche Paare gibt?
Wer soll für ein modernes Partnerschafts- und Eherecht sorgen? Wir Homosexuelle – sozusagen als die Avantgarde der Gesellschaft? Oder ist das nicht eine gemeinsame Aufgabe aller, die auch eine öffentliche Debatte aller bedeuten müsste – inklusive der Heterosexuellen?

Die Antworten waren daher auch sehr unterschiedlich: Pochten einige Vertretungen der lesbisch-schwulen Community auf ein modernes Partnerschaftsrecht für Lesben und Schwule ohne „Altlasten“ des Eherechts, waren Andere wiederum der Meinung, dass ein modernes Partnerschaftsrecht alle Menschen betrifft, und keine rein homosexuelle Frage wäre. Letztere meinten (und ich gehörte und gehöre bekanntermaßen zu dieser Gruppe von Menschen!), dass ein nunmal im Zivilrecht vorkommendes Eherecht, das eine Bevölkerungsgruppe aussperrt, schlicht diskriminierend ist – egal ob es nun ein gutes oder ein schlechtes Gesetz sei. Und wenn man nun parallel ein neues Gesetz für Homosexuelle macht und Unterschiede zum Recht für Heterosexuelle macht, unterstreicht man Unterschiede, die de facto nicht argumentierbar sind. Reformen und Novellierungen sollten demnach für alle gelten – egal ob homo- oder heterosexuell.

Eine der großen Hoffnungen, die ich und andere Aktivist_innen hatten, war, dass sich Heterosexuelle auch im Zuge der Partnerschaftsdebatte einbringen und mal überprüfen, ob sie das Eherecht und Partnerschaftsrecht (im Übrigen auch das Recht für Lebensgemeinschaften ohne Hochzeit!) überhaupt so haben wollen, wie es derzeit der Fall ist.

Das passierte allerdings nicht. Oder zumindest nur kaum. Im Zuge des Diskussion um das Partnerschaftsrecht für Lesben und Schwule, waren zwar viele Heterosexuelle interessiert, solidarisch und bildeten sich eine Meinung. Dass die Debatte sie aber genau so anging wie es Homosexuellen betraf, wurde kaum wahrgenommen. Und das war und ist ein echtes Problem! Für zu viele Menschen war die Debatte eine zwischen Politik einerseits und Lesben und Schwule andererseits zu führende Debatte – und übersahen, dass es sie eigentlich genau so betraf!

Das österreichische Eherecht ist nur auf wenigen Seiten tatsächlich ein Eherecht. Es ist vor allem ein Scheidungsrecht. Denn wie eine Ehe geschieden wird, verbraucht den Großteil der Paragrafen des Gesetzes. Und da gibt es Absurditäten en masse: „Schuldfragen“, die geklärt werden müssen, völlig antiquierte Pflichten (wie etwa gemeinsames Wohnen, was in unserer globalisierten Welt rein arbeitstechnisch nicht immer und überall funktionieren kann, Pflicht zur Mitwirkung im Betrieb des Partners, Scheidungsgrund „ekelerregende Krankheit“, etc.). Alle Bestimmungen aufzuführen, würde zu viel Platz in Anspruch nehmen. Nehmt euch mal die Zeit und lest das Eherecht durch, so wie es zahlreiche Lesben und Schwulen es machten! Ihr werdet staunen!

Jetzt haben wir also zwei verschiedene Rechtsinstitutionen, eine für homosexuelle und eine für heterosexuelle Paare. Das kann doch nicht der Weisheit letzter Schluss sein!

Liebe Heteros, mischt euch ein bisschen stärker in die Diskussion ein, denn sonst werden wir Lesben und Schwule nie von einem für uns eigens eingesetzten „Ghetto“-Gesetz befreit werden – und werden dann zudem nie mit euch gleichgestellt. Und ich weiß, dass viele Heteros Ungleichbehandlung ebenso albern finden. Gleichzeitig ist das Eherecht ja derzeit immer noch „euer“ Gesetz: Wollt ihr das wirklich so haben, wie es ist? Mit all seinen absurden Bestimmungen, die ausschließlich Scheidungsanwälte freuen und reich machen? Das kann’s doch nicht sein.

