Das politische Verbotsproblem.

Heute morgen gibt es viel Aufregung im Social Web und in Online-Zeitungen, nachdem Eva Glawischnig vorschlug Zigarettenautomaten zu verbieten. Grundlage der Forderung ist die tatsächlich Besorgnis erregende Tatsache, dass in keinem anderen Land so viele Jugendliche so früh zur Zigarette greifen, wie in Österreich.

Es wurden ja nun schon viele Verbote diskutiert. Im Sommerloch vor zwei Jahre wurde etwa darüber diskutiert, ob das Handytelefonieren in öffentlichen Verkehrsmitteln verboten werden soll. Bettelverbote, Netzsperren, Rauchverbote in Lokalen, Kleidungsvorschriften in Schulen, und und und. Die Liste der (möglicherweise) sinnvollen und sinnentleerten Verboten ließe sich endlos fortsetzen.

Aber woher kommt dieser Drang zum Verbot als politisches Konzept? Was ist da in den letzten Jahren (oder sind es Jahrzehnte?) passiert?

Nur politische Frage?

Möglicherweise ist es gar nicht nur ein politisches Problem, dass Verbote immer stärker ins Zentrum der Aufmerksamkeit rücken. Vielmehr dürfte es sich um ein gesellschaftliches Phänomen handeln. Denn auch in Bereichen, die nicht politisch organisiert sind, wird immer mehr mittels Verboten organisiert. Checkte man früher einfach in ein Hotel ein, bekommt man heute oft eine ganze Liste an Erlaubtem und Nichterlaubtem. Pissoirs waren früher einfach Pissoirs, heute sind es Regelwerke mit vielen Verbotsschildchen und Piktogrammen. Für das Geschriebene auf der Rückseite von Eintrittskarten zu Veranstaltungen bräuchte man mittlerweile juristische Fachberatung.

Was kann der Staat?

Aber zurück zur Politk. Es fehlt IMHO dazu eine Diskussion, die eine Demokratie unbedingt braucht. Sie findet zwar statt, steht aber bei weitem nicht im Zentrum der öffentlichen Debatte, wo sie meiner Meinung nach hingehört. Wo enden persönliche Freiheiten zugunsten des Allgemeinwohls? Was kann und muss vom Staat und anderen gesetzgebenden Körperschaften geregelt werden, was aber obliegt der Einzelverantwortung und nicht der Politik? Sind laut telefonierende Öffi-Fahrer_innen ein Problem, um das sich die Kommunalpolitik kümmern soll, oder ist das etwas, dass die Öffi-Fahrer_innen bitte selbst untereinander ausmachen sollen? Sind Orte, an denen sich Raucher_innen und Nichtraucher_innen treffen und sich irgendwie arrangieren müssen, eine private Angelegenheit ebendieser Menschen oder muss da der Staat eingreifen? * Mancherorts wird diskutiert, ob man das Essen von Kebabs, Pommes, Leberkässemmel und Co. in Öffis verbieten soll. Wenn einem das denn stört, schreit man dann gleich nach dem Staat – da möge doch bitte endlich die Politik eingreifen – oder kann man als Fahrgast nicht einfach einem Stinker oder eine Stinkerin sagen: Hey, könntest du nicht etwas mehr Rücksicht nehmen?

Anders gefragt: Sollte nicht die Gesellschaft mehr aufgefordert werden, Dinge unter sich zu regeln? Sollte bezüglich des Problems der jugendlichen Raucher und Raucherinnen nicht doch andere Maßnahmen ergriffen werden, als Verbote die das Rauchen möglicherweise nur noch attraktiver machen? In den Schulen, in den Netzwerken der Jugendlichen? Ich kann mich gut an eine Zeit erinnern, in der alle Experten und Expertinnen meinten, dass Verbote eh nichts bringen. Damals war ich noch jugendlich. Warum diese Stimmen leiser geworden sind, weiß ich nicht. Vielleicht werden sie auch einfach nicht mehr gefragt, weil eine Verbotsforderung auch medial „geiler“ ist – ein richtiger Sager eben. Aufklärungsmaßnahmen zu fordern ist – journalistisch gesehen – ziemlich öd und wird gar nicht mehr geschrieben. Ein Politiker, der sowas sagt, kommt medial einfach nicht vor. Allerdings: Ein Sager „Hier hat die Politik nichts zu entschieden. Liebe Gesellschaft, macht euch das doch selber unter euch aus. Diskutieren wir das alle gemeinsam, übernehmen wir alle die Verantwortung“, würde aber auffallen. Mir fehlen solche Statements.

Wer Verbote fordert, nimmt der Zivilgesellschaft à la longue auch die Eigenverantwortung. Zu Ende gedacht, wäre der Staat dann für alles zuständig, der einzelne Staatsbürger und die einzelne Staatsbürgerin für nichts mehr. Denn man ruft einfach immer nach dem Staat.

Wer soll Verbote kontrollieren?

Verbote machen übrigens nur Sinn, wenn sie denn auch kontrolliert werden. Zeitgleich stöhnt die Exekutive unter Personalmangel. Zurecht fordert die Gesellschaft, dass Kapitalverbrechen geahndet werden – seien es Steuerhinterziehungen, unfassbar komplizierte Wirtschaftsverbrechen und Korruptionsfälle, Insiderhandel und natürlich Klassiker wie Raub, Mord und Totschlag. Wollen wir wirklich in einer Stadt, einem Staat, einem Europa leben, das alles reglementiert und jedes Detail verbietet und erlaubt? Und wer soll das kontrollieren? Wollen wir wirklich Exekutivbeamte und -beamtinnen an jeder Ecke und in jeder Glasfaserkabel, die alles überprüfen und abstrafen?

Die Grenzen des Staates liegen nunmal auch in ihren budgetären Möglichkeiten und was er damit macht. Gleichzeitig hunderte Verbote zu fordern, sowie zu verlangen, dass diese kontrolliert und exekutiert werden geht nunmal nicht parallel zur Forderung, der Staat möge aufgrund der hohen Verschuldung einsparen und die Verwaltung schlanker machen.

