Wenn Lesben und Schwule heiraten.

In New York City können Lesben und Schwule mittlerweile heiraten. Und so wie in (fast) allen Ländern ist diese Öffnung eine politisch hochumstrittene. Die New York Times hat mittlerweile eine Galerie online gestellt.

Screenshot: nytimes.com

Liebe Gegner und Gegnerinnen einer solchen Öffnung für gleichgeschlechtliche Paare, liebe Konservative, Erzkonservative, Hyperreligiöse aller Glaubensrichtungen, und all ihr, die ihr uns das Leben immer so schwer wie möglich machen wollt: Schaut euch die Galerie einfach mal an. Ist das so schlimm? Muss man sich davor fürchten?

Danke an Susanne Zöhrer aka The Sandworm für den Hinweis.

Passend dazu auch der wunderbare Blogbeitrag hier mit fabelhaften Fotos und dem nicht weniger fabelhaften Satz: „Political protests are always a little more fun when the protesters are a little more fabulous.“

Warum ich mich vom SK Rapid Wien abwende.

Die Rapid! Als ich 1988 nach Wien kam und schlussendlich 1991 im 14. Bezirk landete, um dort einige Jahre zu leben, wurde ich bald vom Mythos Rapid erfasst. Ein Nachbar meinte, wenn man schon im 14. wohnen würde, dürfte man quasi keinen Meldezettel ausfüllen, wenn man nicht grün-weiß sei. Also ging ich ein paar Mal mit ins Stadion und wurde so zu einem Unterstützer der Hütteldorfer. Das Wort Fan fiel mir damals (und fällt mir heute) noch schwer.

Foto ©Ballesterer: Cupspiel Vienna-Rapid, 2006 auf der Hohen Warte. Die wunderbare Zeitschrift Ballesterer machte eine Reportage über einen schwulen Fußballfan – nämlich mich – in ihrer themenspezifische Ausgabe „Dieses Heft ist schwul“ (Artikel darüber online hier).
Wenn man – so wie ich – in vielen Regionen Europas aufwächst, hat man nicht die typische Biografie eines üblichen Fußballfans, der irgendwo geboren wurde und Zeit seines Lebens Anhänger eines Klubs bleibt. In den Niederlanden geboren (mit einer echten Feyenoorderin als Mutter), im Salzkammergut aufgewachsen, wo es nun nicht wirklich einen Klub gab, den ich vollen Herzens unterstützen konnte, und eben nach Wien gekommen. Oranje blieb ich freilich. Roots quasi. Aber im Klubfußball war es die Rapid, die mir sowas wie ein fußballerisches Willkommen aussprach. Ich nahm das Angebot an – integrationswillig wie ich war.

Ich gewann Freunde, Freude und feierte Feste, trauerte bei Niederlagen. Aber trotzdem gab es in Hütteldorf immer wieder etwas, das ein mulmiges Gefühl zurück ließ:

Zum einen war bald klar, dass Rapid Problemfans hat. Fans, die mehr auf Probleme, Zündeln, Gewalt und Hooliganismus wert legten und legen. Fans, die gerne T-Shirts trugen wie „Tod und Hass dem FAK“ oder die Sprüche – seien es einzeln oder gar im Chor – los ließen, die eindeutig antisemitisch, rassistisch oder homophob waren. Klar passierte es ein paar Mal, dass ich mich umdrehte und einen anderen Fan anschnauzte und sagte: „Hey, es gibt auch schwule Rapid-Fans! Was soll das?“, aber die Gruppendynamik vor Ort ist eben so, wie es ist. Man schweigt, überhört und denkt (oder hofft?), dass es sich nur um ein paar Idioten handelt und nicht der Mehrheitsmeinung entspricht.

Und genau hier liegt das Problem!

Nach dem berühmt-berüchtigten Platzsturm am 22. Mai dieses Jahres beim Wiener Derby, hatte ich komischerweise Hoffnung. Hoffnung, dass die Vereinsführung von Rapid endlich begreift, dass sie ein Problem hat. Dass die Verantwortlichen Konsequenzen ziehen, und die Probleme nicht mehr unter dem Teppich kehren. Dass es nicht sein kann, dass man Ordner engagiert, die Hass-Parolen unter ihren Jacken tragen und dass es nicht okay ist, dass immer wieder Tod, Hass oder sonstwas gepredigt wird. Dass Rapid endlich begreift, dass Fußball da ist, um den Sport selbst zu feiern – nämlich das Wunderbare am Fußball: Mannschaftsgeist und das damit zusammen hängende soziale Verhalten, das Integrative des Fußballs, die Jugend- und Nachwuchsförderung, dass es verstanden wird, dass die Gesellschaft Wiens vielfältig ist und dem entsprechend auch der Fußball, dass Papa, Mama und kleine Kinder im Hanappi-Stadion willkommen sind, und dass es nicht sein kann, dass man sich um die Sicherheit der Kinder Sorgen machen muss. Und dass man den Gegner mit Respekt behandelt, denn ohne „Gegner“ nunmal auch kein Fußball!

Und ich hoffte, dass andere Fanklubs – deren es zahlreiche gibt! – endlich aufstehen, aufbegehren und laut und deutlich sagen: So nicht! Es gibt doch grün-weiße Akademiker? Wo ist denn deren Stimme? Warum sagen die nicht endlich: wir wollen die Rapid feiern, ohne dieses ganze Gewaltding und den Hass.

Was passierte anstatt dessen?

Weder der Fanbeauftragte der Rapid, noch die Vereinsführung zogen persönliche Konsequenzen. Das Personal blieb gleich. Wetten, dass es in der Saison 2011/12 so weiter gehen wird wie bisher? Dass die selben Sprüche gesungen werden, die selben Ordner im Stadion stehen werden, die selben Fanclubs (dezimiert um ein paar Wenige, denen man halt ein Stadionverbot ausspricht, damit man das Gefühl vermittelt, eh was zu tun) gröhlen werden? Dass noch immer Hassparolen überwiegen werden? Und die anderen Fanklubs? Die scheinen total kapituliert zu haben und resignieren. Vermutlich werden sie das auch in der Zukunft machen.

Eine andere Fußballkultur ist möglich.

2002 wurde ich mit anderen Grünen Andersrum von den Freund_innen der Friedhofstribüne zu einem Spiel des Wiener Sportklubs eingeladen. Um ein Zeichen gegen Homophobie im Fußball zu setzen. Die Friedhofstribüne informierte den „gegnerischen“ Fanklub des FC Lustenau. Die Gastmannschaft wurde mit einem herzlichem Applaus begrüßt und die Fans zur anschließenden Party eingeladen. Es gab keinen einzigen Song, keinen einzigen Ruf, nichtmal einen Rülpser, der gegen den FC Lustenau gerichtet war. Ich traute meinen Augen und Ohren nicht. So etwas hatte ich echt noch nie erlebt!