Lasst bitte Politiker wie Albert Steinhauser nicht alleine, der sich schon lange für ein modernes Eherecht einsetzt, aber in der öffentlichen Debatte gerne totgeschwiegen wird – von politischen Mitbewerbern ebenso wie von den Medien. Bringt euch ein und fordert eine Modernisierung. Ihr habt mit vielen Lesben und Schwulen jedenfalls Partner und Partnerinnen für diese dringend notwendige Debatte. Ohne Euch werden wir das Partnerschaftsrecht nicht modernisieren können. Das haben die letzten Jahre bewiesen. Zusammen wären wir aber um einiges lauter! Und immerhin ist die Frage eines modernen Partnerschaftsrecht eine Frage, die uns alle angeht.
Weiterführende Links:

Insgesamt gibt es 60 bisher entdeckte Unterschiede zwischen dem heterosexuellen Eherecht und dem homosexuellen Partnerschaftsrecht, wie das Rechtskomitee Lambda hier auflistet.

Das österreichische Eherecht kann hier nachgelesen werden.

Das Gesetz zur Eingetragenen Partnerschaft findet sich hier.

Das neue FPÖ-Parteiprogramm aus queerer Sicht.

Dieses Wochenende war aus lesbisch-schwul-transgender Sicht der Höhepunkt des Jahres. In Wien gingen rund 110.000 Menschen auf die Straße, um an der Regenbogenparade teilzunehmen. Lesben, Schwule, Transgender, Bisexuelle und zahlreiche solidarische Heterosexuelle demonstrierten für ein vielfältiges Österreich, das alle sexuelle Orientierungen akzeptieren, respektieren und rechtlich gleichstellen will. Damit verknüpft das Motto Show your face, das allen Mut machen soll, zu ihrer sexuellen Freiheit zu stehen und einzufordern.

Apropos Freiheit.

Am selben Wochenende hielt die FPÖ Parteitag in Graz. Dort wurde das neue Parteiprogramm beschlossen. In 10 freiheitlichen Leitsätzen wird die Politik der Freiheitlichen Partei festgelegt. Über vieles wurde bereits in den Medien ausführlich berichtet und reflektiert. Aus Sicht der Lesben und Schwulen ist besonders der 4. Leitsatz interessant:

„Die Familie als Gemeinschaft von Mann und Frau mit gemeinsamen Kindern ist die natürliche Keimzelle und Klammer für eine funktionierende Gesellschaft und garantiert zusammen mit der Solidarität der Generationen unsere Zukunftsfähigkeit.“
Den einen oder anderen Punkt mag man dann in den Erläuterungen zum 4. Leitsatz vielleicht noch gut heißen, zum Beispiel, dass Frauen und Männer chancengleich behandelt werden sollen – allerdings ohne Gender Mainstreaming, wie dann gleich darauf noch extra betont werden muss.

Dann heißt es:

„Die Familie, geprägt durch die Verantwortung der Partner und der Generationen füreinander, ist Grundlage unserer Gesellschaft. Die Lebensgemeinschaft von Mann und Frau wird durch das Kind zur Familie. Wer alleinerziehend Verantwortung übernimmt, bildet mit den Kindern eine Familie.“
Alleinerzieher_innen haben also nochmal Glück gehabt. Gerade noch werden sie von der FPÖ knapp als Familie anerkannt. Aber Regenbogenfamilien? No way. Patchworkfamilien werden übrigens auch nicht erwähnt. Wenn also beispielsweise eine Frau aus einer früheren heterosexuellen Beziehung Kinder hat, dann eine Frau kennenlernt und mit ihr den Rest ihres Lebens als Familie verbringen will – so ist das keine Familie. Auch wenn der leibliche Vater guten Kontakt zur neuen Familie pflegt und Teil dieser ist. So meint zumindest die FPÖ. Sie definiert die Norm, alles andere wird schlicht nicht akzeptiert. Das ist die Kernaussage.

Mit anderen Worten: Gesellschaftlich real existierende Lebensformen werden von der FPÖ ausgegrenzt. Sie verdienen die Bezeichnung Familie nicht.

Doch im nächste Absatz geht es klar zur Sache:

„Wir bekennen uns zur Vorrangstellung der Ehe zwischen Mann und Frau als besondere Form des Schutzes des Kindeswohls. Nur die Partnerschaft von Mann und Frau ermöglicht unserer Gesellschaft Kinderreichtum. Ein eigenes Rechtsinstitut für gleichgeschlechtliche Beziehungen lehnen wir ab.“
Die in unendlich vielen Diskussionen gestellte Frage, was denn nun mit heterosexuellen Paaren sei, die heiraten und keine Kinder haben wollen oder tragischerweise nicht können, wird freilich auch im FP-Programm nicht beantwortet. Homosexuelle sind offensichtlich die Bösen, die gesellschaftlich nutzlos sind.

