Neue Episode „Wie schaffst du das?“

Für die Grüne Wirtschaft betreibe ich seit etwa einem Jahr den Podcast „Wie schaffst du das?“ In der aktuellen Episode habe ich die Freude mit Astrid Roth zu sprechen. Sie ist Arbeitspsychologin und Unternehmensberaterin. Und sie verrät uns vieles zu Zoom und Co.:

„Wie schaffst du Videokonferenz?

Überall wo es Podcasts gibt (Spotify, Apple Podcast, Amazon Music, Google Play, etc.) oder direkt auf der Podcast-Webseite der Grünen Wirtschaft.

 

Neue Merci Chérie-Episode: Black Entries Matter

Eine neue Episode ist bei meinem Eurovision Song Contest Podcast “Merci, Chérie“ erschienen. Alkis und ich schauen uns die Geschichte schwarzer Künstlerinnen und Künstler auf der Bühne der größten Musikshow der Welt an.

Für Österreich traten bislang drei mal schwarze Künstler*innen an. Wir haben sie alle drei zur „Black Lives Matter“ Bewegung interviewt. Stella Jones (1995), Kim Cooper von den Rounder Girls (2000) und Cesár Sampson (2018).

Die Episode kann man wie immer auf allen Podcast-Apps abonnieren (Apple Podcast. Spotify, Amazon Music, etc.) und hier: https://mercicherie.simplecast.com/episodes/0219-black-entries-matter-mit-stella-jones-kim-cooper-und-cesar-sampson

Botschaften der Parteien im Wiener Wahlkampf

Bei diversen Workshops zur politischen Kommunikation werde ich oft gefragt, welche Botschaften welche Parteien denn nun haben. Ich finde das erstaunlich, weil sie ja klar und deutlich auf den Plakaten stehen oder in Videos wahrzunehmen sind. Ebenso in den TV-Debatten sind sie durch die dauernde Wiederholung wahrzunehmen. Aber aus irgendeinem Grund nehmen erstaunlich viele Leute die Hauptbotschaften nur unbewusst wahr. Wie so oft in der Werbung.

Diese Hauptbotschaften werden in Zeiten entwickelt, wo die langfristige Erzählung eingebaut wird. Aktuelle Ereignisse sind in Wahlkampagnen nur sehr schwer einzubauen. Diese entscheiden aber das „Momentum“, also die dominierenden Themen und Ereignisse in den letzten Wochen. Die dramatischer als erwarteten Zunahmen der COVID-19.Infektionen spielen dabei eine wesentliche Rolle.

Aber schauen wir uns diese Botschaften und das Momentum mal an.

SPÖ

Botschaft: Bei uns bist du in sicheren Händen.

Erzählung und Momentum: War die SPÖ noch im Sommer eine sehr aufgeregte Oppositionspartei, die sich gerne empörte, ist sie seit dem Spätsommer gerne wieder die ruhige Kraft, die weiß was man zu tun hat. Denn seit dem gehört die Bühne Michael Ludwig. Hacker durfte noch die Drecksarbeit erledigen. Aber nun steht der Bürgermeister am Steuer. Der weiß wohin er will und bewahrt die Ruhe. Bei zunehmender Angst vor Verlust von Jobs, schlechten Wirtschaftszahlen und steigenden Infektionen, dürfte diese Botschaft gut funktionieren.

FPÖ

Botschaft: Coronamaßnahmen und Islam sind Wahnsinn

Erzählung und Momentum: Der Islam als Bedrohungsbild, vor der man Angst und Rassismus schürt, hat nicht ausgedient. Im Gegenteil, es ist das stabilisierende Element, dass die FPÖ braucht um überhaupt noch immer enger werdende enge Potenzial, also die Stammwähler*innen, zur Urne zu bringen. Man kann also nicht drauf verzichten. Spannender wird die aber das Bild beim widerstand gegen den so genannte „Corona-Wahnsinn“, Damit wollen sie Stimmen aus dem Eck der Coronaleugnung und Verschwörungsidelogie abholen. Das will jedoch ein gewisser Heinz-Christian Strache aus. Der Frust könnte aber mehr Zuspruch erwirken, als erwartet.

