Neues Regieren? Neue Politik? Acht Vorschläge.

Eine „Große Koalition Neu“ wurde oft versprochen. Und passiert ist eigentlich nie was. Allerdings finde ich den Denkansatz „Politik neu denken“ oder auch „Politik neu machen“ ja nicht schlecht. Dazu mache ich mal acht Vorschläge. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit.

 1. Fehler machen dürfen

Fehler sind so eine Sache. Darauf wartet der politische Gegner um volle Kanne zuschlagen zu können. Und darauf warten die Medien, denn dann fließt Blut, yeah! Ein gelassenerer Umgang mit Fehlern wäre aber ein Gewinn für alle. Denn dann würde man sich auch mal trauen etwas auszuprobieren. Dazu sind allerdings zwei Dinge notwendig: Die Politik muss zugeben können einen Fehler gemacht zu haben oder einfach zugeben, dass etwas nicht nach Wunsch geklappt hat. Debatten über Fehler müssen gelassener geführt werden. Mit anderen Worten: Statt Schönrederei und Shitstorms einfach sachlich und vor allem: Ehrlich bleiben.

2. Gute Ideen anerkennen

Als Angehöriger einer Oppositionspartei kenne ich das zu Genüge: Man erarbeitet intensiv Konzepte, macht Runde Tische, Enqueten, arbeitet mit Expert_innen, diskutiert und debattiert – und am Ende stellt man einen Antrag, der im Parlament in irgendeinem Ausschuss verstaubt oder abgelehnt wird. Nicht weil der Vorschlag schlecht wäre, sondern weil diese Vorschläge (aus der Sicht der Regierungsparteien) nicht „unsere Konzepte“ sind. Das ist zermürbend, mühsam und gehört dringend abgestellt.

3. Die Legislative zur Legislative machen

Nahezu alle Gesetze, die ins Parlament kommen, stammen aus den Ministerien. Die Exekutive macht in Österreich also das Recht. Die Ursprungsidee der Demokratie war allerdings umgekehrt. Eigentlich sollte die Legislative – also die Landtage, der Nationalrat und der Bundesrat – die Gesetze verhandeln. Die Ministerien setzen diese um. Natürlich gibt es in den Ministerien Fachwissen von unschätzbarem Wert, jedoch soll dieses Fachwissen ins Parlament fließen können. Und zwar zu allen Parteien. Und nicht erst dann, wenn das fertige Gesetz in den Ausschuss und dann ins Plenum kommt.

4. Inhaltlicher Diskurs statt Maximierungsstrategien

Okay, bei diesem Punkt glaube ich am wenigsten an Umsetzung. Aber ein Versuch wäre es wert: Inhalte werden ausschließlich inhaltlich diskutiert! Ein geradezu blasphemischer Gedanke, stehen doch die Strategien und Spins, wie man Umfragen zu seinen Gunsten ändern kann, im Vordergrund von allem.

5. Unabhängige Expert_innen

Ich weiß, dieser Punkt ist schwierig: Wann ist ein Experte ein Experte und eine Expertin eine Expertin? Und wer bestimmt wer unabhängig ist? Aber bei strittigen Fragen – man nehme etwa die Bildungsreform oder die Verwaltungsreform – würde das doch gut tun: Das Parlament (besser das Parlament als die Regierung – siehe Punkt 3) setzt Kommissionen mit Fachexpert_innen zusammen, die Vorschläge erarbeiten. Beispiel: Als in den Niederlanden die Idee aufkam, man könnte doch einfach die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare öffnen, wurde eine solche Kommission ins Leben gerufen. Immerhin hatte damals noch kein Land der Welt diesen Schritt gemacht. Diese schlug vor, das einfach zu tun. Und so wurde die Niederlande 2001 das erste Land der Welt, das die Ehe öffnete.