Ein eigenes Rechtsinstitut für gleichgeschlechtliche Paare wird von der FPÖ kategorisch abgelehnt. Ein Institut, das es bekanntlich im österreichischen Recht bereits gibt – mit noch zahlreichen diskriminierenden Sonderbestimmungen. Aber was bedeutet die Ablehnung der FPÖ für Lesben und Schwule, die planen eine Eingetragene Partnerschaft einzugehen? Oder für bereits eingetragene Partner und Partnerinnen? Zumal ja die FPÖ in Umfragen derzeit die stärkste Partei ist und demnächst den Kanzler stellen könnte?

Ich bin mir ziemlich sicher, dass Samstag auf der Wiener Ringstraße auch viele freiheitlich wählende Lesben, Schwule, Transgender, Bisexuelle und Heterosexuelle demonstrierten und dabei waren. Die tun das aus möglicherweise anderen Gründen. Auch mir persönlich sind schon viele FPÖ-Wähler_innen in der Community begegnet. Diese sollten aber jetzt wirklich dringend nochmal nachdenken darüber, was sie da tun. Bei allem Verständnis für den Stillstandsfrust, der dieses Land derzeit lahmzulegen scheint, aber Rückschritte und Ausgrenzung kann doch wohl nicht das Ziel dieses Landes sein!

Eingetragene Partnerschaften und die Marktlücke.

Normalerweise heißt es oft, die Wirtschaft sei in einigen gesellschaftspolitischen Bereichen schneller als die Politik. Oft stimmt das ja auch. Aber die Einführung der Eingetragenen Partnerschaft hat sich offenbar noch nicht so recht rumgesprochen. In der Wirtschaft nämlich.

Neulich erzählte mir eine junge Frau ihre Erlebnisse, als sie zu einer feierlichen Partnerschaftsfeier eingeladen war. Sie klapperte Trafiken, Buchläden und andere Geschenke-Shops ab, um eine Glückwunschkarte zu kaufen. Nirgendwo wurde sie fündig. Manche Trafikanten schauten ganz beschämt, gingen „nach hinten um nachzuschauen“ um dann mitzuteilen: „Na, sowas hamma net!“.

Hier erkennt man ganz gut, dass sich Lesben und Schwule eine gute Infrastruktur aufgebaut haben. Die hätten das Problem nämlich so nicht. Die wüssten, dass sie einfach ins Löwenherz – Wien 9, Berggasse 8 – gehen. Daran erkennt man aber vielleicht auch das darunter liegende Problem, dass vielleicht gleichzeitig auch kein Problem ist, sondern ganz normal:

Dass Communities sich entwickeln, mit allen dazugehörenden Shops, Cafés, Bars und Clubs. Und die, die nicht zur Community gehören, dort gar nicht hingehen wollen, trauen, was auch immer.

Also, liebe Heteros und Heteras. Falls ihr zu einer Eingetragenen Partnerschaft eingeladen seid, dann klappert vorläufig keine Mainstream-Buchläden, Trafiken und Gift-Shops ab, sondern geht ruhig ins Löwenherz. Dort gibt es eine Fülle von Glückwunschkarten für Eingetragene Partnerinnen und Partner.

Zum Beispiel „Typ lustig und süß“:

Oder Typ sarkastisch:

Das ideale Bildchen für Lederkerle:

Oder doch lieber stylish reduziert?

Oder doch etwas traditioneller?

Schwarz/weiß, kopflos (!) und doch traditionell?

Für diejenigen, die gerne alle möglichen Wünsche los werden wollen:

Oder halt so:

Was aber auffällt ist, dass Frauenmotive noch eher selten sind. Auch ein Problem der Wirtschaft? Marktlücke für eine internationale Glückskartenindustrie?

Trotzdem: Bis solche oder ähnliche Glückwunschkarten auch im Mainstream-Handel erhältlich sind, bleibt euch Heteros und Heteras nichts anderes übrig, als doch auch mal einen schwul-lesbischen Buchladen zu besuchen. Er wird euch eh gefallen, glaubt’s mir…

Mit der SPÖ verhandeln. Beispielsweise für Eingetragene Partner_innen.

