Fußball, Fankultur, Homophobie und der ÖFB

Die österreichische National-Elf gewann gestern das Spiel gegen die USA (mit etwas Glück) 1:0. Dazu Gratulation! Was ich gestern nicht wahrnehmen konnte, war aber beim WM-Quali-Spiel gegen Deutschland vor einigen Wochen deutlich für mich – und abertausende TV-Zuschauer_innen – zu hören: Die „Schwuler, schwuler DFB“-Gesänge einiger österreichischer Fans, die auch medial in Deutschland (zB. taz) und Österreich (zB. Martin Blumenau von FM4) erwähnt wurden.

Es ist leider nichts Neues. Zurecht machen engagierte Fanklubs immer wieder auf die leisen und die lauten homophoben Tendenzen im Fußball aufmerksam. So durfte ich vor kurzem beim großartigen Projekt „Tatort Stadion“, das in Wien Station machte, bei einer Podiumsdiskussion darüber diskutieren. Es gibt sie nämlich: Die Fußballfans gegen Homophobie.

Aus diesem Anlass vereinbarten die Abgeordnete zum Europaparlament, Ulrike Lunacek, unsere parlamentarische Mitarbeiterin Ewa Dziedzic und ich einen Termin mit dem ÖFB, um das Thema zur Sprache zu bringen. Und zu unserer großen Freude waren gleich vier Männer vom ÖFB und auch von der österreichischen Bundesliga bei diesem Termin anwesend und das Wichtigste: Das Thema war allen Beteiligten klar, und alle waren für Vorschläge enorm offen.

Wir konnten klar machen, dass es nicht allein um die Fangesänge geht und ging, sondern auch darum in welcher Atmosphäre man überhaupt Fußballer oder Fußballerin werden kann. Wie ist das Klima im Nachwuchsbereich? Wird die Vielfalt einer Gesellschaft auch aktiv in den Verbänden unterstützt? Kann man ein Klima aufbauen, dass Ausgrenzungen, die Notwendigkeit ein Doppelleben zu führen nur um eine Fußballkarriere zu starten, und all das, ausschließt? Kann man die laute Minderheit (denn meistens ist es ja nur eine Minderheit, die einfach nur dominiert) durch Zivilcourage auf den Tribünen zurückdrängen?

Wir haben dem ÖFB auch erzählt, dass etwa der englische Verband FA mit ihrem schon seit einigen Jahren laufenden Projekt Football for all auch einen Aktionsplan für LGBTs im Fußball erarbeitet hat. Oder dass der niederländische KNVB mit Louis van Gaal, dem Oranje-Trainer, bei der Gay Pride Amsterdam dabei war.

Im Jänner soll ich bei einem Fan-Treffen dazu einen Vortrag halten und dazu Vorschläge unterbreiten und ein Gedankenaustausch stattfinden. Es besteht Hoffnung für ein Fußball, das einschließt und nicht ausschließt. Auch beim ÖFB. Und das ist gut so.