6. Alle Klubobleute in den Ministerrat

Der Ministerrat muss einstimmig Vorlagen absegnen. So ist das. Immer mit dabei: Die Klubobleute der Regierungsparteien. Warum eigentlich nicht die Klubobleute aller Parlamentsparteien? Hier ließe sich noch viel verhandeln, bevor Gesetzesmaterie überhaupt ins Parlament kommt. Okay, Einstimmigkeit geht dann wohl nicht mehr. Aber eine Möglichkeit zu verhandeln wäre es allemal. Funktioniert aber nur gemeinsam mit Punkt 2. Und die Protokolle müssten öffentlich werden.

7. Transparenz und Amtsgeheimnis abschaffen

Altbekannte Forderung, die man gar nicht oft genug wiederholen kann: Informationsfreiheitsgesetz schaffen, Amtsgeheimnis abschaffen, alle Behördenpapiere automatisch veröffentlichen, Open Data als Grundprinzip. Schafft Vertrauen und beugt Korruption vor.

8. Die neue Aufgabe für Spindoktor_innen: Demokratie retten

Die Parteichefetagen, Berater_innen und Spindoktor_innen dieser Republik sollten vielleicht mal eine neue Aufgabe für sich definieren. Und zwar kooperativ: Nicht: Wie maximiere ich meine Stimmen und mache die Konkurrenz fertig? Sondern: Wie können wir in einen Wettbewerb der Ideen, Haltungen und Grundsätzen treten, ohne die Demokratie und die Politik an sich zu beschädigen?

Es gäbe mehr. Viel mehr. Klar. Direkte Demokratie bei umstrittenen oder so genannten „Dilemma-Fragen“ etwa. Wie oben gesagt: es ging mir nicht um Vollständigkeit. Vorschläge gern in den Kommentaren.

Wie und wo man mir eine Vorzugsstimme geben kann.

In den letzten Tagen häufen sich in den Sozialen Netzwerken „Ich habe bereits gewählt“-Postings und immer häufiger werde ich gefragt: Wie kann ich dir denn eine Vorzugsstimme vergeben?

Ich habe in diesem Nationalratswahlkampf keinen Vorzugsstimmen-Wahlkampf gemacht, dennoch freue ich mich natürlich über jede Stimme. 🙂 Zum ersten Mal ist es bei dieser Nationalratswahl ja auch möglich auf der Bundesliste eine Vorzugsstimme abzugeben.

How to Vorzugsstimme

Prinzipiell muss jede und jeder, die/der mir eine Vorzugsstimme geben will, dies in der fünften Spalte bei den Grünen machen. Eine andere Partei wählen, jedoch mir eine Vorzugsstimme geben ist nicht möglich. Es gibt drei verschiedene Vorzugsstimmen: Bundesliste, Landesliste und Regionalwahlkreis.

In ganz Österreich kann man mir eine Vorzugsstimme in der Zeile „Vorzugsstimme – Bundeswahlvorschlag“ geben. Einfach Marco Schreuder oder Schreuder hineinschreiben. Auf der Bundesliste der Grünen bin ich übrigens auf dem 12. Platz.

In ganz Wien kann man mir zudem eine Vorzugsstimme in der Zeile „Vorzugsstimme – Landeswahlkreis“ geben. Auch hier einfach Marco Schreuder oder Schreuder hineinschreiben. Auf der Landesliste bin ich übrigens auf dem 10. Platz.

Im 2. und 20. Bezirk (Wahlreis Wien Innen-Ost) bin ich Spitzenkandidat der Grünen. Hier funktioniert die Vergabe der Vorzugsstimme anders: Man kann meinen Namen direkt in der Liste ankreuzen.

Ich sage schon einmal Danke. Warum ich zudem glaube, ein Kreuzerl bei den Grünen ist 2013 eine gute Idee: Im nächsten Blogbeitrag in Kürze!

Malmö, ich komme! Meine Top 10.

Nachdem ich 2012 auf derstandard.at aus Baku bloggen konnte, werde ich auch dieses Jahr wieder aus Malmö bloggen.