Die gestrige Sitzung des Wiener Landtags war ein schöner Tag für Wiens Lesben und Schwule. Im Wiener Landesrecht werden Eingetragene Partner_innen in allen Gesetzen, die innerhalb der Kompetenz des Landes Wien liegen, mit der Ehe mittels einer Sammelnovelle gleichgestellt. Darüber hinaus gelten Eingetragene Partner_innen in Wien nun auch als Familienangehörige. Wien hat einen in Österreich bislang einzigartigen Schritt gemacht. Das ist sehr erfreulich.
Dass es soweit kam, passierte nicht von ungefähr. Ein Blog bietet ja die Möglichkeit, Politik anders und direkt zu vermitteln; Dinge zu erzählen, die sonst nicht vermittelt werden. Daher erzähle ich mal, wie so etwas zustande kommt und was daraus gelernt werden kann. Wem nur letzteres interessiert, soll gleich zu Fouls und zur Spielanalyse springen.
1. Erste Spielhälfte
Am Anfang war ein Initiativantrag der Wiener SPÖ, der in nahezu allen Bereichen des Wiener Landesrechts Eingetragene Partner_innen rechtlich gleichstellen soll. Erfreulicherweise war die SPÖ sofort interessiert mit uns zu verhandeln und kontaktierte mich früh. Das passiert leider selten, in diesem Bereich aber wirklich erfreulich. Es folgten Treffen im Büro von Stadträtin Sandra Frauenberger, die für Antidiskriminierung zuständig ist. Da haben wir vor allem noch die Idee der Generalklausel diskutiert. Aus unserer Sicht, aber auch aus Sicht der NGO Rechtskomitee Lambda, würde eine Generalklausel Rechtssicherheit insofern bringen, als dadurch Eingetragene Partner_innenschaften auch dort gleichgestellt werden, wo sie in einzelnen Gesetzen nicht explizit erwähnt werden – etwa weil man eine Anpassung des Gesetzes schlicht übersehen oder vergessen hat. Wien wollte aber lieber – aus durchaus auch nachvollziehbaren Gründen – alle Gesetze einzeln ändern.
2. Spielpause
Wir haben daraufhin das gesamte Wiener Recht durchforstet und gesucht, wo Anpassungen notwendig sind (Danke an Max Schrems und Peter Kraus für die Arbeit. Das ist nicht wenig!). Das sind teilweise unglaubliche Kleinigkeiten. Da Innenministerin Fekter etwa gemeinerweise Eingetragenen Partner_innen keinen Familiennamen mehr gönnt, sondern nur mehr „Nachnamen“, mussten etwa alle Gesetze mit dem Begriff „Familienname“ auf „Familie- oder Nachname“ geändert werden. Wo „Ehepartner“ steht musste der Begriff „Eingetragene Partner“ hinzugefügt werden, usw.
Wir verglichen unsere Liste mit dem Initiativantrag der SPÖ und fanden einige „vergessene“ Gesetze. Die übermittelten wir der SPÖ sowie dem Stadträtinnen-Büro und prompt wurden auch diese Gesetze angepasst. Ein erster schöner Verhandlungserfolg.
3. Zweite Spielhälfte
Ein Problem blieb: Eingetragene Partner_innen wurden immer explizit neben Familienangehörige erwähnt, waren also nicht selbst Familie. Das widerspricht allen Forderungen der lesbisch-schwulen NGOs, da es nun einmal auch Regenbogenfamilien gibt. Wir SIND Familie. Nicht umsonst ist das Motto der diesjährigen Regenbogenparade We are family.
Am Ende spießten sich die Verhandlungen um eine Präambel, die der Sammelnovelle vorangestellt werden soll. Das ist zwar keine Generalklausel, aber immerhin eine prinzipielle Absichtserklärung des Wiener Landesgesetzgebers und kann bei etwaigen Verfahren sehr hilfreich sein, da man juristisch darauf hinweisen kann.
In dieser Präambel wurde nun festgehalten, dass Eingetragene Partnerschaften Familien sind. Daraufhin wollten wie natürlich auch Umformulierungen in den einzelnen Gesetzen und bereiteten einen Antrag vor, in der in 17 Gesetzen nun eine Formulierung vorsieht, der etwa lautet: „Familienangehörige, einschließlich Eingetragene Partner“. Dieser Vorschlag wurde am Tag der Landtagssitzung von der SPÖ akzeptiert und so konnten wir diese Abänderung als rot-grünen Antrag einbringen.