Nun ist das ja mit dem Fußball so eine verflixte Sache: Anhängerschaft wechselt man ja nicht wie ein Hemd. Das „gehört sich“ einfach nicht. Also blieb ich Sympathisant des Wiener Sportklubs und ging nach wie vor zu Rapid-Spielen. Das änderte sich auch (noch) nicht, als wir 2006 beim Spiel Wiener Sportklub gegen Parndorf die Aktion wiederholten.

Doch seit dem 22.5.2011 habe ich jede Hoffnung verloren. Zumindest was Rapid betrifft. Und zwar als jemand, der daran glaubt, dass Fußball integrativ wirken kann, Aufgaben jenseits des sportlichen übernehmen kann und ein Grätzl – ja eine ganze urbane Region – zusammen bringen kann, für erwachsene Männer ebenso attraktiv sein kann, wie für Frauen und Kinder. Und dass eine Vereinsführung die verdammte Pflicht hat, Hass, Antisemitismus, Rassismus und Homophobie klar zu verurteilen.

Natürlich ist mir klar, dass der Platzsturm vor allem (auch) gegen die Vereinsführung und die enttäuschende sportliche Leistung der Rapid in der vorigen Saison gerichtet war. Aber wo soll das noch hinführen? Wollen wir wirklich eine Fußballkultur, in der Väter und Mütter Angst um die Sicherheit ihrer Kinder haben müssen? Eine Fußballkultur, in der der Gegner abschätzig und mit Hass begrüßt werden, statt mit Respekt? Der SK Rapid Wien hat in den letzten Jahren hier vollkommen versagt. Und scheint auch nicht wirklich etwas zu ändern wollen, wenn man sieht, dass das Personal das Gleiche bleibt.

Deshalb wende ich mich mit Grauen und Enttäuschung vom SK Rapid Wien ab.

Gestern war die Generalversammlung des demokratisch organisierten Wiener Sportklubs. Ich war als Gast dabei. In Vorgesprächen konnte ich meine Haltung und Meinung zur Fußballkultur im Allgemeinen und zum Sportklub im Besonderen kundtun. Und – obwohl noch (!) nicht einmal Mitglied – wurde ich gebeten kooptiert in den Vorstand des Wiener Sportklubs zu gehen.

Ich nahm das Angebot dankend an. Nicht nur wegen dem Wiener Sportklub nahm ich das Angebot gerne an. Sondern vor allem und auch, weil ich immer noch an die integrative Kraft des Fußballs glaube. Oder glauben will.

Henryk M. Broders verquere Logik.

In der deutschen Welt-Online greift Henryk M. Broder in seinem Artikel Der Papst lässt keine Schwulen steinigen die Lesben- und Schwulencommunity frontal an, vor allem den deutschen LSVD. Hintergrund sind angekündigte Demonstrationen gegen den Papst-Besuch in Deutschland.

Prinzipiell halte ich die oft bewusst provokant formulierten Äußerungen Henryk M. Broders für nicht selten intelligent und regen zu Debatten an. Das ist einer Demokratie zuträglich. Daher darf er sich so äußern, wie er sich äußert. Allerdings: Wenn man schon provozieren will, dann muss man auch mit Gegendarstellungen und Gegenmeinungen rechnen. Und aus meiner Sicht sind Broders Äußerungen schlicht verquer und dumm.

Ich halte Broders Äußerungen übrigens nicht für deshalb dumm, weil er bekennender Hetero ist wie beispielsweise queer.de das in seinem Artikel betont. Im Gegenteil. Ich finde es sogar gut, wenn sich Heteros und Heteras Gedanken über die lesbisch-schwule Emanzipation und der aktuellen Lage machen. Und das als Journalisten auch schreiben.

Ich halte es für deshalb dumm und bin deshalb von Broder enttäuscht, weil ich gerade ihm die Bedeutung universeller Menschenrechte zugetraut hätte, ihm bessere Vergleiche mit anderen Gruppen zugetraut hätte und weil ich davon ausgegangen bin, dass Broder Geschichtsverständnis hat, was er in diesem Artikel vollends vermissen lässt.

Broders merkwürdige Vergleiche

Hier ein Beispiel über Broders Vergleiche in seinem Artikel:
„Man muss tatsächlich zugeben, dass die Rechte von Lesben, Schwulen und Transgender nicht an der Spitze der politischen Agenda des Papstes stehen. So wie er sich nicht hauptsächlich um die Versorgung der Juden mit koscheren und der Moslems mit halal Lebensmitteln kümmert. Auch die Anliegen der Vegetarier, der Nichtraucher und der Anonymen Alkoholiker werden von ihm nicht mit dem Ernst vertreten, den diese Gruppen von ihm erwarten. Der alte Herr im Vatikan kann sich eben nicht um alles kümmern.“
Wie bitte? Meint Broder, dass lesbisch oder schwul sein eine religiöse Frage ist, wie sein Vergleich mit Muslimen und Juden vermuten lässt? Oder findet er doch, dass lesbisch oder schwul sein eine persönliche und freie Lebensentscheidung wäre – und nicht etwa etwas, wofür man nichts kann? Dieser Satz sagt leider mehr über Broders Ahnungslosigkeit als über die Lesben- und Schwulencommunity. Weder ist Homosexualität eine Religion, noch ein bewusster Lebensstil etwas zu essen oder nicht zu inhalieren. Und schon gar keine Krankheit à la Alkoholismus. Dass Broder diese Dinge in einem Atemzug nennt ist schlicht ungeheuerlich. Da hat jemand wohl über ein Thema geschrieben, über das er sich noch nie Gedanken gemacht hat oder sich jemals informiert hätte. Anders lässt sich so etwas nicht erklären.

Der Papst – Hauptverantwortlicher oder nicht?

Broder kritisiert das Bündnis Der Papst kommt!, in dem eben auch der LSVD vertreten ist, weil sie den Papst als Hauptverantwortlichen für die weltweite Unterdrückung von Lesben und Schwulen bezeichnet. Und weiter:
„Kaum anzunehmen, dass in Ländern, deren Bürger nicht einmal das Recht haben, ihre Meinung frei zu äußern, ein Wort des Papstes etwas bewirken würde, das die Lage der Lesben, Schwulen und Transgender verbessern könnte.“
Welche Veränderungen ein Papst in der Weltpolitik erreichen kann, ist unter Historiker_innen eigentlich unumstritten: Ohne einen polnischen Papst und seine Reisen nach Krakau oder Warschau wären die Umwälzungen 1989 vermutlich nicht passiert. Da sind sich nahezu alle einig. Das wissen sogar nicht-christliche oder atheistische Menschen.

