Ein Wiki für die Forschung: Albrecht Dürer und seine Zeit

Bis 2. September zeigt das Germanische Nationalmuseum in Nürnberg die Ausstellung „Der frühe Dürer“. Für die Dürerforschung war und ist das Museum seit vielen Jahren das Zentrum, ist Dürer doch einer der berühmtesten Nürnberger aller Zeiten. Für die Forschung setzt das Museum mittlerweile auch auf interessante Web-Tools.

Dass Albrecht Dürer zu seiner Zeit bereits ein gefeierter Star war ist hinlänglich bekannt. Daran Schuld war auch das Umfeld der im Spätmittelalter reichen Stadt Nürnberg. Inwieweit das Nürnberger Netzwerk an Patriziern, den Organisationen der Stadt, der wissenschaftlichen Neugier der Stadt (man denke an die erste Sternwarte Europas 1471, die „Schedelsche Weltchronik“ 1493, im selben Jahr der Globus von Martin Behaim und natürlich die Taschenuhr von Peter Henlein 1510) eine Rolle spielten: Das war eine Forschungsaufgabe, die neue technologische Möglichkeiten benötigte.

Zahlreiche Forscher_innen hatten Daten, Biografien und Namen erforscht. Diese konnten sie zeit- und ortsunabhängig auf einem Dürer-Wiki eingeben. So gelang es dem Germanischen Nationalmuseum völlig neue Ansätze der Dürer-Forschung zu präsentieren: Wer wohnte wo in Nürnberg? Wer war wie mit wem vernetzt? Wer stiftete wertvolle Kunstwerke an welche Kirche? Wer war mit welchem Nachbar befreundet? Wie waren die Gebäude künstlerisch ausgestattet?

Daraus entstand ein vielschichtes Beziehungsnetzwerk, das auf der Website des GNM bestaunt werden kann. Außerdem kann man dort auch eine alte Ansicht der Stadt Nürnberg aufrufen und herausfinden, wer wo wohnte und mit Mausklick in das Beziehungsnetzwerk eintauchen.

Wikimedia ist wohl ein ausgezeichnetes Tool für die Forschung. Das GNM hat dies bewiesen. Bedauerlich ist lediglich, dass Außenstehende die meisten Forschungsseiten des Wikis – samt Diskussionen – nicht aufrufen können, denn das würde auch ein Riesenfortschritt für die Transparenz von Forschung darstellen. Es wäre ja durchaus interessant zu erfahren, bei welchen Punkten Forscher_innen etwa nicht einer Meinung waren.

Trotzdem zeigt dieses Projekt, wie erfolgreich Social Media auch für die Forschung eingesetzt werden kann.

Wer sich für die Forschung über den jungen Albrecht Dürer interessiert, sei nicht nur die Ausstellung in Nürnberg empfohlen, sondern auch die epoc-Ausgabe 2/2012 empfohlen.