Es gab nur drei Wörter, die ich nicht hinein verhandeln konnten. So bekennt sich der Landesgesetzgeber im ersten Satz zur Gleichtellung Eingetragener Partner. Hier wollte ich hinzufügen: „mit der Ehe“, denn womit soll gleichgestellt werden? Mit Lebensgemeinschaften, Wohngemeinschaften, Bananen, Sonnenbrillen,… womit? Das war aber der einzige Punkt, den mir die SPÖ nicht gab. Jetzt steht halt ein in sich völlig unlogischer Satz in der Präambel. Sei’s drum, aber schade.
Am Abend der Landtagssitzung konnten wir uns freuen und rot-grün hatte Gutes erreicht. Leider sprang uns die ÖVP aber ab und stimmt mit der FPÖ gegen (!) die Gleichstellung. Sie behaupteten zwar, sie lehnten deshalb ab, weil ich sie in meiner Rede sehr scharf kritisierte. In Wahrheit war es aber sicherlich der Familienbegriff für Eingetragene Partnerschaften. Das kapiert die VP bis heute in ihrem Familienbild des 19. Jahrhunderts noch immer nicht.
Zudem befürwortete die SPÖ auch meinen Antrag, in der der Bund aufgefordert wird, die Ehe für homosexuelle Paare zu öffnen. Die Öffnung der Eingetragenen Partnerschaft für Heterosexuelle wurde leider nur von den Grünen unterstützt.
4. Fouls
Wenn man als Grüner mit der SPÖ verhandelt, darf man nie vergessen, dass dahinter ein wesentlich größerer Apparat steht. Da ist nicht nur der SP-Klub, sondern auch Büros von Stadträt_innen samt allen Referentinnen und Referenten, sowie ihr Zugang zur Beamt_innen-Riege der Stadt, etwa den Expert_innen im juristischen Bereich. Dieser Apparat steht uns nicht zur Verfügung, somit besteht immer auch eine ungleiche Basis. Das wird vor allem bei etwaigen Koalitionsgesprächen interessant und tragend.
Ein klassisches Foul der SPÖ passierte während der Landtagssitzung gestern. Noch bevor wir die letzten Kleinigkeiten verhandelten und noch bevor wir mit Handshake eine gemeinsame Vorgehensweise beschlossen, ratterte eine Aussendung von Stadträtin Frauenberger (Text hier) über die APA: Dass Eingetragene Partnerschaften nun als Familienangehörige gelten, ist plötzlich ein großer Verdienst der SPÖ, obwohl wir Grünen das erst hinein verhandelten und die Generalklausel wird uns als Wahlkampfgag vorgeworfen. Das tat mir weh, wollten wir doch gemeinsam vorgehen. Die Grünen kamen plötzlich gar nicht vor. Ein Foul eben und sehr unlauter. Was ist so schlimm daran, wenn Frauenberger sich freuen würde, dass etwas gemeinsam erreicht wurde? Ich verstehe sowas nicht, denn es ist nur kleinkarierte Parteidenke, die in der SPÖ leider noch weit verbreitet ist.
5. Spielanalyse
a) Das rote Wien wollte in diesem Fall homosexuelle Partnerschaften gleichstellen. Das wäre ihr ganz okay gelungen. Mit den Grünen aber gelang erst ein wirklich großer Schritt.
b) Wenn rot und grün in gesellschaftspolitischen Bereichen fortschrittlich und modern agieren, kann die ÖVP nicht mehr mit. Tatsache. Wenn also die SPÖ mit der ÖVP eine Koalition eingehen, so ist das rückwärtsgewandt, altbacken und fad.
c) Wenn Grüne und SPÖ verhandeln, wird die SPÖ alles tun, es als großen roten Erfolg zu verkaufen, auch wenn es die Grünen waren, die es überhaupt erst hinein verhandelten. Hier agiert die SPÖ noch immer ausschließlich parteipolitisch und weniger für die Sache. Sehr bedauerlich!
d) Ein rotes Wien mag gut sein. Ein rot-grünes Wien ist besser.
e) Daher ist es nicht egal, wem man am 10.10.2010 die Stimme gibt. Denn wer eine fortschrittliche SPÖ haben will, muss Grün wählen, da die Grünen der Fortschritt und die Modernität sind, die die SPÖ so dringend braucht.

