Deutscher öffentlicher Sender und ein Hitler-Vergleich.

Im ZDF – immerhin einem öffentlich-rechtlichen Sender Deutschlands – gibt es nach den Euro-Übertragungen eine Sendung mit dem Titel „Nachgetreten“. In dieser Sendung dürfen angebliche Comedians – und es ist manchmal schon verblüffend, was sich in Deutschland so alles Comedian nennen darf – scheinbar lustige Kommentare abgeben. Die Witze laufen auf diesem Niveau: Alle Holländer leben im Wohnwagen und alle Rumänen klauen – eine als Komödie getarnte Vorurteilsmühle samt purem Rassismus. Gestern der Höhepunkt – und eigentlich ein Skandal:

Elton, einer dieser deutschen Neo-Comedians (der mit völligem Schwachsinn für Nicht-Deutsche nicht nachvollziehbar berühmt wurde) sagte zuerst mal klar: „Ich hasse Holländer.“ Und dann waren Bilder der niederländischen Fußballer zu sehen, die ihre Kinder tragen. Dazu Elton: “Die Holländer sind so lieb, die nehmen Kinder auf den Arm? Hitler hat auch Kinder auf den Arm genommen. Ist der jetzt auch sympathisch?”

Ich gehöre ja zu den Menschen, die dafür sind, dass wir – egal ob ÖsterreicherInnen, NiederländerInnen oder Deutsche, etwas entspannter miteinander umgehen sollen. Immerhin gilt es die Idee und das Friedensprojekt Europa aufzubauen. Aber sowas kann einem ganz schön umstimmen.

Da dass ganze auch noch im öffentlich-rechtlichem Fernsehen geschah, bin ich der ganz klaren Meinung: Der ZDF hat sich zu entschuldigen und Elton vom Bildschirm zu verbannen. Das habe ich den Sendeverantwortlichen des ZDF auch geschrieben.Übrigens: Es scheinen sich ohnehin die meisten Deutschen für den Spruch zu schämen, denn niemand hat den Sager auf Youtube gestellt, was ja auch was ausdrückt. Und morgen drücke ich – im Stadion – Österreich alle Daumen im Match gegen Deutschland – und jetzt irgendwie auch gegen Elton!

Das Problem der SPÖ heißt vielleicht Gusenbauer. Aber sicher nicht nur.

Derzeit scheint ein Sündenbock für den dramatischen Vertrauensverlust der SPÖ gefunden zu sein: Bundeskanzler Gusenbauer. Aber ist das so einfach? Wie die SPÖ sich in den letzten Jahren entwickelt hat, ist Besorgnis erregend. Das ließ sich in Wien in besonderer Weise beobachten (aus meiner grünen Oppositionsperspektive): Machte sie auf Bundesebene 7 Jahre Opposition gegen schwarz/blau-orange, konnte sie in der Bundeshauptstadt mit absoluter Macht regieren. Die SPÖ konnte mit beidem nicht umgehen und zeigt zwei verheerende Bilder: Die SozialdemokratInnen haben in sieben Jahren Opposition nichts gelernt. Und sie können zudem mit Macht nicht verantwortungsvoll umgehen.

Nach sieben Jahren Opposition auf Bundesebene würde man meinen, dass die SPÖ neue Perspektiven entwickeln konnte. Seien wir mal ehrlich: So schrecklich und grausam schwarz-blau war, so hat es doch ein großkoalitionärer Postenschacher und die Aufteilung einer ganzen Republik in zwei Reichshälften beendet. Kaum sind sie an der Macht ist alles wieder wie früher: Das Parteibuch entscheidet über alles. Da werden Vorstände mit hohen Abfertigungen nach Hause geschickt um eigene Leute zu positionieren, da wird aus reinem Machtbewusstsein eigene Themen und Wahlversprechen über Bord geworfen, um wieder Posten besetzen zu können und den eigenen Einflussbereich zu sichern. Alles andere spielt keine Rolle: Eurofighter, eine wirkliche Gleichstellung lesbischer und schwuler Paare, Studiengebühren, Steuergerechtigkeit – alles wurscht. Das ist nicht nur ein Problem von Gusenbauer. Es ist ein Problem einer verkrusteten Partei.