Wir haben also tatsächlich ein Verbotsproblem. Man muss kein Ultraliberaler sein, um das zu erkennen. Die Lösung kann meiner Meinung nach nur die langfristige Stärkung der Zivilgesellschaft sein. Und klar machen: Liebe Bürger und Bürgerinnen, der Staat ist nichts ohne euch. Ihr macht ihn aus. Es gibt Dinge, die müsst ihr selber regeln, vieles natürlich gemeinsam mit der Politik. Wir alle sind Staat. Das wäre im Übrigen auch eine Stärkung der Demokratie an sich.

Und zeitgleich könnten sinnvolle Verbote, die tatsächlich notwendig sind, um etwa das Klima zu retten oder Verbrechen schon im Vorfeld auszuschalten (Korruption zB.) besser bekämpft und exekutiert werden.

 
*Anm.: Der einzige Grund für mich, den Nichtraucher_innenschutz im Gastgewerbe nachzuvollziehen, war für mich das Personal, das dort stundenlang, tagelang, jahrelang arbeitet.

Eingetragene Partnerschaften und die Marktlücke.

Normalerweise heißt es oft, die Wirtschaft sei in einigen gesellschaftspolitischen Bereichen schneller als die Politik. Oft stimmt das ja auch. Aber die Einführung der Eingetragenen Partnerschaft hat sich offenbar noch nicht so recht rumgesprochen. In der Wirtschaft nämlich.

Neulich erzählte mir eine junge Frau ihre Erlebnisse, als sie zu einer feierlichen Partnerschaftsfeier eingeladen war. Sie klapperte Trafiken, Buchläden und andere Geschenke-Shops ab, um eine Glückwunschkarte zu kaufen. Nirgendwo wurde sie fündig. Manche Trafikanten schauten ganz beschämt, gingen „nach hinten um nachzuschauen“ um dann mitzuteilen: „Na, sowas hamma net!“.

Hier erkennt man ganz gut, dass sich Lesben und Schwule eine gute Infrastruktur aufgebaut haben. Die hätten das Problem nämlich so nicht. Die wüssten, dass sie einfach ins Löwenherz – Wien 9, Berggasse 8 – gehen. Daran erkennt man aber vielleicht auch das darunter liegende Problem, dass vielleicht gleichzeitig auch kein Problem ist, sondern ganz normal:

Dass Communities sich entwickeln, mit allen dazugehörenden Shops, Cafés, Bars und Clubs. Und die, die nicht zur Community gehören, dort gar nicht hingehen wollen, trauen, was auch immer.

Also, liebe Heteros und Heteras. Falls ihr zu einer Eingetragenen Partnerschaft eingeladen seid, dann klappert vorläufig keine Mainstream-Buchläden, Trafiken und Gift-Shops ab, sondern geht ruhig ins Löwenherz. Dort gibt es eine Fülle von Glückwunschkarten für Eingetragene Partnerinnen und Partner.

Zum Beispiel „Typ lustig und süß“:

Oder Typ sarkastisch:

Das ideale Bildchen für Lederkerle:

Oder doch lieber stylish reduziert?

Oder doch etwas traditioneller?

Schwarz/weiß, kopflos (!) und doch traditionell?

Für diejenigen, die gerne alle möglichen Wünsche los werden wollen:

Oder halt so:

Was aber auffällt ist, dass Frauenmotive noch eher selten sind. Auch ein Problem der Wirtschaft? Marktlücke für eine internationale Glückskartenindustrie?

Trotzdem: Bis solche oder ähnliche Glückwunschkarten auch im Mainstream-Handel erhältlich sind, bleibt euch Heteros und Heteras nichts anderes übrig, als doch auch mal einen schwul-lesbischen Buchladen zu besuchen. Er wird euch eh gefallen, glaubt’s mir…

NEWS eröffnet den Schwulenzoo. Treten Sie ein. Die Aliens hautnah!

Alfons Haider tanzt mit einem Hetero im Fernsehen. So weit, so gut. NEWS nahm die Aufregung – warum das auch immer eine Aufregung ist – zum Anlass, um das Thema Homosexualität als Covergeschichte zu präsentieren.
Das wäre auch tatsächlich ein guter Anlass. Gebe ich zu. Wenn schon Österreich über ein tanzendes Männerpaar diskutiert, kann man durchaus eine spannende journalistische Geschichte daraus machen. Immerhin ist die moderne lesbisch-schwule Emanzipationsbewegung 42 Jahre alt. Und seit über einem Jahr gibt es in Österreich die Eingetragene Partnerschaft für Lesben und Schwule. Da wäre die Frage, wie die Gesellschaft mittlerweile damit umgeht – vorwiegend akzeptierend oder immer noch ablehnend – eine gute.
Aber was macht NEWS daraus? Drei Bereiche werden uns schon am Cover versprochen: Alfons, Toleranz und der Schwulen-Report. Aber mal Schritt für Schritt:
Lesben gibt es nicht
Lesben gibt es laut NEWS nicht. Sie existieren nicht. Es gibt nur Schwule. Ein Dauerärgernis in der Berichterstattung über Homosexualität seit Jahrzehnten. Unfassbar, dass im Jahr 2011 Sexualität, Liebe und Leben von Lesben immer noch marginalisiert und unsichtbar gemacht wird.
Alfons
Am Cover sehen wir Alfons und Vadim – schwul und hetero. Die Dancing Queers. In einer Unter-Überschrift steht zudem Aufreger – Alfons Haider tanzt bei „Dancing Stars“ mit einem Mann. Live-Duell mit dem FP-General. Im Blattinneren wird uns Alfons Haider als in Stein gemeißelte Ikone der heimischen Schwulenbewegung präsentiert.
Man mag zu Alfons Haider stehen wie man will. Man mag ihn lieben, man mag ihm gegenüber gleichgültig sein oder ihn hassen. Er ist aber vor allem ein Sänger, Schauspieler und Moderator, und nicht vorrangig schwul. Er repräsentiert niemandem außer sich selbst. Es gibt ja auch keine Hetero-Ikonen. So wird jedenfalls weder die lesbisch-schwule Vielfalt dargestellt, noch das Individuelle betont. Das Problem ist vielmehr, dass sich so wenig Österreicher_innen outen. DAS wäre interessant gewesen.
Toleranz
Die Hauptüberschrift am NEWS Cover: Wie schwul tolerant ist Österreich? Ich war neugierig, weil bei einer solchen Überschrift hätte ich erwartet, es wird darüber berichtet, wie Österreich gegenüber dem Thema Homosexualität eingestellt sei. Immerhin kommt in der Geschichte im Blattinneren Niki Lauda, Harald Vilimsky sowie Psychologen vor. Ein paar kurze Sätze darüber, wie Lesben und Schwule von außen „betrachtet“ werden. Aber die Frage Wie tolerant ist Österreich? bleibt vollkommen unbeantwortet.