PS: Es waren außer SPÖ und Grüne natürlich weitere Personen in diesen Verhandlungen involviert. Allem voran und als Beispiel sei hier Helmut Graupner vom RK Lambda genannt, der immer mit Rat und Tat zur Seite stand, wie immer unbestechlich und unparteiisch Haltung bewies. Dafür ihm und den anderen ein Dankeschön! 
Foto: Die Grünen Andersrum

I.D.A.H.O.: Lesben-, Schwulen- und Transgenderrechte in der Welt.

Heute, am 17. Mai, ist I.D.A.H.O. – der Internationale Tag gegen Homophobie und Transphobie. Die ILGA (International Lesbian, Gay, Bisexual, Trans and Intersex Association) aktualisierte die globalen Rechte. Detaillierte Informationen sowie Weltkarten zum Download gibt es hier.
Hier eine Zusammenfassung einiger interessanter Listen (Quelle: ILGA).
1. Homosexualität ist illegal in 76 Staaten:
Afrika: Algerien, Angola, Botswana, Burundi, Kamerun, Komoren, Ägypten, Eritrea, Äthiopien, Gambia, Ghana, Guinea, Kenia, Lesotho, Liberia, Libyien, Malawi, Mauretaniwn (Todesstrafe), Mauritius, Marokko, Mozambique, Namibia, Nigeria (Todesstrafe in einigen Staaten), São Tomé & Principe, Senegal, Seychellen, Sierra Leone, Somalia, Sudan (Todesstrafe), Swaziland, Tansania, Togo, Tunisia, Uganda, Zambia, Zimbabwe.

Asien: Afghanistan, Bangladesch, Bhutan, Brunei, Burma, Iran (Todesstrafe), Kuwait, Libanon, Malaysien, Malediven, Oman, Pakistan, Katar, Saudi Arabien (Todesstrafe), Singapur, Sri Lanka, Syrien, Turkmenistan, Vereinigte Arabische Emirate, Usbekistan, Jemen (Todesstrafe) und Gaza-Streifen unter palästinensischer Autonomiebehörde

Europa: Türkische Republik Nord-Zypern (nicht anerkannt)

Lateinamerika: Antigua & Barbuda, Barbados, Belize, Dominica, Grenada, Guyana, Jamaika, St. Kitts & Nevis, St. Lucia, St. Vincent & the Grenadines, Trinidad und Tobago

Ozeanien: Kiribati, Nauru, Palau, Papua Neu Guinea, Samoa, Solomon Inseln, Tonga, Tuvalu, Cook Inseln (unabhängig, in freier Assoziierung mit Neuseeland)

2. Homosexualität wird mit der Todesstrafe bedroht:

Afrika: Mauretaniien, Sudan sowie 12 nördliche Bundesstaaten in Nigeria sowie südliche Provinzen in Somalia

Asien: Iran, Saudi Arabien, Jemen

3. Homosexualität ist legal in (seit wann in Klammern, falls bekannt):

Afrika: Benin, Burkina Faso, Kap Verde (2004), Zentralafrikanische Republik, Tschad, Kongo- Brazzaville, Elfenbeinküste, Democratische Republik Kongo, Äquatorial Guinea (1931), Gabun, Guinea-Bissau (1993), Madagaskar, Mali, Niger, Ruanda, Süd Afrika (1998)

Asien: Kambodscha, China (1997), Ost Timor (1975), Indien (2009), Indonesien, Israel (1988), Japan (1882), Jordanien (1951), Kazachstan (1998), Kirgistan (1998), Laos, Mongolei (1987), Nepal (2007), Nord Korea, Philippinen, Süd Korea, Taiwan (1896), Tadschikistan (1998), Thailand (1957), Türkei (1858), Vietnam, West Bank (1951) unter palästinensischer Autorität