DIE GRÜNEN

Botschaft: Klimawahl ist jetzt und kann nicht auf morgen warten

Erzählung und Momentum: Die Klimakrise ist trotz Coronakrise medial präsent und eine Umfrage hat neulich gezeigt, dass sie besonders bei der Jugend Thema Nummer eins blieb. Die Grünen brauchen das Klimathema naturgemäß als „ihr“ Thema. In einem urbanen Wahlkampf kann man dieses Thema gut mit Straßengestaltung, öffentlicher Raum und grünen Oasen verknüpfen. Und dies geschieht auch – etwa durch zahlreiche Renderings. Bei zunehmender Krisenstimmung neigen Wechselwähler*innen aber oft gerne zum Landesvater. Daher ist die Mobilisierung bei den jungen Wähler*innen sehr entscheidend. Vorteil: Diese wollen den Klimaschutz umgesetzt sehen, und dafür braucht es Regierung und nicht rotgrün. Folgerichtig wird das rotschwarze Betonieren als Bedrohung erzählt.

ÖVP

Botschaft: Wien funktioniert nicht gut.

Erzählung und Momentum: Wien als Schreckgespenst. Kann das funktionieren, wenn man ebendort kandidiert? Die Idee kam wohl vom Bund, die das „rotgrüne Wien“ gerne als Gegenentwurf zu den blühenden schwarzen Bundesländern darstellen möchte, und diese Erzählung läuft schon so lange, dass man sie im Wien-Wahlkampf quasi nicht mehr aufgeben konnte. Doch irgendwie will man die Stadt „nach vorne“ bringen. Aber wohin? Die Erzählung der ÖVP, die in den letzten Jahren durch ihre durchgestylten und durcherzählten klaren Wahlkampfstrategien auftrumpfte, scheint nicht sagen zu können wohin sie genau will. Man gewinnt wohl durch die Strahlkraft des immer noch beliebten Bundeskanzlers, aber aus Kommunikationssicht war das kein besonders gelungener Wahlkampf.

NEOS

Botschaft: Weil’s nicht wurscht ist

Erzählung und Momentum: Vermutlich erhofften die Neos einen Wahlkampf, in der Kontrolle und Machtmissbrauch eine Rolle spielen. Das Problem: Das spielt keine Rolle. Also werden sehr viele Texte und sehr viele Botschaften mit dem Slogan verknüpft. Einige Menschen werden sich wohl angesprochen fühlen, aber es ist sehr viel Text und sehr viel Botschaft. Neos-Wähler*innen sind eher Anhänger*innen eines konstruktiven Haltung. Es wird spannend zu sein, ob diese Riesenmengen an Botschaften ankommen. Die einfachen „Enkelfit“-Sager findet man nicht mehr.

TEAM HEINZ-CHRISTIAN STRACHE

Botschaft: Ich bin der, den andere nicht wollen

Erzählung und Momentum: Da wollte er die Republik an dubiose Russinnen verscherbeln, österreichische Firmen wie die Strabag vernichten und er musste zurücktreten, aber alles egal. Die Partei ist eine One-Man-Show, Strache wird als Popstar inszeniert, den es geht nur um ihn. Täter-Opferumkehr. Es wird manchen gefallen. Ob ausreichend viele, wird man sehen. Thematisch bleibt die FPÖ dominanter.

Bloggt man 2020 überhaupt noch?

Ja, es ist sehr sehr lange her, dass hier ein Artikel veröffentlicht wurde. Im Zuge des Re-Designs meiner Webseite stellte sich für mich die Frage, ob ich die alten Blogbeiträge überhaupt behalten soll? Aber da manche immer noch gerne gelesen und darauf referenziert wird, behielt ich sie.

Allerdings sind Blogbeiträge heutzutage in der Direktkommunikation, die in anderen Kanälen einfach viel besser funktionieren (wenn auch mühsamer) dorthin gewandert. Man diskutiert auf Twitter, Facebook und kaum noch auf Blogs. Es sei denn man nennt sich „Die Wahrheit über…“ und verbreitet Verschwörungsidelogien.

Aber sei es drum. Ich gelobe Besserung. Und werde wieder etwas mehr schreiben.

Vielleicht.