Und nachdem nunmehr alle Beiträge des diesjährigen Eurovision Song Contests fest stehen, mein erstes Fazit und meine Top 10. Man kann aber ruhig behaupten, dass dieser Jahrgang nicht der Beste dieses Jahrzehntz werden wird. Eher das Gegenteil davon.

Aber hier mal meine Top 10 Beiträge für die Ausgabe 2013:

Meine 12 Punkte gehen an Ungarn für dieses wunderbare Stück Musik über die Liebe. Kedvesem heißt nichts anderes als „Mein Schatz“ oder „Sweetheart“.

10 Punkte an niederländische Vögel, die nicht fliegen.

8 Punkte an Norwegens Liebesfütterung.

7 Punkte an der lässig-unwahren Ska-Behauptung Alkohol sei frei aus Griechenland.

6 Punkte an Italiens Versuch das Essenziale zu besingen.

5 Punkte an Islands Behauptung, dass man ein Leben hat.

4 Punkte an Österreichs scheinenden Beitrag.

3 Punkte an Schweden-Pop, mehr für die Komposition, weniger für die Stimme.

2 Punkte an Dänemarks Tränen.

1 Punkt an San Marinos Doppelpack – zwei Lieder in einem. Und das ein Ralph Siegel-Lied in meinen Top 10 landet, überrascht mich sogar selbst.

PlanetRomeo: Ein stiller Internet-Gigant wird 10.

Im Oktober 2002 tüftelten ein paar schwule Jungs in Berlin rum und machten eine Dating-Plattform. Gayromeo hieß das Ergebnis. Dabei gab es damals schon einiges an Plattformen und durchaus Konkurrenz, allem voran das britische Portal Gaydar. Dass PlanetRomeo, wie das einstige GayRomeo mittlerweile heißt, zu ihrem 10. Geburtstag 1,4 Millionen User haben würden und mehr als nur eine reine Dating-Plattform sein würde, hätten sie damals bestimmt nicht erwartet. Aber auch nicht, dass die mobile Internet-Welt durchaus für neue Herausforderungen und Schwierigkeiten sorgen werden würde. 10 Jahre später gibt es auch bereits alternative Namen für Planetromeo: Die blauen Seiten und etwas ironischer:  Das schwule Einwohnermeldeamt. Der Standort ist aus rechtlichen Gründen mittlerweile Amsterdam.

Ohne Marketing zum deutschsprachigen Marktführer

Der Erfolg von PlanetRomeo ist erstaunlich. Denn PlanetRomeo hat nie großes Tamtam gemacht, keine Werbungen, keine Marketing-Strategien, sondern stellten eigentlich nur eine Website online. Der Trick und das Geheimnis des Erfolges lag anfangs wohl einfach darin, dass man unlimitiert Profile anschauen konnte und unlimitiert Messages schicken konnte. Eine Bezahl-Version gab es zwar kurz nach Gründung, die einige (etwa nicht jugendfreie) Vorteile bot, die Gratis-User aber trotzdem weiterhin eine komfortable Usability garantierte.

Politik

Politisch zeigte sich das Portal auch. User, die in Staaten leben, in denen Homosexualität nach wie vor unter Strafe steht, bekamen kostenlosen SSL-Zugang. Deutsche oder österreichische User müssen dafür etwa die Bezahl-Version in Anspruch nehmen. Aids-Aufklärung ist mittlerweile auch Bestandteil von PlanetRomeo, dafür haben sie allerdings das aktive Suchen nach unsicheren Sex nie verboten.

Mehr als Dating

Branchenbücher mit Lokalen, Shops, etc. und tausende Clubs, die von Politik bis Star Trek, von Aquaristik bis Technik, von Fußball bis sexuelle Vorlieben reichen, ließen PlanetRomeo mehr als „nur“ eine Dating-Plattform werden. Man tauscht sich mittlerweile über alles mögliche aus. Zudem bot PlanetRomeo eine einfache Möglichkeit User als Favoriten zu markieren und so ständig mit seinen Freunden in Kontakt zu bleiben, egal ob aus der eigenen Stadt oder in einem fernen Land – lange bevor es Facebook gab!