Europa: Albanien (1995), Andorra, Armenien (2003), Österreich (1971), Aserbaidschan (2000), Belgien (1795), Bosnien und Herzegovina (1998), Bulgarien (1968), Kroatien (1977), Zypern (1998), Tschchische Republik (1962), Dänemark (1933), Estland (1992), Finnland (1971), Frankreich (1791), Georgien (2000), Deutschland (1968-69), Griechenland (1951), Ungarn (1962), Island (1940), Irland (1993), Italien (1890), Kosovo (1994), Lettland (1992), Liechtenstein (1989), Litauen (1993), Luxemburg (1795), Mazedonien (1996), Malta (1973), Moldau (1995), Monaco (1793), Montenegro (1977), Niederlande (1811), Norwegen (1972), Polen (1932), Portugal (1983), Rumänien (1996), Russland (1993), San Marino (1865), Serbien (1994), Slowakei (1962), Slowenien (1977), Spanien (1979), Schweden (1944), Schweiz (1942), Ukraine (1991), Großbritannien, Vatikanstadt

Lateinamerika: Argentinien (1887), Bahamas (1991), Bolivien, Brasilien (1831), Costa Rica (1971), Chile (1999), Kolumbien (1981), Kuba (1979), Dominikanische Republik, Ecuador (1997), El Salvador, Guatemala, Haiti, Honduras (1899), Mexiko (1872), Nicaragua (2008), Panama (2008), Paraguay (1880), Peru (1836-37), Surinam (1869), Uruguay (1934), Venezuela sowie die niederländischen Überseegebiete Aruba und Niederländische Antillen

Nordamerika: Kanada (1969) and USA (2003 – unterschiedliche Regelungen in Bundesstaaten)

Ozeanien: Australien, Fiji (2010), Marshall Inseln (2005), Mikronesien, Neuseeland (1986), Vanuatu sowie die zu Neuseeland assoziierten Inseln Niue (2007) und Tokelau (2007).

4. Staaten mit unklarem Status

Afrika: Dschibuti

Asien: Bahrain, Irak

5. Staaten mit Ehe für homosexuelle Paare:

Afrika: Südafrika

Europa: Belgien (2003), Niederlande (2001), Norwegen (2009), Spanien (2005), Schweden (2009)

Lateinamerika: Federal District in Mexiko (2010)

Nordamerika: Kanada sowie einige Bundesstaaten in den USA

6. Staaten mit Rechtsinstituten für gleichgeschlechtliche Paare, nahezu mit gleichen Rechten mit der Ehe (aber nicht allen):

Asien: Israel (1994)

Europa: Österreich (2010), Dänemark (1989), Finnland (2002), Deutschland (2001), Ungarn (2009), Island (1996), Schweiz (2007), Großbritannien (2005)

Lateinamerika: Kolumbien (2007-2009)

Nordamerika: Einige Bundesstaaten der USA

Ozeanien: Neuseeland (2005), einige Staaten in Australien

7. Staaten mit eingeschränkten Rechte für homosexuelle Paare:

Europa: Andorra (2005), Kroatien (2003), Tschechische Republik (2006), Frankreich (1999), Luxemburg (2004), Portugal (2001), Slowenien (2006)

Lateinamerika: Ecuador (2009), Uruguay (2008), Regionen Buenos Aires (2003), Rio Negro (2003) und Villa Carlos Paz (2007) in Argentinien, Region Rio Grande do Sul (2004) in Brasilien sowie der Mexikanische Bundesstaat Coahuila (2007)

Nordamerika: Einige wenige Bundesstaaten und Städte in den USA

Ozeanien: Austalien

8. Staaten mit Adoptionsrecht für Homosexuelle:

Afrika: Südafrika (2002)

Asien: Israel (2008)

Europa: Andorra (2005), Belgien (2006), Dänemark (2010), Island (2006), Niederlande (2001), Norway (2009), Spain (2005), Sweden (2003), United Kingdom (2005)
Lateinamerika: Einige Staaten in Brasilien und Federal District in Mexiko (2010)
Nordamerika: Fast alle Bundesstaaten in Kanada, einige Staaten in den USA
Ozeanien: Capital Territory (2004) und Western Australia (2002) in Australien

Mehr Listen, Aufzeichnungen, Details (unter anderem über die Verfolgung von Hate Crimes, Antidiskriminierungsgesetze, usw. gibt es im ILGA-Bericht State-Sponsored Homophobia, hier als PDF) (Fotominiatur: ILGA) 

Über Medezettel, erwünschte und unerwünschte Outings und Co.

