Fahrplandaten der Wiener Linien unter Copyright?

Fahrpläne auf Google Maps und Co. nicht mehr verfügbar

Wer im Jahr 2010 mit Smartphone oder Notebook nach Wien kam, um die schöne Stadt Wien zu besuchen, wird sich vermutlich auch über Öffi-Fahrmöglichkeiten informieren wollen. Wie komme ich nach Schönbrunn oder ins Schloss Belvedere? Vielleicht war der Tourist vorher in New York oder Zürich und wollte sich in Wien diese Information ebenso schnell und einfach holen wie in den genannten Städten. Er startete Google Maps, gab eine Route ein, klickte auf den „Öffentlichen Verkehr“-Knopf und es kam … nichts. Information nicht verfügbar, heißt es.

Vielleicht hatte der Tourist ja Glück und ein netter Rezeptionist hat ihm den Hinweis gegeben, dass die Wiener Linien eine eigene Applikation für sein Smartphone entwickeln haben lassen, das sich qando nennt. Zwar suchte der Tourist bereits nach „Public Transport Vienna“ in einem App-Store, nur dass qando mit diesen Suchbegriffen gar nicht zu finden ist. Was diesem Touristen passierte, verärgert mittlerweile auch viele Wienerinnen und Wiener, die einfach nur mal schauen wollen, wie komme ich von A nach B, wie lange dauert es mit dem Auto, zu Fuß oder mit den Öffis; und seit Anfang 2010 feststellen mussten, dass dies nicht mehr geht. Und dann schlimmstenfalls das Auto nehmen.

Stadträtin Brauner muss handeln

Stadträtin Renate Brauner ist in ihrem Ressort für die Wiener Linien zuständig. Sie hat es in der Hand zu entscheiden, wem Fahrplandaten gehören. Gleichzeitig ist sie auch Präsidentin des Wiener Tourismusverbandes. Für wen wird sie sich einsetzen? Für ein vermeintliches Urheberrecht der Wiener Linien oder für die Kund_innen der Wiener Linien und dem Wiener Tourismus?

Wem gehören die Fahrplandaten der Wiener Linien?

Was wie eine Kleinigkeit klingt, ist ein wichtiges politisches Thema: Wem gehören steuerfinanzierte Daten? Open Data ist derzeit viel diskutiert. Sollen öffentliche Daten allen zur Verfügung stehen – ohne Copyright? Die Grünen sagen deutlich ja, denn öffentliche Daten sollen allen gehören und verarbeitet werden können, ob es Subventionen oder Fahrplandaten, Statistiken oder Wahlergebnisse sind. Immerhin sind diese Daten durch die öffentliche Hand finanziert worden, daher sollen sie auch allen gehören.

Wiener Linien betreiben Kund_innen-Vertreibung

Die Ausschließlichkeit der Fahrplandaten auf den offiziellen Webseiten der Wiener Linien und der von ihr finanzierten App qando schließt Benutzer und Benutzerinnen anderer Apps und Seiten völlig aus. Dabei müsste es Ziel der Wiener Linien mehr Kundinnen und Kunden für die Wiener Linien zu gewinnen.

Ein engagierter Entwickler entwickelte selbst ein Programm mit Fahrpläne in Wien für das Handy Nokia N900 und stellte es allen Userinnen und User gratis zur Verfügung. Die Wiener Linien forderten den Entwickler daraufhin auf, das Programm sofort zu entfernen. Dieser Bitte kam der Entwickler nach, seither gibt es für alle mit Nokia N900 allerdings keine Alternative. Und somit auch keine Fahrplan-Auskünfte.

Offensichtlich haben die Wiener Linien Exklusivrechte mit einer Entwicklerfirma abgeschlossen, die sowohl kund_innenfeindlich ist, als auch dem Grundprinzip der Öffentlichkeit widerspricht.

Ich will Open Data als Grundprinzip der Stadt.

Öffentlich finanzierte Daten sollen auch öffentlich verwertbar sein. Mehrsprachiges Service der Wiener Linien: Ob Durchsagen in den Stationen oder Apps der Wiener Linien für Smartphones: Tourismusfreundlichkeit und Weltoffenheit bedeutet auch Mehrsprachigkeit. Stadträtin Renate Brauner muss handeln, denn sie ist sowohl für den Wien Tourismus als auch für die Wiener Linien zuständig.

Ich werde daher in der Gemeinderatssitzung mit meiner Kollegin Ingrid Puller (Grün-Gemeinderätin und Straßenbahnerin der Wiener Linien) heute einen dem entsprechenden Antrag einbringen.