Auch als Kommunikationsplattform für öffentliche Personen wurde das Portal genutzt: Der deutsche Grüne Volker Beck bot 2005 etwa „Bürgersprechstunden“ auf PlanetRomeo an.

Die mobile Internet-Welt

Doch in den letzten Jahre drohte PlanetRomeo eine Entwicklung völlig zu verschlafen: Internet wurde zunehmend mobil genutzt und das Design der Website war auf Smartphones einfach vollkommen unbrauchbar. Lange wartete man. Fast zu lange. Zwar hatte ein österreichischer Entwickler eine iPhone-Version gebastelt, die aber von Apple rasch wieder gesperrt wurde, weil es möglich war nicht jugendfreie Darstellungen zu sehen. Doch dann kam die erste offizielle App und seit einigen Tagen eine vollkommen überarbeitete App, die allerdings von Usern heftig kritisiert wird. Man wird sehen, ob sich der bisherige Internet-Gigant hier noch gegen Mobil-Konkurrenten wie Grindr wird behaupten können.

Warum der Erfolg?

Ich glaube, dass der große Erfolg von PlanetRomeo einfach darin liegt, dass die Site nicht perfekt ist, und auch nie perfekt sein wollte. Große monetäre Giganten des Internet wie Parship mit dem Ableger Gay-Parship buttern zwar erhebliche Beträge in Werbung und Marketing, erreichen trotzdem bei weitem nicht die Zahlen von PlanetRomeo. Und wer sich bei einer Konkurrenz anmeldet, hat vermutlich trotzdem zusätzlich ein PlanetRomeo-Profil.

Es waren anfangs schwule Jungs aus der Community, die das Portal aufbauten und das immer noch so. Man hat auf PlanetRomeo nie den Eindruck, ein großer Konzern würde den User umwerben, um Profit zu machen. Und das ist wohl das wahre Geheimnis und der Kern des Erfolgs: Authentizität. Mann bleibt „unter sich“.

Und davon kann jedes Start-Up etwas lernen. Denn man kann auch ganz still und leise ein Gigant werden.

Ein Wiki für die Forschung: Albrecht Dürer und seine Zeit

Bis 2. September zeigt das Germanische Nationalmuseum in Nürnberg die Ausstellung „Der frühe Dürer“. Für die Dürerforschung war und ist das Museum seit vielen Jahren das Zentrum, ist Dürer doch einer der berühmtesten Nürnberger aller Zeiten. Für die Forschung setzt das Museum mittlerweile auch auf interessante Web-Tools.

Dass Albrecht Dürer zu seiner Zeit bereits ein gefeierter Star war ist hinlänglich bekannt. Daran Schuld war auch das Umfeld der im Spätmittelalter reichen Stadt Nürnberg. Inwieweit das Nürnberger Netzwerk an Patriziern, den Organisationen der Stadt, der wissenschaftlichen Neugier der Stadt (man denke an die erste Sternwarte Europas 1471, die „Schedelsche Weltchronik“ 1493, im selben Jahr der Globus von Martin Behaim und natürlich die Taschenuhr von Peter Henlein 1510) eine Rolle spielten: Das war eine Forschungsaufgabe, die neue technologische Möglichkeiten benötigte.

Zahlreiche Forscher_innen hatten Daten, Biografien und Namen erforscht. Diese konnten sie zeit- und ortsunabhängig auf einem Dürer-Wiki eingeben. So gelang es dem Germanischen Nationalmuseum völlig neue Ansätze der Dürer-Forschung zu präsentieren: Wer wohnte wo in Nürnberg? Wer war wie mit wem vernetzt? Wer stiftete wertvolle Kunstwerke an welche Kirche? Wer war mit welchem Nachbar befreundet? Wie waren die Gebäude künstlerisch ausgestattet?

