Was man von Faymanns und Failmanns Social Media Auftritt lernen kann.

Dass der Social Media-Auftritt des Teams um Bundeskanzler Werner Faymann in die Hose gegangen ist, wurde in zahlreichen Artikeln, Interviews, Blogbeiträge usw. hinlänglich erklärt. Darauf will ich jetzt gar nicht eingehen, außer mit einem Satz: Erstaunlich, dass das Fehlermachen manchmal wie eine Spirale funktioniert, aus der man dann kaum noch rauskommt.

Was mir aber Sorgen macht ist der spöttische Unterton der zahlreichen Kritiker_innen, und es scheint einzig dieser Ton übrig zu bleiben. Spott dominiert. Nicht, dass der Auftritt keinen Spott vertragen würde, denn dieser ist nunmal kläglich gescheitert und – allem voran! – kostet er viel Steuergeld. Und so ist Werner Failmann in den sozialen Medien mittlerweile populärer als der Kanzler selbst. Und das vollkommen zurecht.

Nein, es geht um etwas Anderes:

Dass ein Bundeskanzler, eine Bundesregierung, ein Ministerium, ein Landesrat oder eine Stadträtin Social Media nutzt, ist nämlich prinzipiell richtig. Wie oft haben gerade die Social Media-Aficionados gefordert, die Politiker_innen sollen doch bitte in Dialog mit den Bürger_innen treten! Und wie sehr sich doch Social Media anbieten würden, um Tendenzen zu erspüren, um Entscheidungen mit diskutieren zu lassen, zuzuhören bzw. transparent zu gestalten, usw.

Ja, der Auftritt von Faymann hat grundlegende Spielregeln von Social Media missachtet, das steht außer Frage. Aber jetzt wäre es an der Zeit, dass wir – die Kritiker und Kritikerinnen – nicht mehr nur spötteln, verächtlich machen und grundsätzlich ablehnen. Denn ein funktionierender Auftritt einer Regierung in den neuen sozialen Medien (und anderswo natürlich genau so) sollte uns ein Anliegen sein. Nach der Zeit des Spottes ist jetzt konstruktive Kritik angesagt!

Wie ein Regierungsauftritt gut funktionieren kann, zeigt etwa Deutschland. Die Bundesregierung rund um Kanzlerin Angela Merkel hat einen Regierungssprecher installiert, der nach Außen kommuniziert. Er hat einen Namen (nämlich Steffen Seibert), ist ansprechbar, ist aus Fleisch und Blut und kein abstraktes „Team Kanzler“ usw. Zudem besteht der Auftritt aus einer Person und hat nebenbei auch noch andere Aufgaben als nur Social Media zu betreuen. Der deutsche Regierungssprecher ist somit billiger als ein Team, zumal er wohl ohnehin angestellt worden wäre – ob nun mit oder ohne Social Media-Auftritt. Siebert begann zu twittern und schaute einfach was daraus wurde. Und es wurde in diesem Fall – zumindest kommunikationstechnisch, ob politisch sei dahingestellt – ein Erfolg.

Daraus kann man lernen. Und fordern. Daher sage ich hier laut: Sagen wir dem Kanzler und seinem Team doch, wie wir uns das vorstellen! Sagen wir dem Kanzler und seinem Team, welche Erwartungen wir haben! Ganz konkret.

Stefan Bachleitner hat heute in seinem Blogbeitrag den Rücktritt von Werner Failmann gefordert, der Online-Persiflage auf den Bundeskanzler. Soweit würde ich nun nicht gehen (obwohl ich mir seit Erscheinen des Failmann-Humtata-Songs da auch nicht mehr so sicher bin), aber bei einer Sache hat er recht: Wenn berechtigte Kritik ausschließlich auf Spott ausgerichtet ist, dann fehlt einfach die Konstruktivität.

Warum?

Weil ich nicht will, dass der Spott und die Kritik dazu führt, dass Politiker und Politikerinnen deshalb keinen Social Media-Auftritt mehr machen, weil sie zu sehr Angst haben müssten sich die Finger zu verbrennen.

Werner Failmann soll meiner Meinung nach nicht zurücktreten. Aber Kritik soll eben auch mal konstruktiv sein. Und zu kritisieren gibt es bei dieser Bundesregierung und diesem Bundeskanzler ohnehin genug. Aber veröffentlichen soll er das bitte sehr wohl in Social Media-Kanälen. Und sich die Kritik anhören, wahrnehmen, zuhören und daraus lernen auch. Ob dies dann auch wirklich geschieht, steht freilich auf einem anderen Blatt.
PS: Noch eine kleine Anmerkung, nachdem ich soeben angerufen wurde und zur Klarstellung: Spott und kabarettistische Auseinandersetzung mit dem Korruptionssumpf, dem politisch überholten System, und all das, finde ich vollkommen richtig. Ich bezog mich in diesem Artikel einzig und allein auf den Spott zum Social Media-Auftritt!

4 Gedanken zu „Was man von Faymanns und Failmanns Social Media Auftritt lernen kann.“

  1. Ich habe nicht den Eindruck, dass Politiker neuerdings Angst vor einem Social Media Auftritt haben müssen. @stefan_petzner wird auf twitter ebenso akzeptiert wie @marcoschreuder und das ist gut so. Das Problem ist, dass Werner Faymann gar kein Politiker ist, sondern eher eine Kombination aus Bankster und Werbefachmann.

  2. Ich habe nicht den Eindruck, dass Politiker neuerdings Angst vor einem Social Media Auftritt haben müssen. @stefan_petzner wird auf twitter ebenso akzeptiert wie @marcoschreuder und das ist gut so. Das Problem ist, dass Werner Faymann gar kein Politiker ist, sondern eher eine Kombination aus Bankster und Werbefachmann.

  3. Im Prinzip gebe ich dir recht, das sich lustig Machen über den unprofessionellen Webauftritt des Kanzlerteams ist schon fad.
    Es lohnt sich aber darüber nachzudenken, wie eine nach Meinung der MacherInnen erfolgreiche Weboräsenz aussehen hätte sollen. Nämlich genauso. Mit dem Unterschied, dass das Volk jubelnderweise mitgespielt hätte.
    Zum Vergleich Pressesprecher der deutschen Kanzlerin vs. Faymannteam:
    Der Unterschied ist der zwischen Intelligenz und Dummheit.
    Und daher ist auch nicht zu erwarten, dass die Faymanns und ihre Teams imstande sein werden, mit noch so teuren SocialMediaklimbim Substantielles zu ihrer Politik zu sagen. Weil sie es einfach nicht können.

  4. Im Prinzip gebe ich dir recht, das sich lustig Machen über den unprofessionellen Webauftritt des Kanzlerteams ist schon fad.
    Es lohnt sich aber darüber nachzudenken, wie eine nach Meinung der MacherInnen erfolgreiche Weboräsenz aussehen hätte sollen. Nämlich genauso. Mit dem Unterschied, dass das Volk jubelnderweise mitgespielt hätte.
    Zum Vergleich Pressesprecher der deutschen Kanzlerin vs. Faymannteam:
    Der Unterschied ist der zwischen Intelligenz und Dummheit.
    Und daher ist auch nicht zu erwarten, dass die Faymanns und ihre Teams imstande sein werden, mit noch so teuren SocialMediaklimbim Substantielles zu ihrer Politik zu sagen. Weil sie es einfach nicht können.

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