Einladung zum kulturpolitischen Afterwork.

Dass wir – die Grünen Wien – regieren möchten, ist bekannt. Aber was bedeutet das für die Kulturpolitik Wiens? Was macht eine Grüne Kulturpolitik aus? Welche Forderungen,Visionen und Konzepte bieten wir an bzw. welche Erwartungen gibt es an eineGrüne Kulturpolitik?Maria Vassilakou und ich laden am 14. September zum Afterwork-Meeting-Special zum Thema Kulturpolitik. Der Abend soll diskursive Plattform für Fragen und Antworten, zur Präsentation von Ideen aber auch Freiraum zum Meinungsaustausch werden. Alle, die Lust haben überKulturpolitik nachzudenken, sind herzlich eingeladen! Wir freuen uns!Wann: Dienstag, 14. September, ab 19.30 UhrWo: Restaurant NENI (Extrazimmer), Naschmarkt 510, 1060 Wien

50 Jahre OPEC: Ausstieg aus Öl ist nicht nur ökologisch sinnvoll.

Im März dieses Jahres öffnete die neue OPEC-Zentrale in der Wiener Wipplingerstraße ihre Pforten. Im Jahr also, in der der 50. Geburtstag gefeiert wird. Vom 10. bis 14.9.1960 wurde die OPEC in Bagdad gegründet. Seit nunmehr 45 Jahren sitzt die OPEC in Wien, die Mietkosten von € 1,8 Mio. teilen sich übrigens die Stadt Wien und die Republik Österreich. Allerdings bringt die OPEC eine hohe Wertschöpfung für die Stadt. Würde es allerdings ein internationales Kartellrecht geben, dürfte die OPEC gar nicht existieren. Aber da es diesbezüglich kein Abkommen gibt, dürfen die Staaten, die etwa 77,5{6f8c26ad3fabc3ab9e5403d0d68a89bc5a2f8a366172fd8ffa8095b282dbc8a7} der weltweiten Ölreserven kontrollieren, alles absprechen, was es abzusprechen gibt.Die OPEC ist allerdings mittlerweile kaum noch politisch, sondern nahezu ausschließlich ölpolitisch aktiv. Das politische Misstrauen der Mitgliedsstaaten untereinander ist groß. Die Geschehnisse nach dem Jom Kippur-Krieg 1973 gingen ebenfalls nicht spurlos an die OPEC vorbei. Bekanntlich boykottierten die OPEC-Länder westliche Länder und bestraften sie damit für die Unterstützung Israels. Daraufhin wurden Erdölfelder etwa in Alaska oder in der Nordsee erschlossen, die Macht der OPEC reduzierte sich. Politisch (abseits des Öls) ist sie seither selten geworden.Allerdings werden die Erdölreserven in den neu erschlossenen gebieten, aber auch in Russland, eher zu Ende gehen, als in den OPEC-Ländern, wie internationale Expert_innen immer wieder betonen. Die Bedeutung der OPEC wird also wieder zunehmen, so lange immer noch über 90{6f8c26ad3fabc3ab9e5403d0d68a89bc5a2f8a366172fd8ffa8095b282dbc8a7} des weltweiten Transports ölgetrieben ist.Gleichzeitig erhöht sich der Ölbedarf in China um enorme Mengen. China versucht bereits bilaterale Abkommen mit erdölproduzierende Staaten abzuschließen, um die Ölversorgung zu gewährleisten. Im Visier dabei unter anderem Venezuela und der Iran. Nur zum Vergleich: 2000 importiere China Öl im Wert von 18,9 Mrd Dollar. 2007 waren es 99,2 Mrd Dollar, China ist bereits der größte Auto-Absatzmarkt. Energieagenturen schätzen, dass China die USA bereits abgelöst hätte und auf Platz 1 der Energieverbraucher aufgestiegen sei. In Indien sind ähnliche Entwicklungen in den nächsten 10 bis 15 Jahre zu erwarten.Der weltweite Ölhunger wird sich also steigern, während die Ölreserven zurück gehen werden.Es lohnt einen Blick auf die politischen Ereignisse der Mitgliedsländer, als auch der Kriege in denen sie verwickelt waren, zu werfen. Diese aufzuzählen würde hier allerdings den Rahmen sprengen. Der Nahe Osten ist aber oft genug in