Viel wichtiger aber, dass es der Vatikan war, der sich explizit immer wieder gegen UNO-Resolutionen ausgesprochen hat, die eine Entkriminalisierung von Homosexualität weltweit forderten. Aus dem Vatikan waren in solchen Momenten Sätze zu hören, die unmissverständlich waren: Solche Resolutionen würden einen „Niedergang des traditionellen Ehebegriffs und moralischer Werte“ bedeuten. Anders gesagt: Dem Vatikan waren – offiziell! – in solchen Fällen Länder lieber, die Homosexuelle verfolgen, einsperren oder gar umbringen, als eine Entkriminalisierung, weil es die von ihr gehüteten „moralischen Werte“ zu sehr bedrohen würde. Noch im Jahr 2010 bezeichnete der aktuelle Papst Benedikt XVI. in einem Interview-Buch mit Peter Seewald Homosexualität als „gegen Gottes Wille“ und als „moralisch nicht richtig“. Da befindet sich der Vatikan ideologisch näher zum Iran als zum liberalen Staat.

Broder scheint das okay zu finden. Oder er scheint die offiziellen Äußerungen des Vatikans zum Thema gar nicht zu kennen. Das hätte ich mir nicht von ihm erwartet. Ehrlich nicht. Denn anders als zu Fragen (und den dummen Vergleichen) wie Alkoholismus, Vegetarier oder anderer Religionen, äußert sich der Vatikan ständig zum Thema Homosexualität! Seit nahezu 2000 Jahren macht sie das und trug zu einer langen – sehr langen – Verfolgung bei. Bis heute. Lernen Sie Geschichte, Herr Broder!

Noch eine Anmerkung: Hätte Broder übrigens die Frage gestellt, ob sie Zuspitzung der Demos gegen den Papst (persönlich) sinnvoll seien, oder aber ob es nicht gescheiter wäre, gegen die Dogmen der Kirche insgesamt zu demonstrieren: Ja, das wäre okay gewesen und eine durchaus sinnvolle Fragestellung. Aber darum geht es Broder nicht. Auch darüber zu diskutieren, wie zersplittert und zerstritten die Kirche gerade in dieser Frage ist, wäre eines Blickes würdig gewesen. Wir – vor allem die lesbischen und schwulen Menschen, die in einer katholischen geprägten Umgebung leben –wissen, dass es in der Kirche viele liberale und humanistische Stimmen gibt. Und eben genauso heftig und brutal die Gegenstimmen, die sich immer wieder Gehör schaffen. Insbesondere aus dem katholischen Hauptquartier im Vatikan.

Menschenrechte sind nicht national

Dann erklärt uns Broder, wie rosa das Leben der Lesben und Schwulen doch sei. In Deutschland zumindest:
„Konnte sich jemand vor nur 20 Jahren vorstellen, dass es eines Tages einen offen schwulen Außenminister, einen bekennenden schwulen Regierenden Bürgermeister, eine AG für Lesben, Schwule und Bisexuelle in der CDU/CSU geben würde, nur eine Generation nachdem Franz-Josef Strauß ausgerufen hatte, er wäre lieber ein kalter Krieger als ein warmer Bruder?“
Und dann kommen noch so tolle Beispiele, etwa die TV-Dokusoap Bauer sucht Frau, weil dort ein Bauer auch mal einen Mann suchen dürfe. Ist Ihnen das unangenehm, Herr Broder? Möchten Sie lieber in einem Land leben, wo das nicht passiert? Nein, das traue ich Henryk M. Broder nicht zu, möchte ich an dieser Stelle betonen. Aber warum erwähnt er das dann extra? Vermutlich weil es doch gar nicht so selbstverständlich ist, wie man gemeinhin glauben mag. Ich erinnere nur mal an das Tamtam rund um Alfons Haiders Tanz mit einem Mann hierzulande – einem übrigens sehr katholisch geprägten Ländchen (siehe Brief an Lauda hier).

Aber viel mehr wiegt die Tatsache, dass Menschenrechte – freilich auch die von Lesben, Schwulen und Transgendern – universell zu gelten haben. Broder erwähnt selbst in seinem Artikel Uganda als ein Beispiel. Wer die Debatten um einen Anti-Homosexuellen-Gesetz in diesem afrikanischen Land verfolgt hat, weiß wie sehr dort mit christlichen Moralvorstellungen argumentiert wird. Bis zur Verteidigung einer Todesstrafe, die immer noch von einzelnen Politiker Ugandas unterstützt wird. Ob ein deutliches Wort des Papstes geholfen hätte? Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Schweigen hat aber ganz bestimmt nicht geholfen, Herr Broder. Das wissen Sie genauso gut wie der Papst selbst.

Die Lesben und Schwulen Deutschlands können sich zurecht freuen in einem sogar für europäische Verhältnisse liberalen Staat zu leben, in dem lesbische Tatort-Kommissarinnen genauso möglich sind wie schwule Außenminister. Aber zu meinen, man habe sich als Interessensvertretung nur für die Belange im eigenen Land zu interessieren, ist natürlich Humbug. Zumal jeder und jede weiß, dass es auch in den liberalsten Ländern wie den Niederlanden oder Deutschland noch immer Tragödien gibt – etwa weil sich jemand in einer streng religiösen Familie outet. Immer noch europäischer Alltag. Noch lange nicht überwunden.

Der Hinweis auf den Iran

Im letzten Satz schreibt Broder:
„Würden sich die im Anti-Papst-Bündnis vereinten 33 Organisationen in den nächsten drei Monaten um die Opfer der iranischen „Justiz“ kümmern, könnten – vielleicht – ein paar Leben gerettet werden. Immerhin ist im Vatikan lange keine Ehebrecherin gesteinigt und kein Schwuler aufgehängt worden.“
Da hat er natürlich recht, ich verstehe nur den Zusammenhang mit seinem vorher geschriebenen Geschwurbel nicht.

Eine Frage, Herr Broder: Ist Ihnen eine Aussage des Papstes, der die Ermordung von Lesben und Schwulen im Iran verurteilt, bekannt? Ich kenne solch eine Aussage nicht! Und ja freilich haben Lesben und Schwulen auch gegen die Verfolgung und Ermordung von Lesben und Schwulen zu demonstrieren, wenn sie nicht im Namen der katholischen Kirche verfolgt werden, sondern aufgrund anderer religiös-fundamentalistischen Gründen oder irgendwelcher kranken Rassen- oder völkischen Theorien. Aber der Papst und die römisch-katholische Kirche steht eben auch in der hitsorischen Tradition der Verfolgung. Das zu negieren, ist – wie gesagt – dumm und zeugt von kompletter Ahnungslosigkeit über die Geschichte der Homosexuellen-Verfolgung.

Subtext

Und ich komme nicht umhin einen Subtext in Broders Artikel herauszulesen: Ihm sind die Lesben und Schwule, die da jetzt in Deutschland überall sichtbar und öffentlich werden, scheinbar unangenehm. Herr Broder, ich fürchte Sie haben da wirklich ein persönliches Problem.

