Social Media Verbot und öffentlich-rechtliches Interesse.

Die KommAustria-Entscheidung, dass der ORF keine Social Media-Kanäle auf Facebook betreiben darf, sorgt für viel Aufsehen. Der ORF wird berufen und zeigt sich kampfeslustig. Nach dem Pelinka-Debakel eine strategische Möglichkeit ein neues Thema in die Öffentlichkeit zu tragen.

Die zwei Perspektiven

Der ORF ist nach wie vor die erfolgreichste TV-Anstalt Österreichs. Das trotz der heimischen und vor allem der deutschen Konkurrenz. Das ist gar nicht mal so selbstverständlich, denn in vielen Staaten ist der öffentlich-rechtliche Rundfunk eher kleiner als die Privaten. Warum das so ist, kann aus zwei Perspektiven gesehen werden: Entweder ist der ORF einfach gut und das Publikum nimmt das Angebot gerne an, hat rechtzeitig reagiert und sich am Markt behauptet. Oder aber man sieht eine klare Bevorteilung, da die Gebührenkonstruktion des öffentlich-rechtlichen TVs Dinge ermöglicht, die privaten Medien nicht möglich sind. Letztere Perspektive hat sich daher auch bei der letzten ORF-Gesetzesnovelle durchgesetzt. Unter anderem wurden die Internetangebote (die Futurezone etwa) stark reduziert bzw. verboten, Kommentarfunktionen wurden abgeschafft, u.a.

Der Verband der Zeitungsherausgeber (VÖZ) jubelt nach der Entscheidung der KommAustria und will nun auch ORF-Auftritte auf Twitter und Co. verbieten. Armin Wolf dürfte somit – wenn es nach den Verlegern geht – nicht mehr twittern.

Humbug

Aus meiner Sicht ist ein Social Media-Auftrittsverbot des ORF Humbug. Nun war ich selber voriges Jahr für kurze Zeit verantwortlich für einen Social Media-Auftritt des ORF, bin also durchaus subjektiv. Im Frühjahr 2011 betreute ich den Internet-Auftritt von Nadine Beiler beim Eurovision Song Contest in Düsseldorf. Das waren YouTube, Twitter und Facebook. Die Facebook-Seite wird nun unter den „verbotenen Seiten“ gelistet. Als Grund wird angegeben, dass „Werbeeinnahmen“ an amerikanische Konzerne gehen würden. VÖZ hat offensichtlich noch nie eine Facebook-Seite, einen YouTube Account oder einen Twitter-Account angelegt, denn dann wüssten sie, dass sowas gratis ist. Und dass man für internationale Auftritte auch international PR machen will, scheint dem VÖZ nicht zu interessieren.

Aber es gibt noch etwas, das aus meiner Sicht für ein Mehr an Internet-Aktivitäten des ORF spricht:

Öffentlich-rechtliches Interesse

Der ORF ist öffentlich-rechtlich. Das heißt, dass beim ORF nicht ausschließlich marktkonforme Fragen gestellt werden müssen, sondern auch Fragen im Sinne des öffentlichen Interesses. Deshalb darf man durchaus und zurecht den ORF kritisieren, wenn man der Meinung ist der öffentlich-rechtliche Auftrag würde nicht erfüllt werden.

Der VÖZ hat sich 2010 auch bei einem anderen Punkt im ORF-Gesetz durchgesetzt. TV-Sendungen des ORF dürfen ausschließlich 7 Tage im Internet abrufbar sein. Danach müssen sie für immer in den Archiven verschwinden.

Warum eigentlich?

Wäre es nicht gerade im öffentlich-rechtlichen Sinne gut, wenn der ORF ein Archiv anbieten würde? Wäre es nicht großartig, wenn Historiker_innen, Politikwissenschaftler_innen oder sonst interessierte Menschen in einem Online-Archiv herumstöbern könnten, Interviews mit Kreisky, Androsch, Schüssel oder Alfred Hrdlicka nachforschen könnten, Klammer-Interviews aus 1976, Kennedy-Besuch in Wien, o.ä.? Die BBC macht es vor.

Dass ein öffentlich-rechtlicher Sender in direktem Kontakt zu Zuseher und Zuseherinnen stehen will, sollte eigentlich selbstverständlich sein. Daher ist es völlig klar, dass Social Media-Auftritte gut und richtig sind. Es gibt vermutlich nicht wenige Twitter-User, die auf Armin Wolfs Frage „Habe heute Gast XY im ZiB2-Studio – habt ihr Fragevorschläge?“ ihre Frage dann live auf Sendung gestellt sehen konnten (ist mir auch schon ein paar Mal passiert).