den Medien, es kann sich jede_r selbst ein Bild machen, auch wie und durch wen diese Staaten regiert werden, wie die Bevölkerung (nicht) profitiert, wie Menschenrechte behandelt werden, usw.Mitgliedsländer der OPEC sind:AlgerienAngolaLibyenNigeriaIrakIranKatarKuwaitSaudi-ArabienVereinigte Arabische EmirateEcuadorVenezuelaBesonders über Staaten wie den Iran, die Kriege im Irak oder das diplomatisch pro-westlich agierende Saudi-Arabien, das gleichzeitig ein immer strenger werdendes wahabitisches Schreckensregime geschaffen hat, ist immer wieder zu hören und zu lesen. Erdöl finanziert repressive Regime.Der Ausstieg aus Öl (und Gas) wird meistens ökologisch begründet. Und das durchaus zurecht. Aber eigentlich ist es ein Gebot der Stunde, außen- und wirtschaftspolitisch unabhängig von Öl zu werden.Ob man nun gegen Ahmadinejad demonstriert oder Saudi-Arabiens Kurs kritisiert, ob man die Irak-Kriege verurteilt oder ob die Öko-Katastrophe in Nigeria betroffen macht: Im Hintergrund ist es immer das Öl das regiert und diese Staaten auch bestimmt. Mehr Demokratie, Rechtsstaatlichkeit oder Aufklärung ist dabei keine Priorität dieser erdölproduzierenden Staaten. Nicht wenige Menschenrechtsorganisationen in den jeweiligen Ländern sehen das Übel im Öl. Leider wird das sehr oft vergessen. Wenn etwa gegen den Iran zurecht demonstriert wird, konzentriert man sich gerne auf das Schreckensregime, dem Diktator, der Protestbewegung, der Bedrohung Israels (Übrigens: Mich würde es nicht wundern, wenn die neuesten technologischen Entwicklungen aus Israel kommen werden, ist es wohl das Land, das – zumindest politisch – am meisten von einer ölunabhängigen Welt profitieren würde), oder anderen Facetten. Aber über all dem steht das Öl (und Gas). Und unsere Abhängigkeit von diesem Produkt.Aber was soll ein Wiener Kommunalpolitiker da schon anrichten?Nun, in Wien kann man ebenso beginnen, wie in vielen anderen Metropolen. Think global, act local ist nicht nur ein einfach so daher gesagter Satz, sondern tatsächlich mögliche und angewandte Politik. Wien kann in die Forschung investieren und erneuerbare Energien fördern, kann seine Neubauten anders bauen (Passivhäuser) und bei Sanierungen auf einen wesentlich geringeren Energieverbrauch wert legen, kann Ölheizungen in den Mistkübel der fossilen Geschichte werfen. Das rettet zwar vorerst weder eine brutal unterdrückte Frau im Iran, noch wird es den Klimawandel aufhalten. Aber irgendwo muss ja begonnen werden, nur nicht aufgeben! Ich würde gerne in einer Stadt leben, die international vorzeigt, wie es gehen kann. Und dafür arbeiten.Man könnte sich übrigens auch mal fragen, on man die 1,8 Mio. € Miete für die reichsten Öl-Staaten der Welt tatsächlich aus der Tasche des Wiener und österreichischen Steuerzahlers begleichen möchte. Aber ob diese Debatte jemals kommt?Zur weitergehenden Lektüre empfehle ich auf Christoph Chorherrs Blog zu stöbern, der viele Beiträge zum Thema verfasste, zum Beispiel hier.

Donau City: Wo bleiben eigentlich die 10{6f8c26ad3fabc3ab9e5403d0d68a89bc5a2f8a366172fd8ffa8095b282dbc8a7} Kultur?

Diesen Artikel schrieb ich für die Grünen in der Donaustadt. Ich veröffentliche ihn gerne auch hier.

Zehn Prozent Kultur

10{6f8c26ad3fabc3ab9e5403d0d68a89bc5a2f8a366172fd8ffa8095b282dbc8a7} der Donau City sollten für Kultur- und Freizeiteinrichtungen genützt werden, so wurde es einst versprochen. In der Donau City wartet man vergeblich darauf.