Das neue FPÖ-Parteiprogramm aus queerer Sicht.

Dieses Wochenende war aus lesbisch-schwul-transgender Sicht der Höhepunkt des Jahres. In Wien gingen rund 110.000 Menschen auf die Straße, um an der Regenbogenparade teilzunehmen. Lesben, Schwule, Transgender, Bisexuelle und zahlreiche solidarische Heterosexuelle demonstrierten für ein vielfältiges Österreich, das alle sexuelle Orientierungen akzeptieren, respektieren und rechtlich gleichstellen will. Damit verknüpft das Motto Show your face, das allen Mut machen soll, zu ihrer sexuellen Freiheit zu stehen und einzufordern.

Apropos Freiheit.

Am selben Wochenende hielt die FPÖ Parteitag in Graz. Dort wurde das neue Parteiprogramm beschlossen. In 10 freiheitlichen Leitsätzen wird die Politik der Freiheitlichen Partei festgelegt. Über vieles wurde bereits in den Medien ausführlich berichtet und reflektiert. Aus Sicht der Lesben und Schwulen ist besonders der 4. Leitsatz interessant:

„Die Familie als Gemeinschaft von Mann und Frau mit gemeinsamen Kindern ist die natürliche Keimzelle und Klammer für eine funktionierende Gesellschaft und garantiert zusammen mit der Solidarität der Generationen unsere Zukunftsfähigkeit.“
Den einen oder anderen Punkt mag man dann in den Erläuterungen zum 4. Leitsatz vielleicht noch gut heißen, zum Beispiel, dass Frauen und Männer chancengleich behandelt werden sollen – allerdings ohne Gender Mainstreaming, wie dann gleich darauf noch extra betont werden muss.

Dann heißt es:

„Die Familie, geprägt durch die Verantwortung der Partner und der Generationen füreinander, ist Grundlage unserer Gesellschaft. Die Lebensgemeinschaft von Mann und Frau wird durch das Kind zur Familie. Wer alleinerziehend Verantwortung übernimmt, bildet mit den Kindern eine Familie.“
Alleinerzieher_innen haben also nochmal Glück gehabt. Gerade noch werden sie von der FPÖ knapp als Familie anerkannt. Aber Regenbogenfamilien? No way. Patchworkfamilien werden übrigens auch nicht erwähnt. Wenn also beispielsweise eine Frau aus einer früheren heterosexuellen Beziehung Kinder hat, dann eine Frau kennenlernt und mit ihr den Rest ihres Lebens als Familie verbringen will – so ist das keine Familie. Auch wenn der leibliche Vater guten Kontakt zur neuen Familie pflegt und Teil dieser ist. So meint zumindest die FPÖ. Sie definiert die Norm, alles andere wird schlicht nicht akzeptiert. Das ist die Kernaussage.

Mit anderen Worten: Gesellschaftlich real existierende Lebensformen werden von der FPÖ ausgegrenzt. Sie verdienen die Bezeichnung Familie nicht.

Doch im nächste Absatz geht es klar zur Sache:

„Wir bekennen uns zur Vorrangstellung der Ehe zwischen Mann und Frau als besondere Form des Schutzes des Kindeswohls. Nur die Partnerschaft von Mann und Frau ermöglicht unserer Gesellschaft Kinderreichtum. Ein eigenes Rechtsinstitut für gleichgeschlechtliche Beziehungen lehnen wir ab.“
Die in unendlich vielen Diskussionen gestellte Frage, was denn nun mit heterosexuellen Paaren sei, die heiraten und keine Kinder haben wollen oder tragischerweise nicht können, wird freilich auch im FP-Programm nicht beantwortet. Homosexuelle sind offensichtlich die Bösen, die gesellschaftlich nutzlos sind.

Ein eigenes Rechtsinstitut für gleichgeschlechtliche Paare wird von der FPÖ kategorisch abgelehnt. Ein Institut, das es bekanntlich im österreichischen Recht bereits gibt – mit noch zahlreichen diskriminierenden Sonderbestimmungen. Aber was bedeutet die Ablehnung der FPÖ für Lesben und Schwule, die planen eine Eingetragene Partnerschaft einzugehen? Oder für bereits eingetragene Partner und Partnerinnen? Zumal ja die FPÖ in Umfragen derzeit die stärkste Partei ist und demnächst den Kanzler stellen könnte?

Ich bin mir ziemlich sicher, dass Samstag auf der Wiener Ringstraße auch viele freiheitlich wählende Lesben, Schwule, Transgender, Bisexuelle und Heterosexuelle demonstrierten und dabei waren. Die tun das aus möglicherweise anderen Gründen. Auch mir persönlich sind schon viele FPÖ-Wähler_innen in der Community begegnet. Diese sollten aber jetzt wirklich dringend nochmal nachdenken darüber, was sie da tun. Bei allem Verständnis für den Stillstandsfrust, der dieses Land derzeit lahmzulegen scheint, aber Rückschritte und Ausgrenzung kann doch wohl nicht das Ziel dieses Landes sein!

Lieber Herr Lauda!

In der Tageszeitung Österreich beklagen Sie sich, Herr Lauda, über Alfons Haider. Grund ist Haiders Plan, in der ORF Sendung Dancing Stars mit einem Mann zu tanzen. Sie wollen sich nicht dafür entschuldigen müssen, heterosexuell zu sein. Außerdem wollen Sie Ihre Kinder beschützen, die sich sowas nicht ansehen sollen. In unserer Kultur würden nämlich Männer mit Frauen tanzen, und das sei schon immer so gewesen.
Im Web wird darüber schon herzhaft diskutiert, gelästert, gelacht und sich empört. Auf Twitter postete etwa User bassena ein lustiges Schuhplattler-Foto mit tanzenden Männern (Ausschnitt links). Ja, es tanzten auch Männer mit Männer. Und Frauen mit Frauen.
Aber nun zu Ihren Aussagen, Herr Lauda.

Sie sagen: Ich bin empört, dass sich der öffentlich-rechtliche ORF, der ja von unser aller Gebühren finanziert wird, aus reiner Quotengeilheit dafür hergibt, schwules Tanzen zu propagieren.
 
Nun, ich bin auch empört, denn mir wäre nicht bekannt, dass Lesben und Schwule von den Rundfunkgebühren befreit wären. Und Sie haben erst recht, wenn Sie gleichzeitig fordern würden, dass nur noch Heterosexuelle Gebühren bezahlen sollen! Und zudem könnte man die Frage stellen, wieso der ORF noch die Formel 1 überträgt und Menschen wie Sie überhaupt zu Berühmtheit verhilft. Immerhin ist in Zeiten des Klimawandels das Propagieren von CO2 kein wirklicher öffentlich-rechtlicher Auftrag. Und das alles nur wegen der Quotengeilheit! Sollten aber auch Lesben und Schwulen weiterhin ORF-Gebühren bezahlen sollen, so dürfen Sie auch vorkommen. Wenn ich die Prozentzahl sogar mal ganz weit unten ansetze, müssten also von 100 tanzenden Paaren mindestens 5 gleichgeschlechtlich sein.