Die Verleger sollten sich vielleicht besser Gedanken machen, wie sie ihr eigenes Angebot verbessern können, als sich darauf zu konzentrieren die Möglichkeiten des nunmal erfolgreichen öffentlich-rechtlichen Rundfunks (was immer man persönlich dazu für eine Meinung hat) zu beschneiden oder sie tief ins 20. Jahrhundert zurück zu schicken. Das ORF-Gesetz gehört diesbezüglich repariert.

Talentebörse YouTube.

Das Internet bietet neue Möglichkeiten sein Können zu zeigen, auch wenn man nicht bei einer Plattenfirma oder sonstwo unter Vertrag steht. Das ist mittlerweile längst bekannt. Und langsam spricht sich das auch bei den Labels herum, die einerseits das Internet noch immer gerne als Feind betrachtet, weil Menschen überall und frei Musik downloaden und Videos schauen können. Andererseits werden sie hier auch fündig.

Die Liste der Menschen, die es über YouTube zu einer gewissen Berühmtheit geschafft haben, wird Tag für Tag länger. Da gibt es Tänzer und Tänzerinnen, Gesangsdarbietungen, Video-Blogs u.a. von Menschen, die unfassbar hohe Zugriffe haben. Einige davon schaffen es auch über die YouTube-Welt hinaus bekannt zu werden.

Da wäre zum Beispiel Alexa Goddard und ihr YouTube Channel. Sie promotete ihre Musik und Coverversionen über die Videoplattform und Twitter und fand sich später in den britischen Charts wieder. Auch ein Wiener schaffte den Sprung von YouTube zu einer gewissen Berühmtheit in der Hip Hop Szene. Money Boy covert Turn My Swag On als Dreh den Swag auf und hat unfassbare 11 Millionen Zugriffe (Video). Mittlerweile nimmt er schon Songs mit Sido auf.

Die Liste ließe sich fortsetzen (siehe diese englischsprachige Liste an YouTube Stars auf Wikipedia).

Moderator Andi Knoll macht auf seiner Facebook-Seite und im Hitradio Ö3 auf einen 16-jährigen Tiroler aufmerksam. David aus Zirl singt auf YouTube Fuck You (Forget You) von Cee Lo Green und hat bereits einige Tausend Zugriffe. Auch ein amerikanischer Produzent sah das und hörte gut: Er wollte den Jungen haben. Der aber wollte erst einmal seine Matura machen. Andi Knoll konnte ihn aber dazu überreden, dass er im Herbst in der neuen ORF-Show Die große Chance mitmacht. Ein Star durch YouTube? Zumindest ein Riesentalent, entdeckt im Web 2.o. Seht und hört selbst:

Wenn eine Partei eine "Islamistenpartei" ist, dann die FPÖ

Michael Häupl und HC Strache werden sich vermutlich sehr freuen, haben sie doch ihr gewünschtes (und absurdes) Duell um Wien ausgerechnet bei der Frage, ob denn die SPÖ eine „Islamistenpartei“* sei, wie die FPÖ meinte. Häupl verlangte heute eine Entschuldigung.Absurd sind beide Äußerungen, aber nehmen wir doch einfach einmal an, man dürfte doch irgendeine Partei hier in der Stadt eine „Islamistenpartei“ nennen. Ich würde diesen zweifelhaften Award ohne zu zögern der FPÖ geben.Warum?Wer als Migrant oder Migrantin nach Wien kommt, wird in diesen Jahren Anderes erleben, als etwa die so genannten „Gastarbeiter“ es in den 70-er Jahren erfahren konnten. Damals dachte man noch, dass die eh wieder alle zurück gehen und man brauchte sie ja gerade irgendwie. Die FPÖ hat aber seit über zwei Jahrzehnten ein Klima der Feindseligkeit geschaffen. Dieser Feindseligkeit haben sich große Teile der ÖVP (Fekter!) angeschlossen. Aber auch die SPÖ meint, der FPÖ hinterher hinken zu müssen und macht fleißig mit beim Beschließen von strengerem Fremden- oder Asylrecht.Das Klima, das sich wie ein Virus verbreitete – die „Ausländer“ seien an allem Schuld – führte zwangsläufig zu einem Besinnen auf andere Werte und andere Vorstellungen innerhalb der zugewanderten Communities. Warum soll ein junger Mensch, dem aufgrund seiner Herkunft keine Karriere ermöglicht wird, sich großartig bemühen, wenn die aufnehmende Gesellschaft ohnehin nur sagt, wie furchtbar diese „Ausländer“ nicht sind? Man kann dies oft sogar bei der 2. Generation beobachten. Die Identitätssuche junger Migrant_innen kann daher von radikalen Kräfte missbraucht werden. Im Grunde treibt die FPÖ junge Menschen in die Fänge dieser radikalen Kräfte. Denn sie hat dieses Klima zu verantworten.Die FPÖ braucht zudem die von ihr als „Parallelwelten“ bezeichnete Gesellschaft. Die FPÖ braucht mehr Kopftücher, Schleier, nicht deutsch sprechende Menschen, um auf diese zeigen zu können: Sehr her! Wir haben es immer gesagt! Sie braucht die Migrant_innen für ihre Stimmenmaximierung. So erklärt sich ja auch, dass die FPÖ absurderweise Plakate wie „Deutsch statt nix verstehen“ affichiert, aber im Gemeinderat nahezu jeden Deutschkurs oder Sprachoffensive ablehnt. Sie will nur Prozente, sonst nix. Mit Politik hat das jedenfalls nichts mehr zu tun.(Weiterführender LINK: Blogbeitrag vom 9.6.2009 „Warum eine FPÖ-Stimme mehr Migration bedeutet.“)Diese Liste ließe sich endlos fortsetzen. Was wären also die geeigneten Maßnahmen, um eine (übrigens sehr sehr kleine!) Minderheit der Migrant_innen vor den Fängen von radikal-islamistischen Strömungen zu beschützen?Es kann nur bedeuten, Integrations- und Diversitätspolitik endlich ernsthaft anzugehen. Es ist eine harte Arbeit, aber sie MUSS gemacht werden, u.a.:Bildungschancen für alle, und keine Zwei- oder Drei-Klassen-Schulen, sodass bereits Sechsjährige die Arschkarte ziehen und nie eine Chance auf Karriere haben werden.Eine freundliche Aufnahme und Begleitung von Zugewanderten, denen alle Möglichkeiten und Bildungen angeboten werden, deren Qualifaktionen aus dem Herkunftsland anerkannt werden – aber denen auch Grundregeln von Menschenrechten, Demokratie und Gleichbehandlung nahegelegt werden.Die Chance begreifen, was Vielsprachigkeit einer Stadt bedeutet – für die Kultur und für die Wirtschaft!Die 2. und 3. Generation nicht als Migrant_innen sehen, sondern als unsere eigenen Wiener Kinder.Ich kenne kaum ein europäisches Land, in dem etwa beim öffentlich-rechtlichen Fernsehen kaum Migrant_innen zu sehen sind. Warum wird die ZiB nicht von einem Menschen bosnischer Herkunft moderiert? Das ist dieses Klima, das ich meine – geschürt von der FPÖ, beschleunigt durch Krone-Leserbriefe und Fekterscher Innenpolitik (im Fall des nicht existierenden ZiB-Moderators auch verschuldet durch den ORF selbst), das sich in diesem Land auf widerwärtige Art festgesetzt hat.Zudem: Wer globale Migrationsströme verstehen will und dagegen etwas unternehmen möchte, wird nicht umhin können, unser Wirtschaftssystem und den Klimawandel zu berücksichtigen – und verstehen, dass hier der Grund fürMigration liegt. Die Kürzung von Hilfsgeldern für arme Staaten ist also auch nicht die Lösung, sondern bewirkt genau das Gegenteil. Erstaunlicherweise ist es wieder die FPÖ, die keine armen Regionen in der Welt Geld geben will. Was allerdings mehr globale Migration bedeuten würde.*Ich lege natürlich Wert darauf, hier festzuhalten, dass radikale Strömungen innerhalb des Islams eine kleine Minderheit ist. Das Pauschalieren, den Islam insgesamt als Böse zu bezeichnen (und andere Religionen auszusparen oder gar – siehe Holzkreuz – sie gegen den Islam zu benutzen) ist einfach falsch. Radikale Kräfte sind ein Problem, und dem gehört natürlich auch politisch begegnet.

