The Daily Show andersrum

The Daily Show with Jon Stewart hat mich schon öfter zum Lachen gebracht. Eine Serie dort lautet Gaywatch und hier die letzte Episode (mit Dank an kellerabteil, der mich darauf hinwies):The Daily Show With Jon StewartM – Th 11p / 10cGaywatch – Marion Barrythedailyshow.comDaily ShowFull EpisodesEconomic CrisisPolitical Humor

Lev Raphael – Winter Eyes. Eine Rezension mit facebook Interview.

Vor einigen Tagen erschien der Frühlings-Katalog der Buchhandlung Löwenherz, dem Buchladen für Lesben und Schwule. Dieses Mal durfte ich (wieder mal) den Gast-Rezensenten spielen. Unter der Rubrik „Löwenherz KundInnen empfehlen“ schrieb ich über den Roman Winter Eyes von Lev Raphael.
Das Außergewöhnliche an dieser Rezension, war aber die Entstehungsgeschichte. Ich habe hier bereits vor einigen Monaten rechts einen kleinen Hinweis auf dieses Buch unter „Was ich lese“ geschrieben. Dann meldete sich Lev Raphael höchstpersönlich. Mittlerweile sind wir facebook-Freunde – und so konnte ich doch eine wohl eher ungewöhnliche Rezension schreiben. Denn manches fragte ich ihn einfach über facebook. Rezension 2.0 soszusagen,