Bundesrat: Enquete und Grünbuch #DigitaleCourage – und was ich damit zu tun habe.

Mein erster Blogbeitrag seit einem Jahr. Denn seit einem Jahr bin ich nicht mehr aktiver Politiker im Bundesrat. Zeit mich hier wieder einmal zu Wort zu melden, denn in diesem Jahr ist viel passiert. Dieser Weg führt mich nämlich nun wieder in den Bundesrat zurück, wenn auch in anderer Rolle.

Ende 2015 beendete ich die Politik und meine Arbeit als Kommunikationsmanager für Conchita Wurst. Seit März 2016 bin nun ich bei Kovar & Partners tätig, und betreue dort mit einem großartigen Team unter anderem interessante politische Partizipationsprozesse, etwa das Dialogforum Bau Österreich, ein Prozess rund um Baunormen und Bauregeln für Austrian Standards Institute und der Bundesinnung Bau.

Der Bundesratspräsident Mario Lindner bat Helmuth Bronnenmayer (Social Media Relations), mich und Andreas Kovar von Kovar & Partners, den politischen Prozess zum Thema Hasspostings – oder besser das positive Gegenteil: die digitale Courage zu machen. Dies auch deshalb, weil Kovar & Partners bereits 2015 sehr erfolgreich den Prozess zum Thema „Digitalen Wandel“ für den damaligen Bundesratspräsidenten Gottfried Kneifel begleitete.

Das Thema Hasspostings und Hate Speech ist ein sehr emotionales Thema. Umso wichtiger war es uns, das Thema auf eine politisch-sachliche Ebene zu ziehen und Expert_innen zu befragen, die sich damit beschäftigen: Was kann die Politik für mehr Courage im Netz tun?

Entstanden ist ein Grünbuch, das man hier nachlesen kann. Darin melden sich von Facebook bis Strafrechtsexpertinnen, von Zivilcourage-Initiativen bis zum Roten Kreuz, Menschen zu Wort, die ganz konkrete Vorschläge unterbreiten und der Politik mögliche Handlungsfelder aufzeigen. Ein Grünbuch ist ein hervorragendes, und in Österreich leider selten angewendetes, Mittel, um eine sachliche und konstruktive Konsultation durchzuführen und so eine Grundlage für politisches Handeln zu bieten.

Am Mittwoch, den 16. 11. findet von 10 bis 15 Uhr dann die Enquete #DigitaleCourage im Bundesrat statt. Dieser wird live auf ORF III übertragen und in der ORF-TVThek sowie auf der Parlamentswebsite bzw. in der Parlaments-App live gestreamt. derstandard.at wird einen Liveticker dazu einrichten.
Der Ablauf mit allen Redner_innen ist hier, darunter „Shitstorm“ Opfer Elke Rock, Ö3-Moderatorin (früher Elke Lichtenegger) oder Journalistin Barbara Kaufmann.

Werbung:
Wer einen politischen Konsultations- und Partizipationsprozess betreut wissen möchte, kann sich übrigens gerne an mich wenden.

Kandidatur Bundesrat

Am 14. November wählen die Mitglieder und Unterstützer_innen der Grünen Wien auf der Landesversammlung die Person, die sie in den Bundesrat entsenden wollen.

In der politischen Großwetterlage gestaltet sich eine soldarische und weltoffene Politik als Herausforderung, da sie zwischen nationalistischer Abschottung, erstarktem Rechtsextremismus in Europa, Klimawandelleugnung, Auseinanderdriften von Arm und Reich und dem digitalen Wandel sich erst recht behaupten muss und Hoffnungen dem Hass, Solidarität der Hetze gegenüberstellen muss! Ich habe mich als netzpolitischer Sprecher der Grünen bei diesen großen Themen allem voran dem Digitalen Wandel angenommen, da sie politisch immer noch viel zu unterbelichtet wird, aber eine der ganz ganz großen Herausforderungen der Zukunft ist!

Ich bin als netzpolitischer und LGBTIQ-Gleichstellungsssprecher übrigens der einzige Bundesrat, der in seinem Parlamentsklub eine Sprecher_innen-Funktion erhalten hat.

