Heute im Landtag Teil 1 – Abschied von Zilk.

Landeshauptmann Michael Häupl erinnert an Helmut Zilk und betont seine ganz besondere Persönlichkeit zwischen Zuhören und Konfliktbereitschaft, seinen offenen Augen und seine besondere Vorliebe für das Detail. Häupl erinnert sich etwa, als Zilk sich einmischte um das Orange der MA 48 auszusuchen und wie wichtig ihm das war. Oder als er eine Straßenbahn aufhielt, um mit dem Fahrer zu diskutieren, ob hier nicht eine Haltestelle notwendig sein.

In einer Gedenkminute erinnern wir uns an Helmut Zilk.

Im Übrigen gibt es seit heute drei neue Abgeordnete im heutigen Landtag! Neben den Nachfolgern von dem in den Nationalrat gewechselten Harald Stefan (FP) und dem in Pension gegangenen Johann Hatzl (SP) ist auch die Grüne Alev Korun in den Nationalrat gewechselt. Ihre Nachfolgerin ist Eva Lachkovics. Und ich heiße natürlich auch an dieser Stelle meine neue Kollegin herzlich willkommen.

Aber nun geht es mit dem Landtag weiter:
In der Fragestunde geht es unter anderem um mehr Demokratie und BürgerInnenbeteiligung (ÖVP an Häupl), um die Auswirkungen des neuen Bundes-Jugendwohlfahrtgesetzes auf Wien (FPÖ an Laska), Minderheitenrechte bei der Einsetzung von Untersuchungsausschüsse (Meine Grüne Kollegin Waltraut Antonov an Häupl), Reform des Fragrechts (ÖVP an Häupl) sowie eine Frage zum Rechnungshofbericht zum Wiener Pflegegeldgesetzes (FPÖ an Häupl).
Ob meine 6. Frage an Häupl drankommt – nämlich was die Stadt zur Sanierung jüdischer Friedhöfe unternommen hat – ist noch unklar, aber wohl eher nicht.

Foto: Die heutige Landtagssitzung steht zu Beginn ganz im Zeichen der Erinnerung an den Altbürgermeister, Altlandeshauptmann und Altkulturstadtrat Helmut Zilk. 
 

Zilk.

Helmut Zilk war mehr als ein Bürgermeister. Er liebte Wien so sehr, dass er sogar eine CD mit seiner Frau aufnahm. Titel des Tonträgers: Wien (siehe Foto). Und das war es auch, was Helmut Zilk ausmachte: Parteipolitisch war er schon, aber Wien war wichtiger. Deshalb sagte er einfach seine Meinung, auch wenn es den restlichen SozialdemokratInnen nicht in den Kram passte.
Als ich 1988 19-jährig aus dem Salzkammergut kommend nach Wien übersiedelte um zuerst zu kellnern (und das in einem Wiener Kaffeehaus mit dem Namen Museum!) und dann zu studieren, war Helmut Zilk bereits Bürgermeister. Und er gehörte irgendwie hierher wie der Steffl und das Riesenrad. Zilk war Wien.
Mir sind seine Verdienste als Journalist und Unterrichtsminister altersbedingt nicht so in Erinnerung, obwohl ich weiß, dass er sich bei den TV-Berichten zum Prager Frühling besonders stark machte und als ORF-Unterhaltungschef auch gerade deshalb 1968 den tschechischen Künstler Karel Gott als österreichischen Vertreter zum Eurovision Song Contest in die Royal Albert Hall nach London schickte.
Die SPÖ könnte von Männern eines zilkschen Formats viel lernen. Wenn ich manchmal heute durch die Reihen meiner roten KollegInnen schaue, empfinde ich eher eine große Leere. Kaum Menschen, die mit eigenen Ideen, querdenkenden Geistern oder sonstwie überraschen. Es kommt immer zuerst die Partei, braves abnicken, dann lange nichts und dann erst Wien.
Zilk kann da als Vorbild dienen. Wien muss dankbar sein. Ich bin es jedenfalls. Meine Anteilnahme gilt natürlich vor allem seiner Frau Dagmar Koller, die ich einst für das Schwulenmagazin Bussi interviewen durfte. Und Zilks Einsatz für den Life Ball werde ich im Übrigen auch nicht vergessen, wie sein Einsatz für das jüdische Wien. Letzteres bescherte Zilk das Briefbombenattentat. Auch das sei in diesem Zusammenhang nicht vergessen, denn das unterscheidet ihn wesentlich von einem anderen neulich verstorbenen Spitzenpolitiker…