Lev Raphael – Winter Eyes
Coming-out-Romane gibt es in unzähligen Variationen. Viele davon sind eindringlich, erinnern den schwulen Leser oder die lesbische Leserin an eigene Erfahrungen, viele sind aber auch schlicht langweilig, manche sind dafür (mehr oder weniger) komisch, andere wiederum aufdringlich moralisierend. Das Genre des Coming-out-Romans ist wohl einer der häufigsten Varianten queerer Literatur überhaupt. Lev Raphael gelang trotz dieser Vielzahl an Büchern etwas ganz besonderes: Ein Coming-out-Roman, der weit über das Genre hinausgeht und eindrucksvoll unmittelbar erzählt wird; eine Geschichte, die in bewegender Weise die Lebensumstände einer jüdischen Familie aus Polen in den USA erzählt. Als ich vor einigen Wochen auf meinem Blog eine Notiz über den Roman schrieb, bekam ich überraschend eine Email von Lev Raphael. Mittlerweile sind wir auf facebook befreundet, unterhielten uns dort über das Buch, und so ist es mir möglich auch Lev Raphaels Stimme in diesen Artikel einfließen zu lassen.
»Winter Eyes« erschien in den USA bereits 1992, wurde aber erst vor kurzem in der deutschsprachigen Übersetzung von Paul Lukas im Parthas Verlag veröffentlicht. »Mitte der 90-er Jahre wollte der Rosa Winkel-Verlag das Buch bereits übersetzen«, so erzählte mir Lev Raphael, »aber irgendwie wurde da nichts draus, was aber nicht weiter schlimm war, denn Parthas hat dieses und gleich zwei weitere Bücher gekauft und wird im Herbst auch das neue Buch herausbringen.« Dass »Winter Eyes« im deutschsprachigen Raum euphorischer angenommen wurde, erzählte mir Lev Raphael ebenfalls.
Stefan heißt die Hauptfigur in »Winter Eyes« und ist ein pubertierende Junge im New York der 50-er und 60-er Jahre. Er wohnt bei seinen Eltern, von denen er nicht sehr viel weiß. Nur dass sie aus Polen stammen, ist ihm bekannt. Und dass sie mehrere Sprachen sprechen, ist ihm auch aufgefallen. Deutsch allerdings ist keine gute Sprache, so erfährt er bald. Stefans Onkel Sasha spielt leidenschaftlich gerne Klavier und hat eine etwas herzlichere Art als Stefans Eltern. Bald entdeckt Stefan seine Liebe zur Musik und lernt bei seinem Onkel das Klavierspiel, geht mit in Konzerte und hört viel Radio. Eines Abends lauscht er dort wunderbarer Musik und versteht nur, dass es sich um »Winter Eyes« gehandelt hat. Ein Hörfehler, denn der Moderator nannte »Die Winterreise«.
Die Perspektive bleibt im gesamten Buch die Stefans. Genau das macht die Einzigartigkeit des Romans aus. Kein einziges Mal, keine einzige Zeile lang, erlag der Autor der Versuchung, diesen Erzählblick zu verlassen. Die Geschichte entfaltet sich ausschließlich aus den Augen eines 15-Jährigen. »Jedes Buch verlangt viel Disziplin und Hingabe. Es ist, als ob man sich selbst einem anspruchsvollen Liebhaber hingibt. In jedem Buch nimmt man eine handelnde Person an und geht mit ihm auf eine Abenteuerreise«, erzählte mir Lev dazu. Die Eltern Stefans leben sich auseinander. Dass die Eltern etwas verschweigen, spürt Stefan schon lange, dass die Familie aber als Ganzes zusammenbricht, damit hatte er nicht gerechnet. Zu aller Überraschung entscheidet sich Stefan bei seinem Onkel Sasha zu wohnen. Der hat die italienische Familie del Greco als Nachbarn und schnell freundet sich Stefan mit Louie an. Die Freundschaft wird körperlich. Stefan hat bei den de Grecos aber nicht nur seine ersten sexuellen Erfahrungen. Das Familienleben mit Vergangenheit – überall stehen Fotos von Großeltern herum  – ist ebenfalls etwas Neues. Diese Erfahrung kennt Stefan ebenso wenig, wie die körperliche Berührung eines anderen Jungen.
Eines Tages besucht Stefan seinen Vater in Michigan, der dort eine Karriere als Universitätsprofessor begann. Dort offenbart ihm sein Vater die Wahrheit: Stefan ist ein Jude. Die Familie floh aus Polen, nachdem sie die Gräuel des Nationalsozialismus und ihren Konzentrationslagern entronnen sind. Sie hätten Stefan nie etwas erzählt, weil sie ihn vor dieser Vergangenheit beschützen wollten. Für Stefan gerät die Welt aus den Fugen.
Wie autobiographisch ist die Geschichte Stefans eigentlich? Lev Raphael ist schwuler und jüdischer Autor. Stefan ein jüdischer Junge mitten im Coming-out. Lev dazu: »Es ist sehr viel und ganz wenig autobiographisch. Ich war kein Einzelkind. Ich hatte nicht so früh Erfahrungen mit anderen Jungs. Meine Eltern waren nicht geschieden. Ich spielte kein Klavier. Ich war nicht so ernst. Aber ich gab Stefan das Haus und die Nachbarschaft, wo ich aufwuchs. Ich verortete das Buch in dieser physischen und emotionalen Realität. Es gibt auch hie und da andere Parallelen. Ich habe ihn mir als ein alternatives Ich vorgestellt. Was wäre aus mir geworden, wäre ich kein Autor, hätte ich keinen Humor, keine guten Freunde, die mir halfen erwachsen zu werden.«
Das Erwachsen-Werden ist für Stefan immer schwieriger. Konfrontiert mit seiner jüdischen Identität und dem jahrelangen Verschweigen misstraut er alles und jedem, auch seinem Onkel. Stefan muss allein mit sich zurecht kommen. »Winter Eyes« beinhaltet zwei Hauptmotive. Einerseits fesselt die Familiengeschichte, die Verdrängung des Holocausts, des Opferseins und nicht mehr Opfer sein wollen.  Die Verdrängung hat zur Folge, dass die Normalität einer durchschnittlichen amerikanischen Familie ein erklärtes Ziel der Familie ist, woran sie schlussendlich auch scheitert. Andererseits ist die sexuelle Entwicklung ein Leitmotiv des Romans.
War es schwer, diese zwei Themen miteinander zu verknüpfen oder sah Raphael dabei sogar Parallelen, zum Beispiel was Verdrängung oder Identitätsfragen betrifft? »Viele von uns, die schwul sind, spielen eine andere Rolle bis sie ihr Coming-out haben. Da gibt es also diese Trennung zwischen Schein und Wirklichkeit. So wie die Familie, die ihre jüdische Herkunft versteckt und die Nichtjuden mimen, während Stefan herausfinden möchte, wer er ist. Und das in einer Zeit, in der Schwulsein nicht leicht war. Die zwei Themen komplizieren und ergänzen sich.«
Lev Raphael schreibt zur Zeit am Buch »My Germany«, das im Herbst auch in Österreich erhältlich sein soll und lernt zur Zeit intensiv Deutsch, daher schreibe ich ihm auf facebook immer alles auf Deutsch, die Antworten kamen auf Englisch: »Das Buch handelt darüber wie Deutschland mich mein ganzes Leben lang verfolgte – oder besser: die Idee eines Deutschlands, das meine Karriere und meine Identität stark prägte. Danach reiste ich auch drei mal hin. Ich würde gerne eines Tages mehr Zeit dort verbringen, dort leben und es erleben, nicht nur als Tourist. Ich wuchs in einer deutsch-jüdisch geprägten Nachbarschaft auf und hörte um mich herum immer Deutsch. Als ich also das allererste Mal nach Deutschland reiste, fühlte ich mich vertraut – nein, mehr als das: ich fühlte mich behaglich. Das war eine angenehme Überraschung! Also lerne ich jetzt Deutsch, weil es mich fasziniert, weil ich mehr als nur Touristen-Deutsch können möchte. Ich möchte die Fähigkeit haben, auf Deutsch Konversation zu betreiben und Interview-Fragen auf Deutsch lesen, aber diese nicht auf Englisch beantworten zu müssen.«
Lev Raphael: Winter Eyes.
Dt. v. Paul Lukas, D 2006, 339 S.,
geb., € 24.70
Online bestellbar HIER.