Sie sagen: Bald kommt die Zeit, da werden wir uns noch alle öffentlich dafür entschuldigen, dass wir heterosexuell sind.
 
Das tut mir leid, dass Sie das Gefühl haben, sich dafür entschuldigen zu müssen. Also meinetwegen brauchen Sie sich echt nicht zu entschuldigen. Ich finde Heterosexualität ja vollkommen natürlich und respektiere das. Denn wir Lesben und Schwule kennen das Gefühl. Wir müssen schon seit Jahrhunderten verleugnen, entschuldigen, die Beichte ablegen oder wurden deshalb einst interniert und getötet (in vielen Ländern der Erde ist das heute noch so). Zudem sind es nach wie vor vorwiegend Heterosexuelle, die Lesben und Schwule in die Welt setzen.

 

 

 

Sie sagen: Ich will nicht, dass meine Kinder im ORF sehen, dass ein Mann mit einem Mann tanzt – und dass sie glauben, das nachmachen zu müssen.
Tja, Sie überschätzen wohl die Macht des Fernsehens. Und die Macht des Vaters. Weder Sie noch der ORF werden beeinflussen können ob Ihre Kinder schwul, lesbisch, bisexuell, transsexuell oder heterosexuell sind bzw. werden. Und wären Sie ein guter Vater, würden Sie Ihre Kinder einfach die Freiheit geben, ihre Identität selbst zu entdecken. Damit das wiederum funktioniert, kann ein verständnisvoller Vater seinen Kindern auch erklären, dass die Welt bunt und vielfältig ist. Außerdem: Darf der ORF bald auch nicht mehr über Verbrechen wie Fritzl oder Kampusch berichten? Kinder könnten dann ja meinen, die Heterosexualität sei etwas ganz, ganz Schreckliches. Quasi Werbung für Homosexualität.
 
Sie sagen: Ich fordere, dass der Herr Generaldirektor Alex Wrabetz, der ja in aufrechter Ehe lebt, diese schwule Tanz-Nummer stoppt – und dass man dem PR-geilen Alfons Haider nicht gestattet, im öffentlich-rechtlichen ORF eine schwule Show abzuziehen. Und ich fordere, dass auch der Stiftungsrat und die Politiker hier ein klares Wort sprechen.
Was wäre wenn Wrabetz mit einem Mann verheiratet wäre? Nur mal theoretisch angedacht. Würde das alleine reichen, dass er kein Generaldirektor werden darf? Und was werfen gerade Sie Alfons Haider eigentlich vor? Sie beide leben ja von der Seitenblicke-Gesellschaft und von der ORF-Quotengeilheit. Sie haben mehr gemeinsam, als Sie glauben! Und ich fordere nicht, sondern bitte den ORF Stiftungsrat und meinetwegen auch Politiker und Politikerinnen um ein klares Wort: Dass nämlich ein öffentlich-rechtlicher Sender die Vielfalt der Gesellschaft auch zu repräsentieren hat.
Sie sagen: Es tanzt ja nirgendwo ein Mann mit einem Mann – in keiner Disco, auf keinem Ball –, nur im ORF, weil der damit Quote schinden will.
Wie schon oben angedeutet. Schauen Sie sich mal so einige Schuhplattler an! Oder waren Sie schon mal am Regenbogenball? Oder haben Sie WIRKLICH nie Frauenpaare tanzen sehen? Sind Sie blind? Eh eine gute Nebenfrage: Hätten Sie auch etwas gegen zwei tanzende Frauen? Oder wäre das eh geile Quotengeilheit?

 

 

 
Sie sagen: Ich habe überhaupt nichts gegen Homosexuelle. Im Gegenteil. Ich habe jede Menge Schwule in meiner Fly Niki angestellt, sogar als Ausbildner.
Tja, und was sollen diese Ihre Mitarbeiter (gibt es eigentlich auch Lesben in Ihrer Gedankenkonstruktion?) nun von Ihnen denken? Nebenfrage: Gelten in Ihren internen Betriebsvereinbarungen eigentlich die selben Rechte und Pflichten bei Ehe und Eingetragener Partnerschaft? Würde mich nur mal interessieren.
Sie sagen: Ich befürchte eben, dass der ORF das in seiner Quotensucht zum Trend hochstilisiert. Und ich will nicht, dass tanzende Schwule wie Alfons Haider Vorbild für die Jugend sind. Ich will auch nicht, dass ich mich eines Tages dafür entschuldigen muss, dass ich heterosexuell bin.
 

 

 

Keine Sorge, Herr Lauda! Es gibt viele, die meinen, dass ein Herr Lauda kein Vorbild für die Jugend ist. Denn Vorurteile sind von vorgestern. Sie müssen sich auch nicht für Ihre Heterosexualität entschuldigen. Aber für Ihre dämlichen Aussagen sollten Sie das allemal tun!
 

 

 

Zum Schluss noch: Was, wenn der Tanzpartner von Alfons Haider heterosexuell ist, aber einfach weniger Probleme damit hat, als Sie, Herr Lauda?
 
Alle Zitate aus besagtem Österreich-Interview. Foto: Ausschnitt von einem Foto von der Website des Traminerhofs
 

 

 

I.D.A.H.O.: Lesben-, Schwulen- und Transgenderrechte in der Welt.

Heute, am 17. Mai, ist I.D.A.H.O. – der Internationale Tag gegen Homophobie und Transphobie. Die ILGA (International Lesbian, Gay, Bisexual, Trans and Intersex Association) aktualisierte die globalen Rechte. Detaillierte Informationen sowie Weltkarten zum Download gibt es hier.
Hier eine Zusammenfassung einiger interessanter Listen (Quelle: ILGA).
1. Homosexualität ist illegal in 76 Staaten:
Afrika: Algerien, Angola, Botswana, Burundi, Kamerun, Komoren, Ägypten, Eritrea, Äthiopien, Gambia, Ghana, Guinea, Kenia, Lesotho, Liberia, Libyien, Malawi, Mauretaniwn (Todesstrafe), Mauritius, Marokko, Mozambique, Namibia, Nigeria (Todesstrafe in einigen Staaten), São Tomé & Principe, Senegal, Seychellen, Sierra Leone, Somalia, Sudan (Todesstrafe), Swaziland, Tansania, Togo, Tunisia, Uganda, Zambia, Zimbabwe.