Zwar ist es gut, dass im Blattinneren das Wort „Akzeptanz“, das viel besser ist als das nur „Duldung“ bedeutende Wort „Toleranz“ ist, steht. Warum dann aber „tolerant“ am Cover?

Der Schwulen-Report

Was darf man sich von einem am Cover angekündigten Schwulen-Report erwarten? Wird mit Nachtsichtgerät in schwule Schlafzimmer oder Darkroom-Lokale hinein fotografiert? Nein, NEWS fotografiert Lesben und Schwule, die ein paar Sätze sagen dürfen. Der Zoo ist eröffnet. Seht her: Das sind sie! Liebe News-Leser und -Leserinnen: So schauen sie aus. Wir zeigen die Aliens. Lesben und Schwule als moderne Schausteller-Attraktionen.
Was für eine Chance hat NEWS verspielt. Es wäre doch wunderbar zu zeigen, wie sehr Lesben und Schwule in der Mitte der Gesellschaft leben, wie sie sich nicht auf die sexuelle Orientierung reduzieren lassen, sondern selbstbewusst damit umgehen – und halt total unterschiedlich sind. Klar werden Gemeinderäte kleiner Gemeinden, Polizisten, Krankenpfleger und Konzern-Chefs gezeigt. Aber immer noch unter dem Label Schwulen-Report, also als Aliens, als etwas Abseits stehendes, dargestellt. So wird eine Trennlinie gezogen, als ob Heteros und Lesben und Schwule anders leben würden* und nichts voneinander wissen würden oder keine Begegnungen stattfinden würden. Zwei verschiedene Planeten.
Medien brauchen sich jedenfalls nicht wundern, wenn sie demnächst für ihre Stories keine Lesben und Schwule mehr finden, die sich dafür ablichten lassen. Denn wenn sie (vor allem sprachlich) so dargestellt werden, quasi als Gegenwelt einer „heterosexuellen Welt“ und auf ihre sexuelle Orientierung reduziert werden, dann sind wir mehr in den 60-ern stecken geblieben, als es uns allen lieb sein kann.
Nachtrag
Ich möchte – nach einem Telefonat – betonen, dass ich hier vor allem die reißerische Absicht am Cover kritisiere, den Inhalt im Blattinneren kann man diffiziler diskutieren.

*mit ist natürlich bewusst, dass es lesbisch-schwule Eigenheiten und subkulturelle Besonderheiten gibt, die es aber historisch aufgrund der Unterdrückung gibt, aufgrund der Tatsache, dass manches kulturell im Untergrund und im tatsächlich Verbotenem entstand. Auf diese Eigenheiten und Besonderheiten hinzuweisen wäre völlig korrekt, wenn man gleichzeitig erklärt, warum es das gibt – etwa Darkrooms, Cruising-Gebiete, Butch- und Lipstick-Lesben, Drag Queens, Lederkerle, etc. Dann können auch diese Eigenheiten viel leichter akzeptiert werden. Und die Community selbst sogar ein bissl stolz auf ihre subkulturellen Errungenschaften machen, die ja übrigens mittlerweile – zumindest teilweise – sogar von Heteros übernommen und adaptiert wurden.

Wie um Himmels Willen kann man nur Eurovision Song Contest Fan sein?

Vor einigen Jahren saß ich mit Christoph Chorherr im Zug. Irgendwo zwischen Hartberg und Wien fragte er mich plötzlich: „Wie kann man nur Fan des Song Contests sein? Ich verstehe das nicht!“ Ich versprach ihn daraufhin einen Blogbeitrag, aus dem irgendwie nie was wurde. Jetzt, nachdem Österreich sein Comeback feiert, kann ich das endlich nachholen. Denn diese Frage höre ich oft!
Die Frühzeit
 