Obamas Antrittsrede im Wortlaut.

My fellow citizens!
Das ist Web 2.0. The Chicago Tribune hatte nur einige wenige Minuten später die Antrittsrede Barack Obamas online. Wie viele da wohl getippt haben? Oder hatten die den Text davor? Wie auch immer. Auch deshalb liebe ich das Web.
Die komplette Rede Barack Obamas gibt es hier.
UPDATE, 00:23 h. Jemand hat sich die Mühe gemacht und die Rede ins Deutsche übersetzt. Und das ist Rigardi in diesem Blog. Super gemacht!

Ein letztes Mal Bush. Und warum kath.net um ihn trauert.

Alle bloggen, schreiben, denken, hoffen und erwarten viel vom neuen US-Präsidenten Barack Obama. Ich auch, schreibe jetzt aber trotzdem nicht drüber, obwohl auch mich die Obamania erfasst hat. Obama wird wohl die Welt ändern. Das glaube ich wirklich.
Ich widme ich mich in diesen Zeilen ein letztes Mal Georg W. Bush, der das Weiße Haus verlässt. Ich werde ja nie wieder etwas über ihn schreiben können, also:
Ich könnte viel über Bush schreiben. Ich konzentriere mich aber eine – meiner Meinung nach wesentliche – Facette: Sein religiöser Eifer. Was mich in den acht Jahren Bush-Regierung am meisten empörte war der religiöse Fanatismus, der immer zu erkennen war. Der selbsternannte Wiedergeborene glaubte scheinbar wirklich, sein Handeln und Tun wäre in göttlicher Mission, ein Auftrag Gottes.
So verwundert es auch nicht, dass etwa die heimische Website kath.net – der katholische Nachrichtendienst – George W. Bush nachtrauert, wie in diesem Artikel nachzulesen ist. Noch als amtierender US-Präsident rief Bush nämlich am 18.1. den Nationalen Tag für die Heiligkeit des Lebens aus. Heute werden religiöse Fundis eine Demonstration gegen die Selbstbestimmung von Frauen, also gegen Abtreibungen, demonstrieren. Ich hoffe sehr, dass Obama andere Wege geht. Immerhin fußt die Gründung der USA 1776 auf die Errungenschaften der französischen Aufklärung. Die Trennung von Religiösem und Staat ist dabei ein wesentlicher Aspekt. Lasst die Religionen Privatsache sein. Im Handeln für eine vielfältige Öffentlichkeit hat sie nichts verloren, schon gar nicht seitens eines Präsidenten.
Jetzt muss ich aber aufhören zu schreiben, denn ich will die Inaugaration nicht verpassen. Obamas Rede soll ja etwas für die Geschichtsbücher werden…

Why homosexuality should be banned.