Asien: Afghanistan, Bangladesch, Bhutan, Brunei, Burma, Iran (Todesstrafe), Kuwait, Libanon, Malaysien, Malediven, Oman, Pakistan, Katar, Saudi Arabien (Todesstrafe), Singapur, Sri Lanka, Syrien, Turkmenistan, Vereinigte Arabische Emirate, Usbekistan, Jemen (Todesstrafe) und Gaza-Streifen unter palästinensischer Autonomiebehörde

Europa: Türkische Republik Nord-Zypern (nicht anerkannt)

Lateinamerika: Antigua & Barbuda, Barbados, Belize, Dominica, Grenada, Guyana, Jamaika, St. Kitts & Nevis, St. Lucia, St. Vincent & the Grenadines, Trinidad und Tobago

Ozeanien: Kiribati, Nauru, Palau, Papua Neu Guinea, Samoa, Solomon Inseln, Tonga, Tuvalu, Cook Inseln (unabhängig, in freier Assoziierung mit Neuseeland)

2. Homosexualität wird mit der Todesstrafe bedroht:

Afrika: Mauretaniien, Sudan sowie 12 nördliche Bundesstaaten in Nigeria sowie südliche Provinzen in Somalia

Asien: Iran, Saudi Arabien, Jemen

3. Homosexualität ist legal in (seit wann in Klammern, falls bekannt):

Afrika: Benin, Burkina Faso, Kap Verde (2004), Zentralafrikanische Republik, Tschad, Kongo- Brazzaville, Elfenbeinküste, Democratische Republik Kongo, Äquatorial Guinea (1931), Gabun, Guinea-Bissau (1993), Madagaskar, Mali, Niger, Ruanda, Süd Afrika (1998)

Asien: Kambodscha, China (1997), Ost Timor (1975), Indien (2009), Indonesien, Israel (1988), Japan (1882), Jordanien (1951), Kazachstan (1998), Kirgistan (1998), Laos, Mongolei (1987), Nepal (2007), Nord Korea, Philippinen, Süd Korea, Taiwan (1896), Tadschikistan (1998), Thailand (1957), Türkei (1858), Vietnam, West Bank (1951) unter palästinensischer Autorität

Europa: Albanien (1995), Andorra, Armenien (2003), Österreich (1971), Aserbaidschan (2000), Belgien (1795), Bosnien und Herzegovina (1998), Bulgarien (1968), Kroatien (1977), Zypern (1998), Tschchische Republik (1962), Dänemark (1933), Estland (1992), Finnland (1971), Frankreich (1791), Georgien (2000), Deutschland (1968-69), Griechenland (1951), Ungarn (1962), Island (1940), Irland (1993), Italien (1890), Kosovo (1994), Lettland (1992), Liechtenstein (1989), Litauen (1993), Luxemburg (1795), Mazedonien (1996), Malta (1973), Moldau (1995), Monaco (1793), Montenegro (1977), Niederlande (1811), Norwegen (1972), Polen (1932), Portugal (1983), Rumänien (1996), Russland (1993), San Marino (1865), Serbien (1994), Slowakei (1962), Slowenien (1977), Spanien (1979), Schweden (1944), Schweiz (1942), Ukraine (1991), Großbritannien, Vatikanstadt

Lateinamerika: Argentinien (1887), Bahamas (1991), Bolivien, Brasilien (1831), Costa Rica (1971), Chile (1999), Kolumbien (1981), Kuba (1979), Dominikanische Republik, Ecuador (1997), El Salvador, Guatemala, Haiti, Honduras (1899), Mexiko (1872), Nicaragua (2008), Panama (2008), Paraguay (1880), Peru (1836-37), Surinam (1869), Uruguay (1934), Venezuela sowie die niederländischen Überseegebiete Aruba und Niederländische Antillen

Nordamerika: Kanada (1969) and USA (2003 – unterschiedliche Regelungen in Bundesstaaten)

Ozeanien: Australien, Fiji (2010), Marshall Inseln (2005), Mikronesien, Neuseeland (1986), Vanuatu sowie die zu Neuseeland assoziierten Inseln Niue (2007) und Tokelau (2007).

4. Staaten mit unklarem Status

Afrika: Dschibuti

Asien: Bahrain, Irak

5. Staaten mit Ehe für homosexuelle Paare:

Afrika: Südafrika

Europa: Belgien (2003), Niederlande (2001), Norwegen (2009), Spanien (2005), Schweden (2009)

Lateinamerika: Federal District in Mexiko (2010)

Nordamerika: Kanada sowie einige Bundesstaaten in den USA

6. Staaten mit Rechtsinstituten für gleichgeschlechtliche Paare, nahezu mit gleichen Rechten mit der Ehe (aber nicht allen):

Asien: Israel (1994)

Europa: Österreich (2010), Dänemark (1989), Finnland (2002), Deutschland (2001), Ungarn (2009), Island (1996), Schweiz (2007), Großbritannien (2005)

Lateinamerika: Kolumbien (2007-2009)

Nordamerika: Einige Bundesstaaten der USA

Ozeanien: Neuseeland (2005), einige Staaten in Australien

7. Staaten mit eingeschränkten Rechte für homosexuelle Paare:

Europa: Andorra (2005), Kroatien (2003), Tschechische Republik (2006), Frankreich (1999), Luxemburg (2004), Portugal (2001), Slowenien (2006)

Lateinamerika: Ecuador (2009), Uruguay (2008), Regionen Buenos Aires (2003), Rio Negro (2003) und Villa Carlos Paz (2007) in Argentinien, Region Rio Grande do Sul (2004) in Brasilien sowie der Mexikanische Bundesstaat Coahuila (2007)

Nordamerika: Einige wenige Bundesstaaten und Städte in den USA

Ozeanien: Austalien

8. Staaten mit Adoptionsrecht für Homosexuelle:

Afrika: Südafrika (2002)

Asien: Israel (2008)

Europa: Andorra (2005), Belgien (2006), Dänemark (2010), Island (2006), Niederlande (2001), Norway (2009), Spain (2005), Sweden (2003), United Kingdom (2005)
Lateinamerika: Einige Staaten in Brasilien und Federal District in Mexiko (2010)
Nordamerika: Fast alle Bundesstaaten in Kanada, einige Staaten in den USA
Ozeanien: Capital Territory (2004) und Western Australia (2002) in Australien

Mehr Listen, Aufzeichnungen, Details (unter anderem über die Verfolgung von Hate Crimes, Antidiskriminierungsgesetze, usw. gibt es im ILGA-Bericht State-Sponsored Homophobia, hier als PDF) (Fotominiatur: ILGA) 

Magistratische Homo-Anmeldung statt Ehe.