In den vier Jahren, in denen ich Bundesrat war, ist viel passiert und konnte meine Rolle u.a. hier erfüllen:

ACTA-Proteste 2011, als ich gerade neues Mitglied des Bundesrats und einer der Hauptsprachrohre wurde. Wir hatten Erfolg!
Unermüdlich parlamentarisch, politisch und medial die Gleichstellung von LGBTIQ-Personen voran getrieben. Dank der Gerichtshöfe auch mit Erfolg.
Menschenrechts- und Bürger_innenrechts-Themen auch im Bundesrat verankern.
Netzpolitik sowohl parteiintern (gemeinsam mit der Grünen Bildungswerkstatt), parlamentsintern (mit anderen Parteien – auch mündend in die parlamentarisch Enquete „Digitaler Wandel“ am 18.11.2015) als auch nach außen zu tragen.
Einsatz gegen Antisemitismus und Rassismus, auch dann, wenn viele wegschauen.
Seit fast 10 Jahren rund 7000 Menschen am Jüdischen Friedhof Währing (in Döbling) begrüßt.
Einsatz und Hilfe für queere Flüchtlinge.
Erst vor wenigen Tagen machte ich den Antisemitismus der Abgeordneten Susanne Winter öffentlich und forderte als erster ihren Rücktritt und forderte alle anderen auf dies ebenso zu tun.
Als Fraktionsvorsitzender den Fraktionsstatus für die Grünen ausgehandelt. (Wir sind vier, Rechtsanspruch gibt es erst ab fünf).
uvm…

 

Hier nun meine Bewerbung, die an alle Wahlberechtigten am 14.11. gegangen ist.
Ich bitte um Eure Stimme!

 

Frischer Wind im Bundesrat

Eine der Herausforderungen Grüner Politik ist – seit wir in den 80ern den Zug durch die Institutionen machten – frischen Wind zu verursachen, neue Themen zu setzen und das politische System zu hinterfragen. Im Bundesrat gilt dies in besonderem Ausmaß, denn kaum eine andere parlamentarische Kammer ist derart umstritten.

Das verstaubte Image

Das verstaubte Image, das der Bundesrat in unserer Republik hat, lässt sich in vier Jahren Arbeit in der zweiten Parlamentskammer so schnell nicht revolutionieren, aber es lässt sich immerhin konterkarieren. Genau das war meine Strategie: auf moderne und heiße Themen wie den digitalen Wandel in der Gesellschaft und Menschenrechtsthemen zu setzen sowie immer dann auf Antisemitismus aufmerksam zu machen, wenn allzu viele wegschauen wollen.

Sprecher für Netzpolitik und Gleichstellung im Parlament

Der Grüne Parlamentsklub machte mich zum Sprecher der beiden Themen für die gesamten Grünen, und so konnte ich aus dem Bundesrat öffentlich Politik mit gestalten und die Themen vorantreiben. Die Öffnung der Ehe für Lesben und Schwule ist noch nicht geglückt, aber immerhin sind wir in dieser Frage schon viele Schritte weitergekommen – auch dank der Zivilgesellschaft, der Gerichtshöfe und vieler NGOs.

Der digitale Wandel wird in seiner politischen Brisanz immer noch unterschätzt. Freilich haben Ereignisse wie der massenhafte Datentransport an US-Server, sei es durch Geheimdienste, sei es durch Firmen, viele Menschen verstört. Die Politik hat hier nicht deutlich genug reagiert. Bald stellt sich die Frage, was noch hoheitlich gestaltet werden kann, und was von Servern in Silicon Valley gesteuert wird. Hier gilt es rechtzeitig politisch zu agieren. Im Parlament und in der Fachwelt konnte ich mir diesbezüglich einen Ruf als politischer Vordenker erwerben.

Queer Refugees

Freilich findet, so wie überall, ein Gutteil der Politik, die ich mit dem Mandat eines Bundesrats mache, außerhalb der Öffentlichkeit statt. Eines der wichtigsten Themen ist dabei die Unterbringung von transidenten, lesbischen und schwulen Flüchtlingen geworden. Oft werden Paare getrennt oder sie trauen sich den Übersetzer_innen ihre sexuelle Orientierung gar nicht zu sagen. Mittlerweile bin ich im Parlamentsklub eine Anlaufstelle dafür geworden und tatsächlich konnte ich in zahlreichen Fällen helfen.

