Schönbrunn versus modernes Wien?

In the gap online wurde heute mein Kommentar zur aktuellen Diskussion zwischen dem Schloss Schönbrunn und Wien Tourismus veröffentlicht:

Eine Wirtschaftskrise ist naturgemäß ein Anlass für Grundsatzdiskussionen. Etwa für die Frage, in welcher Marktwirtschaft wir überhaupt leben wollen. Eine ganz andere Grundsatzdiskussion begann allerdings die Schloss Schönbrunn Kultur- und Betriebsges.m.b.H. Deren Direktor Franz Sattlecker meinte nämlich, Wien Tourismus würde zu viel Werbung für die Kreativindustrie und modernes Design machen und zu wenig für das klassische imperiale Wien. Er meinte, in Zeiten der Wirtschaftskrise sei die Kommunikation der Kernkompetenzen wichtig. Diese sieht Sattlecker scheinbar vor allem bei Habsburg und Lippizanern.Wien-Tourismus-Direktor Norbert Kettner konterte, und meinte, dass das historisch-imperiale Wien selbstverständlich beworben werde. Tatsache ist, dass Wien Tourismus das historische Wien nach wie vor bewirbt, dem aber moderne Überraschungselemente hinzustellt. Potenziellen Wien-TouristInnen sollen so nicht nur das Erwartete, sondern auch das Unerwartete schmackhaft gemacht werden.

Ein Kulturkampf also? Und droht tatsächlich ein dramatischer Rückgang an Wien-Touristen?

Welche Auswirkungen die derzeitige Krise (dessen Ausmaß bzw. Lang- oder Kurzfristigkeit noch eine große Unbekannte ist) tatsächlich auf den Tourismus haben wird, lässt sich noch gar nicht abschätzen. Noch nie in der Menschheitsgeschichte gab es in Zeiten einer Wirtschaftskrise so viel Massentourismus. 1929 gab es noch keine Billigflieger, keine Bettenanzahl in diesem Ausmaß, keine PKWs in nahezu jedem Haushalt und nicht so viele Menschen, die sich Reisen überhaupt leisten konnten. Wenn Menschen aus Sorge ihre Gürtel enger schnallen und lieber sparsam reisen wollen, dann kann vieles passieren: Wenn besonders bei Städtetrips eingespart wird, wird Wien leiden. Wer aber lieber auf teure Trips und Fernreisen verzichtet, für den wird Wien plötzlich eine Option. Wien statt New York könnte die Devise vor allem für Bundesländer-ÖsterreicherInnen und Reisefreudige in unseren Nachbarländern lauten. Jede Prognose über den weiteren Verlauf ist daher unseriös. Bei den geringeren BesucherInnen im Schloss Schönbrunn kann man natürlich Trends ablesen, aber die Ursachen könnten ja auch hausgemacht sein. Selbstkritik konnte ich jedenfalls nicht vernehmen. Wien Tourismus vermeldete übrigens im Oktober noch Zuwächse.  Steht nun dem imperialen Glanz der Bundeshauptstadt tatsächlich das kreative und moderne Wien unüberbrückbar gegenüber? Diese Diskussion ist lächerlich. Natürlich will ein Wien-Besucher und eine Wien-Besucherin das glorreiche k.u.k. Wien sehen, seine Kultur, seine Prachtbauten, seine Traditionen und sein Flair. Aber ist das mit Modernität unvereinbar? Mitnichten. Gerade in der Kultur gilt es, die Vielfalt Wiens zu bewerben. Nur Sisi und Lippizaner zu preisen, wäre einseitig und erfüllt nur das erwartete Klischee. Im modernen Konkurrenzkampf um StädtetouristInnen und KongressorganisatorInnen gehört schon mehr dazu! Daher ist das unerwartet Neue ebenso wichtig, auch wenn in diesen Bereichen Barcelona, Amsterdam oder London noch spannender scheinen.

Was in diesem Kulturkampf wirklich fehlt? Das Bekenntnis der Stadt zu Modernität. Wenn es mehr spannende Architektur, außergewöhnliche Orte mit überraschendem Design und den politischen Mut gäbe, wirklich Visionäres zu leisten, Wien also tatsächlich eine spannende Symbiose zwischen Modernität, Tradition, Design und Ökologie schaffen würde, wäre die Werbelinie des Wien Tourismus sicher noch um einiges glaubwürdiger. Diese Aufgabe wäre seitens der Stadtregierung zu erfüllen.

Erfreuliches zu unserem Hotel in Hannover.