Die Katze ist aus dem Sack, und leider kommt das, was zu befürchten war: Das Lebenspartnerschaftsgesetz für lesbische und schwule Paare wird – was den zeremoniellen Part betrifft – unwürdig. Das Standesamt bleibt für Lesben und Schwule Sperrgebiet. Keine Zeremonie, keine Party, kein Reiswerfen, nein! Es muss offensichtlich unter der Würde einer Autoanmeldung bleiben. Die ÖVP-SPÖ-Regierung sagt Lesben und Schwulen: Ab in ein eigenes Schubladerl mit euch! Gleichstellung? No way!
Was ÖVP und SPÖ da machen ist so perfid wie traurig: Das Partnerschaftsgesetz, das ja eigentlich für Lesben und Schwule gemacht werden sollte, also den „Betroffenen“, wird vielmehr für ein heterosexuelles, fundi-klerikales Klientel gemacht, die das Gesetz ja gar nicht in Anspruch nehmen will. Die Fundis dieses Landes dürfen aber einmal jubeln: Lesben und Schwule dürfen im Besenkammerl am Magistrat oder auf der Bezirkshauptmannschaft einen Zettel ausfüllen. Basta.
Nun ist die Zeremonie mit Sicherheit nicht die wichtigste Frage! Natürlich ist noch viel wichtiger, was am Ende rechtlich gleichgestellt wird – und was nicht. Wie sieht es denn mit dem Fremdenrecht, Steuerrecht, Erbrecht, usw. aus? Das ist noch entscheidender. Aber trotzdem, ist das Aussperren aus dem Standesamt unwürdig und mehr als nur symbolisch.
Dabei hätte alles gut ausgesehen – damals – als Josef Pröll die ÖVP übernahm. Immerhin leitete er eine Perspektivengruppe, die das „Schweizer Modell“ einer Partnerschaft vorschlug. Da gäbe es nämlich die Zeremonie am Standesamt. Die SPÖ wiederum versprach ohnehin ALLE gleichen Rechte und Pflichten der Ehe (außer Adoption). Davon ist auch nicht mehr viel über.
Ob sich die SPÖ und ihre Vorfeldorganisationen einmal wehren werden, und sich trotzdem einmal durchsetzen wird? So wichtig (fürchte ich) ist den Faymanns dieser Welt so ein bisschen Menschenrecht und Antidiskriminierung halt doch nicht.

Uganda verschärft Gesetze gegen Homosexualität bis zur Todesstrafe.

Meist überwiegt die Hoffnung, die aufgeklärte Menschheit würde den Kampf gegen Bigotterie, religiösen Fanatismus und Vorurteile gewinnen. Aber auch 2009, auf dem Weg ins das zweite Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts, dürfen Zweifel aufkommen.
Wie die ugandische Website The New Vision und Africa News Update heute berichten, liegt dem Parlament in Uganda ein neues Gesetz vor. Darin sollen homosexuelle Handlungen schärfer bestraft werden – bis zur Todesstrafe.
Ganz „schlimme“ (aggravated homosexuality, wie es heißt) Handlungen von Homosexualität werden mit dem Tod bestraft. Darin versteht der Parlamentarier David Bahati auch, wenn einer der Beteiligten HIV-positiv ist. Das Schlimme daran: Viele Menschen in Afrika sind HIV-positiv und wissen das gar nicht. Wenn es also zu einem Verfahren kommt, wird medizinisch untersucht und wenn der Test positiv ist, dann droht der Tod, weil der ugandische Staat dich töten wird. Auch Sex mit Unter-18-Jährigen und mit Menschen mit Behinderung wird mit dem Tod bestraft. Homosexueller Sex wohlgemerkt – für Heteros gilt das nicht…
Generell kann Homosexualität (offence of homosexuality) mit bis zu lebenslänglichen Strafen geahndet werden. Das war leider bisher schon so. Es werden aber auch Dinge unter Strafe gestellt, die sich unglaublich anhören: So soll es etwa bestraft werden, wenn man seine Wohnung zur Verfügung stellt, wenn dort die „Straftat Homosexualität“ begangen wird.
Für lesbisch-schwule NGOs wird die Arbeit in Uganda, die immer wieder Aktionen aus dem Untergrund setzen muss, es sehr schwer hat und sich ständig vor Verfolgung schützen muss, unmöglich gemacht. Auch „Werbung“ für Homosexualität wird nunmehr explizit geahndet.
In einem Blogbeitrag im April habe ich bereits auf die verheerende Situation in Uganda aufmerksam gemacht. Zeitungen veröffentlichen Namen und Fotos von Lesben und Schwule, damit sie gejagt werden können.
Staatschef Museveni meinte einst, in Uganda gäbe es keine Homosexuellen. Das nun geplante Gesetz sagt etwas erschreckend anderes.

Warum ich bei der Demonstration "Stoppt Ahmadinejad!" teilnehme.

Heute Nachmittag um 17 Uhr wird vor der Oper eine Demonstration unter dem Titel Stoppt Ahmadinejad stattfinden. Sie findet nicht nur in Wien, sondern zeitgleich auch in Paris, London und New York statt; dann wenn Ahmadinejad vor der UNO sprechen wird. Organisiert wird die Demo von Stop the Bomb. Die Grünen Andersrum Wien haben sich in einer Diskussion (die übrigens auf höchstem Niveau geführt wurde und in der sehr spannende und unterschiedliche Argumente fielen) schlussendlich dafür entschieden, die Demo zu unterstützen und mit aufzurufen. Das geschah übrigens nicht einstimmig. Ich werde daher heute um 17 Uhr auch einen Redebeitrag halten, in dem es – aufgrund meiner Rolle und aufgrund der Inhalte der Grünen Andersrum Wien – vor allem, aber nicht nur, um die schweren Menschenrechtsverletzungen im Iran geht und als Protest gegen die Holocaustleugnung des Wahlbetrügers Ahmadinejad. Lesben und Schwule werden im Iran nach wie vor verfolgt, gefoltert, gefangen und staatlich ermordet. Als vor einigen Jahren Bilder um die Welt gingen, die zwei zum Tode Verurteilte junge schwule Männer kurz vor der Exekution zeigten, wachte zumindest ein Teil der Weltgemeinschaft auf. Das Schrecken wurde sinnlich erfassbar. Das terroristische Mullah-Regime im Iran hat mittlerweile die Politik so umgestellt, dass Lesben und Schwule „diskret“ verfolgt werden, damit der „böse Westen“ nicht mitbekommt, welche schrecklichen Verfolgungen im Iran passieren. Hauptsache keine Bilder, die um die Welt gehen. Getötet wird hinter verschlossenen Türen (was absurderweise der Scharia widerspricht, da eine Öffentlichkeit bei Exekutionen als Abschreckung für Scharia-Fundis notwendig ist).
Wegen oben genanntes machen die Grünen Andersrum Wien – und auch ich – bei dieser Demonstration mit!
Wenn Stop the Bomb (dessen Petition ich unterschrieben habe) eine Demonstration, eine Kundgebung, eine Diskussionsveranstaltung oder dergleichen organisiert, stoße ich immer wieder auf Kritik und Widerstand von den unterschiedlichsten Seiten. Die Kritik richtet sich allerdings zumeist nicht auf die Petitionen oder die Inhalte der Veranstaltungen, sondern um Haltungen, Meinungen und Inhalte „die dahinter stehen“, wie es meistens heißt.