Eine der Aufgaben diesbezüglich wird die intensivere Zusammenarbeit mit der Wiener Stadtregierung sein, noch mehr Quartiere – und damit Schutzräume für diese spezielle Gruppe – zu schaffen.

Zukunft des Bundesrats

Allgemein noch nicht sehr bekannt ist die Tatsache, dass der Bundesrat in europäischen Fragen sehr aktiv ist und viele europäische Parlamente eng mit uns zusammenarbeiten. So konnten bereits einige Vorhaben der Europäischen Kommission zu Fall gebracht werden, etwa die Saatgutverordnung, um ein Beispiel zu nennen. Hier konnte ich gemeinsam mit den Grünen in den Ländern, im Nationalrat und auf Europa-Ebene vieles bewirken.

Es lohnt sich, an all diesen Punkten und Themen weiter zu arbeiten, thematisch und inhaltlich als Grüner aus dem Bundesrat in die Öffentlichkeit zu treten (und nicht durch Verhaltensauffälligkeit, wie es manch Kollege gerne machte). Im Bundesrat bleibe ich gerne der Fraktionsvorsitzende der Grünen.

Ich bin hoch motiviert, weiter zu arbeiten – mit Engagement, Kreativität, Freude, Spaß und Einsatz. Ich bitte dafür um eure Unterstützung.

Marco Schreuder

Fraktionsvorsitzender im Bundesrat,
Bundessprecher der Grünen Andersrum

Ich darf beruhigen: Natürlich sind in Vorarlberg auch Regenbogenfamilien Familien!

Kein Grund zur Aufregung! Auch in Vorarlberg sind Regenbogenfamilien Familien. Zudem gelang den Vorarlberger Grünen eine bemerkenswerte Resolution Richtung Bund zur Gleichstellung lesbischer und schwuler Paare. Und das mit den Stimmen der ÖVP!

Aber der Reihe nach:

Gestern sorgte in der LGBT-Community eine Aussendung der SoHo, der LBSTI Organisation der SPÖ, für Aufregung. In dieser Aussendung wirft die SoHo den Grünen Vorarlberg vor einen SPÖ-Antrag nicht unterstützt zu haben. In diesem Antrag wurde die Aufnahme von Regenbogenfamilien in die Landesverfassung beantragt.

Dieser Antrag klingt auf den ersten Blick natürlich völlig berechtigt und auch ich dachte mit im ersten Moment: Verdammt, warum haben die Vorarlberger Kolleg_innen da nicht zugestimmt? Wenn man allerdings genauer schaut, stellt man bald fest, dass  im Vorarlberger Landesrecht der Begriff Familie gar nicht definiert wird. Das ist de facto immer noch Bundeskompetenz. Somit gelten in Vorarlberg unter dem Dachbegriff ‚Familie‘ natürlich alle Familien, auch die Regenbogenfamilien. So steht es auch in der Regierungsvereinbarung, nämlich dass alle Familienformen berücksichtigt werden.

Außerdem stellt sich schon auch eine Grundsatzfrage: Wenn man  in der Verfassung explizit Regenbogenfamilien erwähnen will, ja dann muss man auch alle anderen Familienformen nennen, also etwa Mutter-Vater-Kind/er-Familien, Familien mit Alleinerzieher_innen oder Patchwork-Familien. Denn sonst würde man ja Regenbogenfamilien anderen Familien quasi mehr Bedeutung geben, was nicht Sinn der Sache sein kann. Da scheint mir der Oberbegriff Familie für alle doch wesentlich zielführender. Ein erweiterter Familienbegriff in der Vorarlberger Verfassung ist allerhöchstens ein „Nice-to-Have“, die Verankerung der Ehe für alle ist ein wesentliches Grundrecht und ein absolutes „Must-Have“.