Der persönliche Bezug begann 1976. Es ist das Jahr, in dem ich – fast schon siebenjährig – Fan wurde. Seitdem habe ich keine Ausgabe verpasst. Meine Eltern übersiedelten mit mir und meiner Schwester Ende 1975 nach Österreich. Und als wir am 3. April 1976 Samstag lange aufbleiben durften wurde der Eurovision Song Contest zum Familienevent. Aufbleiben bis Mitternacht war wie Silvester. Das prägendste war aber: Die Ausgabe 1976 kam aus Den Haag, der Stadt meiner Großeltern und wo ich viel Zeit verbrachte. Und ich konnte die Stadt, die ich so gut kannte, im österreichischen Fernsehen sehen! Und mein neues Land wurde gleich Fünfter. Vielleicht hatte ich mein erstes Europa-Erlebnis. Ich fand das jedenfalls wunderbar. Und als mit der Startnummer 1 gleich die späteren Sieger aus Großbritannien- Brotherhood Of Man mit „Save Your Kisses For Me“ – auftraten, war ich verliebt. In den Song, in den Event, darüber mehr aus den Gastgeber-Länder und -Städte zu erfahren.
Das ist heute noch so. Nur dass ich mittlerweile lieber selbst hinfahre. Aber was lässt mich an diesem Event heute noch so faszinieren?
1. Europas Vielfalt
Kein anderer Event ermöglicht es, sich mit Musik, Sprache und popkulturellem (Trash-) Geschmack europäischer Länder auseinanderzusetzen. Das gibt es einfach bei keinem anderen Bewerb und bei keiner anderen TV-Show. Die Vielfalt Europas wird mit all ihre Höhepunkten und Abgründen hörbar und sichtbar. Welche Sänger_innen und Gruppen wollen für Estland antreten, und was singen die denn dort? Welche Ethnosounds sind gerade in Zypern angesagt? Ohne den ESC hätte ich keinen Grund mich damit zu beschäftigen. Und es macht Spaß!
2. Eine Party für Island und Aserbaidschan
Europa hat so viel und gleichzeitig so wenig gemeinsam. Fußballfeste, Politik, und was noch? Eben. Einmal im Jahr sitzt Europa vor den TV-Schirmen, von Island bis Zypern, von Portugal bis Aserbaidschan und feiert dieselbe Party. Das ist doch nicht nichts. (Übrigens: Australien und Neuseeland feiern immer mit. Der ESC ist dort ungemein populär!
3. Musikstrategien
Die verschiedenen Absichten und Strategien der teilnehmenden Länder ist auch immer spannend zu beobachten. Als Beispiel sei die serbische Siegerin 2007 erwähnt: Marija Šerifović hatte mit ihrem Beitrag „Molitva“ gar nicht die Absicht eine internationale Karriere zu machen. Sie wollte sich einen Namen am Balkan schaffen und dort Star-Status ersingen. Westeuropäische Länder haben im vorigen Jahrzehnt gerne negativ und höhnend über Osteuropa und „politisches Block-Voting“ berichtet. Dabei machten die etwas sehr Interessantes: Sie förderten heimische Künstler und Künstlerinnen, um ihnen eine Karriere in einer Region (z.B. dem Balkan) zu ermöglichen. Schlecht? Immerhin hat Deutschland erst mit Lena diese Idee übernommen. Und es hat funktioniert.
3. Musikstile
Der Variantenreichtum von Stilen ist unfassbar groß. Wer sich bereits mit den ersten Ausgaben des ESC aus den 50-er und 60-er Jahren beschäftigt, wird Unfassbares entdecken, wiederentdecken, lieben und hassen. Sanremo – die Mutter des ESC – war immer auch italienische Vorentscheidung und man hört plötzlich Evergreens wie „Quando quando quando“ oder „Io che non vivo senza te“ (bekannter als „You Don’t Have To Say You Love Me“). Man hört sich schwedische Schlagersänger an, genau so wie Cornelia Froboess, Matt Monro oder eben Udo Jürgens. Manchmal auch in der japanisch gesungenen Version. Herrlich! Und auch heute noch: Metal, Indie-Rock, Balladen und Ethno-Trash wechseln sich ab und eröffnen ein Kaleidoskop. Das gibt’s sonst einfach nirgends.
4. Sprachen
Die Sprachregelung ist beim ESC ein immer noch heiß diskutierte Sache. Und ehrlich: Ich vermisse die Regel, die bis 1998 galt und dass nur offizielle Sprachen eines Landes gesungen werden dürfen. Denn mit Sprachen beschäftigen ist auch beim ESC wunderbar möglich. Vor allem wenn diese Sprachen in einer Sprache verpackt werden, die überall verstanden wird: Musik.
5. Der Homo-Faktor
Der ESC ist ein Event der Lesben und Schwulen. Das ist er aber eben nicht ausschließlich. Die homosexuellen Fans dominieren zwar, haben aber selbst gar keine Lust, den Event als solchen einzuordnen oder den ESC darauf reduzieren zu lassen. Auch die Lesben und Schwulen wollen, dass der ESC eine Party für alle ist! Politische Okkupation (oft mehr als berechtigt!) lesbisch-schwuler Gruppen hat nie so richtig funktioniert. Als 2009 in Moskau eine verbotene Gay Pride den ESC nutzen wollte, um auf sich aufmerksam zu machen, ging das eigentlich in die Hose. Kaum ein ESC Fan ging hin. Das war aber nicht politisches Desinteresse, sondern liegt im Selbstverständnis des ESC: Wenn albanische Familien, türkische Ehemänner mit Frauen, norwegische Teenies, schwule Bären aus Barcelona, eine Lesbengruppe aus Holland und kreischende Tunten aus Deutschland gemeinsam eine Party feiern, trägt der ESC vielleicht mehr zu einem Miteinander bei, als es ein Gay Pride je tun kann. Das sind so die magischen Momente, die man vor Ort erlebt.

6. Migration
Migrant_innen, deren Sprachen und Musikstile, die etwa bei uns auf Wiens Straßen und Nachtclubs Einzug gehalten haben, werden auf der Bühne dargebracht und in den öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten gezeigt. Das passiert ja eigentlich so gut wie nie – außer vielleicht auf Okto. Dieser Aspekt wurde bisher nur beim „Diaspora-Voting“ sichtbar – etwa, dass Länder wie Deutschland oder Österreich beim Voting traditionell der Türkei und Serbien viele Punkte geben (was seit Wiedereinführung der Juries und ihrer 50{6f8c26ad3fabc3ab9e5403d0d68a89bc5a2f8a366172fd8ffa8095b282dbc8a7}-igen Einflussnahme auf das Endergebnis ohnehin wieder weniger bedeutend wurde). Positive Aspekte diesbezüglich werden noch viel zu wenig wahrgenommen und gesehen. Bzw. gehört.
Ich könnte jetzt noch viel mehr ausführen – etwa, dass man sich einmal im Jahr mit unzähligen Freunden und Freundinnen aus allen möglichen Ländern trifft, dass man in einer ESC Host-City die Schwulenbars nicht mehr wiedererkennt und was da lost ist, wie wunderbar es ist Städte kennenzulernen, in die man wohl sonst nicht fahren würde (Ehrlich: Düsseldorf stand nie auf meiner Liste!) – und und und….

Ja, der Eurovision Song Contest. Wenn es ihn nicht gäbe, man müsste ihn erfinden. Es gibt ihn aber mittlerweile seit 1956! Diese TV-Tradition ist ja auch nicht nichts….
Aber jetzt halte ich Nadine Beiler die Daumen. Jawohl!