Die ambitionierten Ziele von einst sind immer noch gesteckt: Der Mix in der Donau City sollte aus etwa 70{6f8c26ad3fabc3ab9e5403d0d68a89bc5a2f8a366172fd8ffa8095b282dbc8a7} Büro- und Geschäftsnutzung sowie 20{6f8c26ad3fabc3ab9e5403d0d68a89bc5a2f8a366172fd8ffa8095b282dbc8a7} Wohnnutzung bestehen. Die restlichen 10{6f8c26ad3fabc3ab9e5403d0d68a89bc5a2f8a366172fd8ffa8095b282dbc8a7} – so die Versprechungen der Stadtregierung – sollten für Freizeit- und Kultureinrichtungen zur Verfügung stehen. Von diesen Zielen ist die Donau City noch immer weit entfernt. Man mag über viele Stadtentwicklungsprozesse der Stadt zufrieden sein, eines ist Wien allerdings nicht gelungen: Auch die Kultur in diesen Prozess mit einzubeziehen.

Das Potenzial der Donau City ist nicht das Problem. Die Architektur steht im Vordergrund des neuen Wiener Stadtzentrums, wie es einst genannt wurde. Die Anbindung an die wichtigsten Verkehrsadern der Stadt konnte günstiger nicht sein, mit Donauinsel und Donaupark ist der Stadtteil Zentrum und Erholungsgebiet zugleich. Aber was ist ein Zentrum ohne entsprechende Kultureinrichtungen?

Hoffnung keimte mehrmals auf: Ein Guggenheim-Museum sollte von Hans Hollein gebaut werden. Die Idee wurde rasch wieder begraben. Die Akademie der bildenden Künste sollte einen Standort in der Donau City bekommen, hieß es nur allzu kurz. Auch dieses Vorhaben wurde nie realisiert. Ein Sea-Life Center, das die Meereswelten präsentieren sollte, schien das aussichtsreichste Projekt für die Donau-City. Doch auch die Umsetzung dieses Projekts durfte sich noch auf dem Meeresboden befinden. Starregisseur Peter Sellars sollte das „Haus der Kulturen“ mitgestalten. Auf die Frage, was daraus geworden sei, meinte er in Der Standard selbst: Keine Ahnung!

Kulturpolitik ist Querschnittsmaterie und hat sich auch in Stadtplanung und andere Bereiche einzumischen, hat aufmerksam zu beobachten: Wer wohnt wo und besucht welche Stadtteile und wie sieht es mit der kulturellen Nahversorgung aus? Für die Grünen bietet die Donau City nach wie vor ein großes Potenzial, und ein Angebot von zehn Prozent Kultur ist realisierbar. Dabei geht es nicht nur um große kulturelle Leitprojekte, sondern auch um die Implementierung von Kreativität für die BewohnerInnen des Stadtteils.

Wien hat immer noch zu wenige Musikschulen, warum also nicht eine in der Donau City errichten, die auch Pop, elektronische Musik und Deejaying anbietet, etwas das in ganz Wien fehlt? In Wien fehlt immer noch ein Filmzentrum, da es am Augartenspitz nicht verwirklicht werden konnte. Ware das nicht etwas für die Donau City? Im Prater wird derzeit das Atelier von Alfred Hrdlicka geräumt. Was wäre, wenn in der Donau City nicht nur Hrdlickas Kunst gesehen werden kann, sondern junge Menschen auch das Bildhauern erproben und erlernen konnten?
Ideen gäbe es genug, die Stadt- und die Kulturpolitik musste aber ihren starren und scheinbar vorgegeben Rahmen verlassen und Neues zulassen.

Alles Walzer! Der Flashmob mit Wiener Blut.

Wiener Blut ist vor allem eines: Ein schöner Walzer von Johann Strauß Sohn. Aus einer Zeit, als ein interkulturelles und buntes Wien so richtig begann und Wien sich zu einer Weltmetropole entwickelte – mit vielen Sprachen und bunten Menschen. Das was Wien ausmacht eben.*Gemeinsam mit Hikmet Kayahan von Das Bündnis habe ich daher eine Idee geboren: Lassen wir das bunte und vielfältige Wien doch mal Walzer tanzen! Auf Wiener Blut natürlich. Und das eine hakbe Stunde bevor die FPÖ ihren Wahlkampf in der Lugner-City beginnt.Ort: Urban Loritz Platz, 1150 Wien(Ausgang U6)Zeit: 2. September 2010, 17:30 (pünktlich!)Seid dort! Wenn die Walzerklänge beginnen einfach eure Partnerin oder Partner nehmen (oder den oder die nächste schnappen) und walzer tanzen. Dauer: Circa 10 Minuten.Ich freue mich auf euch!*kleine historische Anmerkung: Wiener Blut wurde kurz vor dem Tod von Johann Strauß Sohn auch zu einer Operette. Librettisten waren die Juden Victor Léon (eigentlich Victor Hirschfeld) aus Bratislava und Leo Stein aus Lemberg, Ukraine. Ohne Zuwanderung, kein Wiener Blut!