Eine Entgegnung zu einer nicht stattgefundenen Intervention beim ORF.

In Herrn B’s Blog (hier) von Rafael Buchegger (auch Betreiber des Club 2 Blogs) werde ich ziemlich heftig kritisiert. Der Grund: Als vor einigen Wochen ein Club 2 zum Thema Rechtsruck unter Jugendlichen stattfand, wurde ein gewisser Ramses eingeladen. Dieser ist wiederum Rapper der Combo Absolut HIV. Allein der Name dieser Band gibt ja schon eine gewisse Richtung vor. In einem ihrer ersten Songs rappten diese Jungs, dass Schwule am besten alle gleich an Aids krepieren sollen. Sehr nett, sowas. Nur ein toter Schwule ist in den Augen dieser Band ein guter Schwuler.
Als ich mitbekam, dass dieser Gast eingeladen war, rief ich beim ORF an. Als jemand, der ja auch gewählt wird, um Diskriminierungen und Hetze gegen Lesben und Schwule zu bekämpfen, wollte ich schon wissen, was die Motivation dafür war, jemanden wie Ramses einzuladen. Zudem war ich nicht der einzige, der schockiert war (siehe hier). Daraufhin wurde ich übrigens sogar von ORF-Mitarbeiter_innen angerufen, die über die Einladungspolitik ziemlich entsetzt waren und mich sogar baten, mal den Lorenz Gallmetzer, zuständig für den Club 2, anzurufen, was ich dann auch tat. Namen darf ich keine nennen, und tu ich somit auch nicht.
So etwas als „Intervention“ darzustellen, ist vollkommener Humbug. Denn:
1. Politiker_innen telefonieren täglich mit Redakteur_innen aller Art. Umgekehrt oft noch mehr, da die einen ohne die anderen keine Verbreitung von politischen Forderungen hätten, die anderen ohne uns keine News.
2. Nachdem die Suizidrate bei Jugendlichen im Coming-out leider immer noch 7 mal so hoch liegt, als bei heterosexuellen, wie eine Salzburger Studie einmal herausfand (und in zahlreichen internationalen Studien ähnlich hoch beschrieben wird), stellt sich schon die Frage, ob derart krasse Homophobie im öffentlich-rechtlichen TV, für den auch Lesben und Schwule ihre Gebühren entrichten, eine Bühne erhalten soll. Darüber darf sich ein Schwuler ja wohl mit Gallmetzer unterhalten. Immerhin kann mit so einem Auftritt ein Dammbruch passieren: Nämlich, dass es wieder vollkommen okay ist, Lesben und Schwule scheiße zu finden, und ihnen den Tod zu wünschen. Das macht jahrelange Aufklärungsarbeit und Jugendarbeit in ganz kurzer Zeit zunichte.
3. Das Telefonat mit Gallmetzer war befruchtend und interessant. Er nahm sich fast eine halbe Stunde Zeit und wir unterhielten uns über die Problematik, ohne dass wir direkt Forderungen aneinander stellten. Ich meinte natürlich, dass ich es ziemlich inakzeptabel finde, dass Gäste für ihre Musik und Platten Werbung machen können, die gegen Schwule hetzen. Herr B glaubt das Telefonat werten zu können, ohne dabei gewesen zu sein.
4. Die Moderatorin, Renata Schmidtkunz, mit der ich auch telefonierte, versprach mir, die Homophobie anzusprechen, was ein Ergebnis des Telefonats war. Also waren die Gespräche am Ende ja sinnvoll, da genau die Homophobie des Ramses erst dadurch Thema wurde!
5. Man stelle sich nur mal vor, Ramses würde solche Songs singen, nur anstelle von „Schwule“ würden es „Juden“ sein. Zu Recht würde der ORF kritisiert werden und es Proteste und Rücktrittsaufforderungen hageln. Warum es bei Lesben und Schwule, weniger schlimm ist zu hetzen, muss mir Herr B erst erklären.
Am Ende muss ich traurigerweise sagen, dass mein einziger Fehler (?) wohl war, zu twittern, dass ich das Telefonat führte, obwohl ich nichts anderes getan habe, als jede_r Gebührenzahler_innen tun kann. Dabei würde ich gerade solche Offenheit und Transparenz von Gesprächen ja besser finden. Wie mir Herr B beweist, muss ich wohl in Zukunft vorgehen, wie alle anderen Politiker_innen und sowas gar nicht erzählen, was ich so aber nicht will und was ich extrem traurig finde. Jemanden anzugreifen, der offen erzählt, ist halt einfacher als all diejenigen anzugreifen, die sowas nicht erzählen oder twittern – also im Grunde fast alle anderen Politiker_innen.
Der Vorwurf, dass jemand wie ich mit Typen wie Ramses nicht diskutieren will, ist übrigens genau so hanebüchen, sitze ich doch oft in Schulen und in Jugendzentren, um genau diese Thematik anzusprechen, haben wir mit homohetero.at genau für diese Zielgruppe ein Service eingerichtet und ist mir Jugendarbeit, auch und vor allem bei Migrant_innen, ein Riesenanliegen. Aber das hat Herr B leider nicht recherchiert. Und Diskussion mit Homophobie ist auch im öffentlich-rechtlichen TV gut, aber jemanden einzuladen, der Schwule hasst und gleichzeitig kein Schwuler oder keine Lesbe eingeladen ist, die darauf etwas entgegnen kann: Das ist das Problem!
Aber im Blog werde ich ja auch typisch österreichisch und katholisch genannt, obwohl ich ersteres erst (offiziell) seit 2005 bin, letzteres war ich zum Glück noch nie. So viel nur zum Thema Recherche. Herr B sprach auch davor nie mit mir über diese Thematik oder hat sich erkundigt, was damals geschah. Er schrieb drauf los, ohne mich zu kontaktieren, obwohl wir im Web 2.0 bestens vernetzt wären. Schade.