Foto: Türkische Fans, israelische Fans und ich mit isländischer Fahne machen Party in Oslo, Mai 2010

Meine drei Lieblingsliebeslieder

Man mag Valentinstag hassen, ignorieren oder feiern: Die Liebe ist ja an sich was Schönes und beschäftigt uns seit es Menschen gibt. Wir schreiben darüber Romane und Gedichte, malten Gemälde und in der Musik spielt die Liebe immer noch die Hauptrolle aller Themen, die je besungen wurden.
Meine drei Lieblingsliebeslieder sind eine subjektive Momentaufnahme, aber ich habe länger darüber nachgedacht:
Platz 3
Jane Birkin & Serge Gainsbourg – Je t’aime… moi n’on plus

Dieses Lied ist so alt wie ich. Als das Lied 1969 erschien war es ein Skandal, was die Verkaufszahlen nur noch mehr steigern ließ. Was ich an diesem Lied so mag: Einerseits war es ein Tabubruch in Zeiten der sexuellen Befreiung. Kaum ein anderer Song zeigt so eindringlich, dass es in der Liebe nicht nur um romantische Gefühle, Blumensträuße und Händchenhalten, sondern eben auch um Sex geht. Andererseits bricht das Lied die Kombination Sex und Liebe ironisch. Schon der Titel lautet ja „Ich liebe dich… ich dich auch nicht“. Manchmal handelt es sich vielleicht doch mehr um Geilheit und weniger um Liebe, aber allzu schnell rutscht einem ein „Ich liebe dich“ raus. Maintenant, viens!

Platz 2
The Smiths – There Is A Light That Never Goes Out
The Smiths waren und sind meine größten Heroen. Das war in meiner Jugend so und stimmt auch jetzt noch. Die Kombination Johnny Marr und Morrissey sind für mich unerreicht, sowohl was die Lied-Kompositionen angeht, als auch die Gitarren-Stimmen-Kombination. Dieses Lied aus dem Jahr 1986 definiert Liebe als etwas so starkes, dass man sogar an jemandes Seite sterben möchte.

Platz 1
Toon Hermans – Lente me
Bitte hört euch das an, auch wenn ihr kein Niederländisch könnt. Gebt dem Lied eine Chance. Vieles dürfte auch für Deutschsprachige zu verstehen sein. Es ist schwer zu erklären, wer Toon Hermans (1916-2000) ist und was er alles kann, wenn man ihn nicht kennt. Conférencier, Kabarettist, Sänger, Komponist, und so vieles mehr. Trotzdem trifft keines dieser Begriffe sein Können nur annähernd. Man lacht sich über seine Komik kaputt, und trotzdem bleiben die Geschichten zeitlos und poetisch. Er schrieb auch Lieder, und Lente me ist eines seiner bekanntesten.
Übersetzbar ist Lente me schon recht schwer. Frühling wird als Verb benützt, also heißt es ungefähr „Ich frühlinge dich“. Und so geht das Lied weiter: „Ich sing dich, ich refrain dich“ heißt es zu Anfang an und die Liebe durchdringt das ganze Leben (Lente me, zomer me, september me), jedes Kunstwerk, das man betrachtet (Ik Rembrandt en ik Breughel je) und was man so alles zu sich nimmt (Ik koffie je en ik thee je).
Nachdem Toon Hermans Frau starb, konnte er dieses Lied nicht mehr singen, weil er sonst in Tränen ausbrechen würde. Vermutlich sagt das alles…
Entschuldigt die kurze Werbung vorab, sollte sie bei euch auftauchen. Das Lied ist nicht mehr auf YouTube zu finden.
Link:

Lieber Herr Lauda!

In der Tageszeitung Österreich beklagen Sie sich, Herr Lauda, über Alfons Haider. Grund ist Haiders Plan, in der ORF Sendung Dancing Stars mit einem Mann zu tanzen. Sie wollen sich nicht dafür entschuldigen müssen, heterosexuell zu sein. Außerdem wollen Sie Ihre Kinder beschützen, die sich sowas nicht ansehen sollen. In unserer Kultur würden nämlich Männer mit Frauen tanzen, und das sei schon immer so gewesen.
Im Web wird darüber schon herzhaft diskutiert, gelästert, gelacht und sich empört. Auf Twitter postete etwa User bassena ein lustiges Schuhplattler-Foto mit tanzenden Männern (Ausschnitt links). Ja, es tanzten auch Männer mit Männer. Und Frauen mit Frauen.
Aber nun zu Ihren Aussagen, Herr Lauda.

Sie sagen: Ich bin empört, dass sich der öffentlich-rechtliche ORF, der ja von unser aller Gebühren finanziert wird, aus reiner Quotengeilheit dafür hergibt, schwules Tanzen zu propagieren.
 
Nun, ich bin auch empört, denn mir wäre nicht bekannt, dass Lesben und Schwule von den Rundfunkgebühren befreit wären. Und Sie haben erst recht, wenn Sie gleichzeitig fordern würden, dass nur noch Heterosexuelle Gebühren bezahlen sollen! Und zudem könnte man die Frage stellen, wieso der ORF noch die Formel 1 überträgt und Menschen wie Sie überhaupt zu Berühmtheit verhilft. Immerhin ist in Zeiten des Klimawandels das Propagieren von CO2 kein wirklicher öffentlich-rechtlicher Auftrag. Und das alles nur wegen der Quotengeilheit! Sollten aber auch Lesben und Schwulen weiterhin ORF-Gebühren bezahlen sollen, so dürfen Sie auch vorkommen. Wenn ich die Prozentzahl sogar mal ganz weit unten ansetze, müssten also von 100 tanzenden Paaren mindestens 5 gleichgeschlechtlich sein.

Sie sagen: Bald kommt die Zeit, da werden wir uns noch alle öffentlich dafür entschuldigen, dass wir heterosexuell sind.
 
Das tut mir leid, dass Sie das Gefühl haben, sich dafür entschuldigen zu müssen. Also meinetwegen brauchen Sie sich echt nicht zu entschuldigen. Ich finde Heterosexualität ja vollkommen natürlich und respektiere das. Denn wir Lesben und Schwule kennen das Gefühl. Wir müssen schon seit Jahrhunderten verleugnen, entschuldigen, die Beichte ablegen oder wurden deshalb einst interniert und getötet (in vielen Ländern der Erde ist das heute noch so). Zudem sind es nach wie vor vorwiegend Heterosexuelle, die Lesben und Schwule in die Welt setzen.