Sehr erfreut bin ich daher, dass es den Vorarlberger Grünen gelang auch mit den Stimmen der ÖVP eine Landtags-Resolution zu verabschieden, in der der Bund aufgefordert wird, Diskriminierungen gleichgeschlechtlicher Partnerschaften endgültig zu beseitigen. Wenn der Bundesvorsitzende der SoHo die Grünen also bittet, doch für ein Umdenken in der ÖVP zu sorgen, dann kann ich gerne auf Vorarlberg verweisen, wo dies nämlich erfolgreich funktionierte.

Jedenfalls deutlicher als es die SPÖ in der Bundesregierung schaffte: Vor dem Sommer 2014 sicherte uns die Bundesregierung die Beseitigung von Diskriminierungen noch „vor dem Sommer“ zu, im Jahr 2015 versprach sie das erneut – doch bisher geschah nichts dergleichen. Der Sommer 2015 begann vor drei Tagen.

 

Links
Zwei Aussendungen der Vorarlberger Grünen
Mehr Rechte für gleichgeschlechtliche Paare
SPÖ betreibt Doppelspiel und Grundrechtsfragen

Liebe ÖVP, die Ehe für alle ist doch so richtig schön konservativ.

Hallo ÖVP!
Hallo Herr Parteichef!
Hallo Herr Justizminister!

Es ist wieder einmal so weit. Die Ehe für alle wird diskutiert. Also mit anderen Worten: Die Öffnung der Ehe für Lesben und Schwule. Alle paar Monate oder Jahre – ein genaues Intervallmuster gibt es nicht – poppt die Frage nach der Gleichstellung lesbischer und schwuler Paare auf. Aktuell aufgrund des Referendums in Irland. Und immer wieder seht ihr in diesen Debatten ganz schön alt aus. Nicht Fisch, nicht Fleisch. Während die paar übrig gebliebenen urban-liberalen VP-Wähler_innen nur noch den Kopf schütteln glauben andere ÖVP-Granden, dass die Gefahr der an der rechtsextremen Flanke anklopfenden FPÖ zu groß ist.

Wie wäre es mal – und ich helfe ja wirklich gerne – wenn ihr die Debatte über die Ehe für alle (ach ja, noch eine Bitte: Sagt nicht Homo-Ehe!) einfach mal so richtig schön konservativ verteidigen würdet. Das könnt ihr ja eigentlich leichter als ich, der Grüne. Schaut mal:

Die Ehe ist ein hochgradig konservatives Konzept. Seid doch froh, dass es Menschen gibt, die dieses Konzept leben wollen. Werden ja eh immer weniger.
Zwei Menschen wollen Rechte und Pflichten füreinander übernehmen. Was ist das Problem? Wenn das nicht hochgradig bürgerlich ist, was dann?
Das Kindeswohl muss im Vordergrund stehen! Das sagt ihr doch so gerne? STIMMT! Deshalb kann die sexuelle Orientierung der Eltern nie und nimmer dabei eine Rolle spielen. Denkt mal drüber nach. Seid doch wirklich mal Familienpartei!
In eine Demokratie sind alle Menschen vor dem Gesetz gleich. Das sehen doch auch bürgerliche Parteien so, oder? Hoppla, warum ist dem dann nicht so?
Ungleiches darf nicht Gleich behandelt werden, hört ihr aus der klerikalen Ecke, und schon schreit ihr vor Angst und traut euch nicht drüber. Aber jetzt im Ernst: Das ist das dämlichste Argument von allen. Fragt mal euren befreundeten Bischöfen und Pfarrern, ob man denn tatsächlich als Staat einem verschiedengeschlechtlichen Paar über 70 die Ehe verweigern soll oder ob Menschen, die keine Kinder kriegen können, auch ein Eheverbot erhalten sollen? Na also. Von wegen ungleich. It’s all about love.
Die Öffnung der Ehe für Lesben und Schwule kostet dem Steuerzahler und der Steuerzahlerin genau: € 0,-
Liebe ist Liebe. Das gefällt sogar Konservativen und ließe sich toll plakatieren. Nächstenliebe darf kein Wort der FPÖ werden, oder katholische Verbände?

Streiten werden wir weiterhin. Ihr solltet etwa die Ehe für alle ermöglichen, während ich, der (aus Eurer Sicht) Revoluzzer, in diesem Fall auch die Eingetragene Partnerschaft modernisieren und noch schlanker machen würde und – ojegerle – den Heteros als Option zur Verfügung stellen würde.

