Ein Lob den Wiener Linien.

„Der 49er kommt einfach nicht. #wienerlinien #fail“. Oder: „Na super. Da sitze ich in der U-Bahn und muss plötzlich aussteigen. Keiner kennt sich aus.“

Solche oder ähnliche Tweets bzw. Statusmeldungen auf Social Media-Plattformen waren bis vor kurzem alltäglich. Doch seit einiger Zeit gehören diese Meldungen eher der Vergangenheit an, das Bashing und das #fail bezeichnen der Wiener Linien hat stark abgenommen. Was ist da passiert?

Die Wiener Linien haben Social Media entdeckt und informieren mittlerweile ausführlich, warum es wo zu Ausfällen kommt. Als Beispiel sei etwa dieser Tweet von heute erwähnt: „Falschparker auf der Linie 60 sorgt derzeit für Verzögerungen in Fahrtrichtung Rodaun.“ Oder kurz davor dieser Tweet: „Wegen stellwerksstörung fährt die U4 dzt. nur bis Schottenring. Bis Heiligenstadt fahren Ersatzbusse. Bitte aber wenn möglich ausweichen!“ Auch auf Facebook werden die Neuigkeiten sofort und in Echtzeit kommuniziert (wobei die aktuelle Info zur Linie 60 auf Facebook fehlt, warum auch immer).

Für die Fahrgäste bleibt das freilich ärgerlich. Aber es macht einen gewaltigen Unterschied, ob man weiß warum es gerade nicht weitergeht, oder eben nicht. In letzterem Fall sind immer die Wiener Linien schuld. Wenn man aber weiß, dass jemand auf Schienen falsch parkt, sieht das eben anders aus. Die Probleme werden transparent nachvollziehbar.

Dieses Beispiel zeigt, wie offensive und transparente Information in sozialen Netzwerken Bewusstsein ändern kann.

Aber damit ich nicht nur lobe: Es wäre gut, wenn die aktuellen Probleme auch auf der Wesbite der Wiener Linien sichtbar werden würden, denn nicht einmal unter „News“ werden diese online gestellt. Ein Twitter-PlugIn würde ja vollkommen reichen, denn nicht jede und jeder benützt Social Media.

Und es fehlt immer noch, dass die Wiener Linien ihre Fahrplandaten auch als Open Data zur Verfügung stellen, damit diese überall genützt werden können, wie etwa in Google Maps. Aber dazu habe ich bereits vor über einem Jahr hier gebloggt.

Update: Auf Facebook wurde mein Blogbeitrag kommentiert und darauf hingewiesen, dass die Meldungen ja auch innerhalb der Verkehrsmittel, etwa auf Screens, angezeigt werden könnten. Ein Anfang wäre bei den Infoscreens ja eigentlich keine schlechte Idee…

Social Media und Politik – eine Mutprobe (von Feri Thierry)

Gastbeitrag von Feri Thierry, Politikberater in Wien (www.thierry.at)

In der Politikberatung sind Social Media hoch im Kurs. Zumindest verbal. In der Praxis allerdings sieht die Welt des politischen Web 2.0 dann manchmal doch noch etwas anders aus.

Massiv an Bedeutung gewinnen Social Media zweifellos in der Politischen Kommunikation: Ministerien und Parteien z.B. entwickeln eigene Präsenzen auf Facebook und Twitter, um ihre Dialoggruppen über Positionen und Aktivitäten zu informieren und für Reformanliegen zu gewinnen. Für viele Kommunikationsverantwortliche in politischen bzw. öffentlichen Stellen noch immer ein großer Schritt: Denn Web 2.0 braucht Mut. Kein Kommunikationskanal ist so schwer zu steuern, so unberechenbar wie die sozialen Medien. Daher ist das Interesse von politischer Seite oft viel größer als dann die tatsächliche Umsetzungsbereitschaft.

Die größte Hürde aber bildet – noch mehr als in der klassischen Kommunikation – die Glaubwürdigkeit. Diese muss nicht nur inhaltlich gegeben sein, sondern noch vielmehr methodisch. Eine Ministerin oder ein Landeshauptmann mit einem Twitter-Profil, das ausschließlich vom Pressesprecher bedient wird, kann leicht entlarvt werden. Barack Obama hat den Weg der Transparenz gewählt: Statements von seinem persönlichen Twitter-Account werden ganz offiziell von seinen Presseleuten verfasst – außer sie sind mit dem Zusatz „bo“ versehen, dann stammen sie vom Präsidenten himself. Das ist glaubwürdig – und sexy.

Die größte Resonanz haben Social Media-Angebote öffentlicher Stellen, wenn sie dialogisch und nutzenorientiert angelegt sind. Nicht umsonst hat das Bundeskriminalamt mit seinem Facebook-Account eine der erfolgreichsten Web 2.0-Anwendungen einer öffentlichen Institution in Österreich. User/innen können dort sachdienliche Hinweise zu möglicherweise kriminellen Handlungen deponieren. Aktenzeichen XY im Mitmach-Internet.

Aber auch in einer anderen Disziplin der Politikberatung wird das Instrument der Social Media wichtiger: dem Lobbying. NGOs arbeiten seit Jahrzehnten mit Graswurzel-Bewegungen, mit denen Betroffene für ein Anliegen mobilisiert werden. Das Web 2.0 ist dafür ein perfekter Kanal: Seine Stärken sind Dialog, Partizipation und Multiplikation. Das Beispiel der USA zeigt, dass auch immer mehr Unternehmen Grassroots-Lobbying als Instrument identifizieren und einsetzen.