In Wien regiert die SPÖ derweil mit absoluter Mehrheit. Was das zur Folge hat, kann ich als Oppositionspolitiker tagtäglich erleben. Noch heute rief mich ein Kulturveranstalter an, der völlig verzweifelt ist und deshalb an alle Parteien Hilferufe sandte. Heute bekam er einen Anruf aus dem Stadtratbüro: Das Problem hat nun er, denn wenn er OppositionspolitikerInnen informiert, dann hat er halt – auf gut wienerisch – ausgesch..sen. Wenn andere – unabhängige aber von städtischen Subventionen lebende – Initiativen mit uns Kooperationen eingehen, dann werden sie mit Anrufen bombardiert: Ob sie sich denn nicht erinnern, von wem sie das Geld bekommen? Dabei zahlt der und die SteuerzahlerIn das Geld. Die SPÖ glaubt aber, sie sei es, weil sie ständig die Stadt Wien mit der Partei verwechselt, weil sie ununterbrochen glaubt, sie vergebe Geld und nicht die Stadt Wien. Davon haben sogar zahlreiche sozialdemokratische, aber unabhängig agierende, Initiativen die Schnauze voll.

In Sachen Postenschacher sind die Wiener GenossInnen auch nicht zimperlich: Medien-Imperien wie der Echo-Verlag und alle mit ihr zusammenhängende Firmen bekommen zahllose Aufträge und Bevorzugungen. Die Gewista bekommt ein Plakatmonopol. Und zufällig verdient die SPÖ mit, denn sie ist an allen Firmen beteiligt oder sogar Eigentümerin. Sogar vor unabhängigen Kulturinitiativen macht sie SPÖ nicht halt: Der schon mit der Gewista kooperierende Muff Sopper darf einfach mal so die Szene Wien übernehmen. Der Grund ist simpel: Er ist brav, darf die Gastro auf der Donauinsel und am 1. Mai übernehmen und ist gut mit dem SP-Landesgeschäftsführer verhabert.

Ist also Gusenbauer das Problem? Nein, sicher nicht. Das Problem ist die SPÖ selbst. Und für eine Mehrheit links der Mitte ist das ein ausgesprochen trauriger Befund.

Und wieder homophobe FP-Entgleisungen.

Homophobe Entgleisungen sind bei der FPÖ auf der Tagesordnung. Sie vermehren sich. So musste sich mein Kollege und Landtagskandidat Gebi Mair bereits wüste Sachen anhören. Jetzt wieder Karlheinz Klement, der unten anderem meint, dass dies Wien bevorstünde: „Gendergrütze statt Schnitzel, ‚Berufsschwuchtel‘ als medialer Adelstitel und Homopartyveranstalter bekommen weitere Orden.“ Dann meint er, dass die Ethnien da eh nicht mitmachen wollen – als ob er sich die Scharia wünschen würde, oder was auch immer der Mann in seiner abstrusen Aussendung meint.

Ein guter Kommentar findet sich dazu auf dem Blog zwischenruf.at sowie die abstruse Original-OTS zur „geschlechtssensiblen Pädagogik“ (darum geht es nämlich eigentlich) auf ots.at.

Zukunft für die Alte Schmiede?

In der Schönlaterngasse 9 im Ersten Wiener Gemeindebezirk befindet sich eines der wichtigsten – wenn nicht die wichtigste – literarische Kulturinstitution Wiens (oder besser: Österreichs, noch besser: des deutschen Sprachraums): Die Alte Schmiede. Das Haus gehörte der Wiener Städtischen, die es zu günstigen Konditionen in den 80-er Jahren erwarb. Davor war das Haus kommunaler Eigentum und gehörte dem Verlag Jugend & Volk. Die SP-nahe Versicherung verkaufte das Haus nun. Und wie geht es mit der Alten Schmiede weiter?

Die Grundfrage, die sich für den zuständigen Kulturstadtrat Dr. Andreas Mailath-Pokorny stellt, ist eine einfache – und eine scheinbar für die derzeitige Kulturpolitik Wiens ach so schwierige: Fördert man in gewachsene Strukturen, in denen sich KünstlerInnen vernetzen können, sich einem interessiertem Publikum präsentieren können, in der Literatur nicht nur dargestellt, sondern gefördert und unterstützt wird, damit die AutorInnen eine Art Heimstätte haben? Oder will Mailath-Pokorny lieber in die Eventkultur investieren? Literatur um die Burg etwa – damit es schön knallt.

Die Kulturpolitik der SPÖ scheint sich in den letzten Monaten und Jahre immer weiter weg von einer konkreten KünstlerInnen-Förderung zu bewegen. An ihrer Stelle tritt die Förderung in Events, die oftmals wesentlich teurer sind, als direkte Förderung zu den Kunstschaffenden benötigen würde.

