Weltaidstag 1. Dezember. Erinnerungen.

Ich gehöre der Generation an, die Ende der 80er Jahre, als er eigentlich sexuell sehr aktiv werden wollte, von einer neuen „Seuche“ hörte. Manche sagten „Schwukenkrebs“. Und dass ein Kondom wichtig sei. Noch immer bin ich meiner Schule (Tourismusschulen Salzkammergut Bad Ischl) dankbar, dass es schon 1988 Info-Veranstaltungen zum Kondom-Gebrauch für alle Schüler*innen gab.

Inwieweit dieses Info über die Gefährlichkeit von Sex unsere Generation, die genau den Beginn der Aidskrise mit erlebte, traumatisierte und Störungen verursachte, wäre mal ein spannendes Thema untersucht zu werden. Geprägt es hat es uns allemal.

Und dann in Wien. Späte 80er und frühe 90er. Und Menschen, die man in der schwulen Community kennenlerne – und einfach verschwanden. Oder von deren Tod man hörte. Reihenweise. Wie die Fliegen starben sie.

Und die Begräbnisse! Mit den Familen vorne, einem Pfarrer und der verleugnete Lebenspartner und die Freunde, die ganz hinten sitzen mussten und verschwiegen wurden. Elend war das!

Fackelzüge und Gedenkgottesdienste von Pater Clemens Kriz immer am 1.12., dem Weltaidstag. Und Namen, unendlich viele viele Namen von Verstorbenen. Und so viele die man kannte. Und noch mehr die man nicht kannte.

Dann 1996. Eine Therapie war da, die sich bis heute verbesserte. Die Namen wurden weniger. Und nun haben wir eine chronische und gut behandelbar Krankheit und sogar Prophylaxe für Menschen, die sexuell aktiv sind.

Ich habe viel erlebt in meinen 51 Jahren. Die Aids-Krise prägte meine Generation enorm. Gerade im Jahr einer Pandemie kann man da viel lernen. Wir lernten regelmäßig testen zu gehen (ich alle 3 Monate, heute noch), wir lernten aufeinander aufzupassen, wussten, dass viele gar nicht aufpassten und unsolidarisch sind, und eine Impfung gibt es bis heute nicht.

Ich werde mich sobald wie möglich gegen Covid-19 impfen lassen.

Schönen Weltaidstag allerseits. Denkt an die, die nicht mehr unter uns sind.