 

 

 

Sie sagen: Ich will nicht, dass meine Kinder im ORF sehen, dass ein Mann mit einem Mann tanzt – und dass sie glauben, das nachmachen zu müssen.
Tja, Sie überschätzen wohl die Macht des Fernsehens. Und die Macht des Vaters. Weder Sie noch der ORF werden beeinflussen können ob Ihre Kinder schwul, lesbisch, bisexuell, transsexuell oder heterosexuell sind bzw. werden. Und wären Sie ein guter Vater, würden Sie Ihre Kinder einfach die Freiheit geben, ihre Identität selbst zu entdecken. Damit das wiederum funktioniert, kann ein verständnisvoller Vater seinen Kindern auch erklären, dass die Welt bunt und vielfältig ist. Außerdem: Darf der ORF bald auch nicht mehr über Verbrechen wie Fritzl oder Kampusch berichten? Kinder könnten dann ja meinen, die Heterosexualität sei etwas ganz, ganz Schreckliches. Quasi Werbung für Homosexualität.
 
Sie sagen: Ich fordere, dass der Herr Generaldirektor Alex Wrabetz, der ja in aufrechter Ehe lebt, diese schwule Tanz-Nummer stoppt – und dass man dem PR-geilen Alfons Haider nicht gestattet, im öffentlich-rechtlichen ORF eine schwule Show abzuziehen. Und ich fordere, dass auch der Stiftungsrat und die Politiker hier ein klares Wort sprechen.
Was wäre wenn Wrabetz mit einem Mann verheiratet wäre? Nur mal theoretisch angedacht. Würde das alleine reichen, dass er kein Generaldirektor werden darf? Und was werfen gerade Sie Alfons Haider eigentlich vor? Sie beide leben ja von der Seitenblicke-Gesellschaft und von der ORF-Quotengeilheit. Sie haben mehr gemeinsam, als Sie glauben! Und ich fordere nicht, sondern bitte den ORF Stiftungsrat und meinetwegen auch Politiker und Politikerinnen um ein klares Wort: Dass nämlich ein öffentlich-rechtlicher Sender die Vielfalt der Gesellschaft auch zu repräsentieren hat.
Sie sagen: Es tanzt ja nirgendwo ein Mann mit einem Mann – in keiner Disco, auf keinem Ball –, nur im ORF, weil der damit Quote schinden will.
Wie schon oben angedeutet. Schauen Sie sich mal so einige Schuhplattler an! Oder waren Sie schon mal am Regenbogenball? Oder haben Sie WIRKLICH nie Frauenpaare tanzen sehen? Sind Sie blind? Eh eine gute Nebenfrage: Hätten Sie auch etwas gegen zwei tanzende Frauen? Oder wäre das eh geile Quotengeilheit?

 

 

 
Sie sagen: Ich habe überhaupt nichts gegen Homosexuelle. Im Gegenteil. Ich habe jede Menge Schwule in meiner Fly Niki angestellt, sogar als Ausbildner.
Tja, und was sollen diese Ihre Mitarbeiter (gibt es eigentlich auch Lesben in Ihrer Gedankenkonstruktion?) nun von Ihnen denken? Nebenfrage: Gelten in Ihren internen Betriebsvereinbarungen eigentlich die selben Rechte und Pflichten bei Ehe und Eingetragener Partnerschaft? Würde mich nur mal interessieren.
Sie sagen: Ich befürchte eben, dass der ORF das in seiner Quotensucht zum Trend hochstilisiert. Und ich will nicht, dass tanzende Schwule wie Alfons Haider Vorbild für die Jugend sind. Ich will auch nicht, dass ich mich eines Tages dafür entschuldigen muss, dass ich heterosexuell bin.
 

 

 

Keine Sorge, Herr Lauda! Es gibt viele, die meinen, dass ein Herr Lauda kein Vorbild für die Jugend ist. Denn Vorurteile sind von vorgestern. Sie müssen sich auch nicht für Ihre Heterosexualität entschuldigen. Aber für Ihre dämlichen Aussagen sollten Sie das allemal tun!
 

 

 

Zum Schluss noch: Was, wenn der Tanzpartner von Alfons Haider heterosexuell ist, aber einfach weniger Probleme damit hat, als Sie, Herr Lauda?
 
Alle Zitate aus besagtem Österreich-Interview. Foto: Ausschnitt von einem Foto von der Website des Traminerhofs
 

 

 