Im konkreten Fall der Alten Schmiede bedeutet dies: Mit dem neuen Eigentümer muss verhandelt werden, damit der Kunstverein in der Alten Schmiede adäquate Räumlichkeiten betreuen kann und Literatur und AutorInnen (und zusätzlich die Musikwerkstatt) fördert. Dafür muss der Kulturstadtrat zuerst einmal Geld in die Hand nehmen – für die neuen Räumlichkeiten unter den neuen Rahmenbedingungen eines neuen Besitzers. Dann die Zukunft dieser Stätte absichern! Das bringt mehr als jeder Event. Warum?

Ohne geförderte KünstlerInnen und ohne Homebase (um ein modernes Wort zu benutzen) werden Großevents keine KünstlerInnen präsentieren können. Freilich: Events bringen mitunter Aufmerksamkeit und schaffen es, Publikumsschichten anzusprechen, die für kleine Institutionen kaum erreichbar sind. Wenn bei diesen Events aber Wiener KünstlerInnen präsentiert werden sollen, dann müssen diese KünstlerInnen zuerst einmal adäquat gefördert werden. Daher, Herr Stadtrat: Retten Sie die Alte Schmiede“. Die Kultur einer Stadt besteht zuerst aus ihren KünstlerInnen und KunstvermittlerInnen. Die Events sollten auf der Prioritätenskala erst weiter hinten stehen und in einige wenige Veranstaltungen münden. Events können Kunstförderung nämlich nicht ersetzen.

 

Eurovision 2008 – Meine Punkte gehen an (Top 3 mit Videos):

Russland hat also den Eurovision Song Contest gewonnen. Dazu muss man natürlich gratulieren. Mein Lieblingsbeitrag war es zwar bei weitem nicht, aber das Lied galt als Favorit und ich kann es auch nachvollziehen. Mein Ergebnis sieht jedoch ganz anders aus. Here are the results of my own personal vote:1 Punkt: Finnland, 2 Punkte: Kroatien, 3 Punkte: Türkei, 4 Punkte: Rumänien, 5 Punkte: Serbien, 6 Punkte: Bosnien & Herzegowina, 7 Punkte: Island. Und meine Top 3:8 Punkte an Israel.10 Punkte an Norwegen.12 Punkte an Portugal.

Und die Erde ist eine Scheibe…

Kardinal Schönborn macht also fleißig mobil gegen die Gleichstellung lesbischer und schwuler PartnerInnenschaften. Als Privatperson darf er diese Meinung meinetwegen haben. Als Bischof ist eine offizielle kirchliche Einmischung in staatlichen Fragen irrelevant. Das Zivilehe-Gesetz oder andere Partnerschaftsregelungen sind staatlicher Natur und müssen Rahmenbedingungen für alle Formen der PartnerInnenschaften schaffen.

Eine Meinung des Bischofs ist daher äußerst irrelevant. Aber wir kennen das ja schon von der katholischen Kirche. Einst war die Erde eine Scheibe, Eheverbote gab es noch und nöcher (nur die gleichgeschlechtliche Ehe und die von Priestern bleibt verboten – letztere wenigstens nur noch innerkirchlich), und die meisten Kriege und die meisten Toten auf diesem Planeten gab es bei Kriegen, in denen christliche Nationen aufeinander geschossen haben, wie der deutsche Altkanzler Helmut Schmidt neulich bei Maischberger so treffend feststellte.

Dass die ÖVP die Trennung zwischen Kirche und Staat aber nicht wirklich wahrhaben will, macht in Wahrheit Sorgen. Was Schönborn sagt, ist eigentlich völlig wurscht. Nicht wurscht ist allerdings, wie die ÖVP damit umgeht! Österreich – und zahlreiche andere Staaten – haben die Aufklärung, die im späten 18. Jahrhundert begann, noch immer nicht begriffen oder mit Leben erfüllt. Es besteht sogar die Gefahr (siehe Bush und seine Nähe zu den fundamentalistischen Evangelikalen; siehe Italien; siehe zahlreiche faschistische Islam-Gruppen, die auch schon staatliche Repräsentanz haben, im Iran beispielsweise), dass die Aufklärung im 21. Jahrhundert scheitern könnte.