 

Olivia Jones am NPD-Parteitag.

NDR 3 brachte vor einigen Jahren diesen Podcast heraus. Die beste Draq Queen Deutschlands,  Olivia Jones (Übrigens: In Hamburg gibt es jetzt die Olivia Jones Bar, wer mal dort ist!), besucht den NPD-Parteitag. Sehr entlarvend.Ich finde die Idee sehr gut, und stelle mir vor, der ORF würde auch so etwas machen und Lucy McEvil und Miss Candy zu FPÖ-Parteitagen schicken.Aber ich vergaß: Der so genannte „Die-größte-Reform-aller-Zeiten-ORF“… Nie machen die sowas! Für die sind Sendungsformate aus den Achtzigern innovativ.Mit Dank an schadenmeldung für den Link.

Ein kleiner Gruß von Wien nach Kärnten. Und noch was zum ORF.

Ein kleiner Gruß von Wien nach Kärnten: Besuchen Sie unsere schöne Wiener Secession und beachten Sie vor allem den schönen Spruch unter der goldenen Kuppel (Nein, das ist keine Goldhaube).
Außerdem: rigardi.org macht uns HIER darauf aufmerksam, dass der ORF nun tatsächlich eine Doppel-DVD namens Der Abschied produzierte und hier verkauft. Mythologisieren wir Demagogen, die betrunken autofahren, jetzt auch schon mit ORF-Gebühren? Unerträglich!

Zur Verteidigung von Stermann & Grissemann

Der Kärntner Landeshauptmann Gerhard Dörfler hat beim ORF protestiert. Grund: Stermann & Grissemann haben in der Sendung Willkommen Österreich eine Satire zu Haiders Tod und dem öffentlichen Umgang mit seinem Tod thematisiert. Nachzuschauen im Archiv auf der Willkommen Österreich-Website. Dörfler empörte sich und protestierte. Die Art sei geschmack- und pietätlos…
Ich habe die Satire der beiden gesehen, und empfand ihn als echte Befreiung! Nach all den Tagen der Kärntner Zwangstrauer und der medialen Selbstzensur tat das gut. Es war ganz und gar nicht pietätlos! Es war notwendig.
Die österreichischen Medien hatten in den letzten Wochen offensichtlich einen Auftrag: Ja kein Sterbenswörtchen über die Unzulänglichkeiten des Jörg Haider zu verlieren, immer schön die Pietät bewahren (Wo endet eigentlich Pietät?). Ich musste ausländische Medien konsumieren, um der Heiligsprechung zu entkommen. Die Interviews von Freunden – vor allem von so genannten Nebenwitwen – taten das übrige. Ich war einer der vielen ÖsterreicherInnen, die anfangs geschockt ob der Nachricht waren, dann die Berichterstattung aber vor lauter Verlogenheit und Heiligsprechung nicht mehr ertragen konnte.
Wann ist Pietät eigentlich Pietät und wo ist die Grenze zur Pietätlosigkeit? Ob Dörfler das weiß? Hätte Haider mehr Pietät gehabt – sagen wir etwa mit zu Tode gekommenen AsylwerberInnen oder Opfer des Nationalsozialismus – hätte ich ja mit mir reden lassen. Aber Haider war eben Haider: Ein Rechtspopulist, der vor nichts zurückschreckte. Dann darf man eben auch nicht erwarten, dass nach seinem Tod alle plötzlich still sind und meinen, ein Held hätte uns verlassen.
Nein, ein Mensch ist gestorben, weil er zu viel getrunken hat. Don’t drink and drive! Das ist eine Tragödie, klar. Aber würden wir in Österreich ernsthaft meinen, dass wenn etwa ein Jean-Marie Le Pen in Frankreich oder ein Schirinowski in  Russland sterben soll, dieses Land diese dann nicht mehr kritisieren darf? Dass die Medien aus Gründen der Pietät zu dessen Politik schweigen sollen? Österreich würde empört sein – und zwar zurecht!