Wenn eine Partei eine "Islamistenpartei" ist, dann die FPÖ

Michael Häupl und HC Strache werden sich vermutlich sehr freuen, haben sie doch ihr gewünschtes (und absurdes) Duell um Wien ausgerechnet bei der Frage, ob denn die SPÖ eine „Islamistenpartei“* sei, wie die FPÖ meinte. Häupl verlangte heute eine Entschuldigung.Absurd sind beide Äußerungen, aber nehmen wir doch einfach einmal an, man dürfte doch irgendeine Partei hier in der Stadt eine „Islamistenpartei“ nennen. Ich würde diesen zweifelhaften Award ohne zu zögern der FPÖ geben.Warum?Wer als Migrant oder Migrantin nach Wien kommt, wird in diesen Jahren Anderes erleben, als etwa die so genannten „Gastarbeiter“ es in den 70-er Jahren erfahren konnten. Damals dachte man noch, dass die eh wieder alle zurück gehen und man brauchte sie ja gerade irgendwie. Die FPÖ hat aber seit über zwei Jahrzehnten ein Klima der Feindseligkeit geschaffen. Dieser Feindseligkeit haben sich große Teile der ÖVP (Fekter!) angeschlossen. Aber auch die SPÖ meint, der FPÖ hinterher hinken zu müssen und macht fleißig mit beim Beschließen von strengerem Fremden- oder Asylrecht.Das Klima, das sich wie ein Virus verbreitete – die „Ausländer“ seien an allem Schuld – führte zwangsläufig zu einem Besinnen auf andere Werte und andere Vorstellungen innerhalb der zugewanderten Communities. Warum soll ein junger Mensch, dem aufgrund seiner Herkunft keine Karriere ermöglicht wird, sich großartig bemühen, wenn die aufnehmende Gesellschaft ohnehin nur sagt, wie furchtbar diese „Ausländer“ nicht sind? Man kann dies oft sogar bei der 2. Generation beobachten. Die Identitätssuche junger Migrant_innen kann daher von radikalen Kräfte missbraucht werden. Im Grunde treibt die FPÖ junge Menschen in die Fänge dieser radikalen Kräfte. Denn sie hat dieses Klima zu verantworten.Die FPÖ braucht zudem die von ihr als „Parallelwelten“ bezeichnete Gesellschaft. Die FPÖ braucht mehr Kopftücher, Schleier, nicht deutsch sprechende Menschen, um auf diese zeigen zu können: Sehr her! Wir haben es immer gesagt! Sie braucht die Migrant_innen für ihre Stimmenmaximierung. So erklärt sich ja auch, dass die FPÖ absurderweise Plakate wie „Deutsch statt nix verstehen“ affichiert, aber im Gemeinderat nahezu jeden Deutschkurs oder Sprachoffensive ablehnt. Sie will nur Prozente, sonst nix. Mit Politik hat das jedenfalls nichts mehr zu tun.(Weiterführender LINK: Blogbeitrag vom 9.6.2009 „Warum eine FPÖ-Stimme mehr Migration bedeutet.“)Diese Liste ließe sich endlos fortsetzen. Was wären also die geeigneten Maßnahmen, um eine (übrigens sehr sehr kleine!) Minderheit der Migrant_innen vor den Fängen von radikal-islamistischen Strömungen zu beschützen?Es kann nur bedeuten, Integrations- und Diversitätspolitik endlich ernsthaft anzugehen. Es ist eine harte Arbeit, aber sie MUSS gemacht werden, u.a.:Bildungschancen für alle, und keine Zwei- oder Drei-Klassen-Schulen, sodass bereits Sechsjährige die Arschkarte ziehen und nie eine Chance auf Karriere haben werden.Eine freundliche Aufnahme und Begleitung von Zugewanderten, denen alle Möglichkeiten und Bildungen angeboten werden, deren Qualifaktionen aus dem Herkunftsland anerkannt werden – aber denen auch Grundregeln von Menschenrechten, Demokratie und Gleichbehandlung nahegelegt werden.Die Chance begreifen, was Vielsprachigkeit einer Stadt bedeutet – für die Kultur und für die Wirtschaft!Die 2. und 3. Generation nicht als Migrant_innen sehen, sondern als unsere eigenen Wiener Kinder.Ich kenne kaum ein europäisches Land, in dem etwa beim öffentlich-rechtlichen Fernsehen kaum Migrant_innen zu sehen sind. Warum wird die ZiB nicht von einem Menschen bosnischer Herkunft moderiert? Das ist dieses Klima, das ich meine – geschürt von der FPÖ, beschleunigt durch Krone-Leserbriefe und Fekterscher Innenpolitik (im Fall des nicht existierenden ZiB-Moderators auch verschuldet durch den ORF selbst), das sich in diesem Land auf widerwärtige Art festgesetzt hat.Zudem: Wer globale Migrationsströme verstehen will und dagegen etwas unternehmen möchte, wird nicht umhin können, unser Wirtschaftssystem und den Klimawandel zu berücksichtigen – und verstehen, dass hier der Grund fürMigration liegt. Die Kürzung von Hilfsgeldern für arme Staaten ist also auch nicht die Lösung, sondern bewirkt genau das Gegenteil. Erstaunlicherweise ist es wieder die FPÖ, die keine armen Regionen in der Welt Geld geben will. Was allerdings mehr globale Migration bedeuten würde.*Ich lege natürlich Wert darauf, hier festzuhalten, dass radikale Strömungen innerhalb des Islams eine kleine Minderheit ist. Das Pauschalieren, den Islam insgesamt als Böse zu bezeichnen (und andere Religionen auszusparen oder gar – siehe Holzkreuz – sie gegen den Islam zu benutzen) ist einfach falsch. Radikale Kräfte sind ein Problem, und dem gehört natürlich auch politisch begegnet.