Ich hoffe, am Ende setzt sich die Aufklärung durch. Der Kampf wird aber noch weitergehen und die so genannte Homo-Ehe scheint ein Schlüssel dieses Kampfes zu werden. Damit aber bleiben die wahren Notwendigkeiten – nämlich die Antidiskriminierung und die Gleichstellung – auf der Strecke, denn die „Homosexuellenfrage“ wird zum Kulturkampf und Religionskampf hochstilisiert. Nur so ist erklärbar, dass Justizministerin Berger (immerhin aus der scheinbar säkularen SPÖ) einen wirklich schlechten Mini-Entwurf vorlegt, den VP und KatholikInnen vielleicht noch ansatzweise akzeptieren könnten. Wenn dann Lesben und Schwule DIESE Partnerschaftsregelung gar nicht wollen, dann ist das der Regierung egal – hauptsache man hat keinen Kultur- und keinen Religionskampf, und 90 bis 93% Heteros im Lande sollen glauben, dass eh was passiert ist, weil ihnen das Thema in Wahrheit so wichtig ja nicht ist – außer man ist eben religiös. Diese Spirale des Symbolischen zu durchbrechen und das Rücksichtnehmen auf religiöse Einwände wird schwer werden, ist aber dringend notwendig. Nicht nur für Lesben und Schwule, sondern für die Aufklärung an sich. 

 

Antisemitismus a la ÖGB.

Unglaublich, welche Mails einem manchmal zugestellt werden. Walter Sauer ist der stellvertretende Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft für Entwicklungspolitik in der SPÖ und Sekretär im Internationalen Referat des ÖGB. Er schrieb eine Protesterklärungen an das Albert-Schweitzer Haus (der evangelischen Kirche) wegen der Kündigung einer Veranstaltung mit dem Titel „Gaza muss leben“. Soweit, so gut. Nur dann folgt eine Begründung, die mich wirklich fassungslos schockiert, und Antisemitismus in seiner hässlichsten Fratze aufzeigt!

In der Begründung schreibt Walter Sauer: Gerade deshalb dürfen wir heute unsere Augen nicht vor dem schleichenden Völkermord verschließen, den Staatsideologie und Staatspraxis des Judentums an den Palästinensern, insbesondere im Gazastreifen, verursachen.

Staatspraxis des Judentums?
Herr Sauer spielt auf der antisemitischsten aller Klaviaturen: Er kritisiert keine Staatsführung oder PolitikerInnen, sondern spricht von der „Staatspraxis des Judentums“. Die Religion und das Volk sind also seiner Meinung nach das Grundübel. Im Gedenkjahr solche Briefe zu bekommen ist unerträglich und unentschuldbar.

 
 

Wenn Franzobel Schwule schauen geht.

Franzobel schrieb in DIE PRESSE seine Erfahrungen am Life Ball. Heute mein Kommentar in DIE PRESSE: Wenn Franzobel Schwule schauen geht:

Der Life Ball ist keine Schwulenparty. Vielmehr wird einmal im Jahr ein Spektakel im und vor dem Wiener Rathaus zelebriert, um auf Aids und das Leben mit dem HI-Virus aufmerksam zu machen. Dabei wird jede Menge Kohle gesammelt, ohne die unzählige österreichische und internationale Initiativen nicht arbeiten könnten. So kann der Buddy Verein ehrenamtliche HelferInnen organisieren, die Menschen mit HIV und Aids begleiten. So kann Positiv Leben Aids-kranke Menschen schnell und unbürokratisch helfen. So kann der Verein Positiver Dialog Menschen mit HIV und Aids vernetzen, Veranstaltungen durchführen und Selbsthilfe organisieren. Die Liste ließe sich noch fortsetzen.

Warum Franzobel am Life Ball vor allem Schwule schauen ging, ist leicht erklärt. Fakt ist, dass ungeschützter schwuler Sex ein hohes Infektionsrisiko ist. Dies hatte in den 80er-Jahren zur Folge, dass schwule Männer nicht nur die ersten Opfer waren und zahlreiche Freunde verloren haben. Sie waren auch die Ersten, die sich organisierten, helfen wollten und verstanden, dass hier dringend etwas passieren muss – in der Forschung, in der Prävention, in der Hilfe, in der Pflege und vor allem im Bewusstsein der Menschen.