Daraus entstand ein vielschichtes Beziehungsnetzwerk, das auf der Website des GNM bestaunt werden kann. Außerdem kann man dort auch eine alte Ansicht der Stadt Nürnberg aufrufen und herausfinden, wer wo wohnte und mit Mausklick in das Beziehungsnetzwerk eintauchen.

Wikimedia ist wohl ein ausgezeichnetes Tool für die Forschung. Das GNM hat dies bewiesen. Bedauerlich ist lediglich, dass Außenstehende die meisten Forschungsseiten des Wikis – samt Diskussionen – nicht aufrufen können, denn das würde auch ein Riesenfortschritt für die Transparenz von Forschung darstellen. Es wäre ja durchaus interessant zu erfahren, bei welchen Punkten Forscher_innen etwa nicht einer Meinung waren.

Trotzdem zeigt dieses Projekt, wie erfolgreich Social Media auch für die Forschung eingesetzt werden kann.

Wer sich für die Forschung über den jungen Albrecht Dürer interessiert, sei nicht nur die Ausstellung in Nürnberg empfohlen, sondern auch die epoc-Ausgabe 2/2012 empfohlen.

Google startet Google Art Project.

Google startete heute zeitgleich in vielen Museen rund um den Erdball, darunter auch im Kunsthistorischen Museum Wien, das erweiterte Projekt des Konzerns: Das Google Art Project. Mit 151 Museen und 30.000 Kunstwerken.

User und Userinnen haben die Möglichkeit Kunst und Museen zu erforschen, und zwar daheim vor dem Bildschirm aus. Man hat zunächst einmal die Wahl welches Kunstwerk, welches Museum oder welchen Künstler/welche Künstlerin man sich anschauen will. So kann man etwa durch ein Museum wandern (und wahlweise auch eine Diaschau starten) oder sich Kunstwerke einer einzigen kunstschaffenden Person der Kunstgeschichte zu Gemüte führen.

Beispiel: Bacchus von Caravaggio

Ich wählte aus dem umfangreichen Google Art Project-Katalog Caravaggio, einfach weil er einer der faszinierendsten Künstler seiner Zeit war und ich sein Werk liebe! Die Suche nach einem Künstler oder einer Künstlerin geht entweder durch Direkteingabe des Namens im Suchfeld, man kann aber auch alle Künstler_innen von A-Z durchblättern und dann eine_n auswählen. Für Museen gilt das gleiche Prinzip! Museen lassen sich freilich auch nach Länder anzeigen. So sind etwa bislang drei österreichische Museen vertreten (KHM, Albertina und das Leopold Museum).

Nach der Suche nach Caravaggio erhalte ich einen Überblick über sein Werk (alle Screenshot durch Klick vergrößerbar):

Ich wähle nun seinen berühmten „Bacchus“ (ca. 1595) aus den wunderbaren Uffizien in Florenz. Ein Klick und das Bild füllt meinen Bildschirm aus:

Nun kann ich das Bild erforschen. Rechts unten erscheint durch Mouseover ein Miniaturbild. Dort kann ich Größen verändern und mir Details anschauen. Das sieht dann so aus:

Nachdem ich dort die Größenangaben verändert habe (durch ziehen von minus nach plus), kann ich auch das Bild direkt verschieben und mir so genau Details ansehen:

Durch einen Klick oben auf „Details“ erhalte ich mehr Information zum Gemälde. Allerdings – und das kann ich überhaupt nicht nachvollziehen – fehlt die Größenangabe des Bildes! In diesem Fall wären es 95 cm x 85 cm. Ich hoffe Google wird das noch reparieren, denn Größenangaben sind sehr wichtig, um ein Kunstwerk einschätzen zu können, das man noch nie im Original gesehen hat – ist es Miniatur oder ein Monumentalwerk? Keine unwichtige Kleinigkeit und ein grober Fehler vom Google Art Project.