Ich bitte um eure Stimme auf der Landesversammlung der Grünen Wien

p.p1 {margin: 0.0px 0.0px 0.0px 0.0px; font: 12.0px Helvetica} p.p2 {margin: 0.0px 0.0px 0.0px 0.0px; font: 12.0px Helvetica; min-height: 14.0px} Am 14.11. entscheiden die Grünen Wien auf ihrer Landesversammlung viele Dinge. Es wird – wenn es sich verhandlungstechnisch ausgeht – ein historischer Tag. Nämlich dann, wenn über eine Wiener Koalitionsvereinbarung abgestimmt wird. Neben diesem Höhepunkt werden auch Personalentscheidungen per Wahl gefällt. Die internen Funktionen von den Mitgliedern der Grünen Wien, die politischen Mandate auch von den Unterstützer und Unterstützerinnen. Zum Beispiel, wer Bundesrätin und Ersatzkandidat wird.Das Statut der Grünen Wien sieht vor, dass die neue Bundesrätin eine Frau wird, da der Gemeinderatsklub genau zur Hälfte aus Frauen und Männer besteht. Und das ist auch völlig okay so. Daher kandidiere ich für den Ersatz.Kommen wir wieder auf die rot-grüne Koalition zurück: Viele Aufgaben werden auch auf die Grünen zukommen. Daher ist die Kandidatur als Ersatz zum Bundesrat für mich eine ernsthafte Sache. Durchaus möglich, dass Jennifer Kickert zur Bundesrätin gewählt wird. Wie ich finde, wäre das eine hervorragende Wahl! Ich kenne Jennifer seit vielen Jahren. Sie war Gründungsmitglied der Grünen Andersrum und in der vorigen Periode „meine“ Bezirksvorsteher-Stellvertreterin in meinem 15. Bezirk, wo sie sehr gute Arbeit geleistet hat.Jennifer Kickert ist auch diejenige, die als dreizehnt platzierte auf der Gemeinderatsliste als erste Frau in den Gemeinderat nachrücken würde. Daher ist die Ersatzkandidatur auch eine wichtige Entscheidung, weil es eine reale Nachrückchance gibt.Lange Rede, kurzer Sinn: Ich kandidiere für diesen Ersatzplatz um bitte um Eure Stimme.Nachdem ich in der nächsten Periode nicht mehr im Gemeinderat sitzen werde sowie die letzten Tage mit Koalitionsverhandlungen im Bereich Kultur verbracht habe, widme ich meine Aufmerksamkeit nunmehr voll dieser möglichen Aufgabe, die mich tatsächlich sehr reizt.Aber warum soll jemand überhaupt in den Bundesrat wollen?Meine Motivation für diese Aufgabe lässt sich in drei Punkte zusammenfassen:Der Bundesrat hat eine Brückenfunktion zwischen Bundes- und Landespolitik. Diese Funktion ist – meiner Meinung nach – in den letzten Jahren nicht wirklich erfüllt worden. Dies möchte ich ändern, sowohl in meiner alltäglichen politischen Arbeit nach außen, als auch grünintern.Zudem ist der Bundesrat ein für viele unbekanntes Wesen – auch für Menschen, die sich politisch interessieren! Um für den Bundesrat mehr Transparenz zu erreichen, möchte ich von den Sitzungen und von der Arbeit in diesem Gremium bloggen und berichten, damit alle – Grüne und Nichtgrüne – mehr über den Bundesrat erfahren können. Auch in meinem Freundeskreis meinen viele, dass der Bundesrat etwas ist, das man besser abschaffen soll, weil niemand weiß, was dort genau passiert. Ändern wir das doch! Und diskutieren wir offen darüber.Ich habe in den letzten Jahre erfolgreich Netzwerke aufgebaut und dadurch Grüne Politik kommuniziert. Ob Lesben, Schwule und Transgender, die jüdische Gemeinde, die Kulturszene oder die Web-Community: Den Austausch zwischen Grüner Politik und Netzwerke würde ich gerne weiter vorantreiben und in den Dienst des Grünen Projekts stellen. Dass ich der Grüne mit den viertmeisten Vorzugsstimmen war, zeigt den Erfolg, wie ich meine.Ich bitte dich daher, falls du wahlberechtigt bist, am 14.11. zur Landesversammlung der Grünen Wien zu kommen, einen hoffentlich historischen Tag gemeinsam zu erleben – und mir deine Stimme zu geben.Euer Marco.

Ich lade ins Kino: 8.11., 19:30 im Cinemagic: Zwischen allen Stühlen

Ich lade gemeinsam mit Stadtrat David Ellensohn und dem KlezMORE Festival ins Kino:
Zwischen allen Stühlen – Lebenswege des Journalisten Karl Pfeifer
Cinemagic (ehem. Opernkino), Friedrichstraße 4 (Karlsplatz), 1010 Wien
8. November 2010
Beginn: 19: 30 Uhr
rechtzeitig vorher dort sein (Zählkarten!)
EINTRITT FREI
in Anwesenheit von Karl Pfeifer

Da kommt ein 10-jähriger jüdischer Bub in Baden bei Wien rein rational drauf, dass es Gott gar nicht geben kann, flieht vor den Nazis nach Ungarn, von dort nach Palästina, wo er im Kibbuz lebt. Dort erhofft er sich einen sozialistischen Staat zu erkämpfen und schließt sich dem Israelischen Unabhängigkeitskrieg an, um wieder nach Österreich zurück zu kehren.

Als jüdischer Heimkehrer wissen die Behörden nicht, was sie tun sollen und verhören den jungen Mann. Nach dem Krieg versucht er immer wieder Österreich zu verlassen (Schweiz, London, Neuseeland), aber immer wieder kommt er nach Österreich – das Land, das ihn einst verjagte und doch nicht loslassen will. Und hier kämpft er unermüdlich für die Dissidenten in Ungarn und gegen Antisemitismus in Österreich. 

 

 

Ein gelungener Zeitzeugenfilm von Daniel Binder, Mary Kreutzer, Ingo Lauggaas, Maria Pohn-Weidinger und Thomas Schmidinger  

 

 

Eine Rezension des Films habe ich bereits vor zwei Jahren geschrieben: HIER

Ich freue mich, euch im Kino begrüßen zu können. Es ist meine vorläufig (!!) letzte Einladung als noch amtierender Gemeinderat und zum Teil auch ein programmatischer Abschied…

Trotzdem: Danke!