Aber dahin ist noch ein weiter Weg. Vorab, liebe ÖVP, gebt euch einen Ruck. Euch hat das Building Bridges in den letzten Tagen auch gefallen? Wollt ihr nicht mal über die Brücke gehen? Sonst war der Bau doch völlig sinnlos, oder?

Euer Marco

PS: Ihr werdet das eh alles wieder ignorieren und mit irgendwelchen abstrusen und konstruierten Argumenten heterosexuelle und homosexuelle Paare schön in zwei verschiedene rechtliche Schubladen einordnen. Deswegen gehört ihr dann am Ende des Tages abgewählt und aus der Regierung entfernt. Wenn ihr es nicht anders haben wollt: Bitteschön. Denn die Ehe für alle kommt. Es ist nicht die Frage ob, sondern wann!

 

 

Eine kleine Geschichte des Song Contests zwischen Körper, Geschlecht und Nation

Gemeinsam mit Christine Ehardt und Georg Vogt habe ich einen wissenschaftlichen Sammelband über den Eurovision Song Contest gestaltet, der dieser Tage bei Zaglossus erscheint.

Alles begann vor einigen Jahren, als wir beisammen saßen und uns zu später Stunde ein dunkles Geheimnis gestanden: Wir sind Fans des Eurovision Song Contest und das schon seit Kindheitstagen! Dieses „dirty secret“ teilend und über qualifizierende Abschlüsse im Studienfach der Theater-, Film und Medienwissenschaft verfügend, entschlossen wir uns dazu, gemeinsam und aus kritischer kulturwissenschaftlicher Perspektive ein Buch über den Song Contest herauszugeben.

Zwischen Idee und Umsetzung lagen mehrere Jahre. Als der ORF Ende 2013 Conchita Wurst für den Eurovision Song Contest 2014 nominierte, war dies auch für uns Motivation, unsere Idee in die Praxis umzusetzen. Wursts Nominierung versprach eine Verdichtung der gesellschaftlichen Debatten um Körper und Geschlecht. Aufgrund der trans- und homophoben österreichischen Wirklichkeit, war vorhersehbar, dass Diskussionen um die Frage, ob Wursts Nominierung eine Schande für die Nation sei, früher oder später aufbrechen würden. Die Analyse dieser Debatten erschien uns vielversprechend, um Einblick in den aktuellen Stand der gesellschaftlichen Akzeptanz nicht heteronormativer Körperbilder und Lebensentwürfe in Österreich und Europa zu gewinnen.

Ende April 2014 gingen wir mit einem Call for Papers an die Öffentlichkeit. An einen Sieg Conchita Wursts glaubten wir zu diesem Zeitpunkt nicht. Nur im Scherz sprachen wir davon, dass wir unser Buch rechtzeitig zum Song Contest 2015 in Wien fertig bekommen sollten.

Noch mehr als die Debatten im Vorfeld, erwies sich Conchita Wursts Triumph in Kopenhagen als Motor für unser Buchprojekt. Nicht nur das mediale Interesse am Song Contest, sondern auch das wissenschaftliche erfuhr einen gewaltigen Schub. Unser Buch wäre wohl ein ganz anderes geworden, hätten am 10. Mai 2014 The Common Linnets oder gar Aram Mp3 gewonnen.

Von den insgesamt 20 Beiträgen beschäftigen sich vier im engeren Sinne mit Conchita Wurst. Die Theaterwissenschaftlerinnen Katharina Pewny und Kati Röttger schreiben über performative Praktiken der Dis/Identifikation. Ina Matt – Genderforscherin und Redakteurin bei fiber. Werkstoff für Feminismus und Popkultur – analysiert die brüchige Inszenierung Österreichs als „Queer Nation“ in der ORF Dokumentation „Conchita – Einfach persönlich“. Mit der homophob aufgeladenen russischen Reaktion beschäftigt sich Historikerin und Filmwissenschaftlerin Yulia Yurteva. Der Theater-, Film- und Medienwissenschaftler Bernhard Frena untersucht das Social Media Phänomen des Bartabrasierens. Schließlich machte Conchita Wurst den Bart zum Symbol von Unmännlichkeit – zumindest aus Sicht einiger russischer Twitternutzer, die sich des selbigen kurz nach dem ESC Finale entledigten.