Witzige Replik auf YouTube, das die sieben wichtigsten Gründe nennt, warum Homosexualität verboten werden sollte. Es ist eine richtige Kamapagne auf YouTube geworden. Diese sieben Gründe gibt es auch gesungen. Wie wäre es mit einer deutschen Übersetzung? :-)Ob dieses Video das Original ist, oder auch eine Variation des selben Themas, entzieht sich meiner Kenntnis.

Westboro Baptist Church: God hates fags!

60 Jahre Menschenrechte – Teil 5:Homophobie im Westen kann auch sehr brutal sein. Das ist bei weitem keine islamistische Spezialität. Das beweist auch immer wieder die Westboro Baptist Church und dessen Leiter Fred Phelps in den USA. Sie steht gerne auf der Straße um lautstark zu verkünden: „God hates fags – Gott hasst Schwuchteln!“ Sie erklärt sich Weltereignisse auch anders. Die 9/11-Anschläge waren eine Strafe Gottes an Amerika, denn es gäbe zu viele Lesben und Schwule im Land. Und der Tsunami war auch super, denn es sind viele Schweden ums Leben gekommen – auch so ein Land der Sünde… Und so errichteten sie Websites mit den sinnigen domains godhatesfags.com, godhatessweden.com, godhatesamerica.com. godhatesaustria gibt’s übrigens (noch?) nicht.Dass aber auch ironisch mit FanatikerInnen umgegangen werden kann beweist dieser (niederländisch untertitelte) TV-Beitrag aus Australien. In der Menschheitsgeschichte war Humor nicht selten eine Antwort auf Unterdrückung, Diskriminierung und Verfolgung. Man denke nur an viele Witze aus dem 2. Weltkrieg, insbesondere jüdische Witze. Humor haben mittlerweile auch Lesben und Schwule als einer der Waffen im Kampf gegen Homophobie entwickelt. Das Lachen bleibt einem trotzdem mitunter im Halse stecken. Deshalb wirkt ein solcher Humor auch so subtil und stark.Die Westboro Baptist Church war übrigens 1998 beim Begräbnis von Matthew Shepard dabei. Shepard wurde in Wyoming bei einem so genannten hate crime bestialisch umgebracht – weil er schwul war. Fred Phelps und seine Anhänger_innen hatten Parolen wie „Matt Shepard verrottet in der Hölle“ dabei, als er zu Grabe getragen wurde.

Obama Pride

Barack Obama hat eine großartige Wahlkampagne gemacht. Das ist bekannt. Er hat auch ein eigenes Video produziert: Obama Pride – gerichtet an die LGBT Community (Lesbian, gay, bisexual and transgendered people). Auf myspace wurde ebenso eine eigene Seite angelegt wie auf facebook. Das finde ich äußerst bemerkenswert!Auffallend auch die Erwähnung von gay and straight auf seiner Rede nach der Wahl und seine Interpretation, was UNITED States of America heißt:If there is anyone out there who still doubts that America is a place where all things are possible; who still wonders if the dream of our founders is alive in our time; who still questions the power of our democracy, tonight is your answer.It’s the answer told by lines that stretched around schools and churches in numbers this nation has never seen; by people who waited three hours and four hours, many for the very first time in their lives, because they believed that this time must be different; that their voice could be that difference.  It’s the answer spoken by young and old, rich and poor, Democrat and Republican, black, white, Latino, Asian, Native American, gay, straight, disabled and not disabled – Americans who sent a message to the world that we have never been a collection of Red States and Blue States: we are, and always will be, the United States of America. – Barack Obama, November 4th, 2008 – Grant Park, Chicago, ILSchon zuvor meinte er:While we have come a long way since the Stonewall riots in 1969, we still have a lot of work to do. Too often, the issue of LGBT rights is exploited by those seeking to divide us. But at its core, this issue is about who we are as Americans. It’s about whether this nation is going to live up to its founding promise of equality by treating all its citizens with dignity and respect.Michelle Obama trat übrigens gerne auf Veranstaltungen von queeren Organisationen auf.Mir ist völlig klar, dass die Tradition in den USA für Antidiskriminierung und Diversität wesentlich stärker ausgeprägt ist. Trotz der traurigen Ergebnisse der so genannten Homo-Ehe-Referenden in vier Bundesstaaten, darunter Kalifornien (was mir übrigens beweist, dass ein Minderheitenrecht keine Mehrheitsentscheidung sein kann. Da müssen andere demokratische Mitteln eingesetzt werden). Aber im Denkansatz Diversität kann Europa noch viel von den USA lernen. Auch und vor allem Österreich. Bei unserem Wahlkampf waren es von den jetzt im Parlament vertretenen Parteien nur die Grünen, die auch den Spitzenkandidaten zu diesem Thema reden ließen. Die anderen schwiegen lieber…

Obama.