Mein Blogbeitrag zum neuen Meldezettel, sowie die Pressekonferenz am vergangenen Freitag haben innerhalb und außerhalb der Community Staub aufgewirbelt und spannende Diskussionen ausgelöst.
Folgende Punkte sind dabei immer wieder aufgetaucht und mir gemailt, gesagt, gepostet oder sonstwas worden:

Wenn Lesben und Schwule schon eine Eingetragene Partnerschaft eingehen können machen sie das doch gerade dadurch öffentlich. Also soll man auch dazu stehen!
Sichtbarkeit und Out-sein war der Schlüssel der Emanzipationsbewegung. Also kann man das auch in dieser Form akzeptieren.
Man legt bei Behörden oder privaten Firmen (Arbeitgeber, Fahrschulen, Bibliotheken, etc.) nicht den eigentlichen Meldezettel vor, sondern eine Bestätigung der Meldung, in der der Personenstand nicht angeführt ist.
Andere Bereiche sind im Gesetz über die Eingetragene Partnerschaft wesentlich gravierender diskriminierender.
Verpartnern sollten sich überhaupt nur selbstbewusst offen lebende Lesben und Schwule lassen.
Heteros mussten sich durch die anzukreuzenden Rubriken „verheiratet“, „geschieden“ oder „verwitwet“ auch immer outen.

Dazu möchte ich gerne Stellung nehmen:
Vorab einer meiner wichtigsten politischen Grundsätze im Bereich Outing:
Ein Coming-out ist eine persönliche individuelle Entscheidung. Jede Person entscheidet selbst, wem gegenüber er oder sie sich outen will. Je mehr das tun, umso besser! Aber ein Outing seitens Dritter ist für mich inakzeptabel!
Nun aber zu den Punkten:

Es ist natürlich richtig, dass ein offener und selbstbewusster Mensch auch öffentlich zu seiner Sexualität stehen soll. Das ist wichtig als gesellschaftspolitischer Motor. Aber der Gesetzgeber hat ein Institut eingerichtet, das ausschließlich Homosexuellen offen steht. Heteros dürfen keine EP eingehen. Also wird durch das Ankreuzen eine sexuelle Orientierung publik.
Das ist absolut richtig und man soll auch jede und jeden ermutigen, diesen Schritt zu machen, weil es so wichtig ist. Aber entscheiden soll das jede und jeder selbst – und nicht eine Behörde!
Hier wird’s interessant. Tatsächlich dürften einige Bezirke und Gemeinden eine Meldebestätigung ausstellen, auf der der Personenstand nicht vermerkt ist. Auf meiner Bestätigung steht er sehr wohl. Auch andere zeigten mir ihre Bestätigung und der Personenstand ist vermerkt. Etwa im 15. Bezirk. Richtig ist die Kritik, dass man ja keine Meldezettel vorlegt sondern Meldebestätigungen. Ich habe öffentlich einheitlich „Meldezettel“ gesagt, um nicht zu verwirren.
Ja, es gibt weitere Diskriminierungen durch die Einführung des EPGs. Erstaunlicherweise kam dieser Hinweis auch von NGOs. Hier bin ich verwirrt, dass manche das eher als Lappalie abtun, denn seit wann waren lesbisch-schwule Vereine dafür, dass Menschen von Dritten geoutet werden? Ich fürchte, hier haben manche noch nicht weitergedacht. Auch nicht, was mit gesammelten Daten alles passieren kann – etwa seitens Privater!
Dem ist leider nicht so! Drittstaatsangehörige gehen heute schon gerne EPs mit ihren österreichischen Partner oder Partnerin ein, damit sie endlich einen (ohnehin im Fremdenrecht eine schikanös schwierigen) legalen Status haben, um beim Partner oder bei der Partnerin leben zu können. Nicht selten arbeiten diese Menschen in Betrieben (oft auch Familienbetriebe!), wo sie schlicht und einfach nicht geoutet sein wollen. Das ist zu respektieren! das gilt übrigens natürlich auch für österreichische Lesben und Schwulen – nicht jede und jeder will in gewissen Bereichen geoutet sein und dieses Recht auf Privatsphäre sollte jedem überlassen bleiben.
Heteros waren sicher auch „geoutet“, allerdings haben Heterosexuelle kaum mit Diskriminierungen aufgrund einer sexuellen Orientierung zu kämpfen.