Die Wahl ist geschlagen, ich bin wohl ab Ende des Jahres nicht mehr im Wiener Gemeinderat. Die Chancen, dass ich nachrücke sind zwar theoretisch noch gegeben, aber eher unwahrscheinlich.Ich werde jetzt keine Analyse machen, was notwendig wäre, um die Grünen, die Stadt und das Land erblühen zu lassen. Ideen habe ich, und die werde ich sicher auch hier weiter kundtun. Man möge mir verzeihen, dass ich jetzt keinen öffentlichen Schnellschuss mache.Ich möchte mich aber vor allem bedanken! Ich habe in den letzten Wochen unglaubliche Unterstützung erfahren und weiß, dass es viele Menschen gibt, die meine Arbeit schätzen und mich dabei unterstützten. Also. Shout outs to:den (bisher) 620 Menschen, die mir eine Vorzugsstimme gegeben haben (ohne die Stimmen in den Wahlkreisen mitzurechnen), und mich daher zum viert erfolgreichsten Grünen Wiens machten. Darauf bin ich schon stolz. Ein 4. Platz hinter den nunmal medial prominenteren Alexander Van der Bellen, Maria Vassilakou und Christoph Chroherr erreicht zu haben.“meinen“ Mitarbeiter_innen, allem voran dem ganzen Pressebüro, Peter Kraus, Hansi Eitler, Daniela Birk, Willi Dolleschall, Sabine Pfeifer, Maria Sofaly, Rosi, Harry, und und und. Ihr werdet mir am meisten fehlen, aber ich bin sicher: Wir sehen uns öfter, als euch lieb sein wird!Den Aktivist_innen der Grünen und den Grünen Andersrum, die im Wahlkampf sehr aktiv waren: Stefan, Ursula, Peter, Ewa, Petra, Susi, Erik und und und. Ich bleibe Euer Sprecher und werde meinen Kampf für ein queeres Wien sicher nicht aufgeben!Den vielen Blogger_innen, der Twitteria und den zahlreichen Freund_innen und Freunden, die auf ihren Blogs, über Twitter, Facebook, per Email, per öffentlichen Aufrufen (Danke vor allem Karl Pfeifer!), per Telefon oder im Direktgespräch versuchten, Menschen zu mobilisieren und mich und die Grünen unterstützten.Peter Fuchs und den freien Plakatierern.Meinen Kolleginnen und Kollegen bzw, Mit-Kandidat_innen im Gemeinderat – alt und neu.Dem Infra-Team der Lindengasse, dem Grafik-Team und allen, die dort dafür sorgten, dass Regenbogenfahnen irgendwo geliefert wurden, dass meine Plakate gut aussahen, etc.Ralf Strobl, Eva Urthaler, Miriam Höhne, Manuel Simbürger und Team für ein unfassbar schönes Q:G Projekt. Das war ein Highlight!Den Menschen, die mir zuhören wollten und denen ich zuhören durfte, egal wo sie gerade von mir erwischt wurden – auf der Straße, bei Beisltouren oder sonstwo.meinem Mann und meinen engsten Freunden und Freundinnen, die mich im Wahlkampf aushalten mussten.den Menschen, mit denen ich im Wahlkampf coole Projekte machte: Emanuel Danesch, Paul Poet, Tina Walzer, Niki Kunrath, und viele mehr.Und last but not least: Maria Vassilakou, eine Freundin, eine hervorragende Spitze und sicher nicht diejenige, die für das Minus verantwortlich ist, sondern dafür verantwortlich ist, dass wir von einem tiefen Tief in ein weniger tiefes Tief fielen.Ich habe sicher jemanden vergessen. Sorry.Nicht bedanken tue ich mich bei den (paar) Grünen, denen ihre eigene Profilisierungsneurose wichtiger ist, als das Grüne Projekt, an das ich immer noch glaube.Und zuletzt sei versichert: Ich werde weiter kämpfen, meinen Mund nicht halten, aktiv bleiben, mich einsetzen, manchmal anecken und keine Ruhe geben. Meine Zukunft kenne ich zum jetztigen Zeitpunkt noch nicht (Jobangebote gerne hierher mailen :)), aber ich schmiede, denke und ja: ich muss auch ab und an eine Träne wegwischen. Zum Beispiel beim Schreiben dieser Zeilen. Dazu stehe ich, denn ich habe den Job verdammt gerne gemacht.Traurig aber, dass… Nein, das erzählt euch Oliver Ritter auf seinem Blog: LINKUnd ja: Comments welcome!Euer Marco!

Ich bitte um deine Stimme. Mit Vorzug.

Der (vermutlich) letzte Blogbeitrag vor der Wahl. Hat was Feierliches.

Seit mehreren Wochen bin ich in der Stadt und im Netz unterwegs, um für eine Grüne Stimme zu werben. Am Sonntag seid dann ihr dran und habt das schönste demokratische Recht überhaupt (auch wenn’s ja prinzipiell etwas demokratischer zugehen könnte, als „nur“ alle fünf Jahre ein Kreuzerl zu machen).
Das Kreuzerl bei den Grünen zu machen: Das sollte doch eine gute Wahl sein. Gerade 2010. Gerade in Wien. Warum? Hier ein paar Gründe:

Weil Maria Vassilakou tatsächlich eine außerordentliche Politikerin ist. Wer die Diskussionen im TV verfolgt hat, wird das bestätigen können. Und da ich seit Jahren mit ihr befreundet bin: Sie ist so, wie im TV!
Weil weitere Jahre einer von der SPÖ absolut regierten Stadt noch weniger Kontrolle bedeutet und noch mehr Machtrausch.
Weil es wahrscheinlich ist, dass die SPÖ die Absolute verliert und sich zwei ganz konkrete Fragen stellen: Soll die SPÖ mit der ÖVP oder mit den Grünen koalieren?
Weil rotgrün nur kommt, wenn Grün gestärkt wird.
Und weil rotschwarz die Koalition des Stillstands und der Blockade ist. Die Bundesregierung zeigt es ja. Ich sage nur: Bildungs-, Verwaltungs-, Gesundheitsreform, usw. Wer will das noch?
Weil es viele kompetente Grüne Menschen gibt, denen Stadtrat-Posten und Umsetzungskraft mehr als zuzutrauen ist.
Und das wichtigste blöderweise am Ende. Weil die Grünen viele wichtige Positionen haben, die der Stadt gut tun: Demokratie, Menschenrechte, Klimaschutz, Sozialpolitik, usw.

Vorzugsstimme

Ich habe in diesem Beitrag meine Arbeit der letzten fünf Jahre Revue passieren lassen, sowie in diesem und diesem Beitrag meine Vorhaben der nächsten fünf skizziert.

Meine Haltung dürfte bekannt sein: Kulturpolitik, Queerpolitik, Netzpolitik, differenzierte Debatten, keine schnellen Urteile (siehe Israel-Gaza-Beschluss im Gemeinderat), usw.
Ja, ich bitte um Eure Vorzugsstimme.
Dies ist folgendermaßen machbar:
Im Kästchen des „Stadtwahlvorschlags“ kann man meinen Namen (und einen zweiten) eintragen. Das ist die wichtigste Vorzugsstimme.
In den Bezirken 1./4./5./6. sowie im 3. und 15. Bezirk kann man mir eine Vorzugsstimme im Wahlkreis/Bezirk geben. Man kann dort meinen Namen auch in beide Kästchen eintragen.
Man kann mir auch eine Vorzugsstimme geben, ohne eine Partei anzukreuzen. Eine andere Partei ankreuzen, das geht leider nicht, denn dann ist die Vorzugsstimme ungültig.
Eine genauere Anleitung und eine Grafik gibt es am Blog von Christoph Chorherr hier.
Ich bedanke mich bei allen, die mich unterstützen. Ich hab Lust auf Zukunft! Du auch?
Güzel bir gelecek için!