Wie BodenseePeter auf seinem Blog mitteilt, wird in Zukunft das Hotel Viva Creativo zukünftig WLAN gratis anbieten. Und das war schon geplant BEVOR die Blogsphäre eine kleine Minikampagne aus dem Boden stampfte. Erfreuliche Nachrichten also. Jetzt weiß ich, wo ich das nächste Mal in Hannover übernachten werde…
Trotzdem waren die Reaktionen der Blogsphäre überwältigend. Das kann auch auf Peters Blog nachgelesen werden. Die Geschichte schlug ganz schön Wellen!
Und deshalb kommt hier auch das Logo des Hotels hin. Das ist jetzt Gratiswerbung für das Hotel. Fährt also der geschätzte Leser und die geschätzte Leserin nach Hannover, dann ist die Buchung jetzt wärmstens empfohlen. Ab 1.1.09 mit WLAN gratis. Wunderbar.

Tourismus 2.0 oder 5 Euro für eine Stunde WLAN

Das Hotel Viva Creativo befindet sich in Hannover. Der Name klingt irgendwie bemüht modern, oder? Stell dir aber nur mal kurz vor, du wirst dorthin eingeladen und darfst einen Vortrag über Tourismus 2.0 machen. Und das Hotel verlangt dann 5 Euro für WLAN. Pro Stunde!
Mir ist das auch schon in zahllosen Hotels passiert. Manche Hotels werben sogar unverschämt mit WLAN und wenn man das Zimmer bezieht, teilt eine (meist eh arme) Rezeptionistin mit, dass WLAN zum Beispiel 4 Euro kostet. Oder 20 Euro am Tag (auch schon vorgekommen). Ich verstehe nicht, warum Hotels dafür noch Gebühren verlangen. Cafés übrigens auch nicht (mit lieben Grüßen an mein Stammcafé Berg – dieser eine Euro ärgert mich jedesmal!)
Der Vortragende Peter Eich (BodenseePeter) wird seinen Vortrag auf jeden Fall umschreiben, und als Zuhörerin hat er dann gleich die Hoteldirektorin im Auditorium. Ob sie die 5 Euro pro Stunde zurückbezahlen wird? Aber lesen Sie selbst auf seinem Blog! Hoffentlich gibt es morgen die Fortsetzung…

 
Dank an Helge für das twittern dieser Geschichte.

Gemeinderat am 26.11.

Nach der zweitägigen Budgetdebatte findet heute wieder ein ganz „normaler“ Gemeinderat statt. Und wie üblich beginnt dieser mit der Fragestunde, in zwei Grüne Anfragen gestellt wurden: Ich konnte Stadträtin Renate Brauner fragen, welche Prognosen für den Wien Tourismus 2009 zu erwarten sind, da es bislang widersprüchliche Informationen dazu gibt. Brauner und ich sind uns einig, dass aufgrund der Wirtschaftskrise Prognosen schwierig sind, aber sie hat uns versichert, dass seitens Wien Tourismus zusätzliche Mittel vor allem in die Nahmärkte fließen werden. Zuletzt fragte ich sie auch, wann denn (endlich) auch bei den Wiener Linien Mehrsprachigkeit angeboten wird. Zufällig passierte mit das nämlich heute: Bei „meiner“ U-Bahnstation Schweglerstraße traf ich heute morgen verzweifelte Menschen (vermutlich Russen), die sich überhaupt nicht zurecht fanden. Sigrid Pilz ragt Gesundheitsstadträtin Wehsely, ob sie garantieren könne, dass es im Otto Wagner-Spital genügen Fachärztinnen gebe.Die Aktuelle Stunde behandelt ein Dauerbrenner. Die Grünen Wien – und hier ein großes Lob an meine Kollegin Sabine Gretner – haben den Skandal rund um den Pratervorplatz aufgedeckt. Die ÖVP suchte sich das Thema „Neugestaltung Riesenradplatz – Chaoskarussell im Prater. SPÖ-Misswirtschaft muss Konsequenzen haben!“ aus. Die ÖVP will scheinbar den Grünen Erfolg noch irgendwie für sich verbuchen, denn immerhin stimmte sie ursprünglich für die Neugestaltung. Nunja. Die Grünen, ÖVP und FPÖ brachten jedenfalls (wieder) einen Misstrauensantrag gegen Stadträtin Grete Laska ein. Und was macht sie während der Debatte? Sie schwätzt zuerst hinten und geht einfach raus. Ein Armutszeugnis an Demokratieverständnis und Höflichkeit.Youtube-Video: Dagmar Koller – Im Prater blüh’n wieder die Rosen (1986)