In unserem Sammelband geht es nicht ausschließlich um die Wurst. Die Autor*innen spannen einen Bogen von der Frühgeschichte des Song Contests bis heute. Sie beschäftigen sich mit Sprache, Ethnisierung und Nation-Building; beleuchten die Austragung staatspolitischer Konflikte auf der Song Contest Bühne und untersuchen ein breites Spektrum Körper- und bildpolitischer Strategien. Gemeinsam mit Anne Marie Faisst habe ich einen Beitrag über Antisemitismus, Israel und den Song Contest beigesteuert. Abschließend finden sich im Kapitel „Resonanzen“ Beiträge, die sich mit der Rezeption des Song Contests in verschiedenen Kontexten auseinander setzen. Die Frage nach den Gründen von Erfolg und Misserfolg, empirische Untersuchungen lokaler Fankulturen, kritische Auswertungen klassischer Printmedien und aktueller Social Media Phänomene sind Gegenstand der Texte.

„Eurovision Song Contest – Eine kleine Geschichte zwischen Körper, Geschlecht und Nation“ wurde von Christine Ehardt, Georg Vogt und Florian Wagner herausgegeben. Erschienen ist das Buch im April 2015 bei Zaglossus (http://www.zaglossus.eu/ESC.htm).

 

Florian Wagner ist Theater-, Film- und Medienwissenschaftler und Mitherausgeber der Sammelbände „(K)ein Ende der Kunst. Kritische Theorie, Ästhetik, Gesellschaft“ (LIT, 2014) und „How I Got Lost Six Feet Under Your Mother. Ein Serienbuch“ (Zaglossus, 2013). Seit 2011 engagiert er sich im Verein zur Förderung Kritischer Theater-, Film- und Medienwissenschaft (KritTFM – http://krittfm.blogspot.co.at/).

Warum ein Manderl, das auf Weiberl steht, es so schwer hat.

Manderln, die auf Weiberln stehen, hätten es besonders schwer, hieß es neulich bei den Amadeus Music Awards.

Das stimmt natürlich, denn es ist sicher schon vielen Heteros passiert,

dass man sich von einem verstorbenen Freund bei einem Begräbnis verabschieden will, und man entsetzt feststellen muss, dass die Familie alles Heterosexuelle verschweigt und aus der Zeremonie verbannt, die Freundin des Verstorbenen ganz hinten sitzen muss und der Pfarrer ausschließlich die homosexuellen Werte betont und alles andere verschweigt.
dass man bei einem Begrüßungskuss mit Weiberl aus dem Café geschmissen wird.
dass man ein Haus kaufen wollte, aber der Verkäufer plötzlich sagt: Sorry, aber an Heteros verkaufe ich nicht.
dass man in Gesetzen noch immer diskriminiert wird und die Regierungsparteien ständig den heterosexuellen NGOs mitteilen, dass man Ungleiches nicht gleich stellen könne.
dass man aus verschiedenen Ländern flüchten muss, weil Heterosexualität verboten ist – bis hin zur Todesstrafe in 7 Staaten der Erde.
dass man überall – in den Medien, in den Schulen, im Freundeskreis, in der Familie – mitgeteilt bekommt, dass man doch bald einen Freund haben sollte, und man sich nicht traut zu sagen, dass man eigentlich auf Mädchen steht.
dass man sich dann doch traut in der Schule zu outen, man aber gemobbt, gehänselt und verprügelt wird, weil man eine „Scheiß-Hete“ ist.
dass man aus der elterlichen Wohnung geworfen wird, weil heterosexuelle Lebensweisen nicht toleriert werden.
dass ein Taxifahrer dich aus dem Auto schmeißt, weil du deine Freundin geküsst hast.
dass du in deiner Firma nicht und nicht aufsteigst und der Grund recht klar ist: Heteros werden eh toleriert, aber in der Chefetage bleiben halt die Homos lieber unter sich.
usw.

Ja, diese Manderln, die auf Weiberln stehen, haben es echt schwer.