Da es offensichtlich notwendig ist, hier eine Haltung klarzustellen: Nein, ich halte nichts von einer Siedlungspolitik, die eine Friedenslösung gefährdet. Nein, ich glaube nicht, dass ein Präventivschlag – geschweige denn ein atomarer Schlag – gegen den Iran für Frieden sorgen wird. Im Gegenteil. Sollten heute Abend einige Menschen oder Organisationen diese Meinungen vertreten, so sind das nicht meine oder die der Grünen Andersrum Wien.
Aber:
Wenn in Österreich über den Iran geredet wird, kommt unweigerlich und schnell das Gespräch auch auf Israel. Das ist in vielen Ländern so. Das weiß auch Ahmadinejad. Auch deshalb leugnet der den Holocaust auf perfideste Weise und bedroht den Staat Israel. Er missbraucht UNO-Veranstaltungen, wie etwa eine so genannten Anti-Rassismus-Konferenz, um seine antisemitischen Tiraden in die Weltöffentlichkeit zu verbreiten. Deshalb ist die heutige Demo eine gegen diese grauenhafte Politik gerichtete. Natürlich muss hinzugefügt werden, dass Verfolgungen und Ermordungen von Lesben und Schwulen auch in anderen Ländern stattfinden, das sollte nie vergessen werden! Todesstrafen auf Homosexualität gibt es nicht nur im Iran, sondern auch in Saudi-Arabien, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Mauretanien, Jemen, Nord-Sudan und Nord-Nigeria. Von anderen Menschenrechtsverletzungen in vielen Staaten ganz zu schweigen, die hier den Rahmen sprengen würden.

In Israel hingegen – einem Staat, in dem Opposition, Redefreiheit, NGOs, Pluralismus und demokratische Standards gewährleistet sind (und auch nicht perfekt sind, wie in keinem Staat der Erde) – können sich Lesben und Schwule auf ein Antidiskriminierungsgesetz berufen oder werden im Ausland geschlossene gleichgeschlechtliche Ehen anerkannt. Das ist noch nicht das, was man sich als Aktivist für Menschenrechte wünschen würde, aber die Diskussion über die Gleichstellung von lesbischen und schwulen Partner_innenschaften geschieht auch in vielen Staaten der westlichen Welt erst jetzt. Man denke nur an Österreich, wo die rechtliche Gleichstellung noch hinter Israel liegt und (dank ÖVP, FPÖ und Katholizismus) äußerst mühsam verläuft.

Zum Teil liegt so manche Kritik gegen Veranstaltungen wie die heutige Demo aber auch am immer noch weit verbreiteten Antisemitismus, an einer in Österreich immer noch weit verbreiteten Ansicht, die Israel (meist unter vorgehaltener Hand) das Existenzrecht absprechen möchte. Österreich hat gegenüber Israel immer eine ambivalente Haltung eingenommen. Das ist das Kernproblem. Ein Bekenntnis zum jüdischen Staat, eine Solidarität mit dem Staat, der von unzähligen Flüchtlingen mit gegründet wurde, die Österreich und dem Nazi-Terror entfliehen mussten und unzählige Angehörige im Holocaust verloren haben, wäre dringend notwendig. Denn ein Bekenntnis zu Israel (und damit auch zur eigenen historischen Verantwortung) würden konstruktive Gespräche – und ja: auch Kritik über manche Handlungen Israels – erst ermöglichen. Was passiert aber in Österreich? Wenn es im Nahen Osten kracht, wird meist zuallererst und groß Israel erwähnt. Die Raketen und Menschenrechtsverletzungen der Hamas werden höchstens in einem Nebensatz erwähnt, wenn überhaupt. Leider eine häufige journalistische Vorgehensweise in Österreich. Israel ist eine Demokratie, und Demokratie muss sich immer wieder neu definieren und braucht Diskussion, Debatte, Kritik, Presse, Meinungsfreiheit und Wahlen. In Israel ist das auch möglich, innerhalb der Hamas nicht. Im Iran muss die Opposition unter großer Gefahr auf die Straße gehen, weil sie keine andere Möglichkeit mehr sieht für einen freien Iran zu kämpfen.

Wie man schlussendlich außenpolitisch mit den Regimen umgeht, die Lesben und Schwule verfolgen und ermorden, ist und bleibt eine Dilemma-Frage. So werden viele darauf pochen, dass Dialog nicht abgebrochen werden darf, um zumindest noch den Hauch einer Chance auf Veränderung zu gewährleisten und Zusammenarbeit auch dazu beitragen soll, die Beseitigung von Missständen zu ermöglichen. Andere wiederum werden behaupten, nur eine harte Isolationspolitik und ein klarer diplomatischer und politischer Bruch mit Diktatoren und Fundamentalist_innen führt zum Erfolg. Die einen werden als „Weicheier“ oder „Appeasement-Politiker“ dargestellt, während die anderen als „Hardliner“ und „Fanatiker“ bezeichnet werden. Hier muss eine ernsthafte und ergebnisorientierte Diskussion überhaupt erst beginnen – vor allem auch innerhalb der globalen Lesben- und Schwulencommunity. Derweil werde ich Ahamdinejad auch auf der Straße mitteilen, dass seine menschenfeindliche Politik inakzeptabel ist. Denn darum und um nichts anderes geht es heute. Um 17 Uhr vor der Oper.

LINK:
Alexander van der Bellen, außenpolitischer Sprecher der Grünen, zu Ahmadinejad und der deutigen Demo.

Wie ein schwuler Aktivist aus Simbabwe Friseur in Amsterdam wurde.

Marnix de Bruyne, Redakteur der niederländischen Zeitung de Volkskrant porträtiert in diesem kurzen Film Godfrey Marange. Dieser war ein Kämpfer für die Rechte von Lesben und Schwulen und musste deshalb aus seinem Heimatland Simbabwe fliehen.
In Simbabwe regiert seit 1987 Robert Mugabe. In den 1990er Jahren begann in Simbabwe eine unglaubliche Hetze gegen Lesben und Schwule. Für Homosexualität wurde eine Gefängnisstrafe von bis zu 10 Jahren eingeführt. Mugabe bezeichnete Schwule als „minderwertiger als Schweine“.
Godfrey Marange lebt nun in Amsterdam und hat seinen eigenen Friseursalon eröffnet. Aber auch in Europa findet er noch nicht die vollkommene Freiheit, wie er hier erzählt. Gerade Jugendliche brauchen noch jede Menge Aufklärung, findet er.
Lasst euch von den niederländischen Off-Texten nicht abhalten. Die O-Töne von Godfrey Marange sind in englischer Sprache.