Letzteres erwies sich besonders bei Heterosexuellen als schwierig. Es war einfach angenehm, Aids als Randgruppenseuche zu klassifizieren, die nur einige „Schwuchteln“ und Drogenabhängige betrifft. Aids ist aber keine Schwulenkrankheit, sondern stellt für alle Menschen eine Bedrohung dar. Seit etwa zwölf Jahren ist es zunehmend schwieriger geworden, diese Gefahr zu kommunizieren, denn bessere Medikamente haben für gute Chancen auf ein längeres Leben und eine Integration im Berufsleben gesorgt. Einer, der aber seit 16 Jahren nicht aufgab und es wie kein anderer verstand, Aids öffentlich zu thematisieren, ist Gery Keszler.

Heterosexualisierende Euro 08

Die Anfeindungen gegen Keszler und den Life Ball haben durchwegs homophoben Ursprung. So schrieb eine Zeitschrift vom „Berufsschwuchtel“ Gery Keszler. Nach einem Gerichtsurteil darf der Life-Ball-Organisator so genannt werden. Die Antwort war Solidarität, eine Menge prominenter Menschen zogen sich ein T-Shirt mit genau diesem Aufdruck an, um auf Ausgrenzungen und Diskriminierungen aufmerksam zu machen. Oder würde jemand auf die Idee kommen, beispielswiese Franzobel „Berufshetero“ zu nennen? Lesben und Schwule sind in der Mitte der Gesellschaft angekommen und wurden sichtbar – in Kultur, Showgeschäft, Politik, und langsam, aber doch, sogar im Sport. Das erzeugt noch immer Widerstand und enthüllt homophobes Verhalten, offenbar auch bei gefeierten Schriftstellern.

Der Life Ball ist schrill, bunt, laut und exaltiert und gibt eine deutliche Antwort auf Aids: Leben und Lebensfreude, Ja zu Sex und Spaß – nur eben mit Kondom. Sogar heterosexuelle Frauen und Männer haben Spaß daran, bei diesem Event ihre Geschlechterrollen zu hinterfragen oder in Fantasiekostüme zu schlüpfen. Das Spektakel lockt mittlerweile 45.000 Menschen auf den Rathausplatz. Zum Life Ball gehören unzählige Superstars, Adabeis und Polit-Prominenz. Dass diese an den Life-Ball-losen Tagen durch Ausgrenzungen auffallen und Diskriminierungen mit Achselzucken zur Kenntnis nehmen, aber während des Life Balls ungeniert in die Kamera lächeln, ist traurig. Aber immerhin rückt der Life Ball diesem Mechanismen auf die Pelle. Dass Franzobel wohl ungewollt selbst zum Ausgrenzer wird, stimmt nachdenklich. Oder wird er uns im Juni mit einem Artikel über die Heterosexualisierung der Stadt während der Euro 08 beglücken?

 

Ich will auch ins Standesamt!

Heute präsentierten die Grünen Andersrum die neue Aktion: Wir wollen da rein!

Mittels Postkarten und eMails sollen Kanzler Gusenbauer und Vizekanzler Molterer an ihre Versprechen erinnert werden. Denn das wirklich traurige an der derzeitigen Debatte um die gleichgeschlechtliche Partnerschaft ist ja das: Beide versprachen mehr, als was jetzt vorliegt!

ZUR ERINNERUNG – Gusenbauer verprach:

In regenbogengeschmückten Inseraten auf lesbischwulen Webseiten und in Magazinen versprach die Fotomontage von Gusenbauer auf der Regenbogenparade: Eingetragene Partnerschaft mit gleichen Rechten und Pflichten der Ehe, langfristig Öffnung der Ehe. Der nunmehr vorliegende Berger-Entwurf ist nur ein kleiner Bruchteil davon – und der wurde noch OHNE ÖVP ausgearbeitet!

ZUR ERINNERUNG – Molterer versprach:

Als die mit großem Medientamtam initiierte Perspektivengruppe die konservative ÖVP in ein etwas liberaleres 21. Jahrhundert führen sollte (um die Absurdität eines Familiensplittings neu zu erfinden), versprache Molterer die Umsetzung 1:1. Darin enthalten: das Schweizer Modell einer Partnerschaft für Lesben und Schwule. Der Berger-Entwurf liegt weit darunter. Die VP-Ministerien haben noch nichts gesagt, was sie wann umsetzen wollen, dafür hören wir vom Parteichef himself: Kein Standesamt. In der Schweiz können Lesben und Schwule natürlich am Standesamt feiern!Wer also nun Postkarten und eMails schicken will surft hierher und erinnert unsere zwei Regierungs- und Parteichefs an das, was sie versprachen.