Fazit: Social Media werden in der Politikberatung wichtiger. Entscheidend ist, dass sie richtig und glaubwürdig eingesetzt werden.

Mein neues Leben.

Seit einigen Wochen kein neuer Blogbeitrag mehr? Warum so ruhig? Ja, warum?

Jungunternehmer

Wie die meisten treuen Leser und Leserinnen meines Blogs wissen, ging sich am 10.10.2010 der Wiedereinzug im Wiener Landtag knapp nicht aus. Also galt es neue Herausforderungen zu überlegen. Und es hilft, wenn man kluge Köpfe in seinem Freundeskreis hat. Kurzum: Ich beriet mich mit Freunden. Ich informierte mich, wie Jungunternehmerförderung funktioniert, und bin nun genau eben das: Jungunternehmer. Seit 1.5.2011. (So darf man sich übrigens auch als Über-40-Jähriger nennen!)

Die Idee

Schon in meiner politischen Zeit war Kommunikation, die Strategie die man dafür entwickelt, und die Auswahl der Mittel und Kanäle, die man dafür verwendet, eines meiner Steckenpferde. In dieser Zeit entdeckte ich die wunderbare Welt von Social Media, die Kommunikation in völlig anderer Weise ermöglichte. Kommunalpolitik über klassische Medien zu „spielen“, war nicht immer leicht. Und nach meiner Entdeckung von Social Media als Kommunikations-Instrument – das ohne journalistischen Filter funktioniert, dafür aber mit direktem Feedback und Dialog – veränderte sich ziemlich alles.

Genau dieses Wissen, diese Erfahrungsschätze, die ich über die Jahre meiner politischen Arbeit sammeln konnte, möchte ich nun beruflich anbieten.

Das Angebot

Firmen, öffentliche Institutionen, Parteien, Personen des öffentlichen Lebens, Vereine, etc.: Alle die Social Media in ihren Organisationen implementieren wollen, können mich gerne buchen: Strategieberatung (auch über Social Media hinaus), die „Do’s“ und „Dont’s“ von Online-Kommunikation, Impuls-Referate, Moderationen und Workshops für Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, u.v.m.

Mein erster Auftrag war gleich ein geradezu maßgeschneidertes für mich. Gemeinsam und für Serious Entertainment und dem ORF sowie Super-Fi betreute ich den Social Media Auftritt für Nadine Beiler und dem österreichischen Beitrag zum Eurovision Song Contest in Düsseldorf.

Ich werde in den kommenden Wochen und Monaten zu Einzelbereiche meines Angebots bestimmt immer wieder bloggen.

Die neue Website

Auch die Website ist neu. Hier – in diesem Hauptblog – werde ich vorwiegend kommunikationstechnische und Strategiefragen behandeln. Also alles was im engsten und im weitesten Sinne mit Online-Kommunikation, zu tun hat.

Meine Meinungen, die ich darüber hinaus blogge, werden im Sideblog gepostet – ein Ausdruck, den ich gnadenlos von Helge Fahrnberger geklaut habe (Mir ist kein besseres Wort eingefallen! Danke. :))

Die weiteren Menüpunkte sprechen wohl für sich. Und ihr könnt die Blogbeiträge aus- und einklappen, die einzelnen Blöcke (Twitter, Youtube, usw.) nach euren Wünschen herumschieben und woanders hinstellen. Wie es euch beliebt…

Danke!

Man kann sich zuletzt freilich nur für die großartige und wertvolle Hilfe vieler Menschen bedanken. Da sind zuallererst die vielen Berater und Beraterinnen – privat oder tatsächlich beruflich solche – die ich jetzt nicht alle beim Namen nennen kann, und die mir unendlich viel Motivation auf den Weg mitgegeben haben.

Und dann die Macher und Macherinnen: Miriam Höhne für die großartigen Fotos, Emanuel Danesch (Warum denn der? Das werdet ihr noch sehen!), und zuletzt natürlich Norbert Kernler für die technische Großleistung und Umsetzung dieser Website.

Twitter als politisches Kommunikationsmedium verwirrt.

Der deutsche Regierungssprecher Steffen Seibert kommuniziert seit einiger Zeit mittels Twitter mit der Öffentlichkeit. Man mag ja von der schwarz-gelben Regierung halten, was man will. Aber immerhin zeigt sich in diesem Punkt die deutsche Bundesregierung auf der Höhe der Zeit. Denn welches andere Medium ist schneller und direkter?Viele Journalist_innen klassischer Herkunft haben das Kommunikationsmedium längst verstanden, und so finden sich mittlerweile auch zahlreiche österreichische Journalist_innen auf Twitter. Aber manchen Traditionellen der Zunft ist das Medium ungeheuer. Die wollen etwa nicht „Abonnent“ werden (und übersehen, dass Twitter ein offenes Medium ist).Jedenfalls ist dieses Video köstlich. Journalisten und Journalistinnen diskutieren mit dem stellvertretenden Regierungssprecher über Twitter. Und lassen dabei die Maske fallen: Sie gehen nicht mit der Zeit und verstehen es nicht…Das Unbehagen der Hauptstadtjournalisten mit dem twitternden Regierungssprecher – Das Video from Carta on Vimeo.