So sieht dann die Detailansicht aus:

Zudem kann ich mir durch Klick auf Floormap (eine kleines gelbes Männchen neben der Detailansicht) auch die Museumsansicht ansehen. Und schon stehe ich mitten im Museum und kann – wie von Google Street View bekannt – durch das Museum wandern, ein anderes Kunstwerk entdecken und mich dann mit diesem Werk beschäftigen:

Neben diesen Möglichkeiten kann man die gewählten Werke auch teilen, in einer eigenen Galerie abspeichern, Galerie-Ordner einrichten, auf Facebook, Google+ oder anders teilen, und vieles mehr! Allerdings: Google-Account ist für alle Features notwendig!

Fazit

Prinzipiell ist Google Art Project wirklich gelungen. Eine hervorragende Art sich mit Kunst zu beschäftigen. Zudem macht es ungeheure Lust wieder ein Museum zu besuchen. Die fehlenden Größenangaben sind aber eigentlich nicht zu entschuldigen und wird hoffentlich bald nachgereicht, denn diese Lücke ist einfach zu groß.

Man kann sich zudem natürlich fragen, ob es sinnvoll ist Kunstvermittlung nur über einen großen Megakonzern stattfinden zu lassen. Ich sehe das aber recht gelassen, denn Kunstvermittlung fand schon immer durch Firmen statt, seien es Kunstbücher, Puzzles, Posters, Repros oder andere Möglichkeiten. Google macht halt das, was es am besten kann: Vernetzen, weltweit agieren und es user_innenfreundlich gestalten. Ich finde das gut! Und es mindert nicht andere digitale Sammlungen, die es schon länger gibt.

Zudem kann man sich auch fragen, ob solche Projekte nicht vom Museumsbesuch eher abhalten, als es zu unterstützen. Aber auch hier: Solche Projekte werden sogar zu einem Museumsbesuch anregen. Dazu gibt es – wie auf Twitter vermittelt wurde – auch Untersuchungen und Studien, die ich aber im Moment hier nicht verlinken kann (wenn jemand Links weiß, dann gerne unten posten!) und daher nicht genau weiß, ob es stimmt. Das ahne ich jetzt nur.

Ich glaube, alles in allem ist Google etwas wirklich schönes gelungen, das vermutlich viele Anhänger_innen finden wird. Probiert es doch einfach mal aus:

googleartproject.com

Social Media Verbot und öffentlich-rechtliches Interesse.

Die KommAustria-Entscheidung, dass der ORF keine Social Media-Kanäle auf Facebook betreiben darf, sorgt für viel Aufsehen. Der ORF wird berufen und zeigt sich kampfeslustig. Nach dem Pelinka-Debakel eine strategische Möglichkeit ein neues Thema in die Öffentlichkeit zu tragen.

Die zwei Perspektiven

Der ORF ist nach wie vor die erfolgreichste TV-Anstalt Österreichs. Das trotz der heimischen und vor allem der deutschen Konkurrenz. Das ist gar nicht mal so selbstverständlich, denn in vielen Staaten ist der öffentlich-rechtliche Rundfunk eher kleiner als die Privaten. Warum das so ist, kann aus zwei Perspektiven gesehen werden: Entweder ist der ORF einfach gut und das Publikum nimmt das Angebot gerne an, hat rechtzeitig reagiert und sich am Markt behauptet. Oder aber man sieht eine klare Bevorteilung, da die Gebührenkonstruktion des öffentlich-rechtlichen TVs Dinge ermöglicht, die privaten Medien nicht möglich sind. Letztere Perspektive hat sich daher auch bei der letzten ORF-Gesetzesnovelle durchgesetzt. Unter anderem wurden die Internetangebote (die Futurezone etwa) stark reduziert bzw. verboten, Kommentarfunktionen wurden abgeschafft, u.a.

Der Verband der Zeitungsherausgeber (VÖZ) jubelt nach der Entscheidung der KommAustria und will nun auch ORF-Auftritte auf Twitter und Co. verbieten. Armin Wolf dürfte somit – wenn es nach den Verlegern geht – nicht mehr twittern.