Lass dich nicht fektern!

Vorratsdatenspeicherung, Überwachungsstaat, ein Polizeisicherheitsgesetz, das die Justiz ausschaltet: Österreich ist auf dem besten Weg, den metternichschen Polizeistaat wieder einzuführen, Bürger_innen sollen wieder stärker überwacht werden. Ein Erbe von 9/11 und den panischen Folgen.Andere EU-Länder wehren sich zurecht gegen die Vorratsdatenspeicherung. So hat das deutsche Verfassungsgerichtshof bereits einige Punkte bemängelt und Irland strengt ein Verfahren an. In Österreich scheint der Bundesregierung das Ganze aber ganz gut in den Kram zu passen. Kein Widerstand, sondern höchstens langsames Umsetzen. Leider aber auch wenig öffentliche Diskussion.Wir haben daher gestern ein Video präsentiert: Lass dich nicht fektern!Wir präsentierten das Video vor dem Innenministerium. Wo denn sonst? Hier das Video dazu:

Einladung: Sommergespräch am 19. 8., 19 Uhr im Museumsquartier

Über die bedauerliche Absage von Dr. Werner Müller habe ich hier bereits gebloggt. Ich bin aber glücklich, dass Markus Spiegel Zeit findet, um zu diskutieren! Er hat GiG Records gegründet und unter anderem Falco entdeckt. Viele werden ihn noch als Analyst in der ORF-Show Starmania in Erinnerung haben.
Er wird mit Peter Sunde, Mitgründer von The Pirate Bay und Flattr, Susanne Kirchmayr alias DJane Electric Indigo sowie Europa-Abgeordnete Eva Lichtenberger diskutieren.
Ich lade Euch nochmal herzlich zum Grünen Sommergespräch ein:
Donnerstag, 19. August, 19 Uhr, Hof 8 im Museumsquartier. Eintritt frei! ACHTUNG: Diskussion in englischer Sprache.

So sollte man Shared Space eher nicht einführen.

Wenn Sie im 5. Bezirk zu Fuß oder mit dem Fahrrad unterwegs sind, kann das sehr verwirrend sein. Zum Beispiel zwischen Pilgramgasse und Gürtel.
Anfangs versteht man die Bodenmarkierungen noch ganz gut:

20 Meter weiter sieht es aber plötzlich so aus – und ja, das Foto entstand in dieselbe Fahrtrichtung:

Derjenige, der mir diese Fotos schickte (Danke, Rainer Jäger!), nannte den Weg Tempelhüpf-Weg. Leider ein gutes Beispiel, wie man Shared Space wohl nicht einführen soll.

Gemischte Wege sind nämlich nicht prinzipiell abzulehnen. Shared Space ist ein sicher spannendes Modell, wie Verkehr zukünftig gestaltet werden kann. Aber bevor man es einführt, sollte man das vielleicht es doch mal erklären – und vor allem: Was ist eigentlich mit den Fahrbahnen der Autos daneben? Da wird natürlich nichts geshared…