Und wieder tritt in Wien ein homophober Künstler auf.

Am 10. Oktober tritt im Wiener Gasometer der jamaikanische Künstler Elephant Man auf. Die britische BBC berichtete sogar von seinen homophoben Texten. Der Kampf gegen den Hass jamaikanischer Küstler auf Lesben und Schwulen hinterließ durchaus Spuren in der jamaikanischen Musikwelt. Viele Künstler (kaum -innen) haben den Compassion Act unterschrieben und kundgetan, dass sie in Zukunft auf homophobe Lyrics verzichten (um sie verschlüsselt und versteckt im Sprechgesang mitunter doch zu äußern). In Jamaica distanzieren sich die Künstler jedoch gerne. Elephant Man hat diesen Compassion Act jedoch nie unterschrieben.
Korrektur am 1.9.: OBIGEN Absatz muss ich nachträglich korrigieren – Elephant Man hat spät aber doch den Compassion Act unterschrieben. Ob er das mit großer Leidenschaft gemacht hat, sei dahingestellt…
Auf seiner Platte aus dem Jahr 2001 „Log On“ versucht Elephant Man aber den Reggae ins 21. Jahrhundert zu führen, und neue Wege zu beschreiten. Laut dem Reggae-Magazin reggaezine macht er das aber auch mit diesen Zeilen:

log on and step pon chi chi man

Chi chi man ist der jamaikanische Ausdruck für schwule Männer.
Ich habe heute den Verantwortlichen – ausgerechnet SP-Intimus „Muff“ Sopper, der entgegen aller Wünsche das geschlossene Planet Music mit der Szene Wien und dem Gasometer bekommen hat, einen Brief geschrieben und gesagt, dass das Konzert abgesagt werden muss. Ich halte Euch am Laufenden.

Und wieder homophobe FP-Entgleisungen.

Homophobe Entgleisungen sind bei der FPÖ auf der Tagesordnung. Sie vermehren sich. So musste sich mein Kollege und Landtagskandidat Gebi Mair bereits wüste Sachen anhören. Jetzt wieder Karlheinz Klement, der unten anderem meint, dass dies Wien bevorstünde: „Gendergrütze statt Schnitzel, ‚Berufsschwuchtel‘ als medialer Adelstitel und Homopartyveranstalter bekommen weitere Orden.“ Dann meint er, dass die Ethnien da eh nicht mitmachen wollen – als ob er sich die Scharia wünschen würde, oder was auch immer der Mann in seiner abstrusen Aussendung meint.

Ein guter Kommentar findet sich dazu auf dem Blog zwischenruf.at sowie die abstruse Original-OTS zur „geschlechtssensiblen Pädagogik“ (darum geht es nämlich eigentlich) auf ots.at.

Und die Erde ist eine Scheibe…

Kardinal Schönborn macht also fleißig mobil gegen die Gleichstellung lesbischer und schwuler PartnerInnenschaften. Als Privatperson darf er diese Meinung meinetwegen haben. Als Bischof ist eine offizielle kirchliche Einmischung in staatlichen Fragen irrelevant. Das Zivilehe-Gesetz oder andere Partnerschaftsregelungen sind staatlicher Natur und müssen Rahmenbedingungen für alle Formen der PartnerInnenschaften schaffen.

Eine Meinung des Bischofs ist daher äußerst irrelevant. Aber wir kennen das ja schon von der katholischen Kirche. Einst war die Erde eine Scheibe, Eheverbote gab es noch und nöcher (nur die gleichgeschlechtliche Ehe und die von Priestern bleibt verboten – letztere wenigstens nur noch innerkirchlich), und die meisten Kriege und die meisten Toten auf diesem Planeten gab es bei Kriegen, in denen christliche Nationen aufeinander geschossen haben, wie der deutsche Altkanzler Helmut Schmidt neulich bei Maischberger so treffend feststellte.

Dass die ÖVP die Trennung zwischen Kirche und Staat aber nicht wirklich wahrhaben will, macht in Wahrheit Sorgen. Was Schönborn sagt, ist eigentlich völlig wurscht. Nicht wurscht ist allerdings, wie die ÖVP damit umgeht! Österreich – und zahlreiche andere Staaten – haben die Aufklärung, die im späten 18. Jahrhundert begann, noch immer nicht begriffen oder mit Leben erfüllt. Es besteht sogar die Gefahr (siehe Bush und seine Nähe zu den fundamentalistischen Evangelikalen; siehe Italien; siehe zahlreiche faschistische Islam-Gruppen, die auch schon staatliche Repräsentanz haben, im Iran beispielsweise), dass die Aufklärung im 21. Jahrhundert scheitern könnte.

Ich hoffe, am Ende setzt sich die Aufklärung durch. Der Kampf wird aber noch weitergehen und die so genannte Homo-Ehe scheint ein Schlüssel dieses Kampfes zu werden. Damit aber bleiben die wahren Notwendigkeiten – nämlich die Antidiskriminierung und die Gleichstellung – auf der Strecke, denn die „Homosexuellenfrage“ wird zum Kulturkampf und Religionskampf hochstilisiert. Nur so ist erklärbar, dass Justizministerin Berger (immerhin aus der scheinbar säkularen SPÖ) einen wirklich schlechten Mini-Entwurf vorlegt, den VP und KatholikInnen vielleicht noch ansatzweise akzeptieren könnten. Wenn dann Lesben und Schwule DIESE Partnerschaftsregelung gar nicht wollen, dann ist das der Regierung egal – hauptsache man hat keinen Kultur- und keinen Religionskampf, und 90 bis 93% Heteros im Lande sollen glauben, dass eh was passiert ist, weil ihnen das Thema in Wahrheit so wichtig ja nicht ist – außer man ist eben religiös. Diese Spirale des Symbolischen zu durchbrechen und das Rücksichtnehmen auf religiöse Einwände wird schwer werden, ist aber dringend notwendig. Nicht nur für Lesben und Schwule, sondern für die Aufklärung an sich.