Was für eine Nacht! Ich schaute CNN und ging erst zu Bett als klar war, dass nach Pennsylvania auch Ohio an Obama ging. CNN wurde nicht müde zu betonen, dass es sich um einen historischen Tag handelte. Das sagten sie schon, als die ersten Zahlen überraschend für McCain sprachen. Ist diese Wahl tatsächlich historisch? Ich meine ja.
Unterschätze nie US-AmerikanerInnen!
Was wurde nicht alles über die Zeit der Bush-Administration gesagt. Acht Jahre, die vor allem von den Terrorattacken 2001 geprägt waren. Bush ging grauenhaft damit um und nahm tausende Tote in Kauf, verließ den Grundkonsens von Rechtsstaatlichkeit und verbrauchte Milliarden an Ressourcen um Kriege zu führen, die alles taten, nur nicht den Terror besiegen. Dazu mehr Worte zu verlieren ist sinnlos. Wir sind Bush los und das ist gut so. Europa und die Welt dachte aber, dass die Hegemonie der USA vorbei sei, und nicht wenige sahen in den USA ein Reich des Bösen. Die Wahl dieser Nacht zeigt, dass die US-BürgerInnen viel offener sind, als wir dachten. Dass sie moderne Zeiten anders partizipieren, als viele Länder im Rest der Welt. Das bedeutet aber auch, dass ohne Bush ein Obama kaum möglich gewesen wäre. Denn das ist auch die USA: Das Land der Vielfalt und der Meinungen, der Bewegungen und der Gegenbewegungen. Unterschätze daher nie – nie! – US-AmerikanerInnen!
Die weltpolitische Zukunft
Die USA als die einzige noch existierende Supermacht war in den letzten 20 Jahren sicher Fakt. Das ändert sich gerade dramatisch. China, Russland und Indien positionieren sich wieder als global player und boomen. Die Europäische Union hat gerade in der Zeit der Finanzkrise Leadership bewiesen. Es werden zukünftig mehr Volkswirtschaften und Kräfte geben, und Obama hat gesagt, er will mit allen zusammenarbeiten. Obama ist tatsächlich der Präsident der Zukunft. Ein Präsident für die Welt und nicht nur für sein Land. Das muss er erst beweisen – stimmt! Aber seine Aussagen deuten klar in diese Richtung.
Herkunft, Hautfarbe, Diversität
Dass Obamas Wahl auch wegen seiner Hautfarbe historisch ist, steht eh überall in allen Medien, also brauche ich dazu nicht mehr viel zu sagen. Aber die große Frage ist, ob andere westliche Demokratien – auch Österreich! – daraus etwas lernen kann. Ein österreichischer Obama wäre zum Beispiel ein hier geborener Mann (oder Frau), mit einem türkischen und einem österreichischen Elternteil. Würden wir so wählen?
Das erinnert mich auch an die Zeit, als Österreich so unendlich stolz war, als Schwarzenegger kalifornischer Gouverneur wurde. Wie stolz berichteten doch die Kronenzeitungen dieses Landes. Dass er seine Kultur nie aufgegeben hätte und immer noch eine doppelte Staatsbürgerschaft habe. Und all die Leute, die darauf so stolz waren, behindern diese Möglichkeit hierzulande! In  Österreich ist die doppelte Staatsbürgerschaft nach wie vor unmöglich (Ich weiß das, weil ich bin selber Opfer dieses Denkens geworden). Die immer meinen Integration sei eine totale Assimilation, und man seine alte Kultur aufgeben müsse, sind die Schwarzenegger-Fans.
Die USA hat Diversität als selbstverständlichen Teil ihres Landes wahrgenommen. Das ist nicht immer konfliktfrei – sicher nicht. Aber es ist Teil der amerikanischen Identität. So weit ist es in Europa nie gekommen. Was wir in Europa auch nie gemacht haben: Zuwanderern Möglichkeiten zu schaffen, um sich zu entfalten. Zu hoch sind die Integrationsbarrieren in Fragen wie Bildung, Karriere und Zugang. Die USA und Kanada laden ein, heißen willkommen, öffnen alle Möglichkeiten. Das zu tun, heißt auch zu fordern: Du kannst was werden! Make us better. Das haben wir nie getan. Auch das für mich eine Lehre der heutigen Nacht.
Und nun wünsche ich Obama alles Gute. Es ist kein leichter Job. Hoffen wir, er macht das Beste daraus. Und wünschen wir der USA eine entspannten Umgang mit Diversität nicht nur in ihrem Land, sondern auch auf der Welt.