Wahlkampfsendungen im ORF: Reformieren bitte!

Das war also die Elefantenrunde, die wir gestern im TV sehen konnten. Ich weiß nicht wie es Ihnen gegangen ist, aber ich fand es schrecklich. Wie ich es genau fand, kann ich nicht sagen, denn ich suche noch dem richtigen Wort. Langweilig war es nicht. Ermüdend passt eher, obwohl mir diese Bezeichnung auch noch nicht gut genug ist. Vielleicht: schlaff, schlapp, lasch…
Ich frage mich, ob es beim ORF überhaupt RedakteurInnen gibt, die sich Wahlauseinandersetzungen in anderen TV-Sendern Europas ansehen. Ich fürchte nicht, denn sonst würde der ORF nicht seit Jahrzehnten auf die SpitzenkandidatInnen-Runden pochen – ohne sie zu verändern.
Dabei gäbe es weitaus spannendere TV-Formate. Beispielsweise in Flandern habe ich im dortigen Wahlkampf zum flämischen Parlament tolle Sendungen gesehen (ist auch schon wieder eine Weile her):
In drei Samstagabend-Shows wurden in einer Art Arena mit Promi-Publikum alle Themen abgearbeitet, die das Volk so bewegen. An einem Abend ging es um Wirtschaft und Arbeit, an einem anderen Abend um Familie, Frauen und gesellschaftspolitische Fragen und in einer dritten Runde um weitere Themen wie Gesundheit, usw.
Immer zu Beginn wurde eine Frage gestellt, etwa eine Frage wie: „Soll sich Antwerpen für die Olympischen Spiele 2012 bewerben?“ Dann können ZuseherInnen im Internet oder mit Handy abstimmen, wie sie das sehen. Dann kommen die SpezialistInnen der Parteien zu diesem Thema (etwa die SportsprecherInnen) und argumentieren, warum sie dafür oder dagegen sind. Am letzten Abend sind es vor allem die SpitzenkandidatInnen, die zu großen Themen diskutieren. Nach jeder Diskussionsrunde zu einer Frage kann das Publikum noch einmal mit SMS oder Internet abstimmen und natürlich auch seine Meinung ändern.
Nach der jeweiligen Sendung erhalten die ZuseherInnen übrigens SMS oder Email, mit welcher Partei sie am meisten übereinstimmten. Im Publikum sitzen dann Promis, was das ganze interessant macht, etwa wenn ein Industrieller völlig überrascht ist, weil er am meisten mit Grün übereinstimmt. Oder eine Popsängerin äußerst konservativ zu sein scheint…
Es muss ja nicht so sein, aber die Elefantenrunde geht wirklich nicht mehr, Der Fokus auf SpitzenkandidatInnen allein finde ich ohnehin falsch – auch wenn sie sehr wichtig sind. Aber eine Person allein kann gar nicht zu jedem Thema g’scheit sein – seien wir uns ehrlich. Und wenn es wahlentscheidender ist, wann wer wie schwitzt oder wie eine Person an einem Abend gerade „drauf war“, dann halte ich das ohnehin für falsch und demokratiepolitisch bedenklich.
Bitte, lieber ORF: Reformiert das! Schleunigst.