Meine Antwort auf kath.net Artikel von Bischof Andreas Laun

Andreas Laun, Bischof der katholischen Kirche aus Salzburg, verfasste einen Artikel auf kath.net, der den Titel Parallelen zwischen dem Islam und der homosexuellen Ideologie trägt und hier nachzulesen ist. Ich lesen diesen Artikel auch vor und antworte auch gleich auf Bischof Laun:TEIL 1TEIL 2Blog Links zum Thema:ZwischenrufAndrea MeRigardi

Der Papst dreht durch.

Papst Benedikt XVI hat für Lesben und Schwule keine friedliche Weihnachtbotschaft. Ganz im Gegenteil! Er wähnt Europa scheinbar am Scheideweg. Soll die Aufklärung das europäische Korrektiv auf globale religiöse Strömungen und Fanatismen sein? Oder doch katholischer Fundamentalismus?
Der Papst hat sich eindeutig für die zweite Variante entschieden, und damit wohl für eine weitere Werte-Krise innerhalb Europas gesorgt.
Homosexualität eine Gefahr für die Menschheit – Ähnlich wie Umweltzerstörung.
Beim Jahresrückblick vor der römischen Kurie widmete Papst Benedikt XVI einen Großteil seiner Rede der Wahrung der Schöpfung und meinte damit vor allem den Umweltschutz, was ja okay wäre. Meinetwegen dürfen katholische Menschen das so sehen. Dann forderte er aber eine „Ökologie des Menschen“ und meinte weiter, homosexuelle Partnerschaften seien eine Gefahr für die Menschheit. Homosexuelle Beziehungen würden nämlich „Gottes Werk“ zerstören. Die Schöpfung würde nämlich auf die Beziehung von Mann und Frau ausgerichtet sein. Alles was nicht heterosexuell ist, zerstört somit die Schöpfung.
Wie bitte? Lesbische und schwule Liebe ist also etwas ähnliches wie CO2 Emissionen? Meint der Mann das ernst?
Ich kommentiere selten innerkatholische Ansichten, da ich ein überzeugter Anhänger der Aufklärung und der strikten Trennung von Staat und Kirche bin. Außerden ist der Papst nicht mein Hirte. Aber wenn ein Papst (oder ein sonstiger religiöser Führer) sich in menschenrechtliche Bereiche einmischt, die politisch zu lösen sind, dann muss dagegen vorgegangen werden.
Die Äußerungen des Papstes sind nicht nur eine Hass-Erklärung gegen Lesben, Schwule und TransGender. Sie sind eine Kriegserklärung an die Aufklärung. Und das macht mir große Sorgen…
Links
Blogs:
Feuerhaken
Volker Beck
Bericht:
welt.de

Erzbischof Migliore findet Gefängnisstrafen für Homosexuelle okay.

60 Jahre Menschenrechte – Teil 2
In 75 Staaten auf der Erde wird Homosexualität bestraft. In 9 davon mit dem Tod. Frankreich hat derzeit die Ratspräsidentschaft der EU inne. Bei der Vollversammlung der EU will Frankreich im Namen Europas vorschlagen, dass Diskriminierungen aufgrund der sexuellen Orientierung oder der Geschlechtsidentität weltweit geächtet werden. Damit will Frankreich den Druck auf die 75 Staaten erhöhen.
Was meint dazu Erzbischof Celestino Migliore, der Beobachter des Vatikans bei den Vereinten Nationen? Er ist gegen Frankreichs Vorschlag, weil das würde nur den Homo-Ehe-Befürwörtern nützen. Zwar widerspricht das dem Katechismus, der Diskriminierungen untersagt, entlarvt aber auch die wohl weit verbreitete Meinung innerhalb vieler kirchlicher Kreise: Gefängnisstrafen für Lesben und Schwule sind allemal besser als die gleichen Rechte…

Und die Erde ist eine Scheibe…

Kardinal Schönborn macht also fleißig mobil gegen die Gleichstellung lesbischer und schwuler PartnerInnenschaften. Als Privatperson darf er diese Meinung meinetwegen haben. Als Bischof ist eine offizielle kirchliche Einmischung in staatlichen Fragen irrelevant. Das Zivilehe-Gesetz oder andere Partnerschaftsregelungen sind staatlicher Natur und müssen Rahmenbedingungen für alle Formen der PartnerInnenschaften schaffen.

Eine Meinung des Bischofs ist daher äußerst irrelevant. Aber wir kennen das ja schon von der katholischen Kirche. Einst war die Erde eine Scheibe, Eheverbote gab es noch und nöcher (nur die gleichgeschlechtliche Ehe und die von Priestern bleibt verboten – letztere wenigstens nur noch innerkirchlich), und die meisten Kriege und die meisten Toten auf diesem Planeten gab es bei Kriegen, in denen christliche Nationen aufeinander geschossen haben, wie der deutsche Altkanzler Helmut Schmidt neulich bei Maischberger so treffend feststellte.

Dass die ÖVP die Trennung zwischen Kirche und Staat aber nicht wirklich wahrhaben will, macht in Wahrheit Sorgen. Was Schönborn sagt, ist eigentlich völlig wurscht. Nicht wurscht ist allerdings, wie die ÖVP damit umgeht! Österreich – und zahlreiche andere Staaten – haben die Aufklärung, die im späten 18. Jahrhundert begann, noch immer nicht begriffen oder mit Leben erfüllt. Es besteht sogar die Gefahr (siehe Bush und seine Nähe zu den fundamentalistischen Evangelikalen; siehe Italien; siehe zahlreiche faschistische Islam-Gruppen, die auch schon staatliche Repräsentanz haben, im Iran beispielsweise), dass die Aufklärung im 21. Jahrhundert scheitern könnte.

Ich hoffe, am Ende setzt sich die Aufklärung durch. Der Kampf wird aber noch weitergehen und die so genannte Homo-Ehe scheint ein Schlüssel dieses Kampfes zu werden. Damit aber bleiben die wahren Notwendigkeiten – nämlich die Antidiskriminierung und die Gleichstellung – auf der Strecke, denn die „Homosexuellenfrage“ wird zum Kulturkampf und Religionskampf hochstilisiert. Nur so ist erklärbar, dass Justizministerin Berger (immerhin aus der scheinbar säkularen SPÖ) einen wirklich schlechten Mini-Entwurf vorlegt, den VP und KatholikInnen vielleicht noch ansatzweise akzeptieren könnten. Wenn dann Lesben und Schwule DIESE Partnerschaftsregelung gar nicht wollen, dann ist das der Regierung egal – hauptsache man hat keinen Kultur- und keinen Religionskampf, und 90 bis 93% Heteros im Lande sollen glauben, dass eh was passiert ist, weil ihnen das Thema in Wahrheit so wichtig ja nicht ist – außer man ist eben religiös. Diese Spirale des Symbolischen zu durchbrechen und das Rücksichtnehmen auf religiöse Einwände wird schwer werden, ist aber dringend notwendig. Nicht nur für Lesben und Schwule, sondern für die Aufklärung an sich.