Das Ende der Weltmacht USA?

In New York muss der National Debt Clock, eine Uhr, die die Schulden der USA anzeigt, umgebaut werden. Der Schuldenstand ist nämlich nicht mehr darstellbar.
Noch vor einigen Wochen wollte ich einen Blogeintrag zur US-Präsidentenwahl schreiben. Ich glaube zwar nach wie vor, dass die Entscheidung der AmerikanerInnen, ob sie Obama oder McCain zum Präsidenten wählen werden, entscheidend für die Welt sein wird, aber nicht mehr in dem Ausmaß als noch vor wenigen Wochen. Die Finanzkrise hat das geändert.
Warum?
Die Hypothekenblase – der Auslöser für das globale Desaster – ging von den USA aus. Jetzt sind unzählige US-BürgerInnen verschuldet und sitzen auf Hypotheken, die sie nicht zurückbezahlen können, da ihre Häuser dramatisch an Wert eingebüßt haben. Der Staat springt auch in den USA ein und wird dort wohl wirklich Geld ausgeben müssen, um das System aufrecht zu halten.
Gleichzeitig ist die USA immer (noch) militärische Großmacht und – wie viele sagen – „Weltpolizist“. Die Kriege in Afghanistan und vor allem im Irak haben dem Steuerzahler und der Steuerzahlerin Milliarden an Dollar gekostet. Nun müssen aber viele US-BürgerInnen sparen – und der Staat wohl auch. Gleichzeitig droht die Rezession. Ich glaube kaum, dass die USA sich in absehbarer Zeit noch weitere Kriege leisten wird können und wohl auch genötigt sein wird, ihr jetziges Engagement so bald als möglich zu beenden.
Dass AnlegerInnen in Zukunft in den Dollar investieren werden ist ebenfalls kaum anzunehmen. Der internationale Finanzplatz USA könnte bald der Vergangenheit angehören. Andere Volkswirtschaften dürften da interessanter werden – auch Europa. Der USA droht ein großer Abfluss an ausländischem Kapital.
Hoffnung?
So schwer es für die USA und für die Welt ist (denn immerhin brauchen die großen Wirtschaftsmächte die USA als Handelspartner und eine schwache USA ist auch schlecht für viele Marktwirtschaften in der Welt), so sehe ich in dieser Situation auch eine Chance.
Die USA wird auch bei strikten Sparkursen eine Interesse an Welt- und Außenpolitik haben. Wenn sie aber Alleingänge nicht mehr bezahlen kann, wird es notwendig sein wieder auf internationale Institutionen zurückzugreifen. Und da meine ich nicht unbedingt die NATO, sondern vor allem die UNO. Die UNO könnte daher wieder die ihr zugewiesene weltpolitische Rolle spielen.
Und dann müsste noch Obama gewinnen. Mit einem Präsidenten Barack Obama wird eine spannende Debatte über die Zukunft von Marktwirtschaften, Regelwerke für Finanzsysteme und internationale Spielregeln leichter zu bewältigen sein. Denn die Zukunft unseres Planeten ist nicht nur die Klimafrage. Es werden viele Menschen eine neue Marktwirtschaft wollen. Der Kommunismus hat sich 1989 selbst erledigt. Der Neoliberalismus 2008 auch.
Die USA könnte wieder eine weltweite Rolle spielen, allerdings nicht mehr als Führungsmacht, sondern als global player. Schauen wir mal, ob das gelingt. Und ob wir auf etwas zusteuern, das soziale oder humane Marktwirtschaft genannt werden könnte. Spannende Zeiten jedenfalls!