Humbug

Aus meiner Sicht ist ein Social Media-Auftrittsverbot des ORF Humbug. Nun war ich selber voriges Jahr für kurze Zeit verantwortlich für einen Social Media-Auftritt des ORF, bin also durchaus subjektiv. Im Frühjahr 2011 betreute ich den Internet-Auftritt von Nadine Beiler beim Eurovision Song Contest in Düsseldorf. Das waren YouTube, Twitter und Facebook. Die Facebook-Seite wird nun unter den „verbotenen Seiten“ gelistet. Als Grund wird angegeben, dass „Werbeeinnahmen“ an amerikanische Konzerne gehen würden. VÖZ hat offensichtlich noch nie eine Facebook-Seite, einen YouTube Account oder einen Twitter-Account angelegt, denn dann wüssten sie, dass sowas gratis ist. Und dass man für internationale Auftritte auch international PR machen will, scheint dem VÖZ nicht zu interessieren.

Aber es gibt noch etwas, das aus meiner Sicht für ein Mehr an Internet-Aktivitäten des ORF spricht:

Öffentlich-rechtliches Interesse

Der ORF ist öffentlich-rechtlich. Das heißt, dass beim ORF nicht ausschließlich marktkonforme Fragen gestellt werden müssen, sondern auch Fragen im Sinne des öffentlichen Interesses. Deshalb darf man durchaus und zurecht den ORF kritisieren, wenn man der Meinung ist der öffentlich-rechtliche Auftrag würde nicht erfüllt werden.

Der VÖZ hat sich 2010 auch bei einem anderen Punkt im ORF-Gesetz durchgesetzt. TV-Sendungen des ORF dürfen ausschließlich 7 Tage im Internet abrufbar sein. Danach müssen sie für immer in den Archiven verschwinden.

Warum eigentlich?

Wäre es nicht gerade im öffentlich-rechtlichen Sinne gut, wenn der ORF ein Archiv anbieten würde? Wäre es nicht großartig, wenn Historiker_innen, Politikwissenschaftler_innen oder sonst interessierte Menschen in einem Online-Archiv herumstöbern könnten, Interviews mit Kreisky, Androsch, Schüssel oder Alfred Hrdlicka nachforschen könnten, Klammer-Interviews aus 1976, Kennedy-Besuch in Wien, o.ä.? Die BBC macht es vor.

Dass ein öffentlich-rechtlicher Sender in direktem Kontakt zu Zuseher und Zuseherinnen stehen will, sollte eigentlich selbstverständlich sein. Daher ist es völlig klar, dass Social Media-Auftritte gut und richtig sind. Es gibt vermutlich nicht wenige Twitter-User, die auf Armin Wolfs Frage „Habe heute Gast XY im ZiB2-Studio – habt ihr Fragevorschläge?“ ihre Frage dann live auf Sendung gestellt sehen konnten (ist mir auch schon ein paar Mal passiert).

Die Verleger sollten sich vielleicht besser Gedanken machen, wie sie ihr eigenes Angebot verbessern können, als sich darauf zu konzentrieren die Möglichkeiten des nunmal erfolgreichen öffentlich-rechtlichen Rundfunks (was immer man persönlich dazu für eine Meinung hat) zu beschneiden oder sie tief ins 20. Jahrhundert zurück zu schicken. Das ORF-Gesetz gehört diesbezüglich repariert.

E-Day 2012

Mein Verhältnis mit der Wirtschaftskammer ist zwiespältig. Einerseits versenken sie Millionen mit ihrem Pensionsfonds, schicken massenhaft uninteressante Druckwerke, deren Kosten wohl besser in Start-Ups investiert wären. Gleichzeitig machen sie aber dann auch wieder sehr gute Sachen:

Den E-Day am 1.3.2012 zum Beispiel.

E-Business, was man wie über Mobile Apps, Social Media oder anderen Technologien erreichen kann, Diskussionen, Workshops und viel mehr gibt es an einem Tag zu lernen.

Ich werde da jedenfalls hingehen. Alle Infos hier.